Jetzt im Frühling wandern wir am liebsten Richtung Süden, der Sonne entgegen. Weil wir im Süden wohnen – im Süden Südtirols – dürfen wir direkt vor der Haustür starten.
Wir marschieren vom Traminer Viertel “Finnland“ über St. Jakob zum Einstieg des Gewürztraminerweges, dann den Wein-Themenweg bis zur Fraktion Rungg und anschließend auf dem Panoramaweg „Runggner Weg“ weiter bis nach Kurtatsch.
Zwischen dem Kastelazweg, der von Tramin nach Kurtatsch führt, und den Grauner Wänden befindet ich der Traminer Bannwald. Es ist ein steiler Wald mit Sträuchern und Bäumen, die auf Karbonatgestein stehen und mit Trockenheit gut zurechtkommen. Mannaeschen und Hopfenbuchen kommen hier ebenso vor wie Flaumeichen.
Am Kastelazweg
Zwei Wanderpfade queren den steilen Bannwald. Am Beginn des Kastelazweges biegt rechts der 6er-Steig, unter den Einheimischen „über die Turmhöhe“ genannt, hinauf und bringt den Wanderer hinauf auf die Zoggler Wiese. Ungefähr auf Halbweg des Kastelazweges biegt der Wandersteig „Lochweg“ hinauf nach Graun, indem er die Grauner Wände überwindet.
Um 9.00 Uhr vormittags erkundete ich einen Seeblick-Aussichtspunkt am Mitterberg. Wanderer kommen dort eher wenige vorbei. Es sind eher die Mountainbiker, die den Mitterberg für sich entdeckt haben. Wie auch immer, ich hatte mir von einer Mountainbikerin den GPS-Punkt geben lassen und machte mich dann auf den Punkt à la Geocaching zu suchen. Dabei schlich ich auf Trampelpfaden durch das Unterholz holte mir so manchen Pikser an Stechenden Mäusedorn, fand aber schlussendlich den Punkt, der einen herrlichen Ausblick auf den Kalterer See Richtung Tramin bietet. Wie so oft bei solch wunderschönen Panoramapunkten hielt ich mich sehr lange auf.
Ausblick auf den Kalterer See vom Mitterberg aus
Plötzlich ein Rascheln hinter mir. Ich drehte mich um, da stand ein Jagdhund. Kurz darauf durfte ich einen Jäger grüßen. Wir kamen ins Gespräch, redeten über dies und das auch über die wunderbare Landschaft. Er erklärte mir, dass es hier auf dem Mitterberg noch ein zwei weitere gute Aussichtpunkte gäbe und ich nur da rauf müsse, dann rechts abbiegen solle, bei einer Lichtung rechts hinunter müsse usw. Das tat ich dann auch und traf wie versprochen die zwei weiteren Aussichtspunkte auf den Kalterer See an.
Die Apfelblüte ist im vollen Gang. Da bietet sich ein Spaziergang über die Güterwege Choleraweg und Brenntalweg förmlich an. Wie so oft starten wir von zu Hause, dem Mandhof, aus. Über den Gelogie-Themenweg Geoweg geht es hinunter zum Winzerhof, dann über Gehsteige die Rechtenthaler Straße und anschließend die In-der-Au Straße bis zur Kellerei Tramin weiter. Nun bringt uns ein dem Höllentalbach entlangverlaufender Spazierweg bis zum Choleraweg.
Choleraweg
Rechts Weinberge, links Apfelbäume. Der Choleraweg, einstmals entstanden als Umgehung fürs Dorf Tramin entstanden, um dem Cholera verseuchten Ortskern, auszustellen, hat er heutzutage eine viel erfreulichere Funktion. Er dient nun nicht nur den Bauern als Zufahrtsweg zu ihren Weinbergen und Obstwiesen, sondern auch uns Spaziergänger als gemütliche Wandermeile.
Blick durch die Apfelblüte hinauf nach Tramin
Neben den ausnahmslos weißen Blüten der Apfelbäume blüht heute auch der gelbe Löwenzahn und so spazieren wir durch ein Blütenmeer aus Weißgelb.
Wir beginnen die Rundwanderung am Rathausplatz in Tramin. Zwischen dem Cafe „sˋPlatzl“ und dem Eingang zu Weinbar des Weinguts J. Hofstätter zeigt ein hölzerner Wegweiser den Kirchensteig an. Dieser bring uns zwischen zwei Mauern, am B&B Gartenheim vorbei bis vor den Ansitz Überbacherhof. Hier biegen wir scharf nach rechts ab und dürfen nun über den Kirchensteig mitten durch Weinberge zum St. Jakob Hügel aufsteigen. Der Steig gewinnt schnell an Höhe, sodass das Weindorf Tramin bald in der Totalen erfasst werden kann.
Der steile Kirchensteig führt, vorbei an einem Herrgott, hinauf auf die Schneckenthalerstraße
Bei einer Bank mündet der Kirchensteig in der Schneckenthaler Straße. Wir folgen ihr nach rechts. Hinter dem Zedernhof bei der Frühstückspension Panorama gabelt sich die Straße. Wir halten uns rechts, denn wir wollen zum St. Jakob Kirchlein hinüber. Das ist mit einem Abstecher von nur 100 m schnell erreicht. Im Inneren des Kirchleins begeistern einmalige Fresken den Kultur interessierte, von außen hat der Landschaftsbegeisterte einen traumhaften Weitblick über Tramin, der vom Kalterer See im Norden bis zur Rungg im Süden reicht.
Zwei Weindörfer, zwei Weinlehrpfade eine Wanderung. Geht das? Natürlich und sogar als Rundwanderung, wo man in die Themenwege einsteigt ist somit egal.
Wir starten in Tramin, am Dorfplatz und marschieren, durch das malerische Ortsviertel Betlehem, die Schneckenthaler Straße hinauf. In einer engen Rechtskurve ist das Schild Gewürztraminerweg nicht zu übersehen. Mächtig, groß, fast brachial hängt es an einer Steinmauer unter Pergeln nachempfundenen Eisentraversen.
Blick auf Tramin
Der Traminer Gewürztraminerweg
Ein mit Natursteinen gepflasterter Feldweg führt uns links von der Schneckenthaler Straße abzweigend hinauf in die Weinberge hinauf. Der Themenweg ist nicht nur gut beschildert, er lieferten mit einem Akrostichon entlang des Weges visuelle Hingucker, die über den aromatischen Weißwein informieren.
Ein Akrostichon ist ein antikes Schreibspiel, bei dem die Buchstaben eines Wortes untereinander geschrieben werden. Zu den Buchstaben werden Sätze oder Wörter geschrieben, sodass ein Gedicht oder ein Text, der Sinn macht, entsteht. Liest man den Text, dann ergeben die Anfänge – hintereinander gelesen – ein Wort oder sogar einen Satz.
Suchen, finden und lesen ist hier am Gewürztraminerweg angesagt.
Genauso ein Akrostichon findet man entlang des Traminer Wein-Themenweges. Die Anfangsbuchstaben der Stationen ergeben ein Wort. Welches ist sehr schwer zu erraten! Man muss schon beim Spazieren durch die Weinberge höllisch gut aufpassen keine einzige Station des Gewürztraminer Weinweges zu übersehen, sonst wird es schwierig das Wort am Ende zusammensetzen zu können.
Schwarzer Kopf, ein Bergname kombiniert aus zwei beliebten Berg-Attributen, der Form und der Farbe. Horn, Egg, Spitz, Kofel, Kopf, weiß, schwarz, rot – zahlreiche Südtiroler Berggipfel tragen diese Wörter in ihrer Bezeichnung. In unserer unmittelbaren Umgebung gibt es zahlreiche Beispiele dafür: Weißhorn, Schwarzhorn, Verbrenntes Egg, Gantkofel, Lawinenspitz, Schwarzer Kopf.
Die Namensgebung vieler Bergspitzen ist oft erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts passiert. Früher hatten die Berge keine wirtschaftliche Bedeutung. Der Ziegenpeter aus dem Alpenroman Heidi antwortet ihr auf die Frage wie die Gipfel rund um sie heißen: „Berge heißen nicht“.
Heute ist das freilich anders. Längst sind die Berge vom furchteinflößenden Ort, von dem Gefahr für Mensch und Vieh ausgeht, zum sportlichen Ehrgeiz- und zum touristischen Sehnsuchtsziel avanciert. Und so trägt heute jeder noch so kleine Gipfel, vom Kofel, übers Horn bis zur Spitze seinen eigenen – wenn auch nicht immer exklusiven – Namen.
Zurück zum Schwarzen Kopf, neben dem Roen, einer unserer Hausberge. Der Name „Kopf“ passt wie die Faust aufs Auge.
Das Gipfelkreuz steht etwas tiefer als der eigentliche Schwarzer Kopf
Der Gipfel ist begrünt und dunkel, fast schwarz, von der Form her erinnert er eher an einen Kopf als an eine Spitze. Von Tramin aus gesehen schaut er auch aus, wie ein Kopf (wenn auch wie ein kahler Kopf), der aus dem Mendelkamm herausragt. Durch die besondere Froschperspektive scheint er für uns Traminer höher und mächtiger als der Roen, der als unscheinbare Zacke im Mendelkamm untergeht.
Der Wildbach „Höllentalbach“ fließt direkt an unserem Haus vorbei. Nach der Höllentalbach-Katastrophe im Jahre 1986 hat die Wildbachverbauung, den höllischen Bach gezähmt und in seine Schranken verwiesen. Wild und urig ist er jetzt nur noch oberhalb des Zogglerweges. Dort spaltet er sich in drei Arme, den Weissbach, den Schmidbach und den Höllentalbach. Genau da oben, wo die Traminer Welt noch ursprünglich ist, soll es einen Wasserfall geben.
Seit kurzem haben einige Traminer, vom Taurisweg ausgehend, der rechten Flanke der Bachschlucht einen begehbaren Steig abgerungen. Der Pfad ist noch nicht markiert. Wir sind trotzdem guten Mutes, dass wir den Zugang zum Wasserfall des Gebirgsbaches finden werden.
Durch das Rappental mit Blick auf den Mendelkamm. Der markante Schwarze Kopf und der unscheinbare Roen unsere beiden Hausberge, blicken uns entgegen.
So marschieren wir flotten Schrittes das Rappental hinauf bis zur Zoggler-Forststange und dann über den Tauriswegweiter Richtung Roen.
„I will zur Fohn aui. Wenn gean mir aui zur Fohn?“ Von unserem Fenster sehen wir jeden Tag, oberhalb des Kastelazweges, mitten im steilen Bannwald, zwei Tiroler Fahnen wehen. Die untere steht auf einem rot-weiß bemalten, etwas vorstehenden, Felsblock. Genau da will Anna heute hinauf.
Es nieselt. Aber nur ganz leicht, so leicht, dass die Fotoapparate es aushalten. Über den Kastelaz Kreuzgang, vorbei an Glockenblumen, dann weiter entlang des Kastelazweges geht es bis hinter dem ersten Strommasten zu einer weiten Kurve. Hier hat Armin mit seinem Team erst kürzlich die MTB-Wippe, an die Anna nie ohne zwei-dreimal drüber zu laufen, vorbeikommt, erneuert. Wenige Meter nach dieser Mountainbike-Technik Attraktion biegt rechts, rückwärts nach oben, ein Forstweg ab, der nirgends hinführt, einfach irgendwann aufhört. Da müssen wir rauf.
Tiroler Fahne inmitten vom steilen Bannwald auf dem Felsblock „Rotwandlerknott“
Das Laubdach bietet Schutz vor dem Nieselregen. Eine 180 Grad Kurve und wir marschieren genau von unserem Ziel, der Fahne, weg. Ich bin mir unsicher ob ich den Weg richtig im Kopf habe. Ich erinnere mich nur noch, dass das letzte Stück hinauf zur Fahne ein Steig war.