Der Vinschgau ist reich an Waalen und somit auch an Waalwegen. Ganz besondere Vertreter dieser Gattung sind der Neuwaal und der Forrawaal oberhalb von Schlanders. Vor allem, weil sie nicht wie Spazierwege, sondern wie ausgewachsene Bergsteige anmuten. Beide führen das Wasser des Schlandraunbaches auf der orographisch rechten Hangseite des Schlandrauner Hochtales zum Vinschger Sonnenberg.
Wir werden heute beide Waalwege erwandern und dabei die Schlanderser Alm, die Kortscher Alm und den Kortscher See in unsere Bergtour mit einbeziehen.
Blick auf den Bergsee „Kortscher See“ im Talschluss des Schlandrauntals
Ausgangspunkt ist der Höfeweiler Talatsch oberhalb von Schlanders. Schon die Anfahrt von Kortsch über die schmale Bergstraße zum kleinen Parkplatz vor dem Talatscher Feuerwehrhaus auf 1.470 m Seehöhe ist ein Erlebnis.
Rot-weiße Fahnen wehen heute an den Südtiroler Fahnenmasten. Hmm… Herz-Jesu ist erst nächste Woche. Es kann doch nicht sein, dass die Traminer zum Tag der Republik die Tiroler Fahne hissen? Ich schwinge mich aufs Rad und fahre hinunter ins Dorf. Ab der Mitte der Hans-Feur-Straße ist Schluss. Straße gesperrt. Vor der Kirche warten Musikanten. Ach, Fronleichnamssonntag und somit Tag der folkloristischen Prozessionen in Südtirols Dörfern.
Die mit Fahnen geschmückte Hans-Feur-Straße in Tramin
Staudenschmuck in der Karl-Anrather-Straße von Margreid
Entlang des Fenner Baches führt die Fronleichnamsprozession zur Margreider Pfarrkirche
Ich will mich schon zum Warten abschicken, da schießt es mir durch den Kopf: die Traminer Fronleichnamsprozession kennst du eh schon. Wie wäre es mit einer Prozession in einem anderen Dorf?
Gedacht, getan! Über den Choleraweg, den Brentalweg und schließlich entlang des großen Grabens trete ich flugs hinunter nach Margreid.
Die Weindörfer Tramin, Kurtatsch, Margreid und Kurtinig verbindet ein besonderes Flair. Radelt man vom nördlichen Tramin ins südliche Kurtinig wächst mit jedem Pedaltritt der mediterrane Zauber. So kommt ganz besonders jetzt im Mohnblumenfrühling für Genussbiker ein Bella-Italia-Feeling sondergleichen auf!
Eigentlich bin ich vor allem Wanderer. Aber weil der Meniskus zurzeit etwas gehen das Gehen hat, bleibt mir nichts anderes übrig als mich auf den Drahtesel zu schwingen. Eine reine Sport-Radtour kommt nicht in Frage, ich packe – gleich wie beim Wandern – sämtliche Kameras ein und starte von zu Hause aus.
Ein leichtes (Gravel-)Bike wäre für mein heutiges Vorhaben ideal, als Wanderer fehlt das in meiner Ausstattung. Doch als begeisterter Landschaft-Fotograf besitze ich ein E-Mountainbike. Klar wie sollte ich sonst in kürzester Zeit über Stock und Stein flitzen?
So sitze ich nun auf meinem E-Bike und nehme mir den orographisch rechten Süden Südtirols vor. Und weil ich ein wenig ein schlechtes Gewissen habe, nehme ich mir vor, auf den E-Motor zu verzichten. Ein wenig Muskelaktivität muss sein. Für einen erprobter Wanderer ist Pedale treten sicherlich kein Problem.
So lieblich das Val di Non von oben aussieht, so archaisch und wild ist es von unten. Warum das so ist? Zahlreiche Schluchten und Canyons durchziehen das Tal. Schaut man über die hübschen, hügeligen, meist mit Apfelbäumen bepflanzten Hügel hinaus, verbergen sich diese dem Blick.
Letztes Jahr auf unserer Apfel-Blütenwanderung im Val di Non entdeckt, wollen wir heute den Parco Fluviale Novella per Trekking durch die Schlucht des Wildbaches Novella erkunden.
Treppen und Stege führen durch die enge Novellaschlucht, im Parco Fluviale Novella im Nonstal
Vom Mendelpass kommend, kurz vor Revò und gleich nach der Brücke über die Provinzstraße Nr. 74, die den Novella Bach überquert, befindet sich ein Parkplatz und der Kiosk mit der Ticketausgabe. Die Wanderung durch die Schlucht kann ohne Führung unternommen werden, ist aber kostenpflichtig. Wir erhalten 3 Helme und eine Informationsbroschüre.
Erste Sommerwanderung. Und wohin? Gardasee. Klar, wer als Südtiroler zu dieser Jahreszeit ein paar Höhenmeter ohne Schnee bezwingen will, der fährt an den Gardasee!
Der Sentiero delle Farfalle zwischen Limone am Gardasee und seinem Hausberg Monte Bestone
Limone, der malerische Ort mit dem besonderen mediterranen Flair, ist unser Ausgangspunkt. Der „Städtchen“ ist auf drei Seiten von steilen Bergen umgeben. Im Norden erhebt sich das Felsmassiv der Cima Mughera 1.161 m über dem Meeresspiegel. Dort waren wir schon mal und zwar vor 11 Jahren.
Nun werden wir die beiden verbliebenen Gipfel erklimmen. Es sind dies der Monte Preals (890 m) im Westen und der markante Monte Bestone (917 m) im Süden.
Außer dem Andreas ist heute auch Anna mit dabei. Sie hat in der Früh das Wort Gardasee fallen hören und wollte daraufhin unbedingt mit zum Wandern. 1.155 sehr steile Höhenmeter sind zwar kein Zuckerschlecken, aber für Neunjährige ist die Kondition kein Problem, wenn nur der Kopf mitspielt. Und Anna will heute. Und weil sie die beste Mami von allen überreden konnte, darf sie nun mit dem Tati mit.
Limone an Gardasee
Die kleine, nur circa 1.000 Einwohner zählende, Gemeinde Limone am Gardasee ähnelt mehr einer Stadt als einem Dorf. Das ist vor allem dem Platzmangel geschuldet. Die Häuser müssen sich zwischen dem See und den dahinter aufsteigenden Felswänden eng aneinander schmiegen. So entstehen wunderbare enge Gassen. Und da der Ort eine Touristenhochburg ist hüllt er den Besucher in ein wunderbares Urlaubsflair ein. Wir werden dieses mediterrane Gefühl heute sicherlich in uns aufsaugen, aber nicht jetzt. Später nach der geplanten Gardaseebergtour.
Auf Instagram ist mir des Öfteren eine Schutzhütte mit markanter Lage aufgefallen. Sie befindet sich oberhalb des Skigebietes Meran 2000 auf 2361 m über dem Meeresspiegel und trägt den lustigen Namen Kuhleitenhütte. Auf der Website steht: „Knödel mit Aussicht“ und „über den Wolken“. Das klingt perfekt. So machen wir uns auf über die Dächer von Meran nach Falzeben (Hafling).
Der Weiler auf 1.600 m bietet den idealen Einstieg in das Wander- und Skigebiet Meran 2000. Wer nicht wandern will, kann die Seilbahn benutzen.
Wir jedoch sind zu Fuß unterwegs, wir wollen unsere Schneeschuhe nutzen.
Aufstieg von Falzeben zur Kuhleitenhütte
Der Fuß- und vor allem der Tourenskiweg hinauf ins Skigebiet und weiter zur Kuhleitenhütte ist gut präpariert, Schneeschuhe brauchen wir hier nicht, und er ist auch gut beschildert. Obwohl wir keine Aufschrift mit der Bezeichnung Kuhleitenhütte finden, weist uns die Beschilderung unmissverständlich nur einen Pfad. Alle anderen Bahnen sind mit Verbotsschildern ausgestattet. Verständlich, die eine ist die Skipiste und die andere die Rodelbahn.
So steigen wir zwischen Skipiste und Rodelbahn zur Zuegg Hütte empor.
Auf die Seiser Alm fahren wir normalerweise zum Skifahren. Heute haben wir die Ski jedoch nicht dabei. Stattdessen sind Oma und Opa an Bord. Das bedeutet für uns, dass wir einen kurzen und sehr gemütlichen Winterspaziergang unternehmen. Da Oma nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, wir ihr aber trotzdem etwas mehr als nur Compatsch von der Seiser Alm zeigen wollen, setzen wir sie zusammen mit Opa in den Pferdeschlitten von Martin Schieder. Wir selbst, also Anna, die beste Ehefrau von allen und ich starten flugs den 7er Wanderweg Richtung Panorama hinauf. Wir wollen einen kleinen Vorsprung herausholen, damit uns das Haflingergespann nicht gleich überholt.
Noch bevor „unsere“ Kutsche uns eingeholt hat, kommt uns schon eine andere entgegen. Kutschenfahrten sind hier am Fuße des Schlerns sehr beliebt.
Das klappt. Kurz vor der Schmalzlwiese, noch bevor wir beim Hotel Santner die Skipiste queren müssen, bleiben wir sogar kurz stehen, damit uns das Pferdegespann einholen kann. Anna möchte Oma und Opa zuwinken.
Das Val Venegia im Naturpark Paneveggio ist ein wildromantisches Bergtal, das von den majestätischen Gipfeln der Pale di San Martino umgeben ist. Es ist ein Gebiet glazialen Ursprungs mit einer reichen Flora und Fauna. Die Almen Venegia und Venegiota sind beliebte Ziele für Wanderer und Naturliebhaber, die die Schönheit dieser unberührten Landschaft genießen möchten. So oder ähnlich könnte man das traumhafte Dolomitental Venegia beschreiben, zu dem wir gerade unterwegs sind.
Travignolo Bach im Parco Naturale Paneveggio Pale di San Martino
Bereits die Anfahrt ist ein Traum. Verschneite Fichten und herrlich sauberer Neuschnee soweit das Auge reicht.
Wir parken auf dem großen Parkplatz für Wanderer. Im Sommer wird dieser sicherlich voll sein, jetzt in der kalten Jahreszeit parken hier außer uns vor allem Skitourengeher.
So marschieren wir hinter einer Gruppe Skitourengeher auf knirschendem Schneeboden mitten durch eine Wintermärchenlandschaft zur Alm Malga Venegia hinauf.
Kaum erreicht, taucht die mächtige Palagruppe vor uns auf.
Die beiden Hausberge Roen und Schwarzer Kopf, ganz in Weiß gekleidet, stehen schon lange auf dem Tourenplan.
Bis gestern regnete es in Tramin. Nicht gerade wenig. Wenn oben auf 2.000 Metern die gleiche Menge Schnee gefallen ist, wird es an Weiß nicht mangeln. Die Frage ist nur, ob die Kondition zum Spuren reicht.
Der Roen mit seinem rotweißen Eisenpfahl der den höchsten Punkt darstellt und seinem Gipfelkreuz, welches etwas weiter südlich auf dem Marienspitz steht.
Schon die Anfahrt zum Mendelpass sorgt für Ernüchterung. Hier liegt nicht viel Schnee – vielleicht ein Zentimeter.
Von den Golfwiesen bei der Talstation des Mendel Sessellifts stapfen wir die Skipiste hinauf bis zur Halbweghütte hinauf. Hier liegt etwas mehr Schnee.
Ab jetzt sehen wir keine Spuren mehr im Schnee. Wir sind heute die ersten. Das dauert nicht lang. Ein E-Biker überholt uns. Er hinterlässt ein tiefes Profil im Neuschnee.
Der Aufstieg zur Roen Alm verläuft wie immer unspektakulär. Die bewirtschaftete Alm ist seit dem Umbau ganzjährig geöffnet. Wir nehmen uns vor, auf dem Rückweg einzukehren.
Schon seit geraumer Zeit hegte ich den Wunsch, den türkisfarbenen Bergsee Lago di Sorapiss inmitten der majestätischen Ampezzaner Dolomiten zu besuchen. Wie es vielen Fotografen eigen ist, wenn sie zu einem bekannten Dolomiten-Hotspot aufbrechen, hegte auch ich insgeheim den Wunsch, diesen zauberhaften Ort frei von jeglicher menschlichen Präsenz zu erleben.
Das ist in der Wanderhauptsaison unmöglich. Zu beliebt ist der wunderbare Sorpisss Bergsee, der sein milchiges türkisfarbenes Wasser Gesteinsmehl verdankt, dass von den Zuflüssen ins Wasser getragen wird. Die Partikel dieses Gesteinsmehl streuen das Licht auf eine Weise, die das charakteristische türkise Farbspektrum erzeugt. Es handelt sich somit um ein Phänomen, das auf mineralogische und physikalische Eigenschaften des Wassers zurückzuführen ist.
Um der Hauptwanderzeit auszustellen haben wir uns für Ende November entschieden. Die angrenzende bewirtschaftete Schutzhütte Rifugio Alfonso Vandelli ist in Winterpause, so sind wir guten Mutes, dass wir keine Menschenmassen antreffen werden.
Blick auf den vereisten Bergsee Lago di Sorapiss
Grödel haben wir zwar eingepackt, doch als Bewohner des sonnigen Süden Südtirols und als Nachbarn des wärmsten Badesees der Alpen war uns nicht so recht bewusst, dass der Sorapiss See Ende November eventuell zugefroren sein könnte. Jetzt da wir am vereisten Dürrensee vorbei fahren wird uns das schlagartig bewusst.
Heute werden wir die Croda da Lago und den Bergsee Lago di Federa in den Ampezzaner Dolomiten erwandern. Die traumhafte Dolomitenrundwanderung – eine der schönsten überhaupt – ist mit knappen 13 Kilometern und 870 Höhenmetern etwas kurz. So haben wir ein klein wenig ein schlechtes Gewissen. Weite Anreise, kurze Wanderung – keine ökologische Heldentat!
Ausblick von der Felsebene Lastoi de Formin auf die Nuvolaugruppe mit Ra Gusela, Nuvolau und Averau, den Lagazuoi und die Cinque Torri
Zwischenstopp am Passo di Giau
Um die weite Anfahrt zu rechtfertigen, fügen wir einen Bergfotografie Zwischenstopp am wunderbaren Passo di Giau ein. Nebst zahlreichen farbenfrohen Ferraris – der Passo di Giau ist nicht nur bei Wanderern beliebt – erklimmen wir einen grasbewachsenen Hügel, die Punta di Zonia. Zugegebenermaßen mit 200 Meter und 30 Höhenmetern fällt dies verlängerte sie nicht die Wandertour, doch der Passo di Giau ist ein begehrter Ort für Fotoliebhaber und somit für mich ein lohnendes Ziel. Von der Punta di Zonia aus dürfen wir eines der beeindruckendsten 360°-Panoramen genießen, das die Dolomiten zu bieten haben.
Am Passo di Giau- im Hintergrund die Nuvolaugruppe, rechts die Tofane
Vor uns erhebt sich die eindrucksvolle Felswand des Ra Gusela, der südlichste Gipfel des Nuvolaukammes. Dahinter sehen wir den Monte Nuolau, auf dessen Spitze die Schutzhütte Rifugio Nuvolau zu auszumachen ist. Dahinter reihen sich weitere Gipfel der Nuvolaugruppe auf. Es sind dies der markanten Monte Averau und die Croda Negra.
Eine Wanderung vom Kalterer See hinauf auf die Leuchtenburg und weiter bis zu den Rosszähnenunternimmt man am besten im Frühling oder jetzt im Herbst. Das hat den Vorteil, dass man nicht so sehr schwitzt wie im Sommer. Wir kommen nämlich bei dieser Rundwanderung nicht über 600 m ü. d. M. hinaus und müssen somit mit hohen Temperaturen rechnen. Die Wanderung bietet gleich 3 Highlights: die Burgruine Leuchtenburg, das Naturdenkmal Warmlöcher und die bizarren Felsformationen Rosszähne.
Es gibt also viel zu entdecken.
Wir starten heute vom kostenpflichtigen Parkplatz am Kalterer See und spazieren zuerst den Seerundweg am Nordufer nach Klughammer hinüber. Vor der Pension Leuchtenburg biegen wir links ab und folgen der Wandermarkierung 13B bzw. Leuchtenburg hinauf auf den Mitterberg.
Blick von Klughammer über den Kalterer See
Schon nach wenigen Metern eröffnet sich uns aufgrund des erhöhten Standpunkts der See in seiner vollen Pracht. Es tut uns ein wenig leid, dass wir bald in den Wald eintreten müssen und die Weinbergseenlandschaft somit aus den Augen verlieren.