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Gardaseeberge Bergtour über Limone

Erste Sommerwanderung. Und wohin? Gardasee. Klar, wer als Südtiroler zu dieser Jahreszeit ein paar Höhenmeter ohne Schnee bezwingen will, der fährt an den Gardasee!

Der Sentiero delle Farfalle zwischen Limone am Gardasee und seinem Hausberg Monte Bestone

Limone, der malerische Ort mit dem besonderen mediterranen Flair, ist unser Ausgangspunkt. Der „Städtchen“ ist auf drei Seiten von steilen Bergen umgeben. Im Norden erhebt sich das Felsmassiv der Cima Mughera 1.161 m über dem Meeresspiegel. Dort waren wir schon mal und zwar vor 11 Jahren.

Nun werden wir die beiden verbliebenen Gipfel erklimmen. Es sind dies der Monte Preals (890 m) im Westen und der markante Monte Bestone (917 m) im Süden.

Außer dem Andreas ist heute auch Anna mit dabei. Sie hat in der Früh das Wort Gardasee fallen hören und wollte daraufhin unbedingt mit zum Wandern. 1.155 sehr steile Höhenmeter sind zwar kein Zuckerschlecken, aber für Neunjährige ist die Kondition kein Problem, wenn nur der Kopf mitspielt. Und Anna will heute. Und weil sie die beste Mami von allen überreden konnte, darf sie nun mit dem Tati mit.

Limone an Gardasee

Die kleine, nur circa 1.000 Einwohner zählende, Gemeinde Limone am Gardasee ähnelt mehr einer Stadt als einem Dorf. Das ist vor allem dem Platzmangel geschuldet. Die Häuser müssen sich zwischen dem See und den dahinter aufsteigenden Felswänden eng aneinander schmiegen. So entstehen wunderbare enge Gassen. Und da der Ort eine Touristenhochburg ist hüllt er den Besucher in ein wunderbares Urlaubsflair ein. Wir werden dieses mediterrane Gefühl heute sicherlich in uns aufsaugen, aber nicht jetzt. Später nach der geplanten Gardaseebergtour.

Vom Parkhaus schlendern wir zur ersten Bar, verdrücken ein Briosch und marschieren dann die Hauptstraße entlang zum Rathauspark (Parco Villa Boghi). Wir schreiten mitten durch den grünen Park, durch das anschließende Fischereimuseum und schon stehen wir am Ufer des Rio San Giovanni, dessen Schwemmkegel etwas südlich des historischen Stadtkerns in den Gardasee mündet. Nun folgen wir dem Promenadenweg Percorso Natura (Wanderweg 101 bzw. BVG, Sentiero Antonioli) rechts des Baches hinauf ins Valle del Singol. Der betonierte und nachts beleuchtete Fußweg ist zwar als Spazierweg angelegt, aber doch recht steil. Er führt uns entlang des angenehm rauschenden und kristallklaren Baches Torrente San Giovanni hinauf in die steile Ostflanke des Monte Preals.

Ab dem Appartementhaus „Appartamenti La Milanesa“ wandern wir auf einem steilen Saumpfad Sentiero Antonioli. Rechts des Weges stehen allerlei Fitnessgeräte. Anna hat Spaß daran, im Vorbeigehen das eine oder andere auszuprobieren und schafft es trotzdem, mit uns Erwachsenen Schritt zu halten.

Wie immer bei Kindern. Wenn der Weg abwechslungsreich ist und Spaß macht, dann geht alles, egal wie anstrengend oder steil.

Und der mit Natursteinen gepflasterte Weg ist sehr steil. Es ist der gleiche wie vor 11 Jahren, als ich mit dem Andreas von Limone zur Cima Mughera aufgestiegen bin.

Heute folgen wir ihm zum Glück nur ein Stück. Zum Glück, denn es ist sehr heiß. Obwohl Mitte April, schwitzen wir wie verrückt.

Nun zweigt ein Bergsteig (Nr. 111) nach links ab. Ein Schild „Escursionisti Esperti“ irritiert uns ein wenig. Was meinen die Italiener damit? Einen strengen Steilpfad oder einen ausgesetzten Klettersteig? Letzteres wäre ein Problem für uns.

„Ach, das haben die Italiener bestimmt für Sandalentouristen ausgeschildert…“, schlagen wir den Hinweis in den Wind und machen uns auf, den Monte Preals über den 111er Steig zu bezwingen.

Der Aufstieg ist steil. Aussicht bietet er kaum. Nur einmal gelingt mir ein Blick hinunter nach Limone.

Auf dreiviertel Höhe, kurz vor der Überquerung eines Bachbettes, plötzlich eine happige Stelle. Es ist die Schlüsselstelle des Aufstieges. Wir müssen uns an einer Felswand entlang zwängen, die keine Möglichkeit bietet, sich mit den Händen festzuhalten. Der Untergrund ist schottrig, ansteigend und nur 50 cm breit. Rechts ein Abgrund. Ein Abrutschen wäre fatal!

Und jetzt? Da Anna dabei ist, habe ich doppelt Bauchweh. Die Stelle ist glücklicherweise nur 1,5 Meter lang und der weitere Aufstieg sieht nicht so dramatisch aus. Wir wagen es. Zuerst der Andreas, dann – mein Bauchweh steigt – Anna. Zum Schluss ich. Geschafft! Zum Glück müssen wir da nicht wieder runter.

Weiter geht es auf ziemlich schottrigem, darum rutschigem, Untergrund, aber ohne große Exposition.

„Jo Hoila!“

Zwei Traminer kommen uns entgegen. Schon lustig. Da rennt man hier in italienischen Landen durch die Berge, trifft keinen einzigen Italiener, aber Südtiroler und dann auch noch Traminer.

Okay, die Koflers sind eine Kletterfamilie, die ständig in den Bergen unterwegs sind. Aber trotzdem, was für ein Zufall. Natürlich wird ein bisschen geplaudert. Der Nachwuchs der Koflers ist anscheinend mit dem Alpenverein in Arco, deshalb sind die Eltern heute alleine unterwegs. Sie sind auf der Route 112 aufgestiegen. Es ist jener Steig, denn ich vermeiden wollte, weil ich bei der Vorrecherche irgendwo gelesen hatte, dass man da auf allen Vieren hinauf müsse. Die Koflers meinen: Der Steig ist zwar mit „Escursionisti Esperti“ beschildert, ein Drahtseil gibt es auch, aber sie können die Beschilderung nicht so recht nachvollziehen, er sei unproblematisch.
Anmerkung von mir: Achtung, die Koflers sind Top-Kletterer, die wie die Geißen in den Bergen rumspringen, das sollte man als Wanderer, der nicht klettern will, bei dieser Aussage berücksichtigen 😉

Wir verabschieden uns und steigen bis kurz unter den Gipfel des Monte Preals auf. Hier haben wir die deftigsten Höhenmeter, es waren 800 sehr steile, zurückgelegt. Der knapp darüber liegende Gipfel ist bewaldet und verspricht wenig Aussicht. Also setzen wir uns auf einen luftigen Aussichtspunkt.

Auf dem Monte Preals

Anna hat Hunger. Sie hat sich nun die Jause redlich verdient. Sie hat sich tapfer geschlagen und ist ohne zu murren gewandert. Der Weg war sehr abwechslungsreich und ihr wurde nie langweilig, das ist das wichtigste Merkmal eines Anna freundlichen Steiges.

Einige bizarre Felsformationen versperren den Blick hinunter auf Limone. Aber das lässt sich mit der Drohne leicht lösen. Der Blick auf den Gardasee und die weißen Gipfel der Gardaseeberge rund um den Monte Baldo ist auch ohne Hilfsmittel frei. So bin ich froh, einen guten Aussichtsplatz für die kurze Mittagspause gefunden zu haben.

Andreas und Anna knapp unter dem Gipfel des Monte Preals. Der Gipfel selbst ist bewaldet.
Andreas und Anna knapp unter dem Gipfel des Monte Preals. Der Gipfel selbst ist bewaldet.

Nach einer Dreiviertelstunde geht es weiter zum angenehmen Teil dieser Gardaseebergrundwanderung. Die steilen Höhenmeter hinter uns, nur noch 300 mäßige vor uns, verspricht der Bergtag nun gemütlich zu werden.

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Blick vom Monte Preals über auf den Gardasee

Wir lassen den bewaldeten Gipfel des Monte Preals aus und wandern geradewegs zur unbewirtschafteten Alm Malga Dalco (Steig. Nr. 110 bzw. BVG) hinunter. Es ist fantastisch, wie sich die Landschaft plötzlich verändert. Erst steil, schroff, unzugänglich, jetzt eben und sanft.

Nun wandern wir zuerst flach, dann leicht absteigend zur Bocca Sospiri. Was für ein herrlicher Flurname! Bocca Sospiri heißt übersetzt “seufzender Mund“.

Das Gelände ist hier wieder schroff und unwegsam. Der Pfad ist aber unproblematisch und verbreitert sich nach der Bocca Sospiri (Wasserstelle) zu einem Waldweg.

Bald zweigt links ein Steig (Wegweiser Monte Bestone) ab. Er führt durch eine Senke zum Monte Bestone hinauf. Auf dem Wegweiser steht 40 Minuten. Nach 3 Minuten Gehzeit steht auf einer Lichtung wieder ein Wegweiser. Diesmal ist die Zeitangabe 30 Minuten. Lustig!

Immer wieder ändert sich das Gelände der Pfade in den Gardaseebergen. Mal steil und schroff, mal flach, mal lieblich. Abwechslung ist hier garantiert.
Immer wieder ändert sich das Gelände der Pfade in den Gardaseebergen. Mal steil und schroff, mal flach, mal lieblich. Abwechslung ist hier garantiert.

Jetzt müssten es nur noch 150 Höhenmeter bis zum Gipfel sein. Aber steile 150 Höhenmeter.

Anna will es nun wissen. Wenn wir die ersten 10 Minuten in 3 Minuten geschafft haben, dann müssten wir die letzten 30 Minuten in 9 Minuten schaffen. Sie legt los wie die Feuerwehr. Andreas hat keine Chance, ich kann halbwegs mithalten, aber mit jedem Schritt setzt sich Anna weiter ab.

„Wenn es irgendwo gefährlich wird, bleibsch ober stean“, rufe ich ihr noch nach. Ich höre ein entferntes „Jo, jo!“ und schon ist Anna nicht mehr zu sehen.

Plötzlich eine Abzweigung und keine Anna! Ich ärgere mich. Wenn eine Abzweigung kommt, dann bleibt man stehen, dann rennt man nicht weiter! Noch dazu wenn man kein Handy hat! Soll ich links oder rechts weiter? Links ist steil, schmal, schaut gefährlicher als rechts aus. Da Anna versprochen hatte an gefährlichen Stellen zu warten und nicht da steht, vermute ich, sie ist nach rechts und renne ihr hinterher laut Anna Anna rufend. Ein wenig Panik steigt auf. Die Angst beflügelt mich. Ich bin sehr schnell unterwegs, so schnell, dass die Muskeln fast zu übersäuern beginnen. Bei dem Tempo müsste ich sie doch einholen können, oder zumindest so nahe kommen, dass sie mich rufen hört! So weit kann sie mich doch nicht abgehängt haben.

Verdammt! Laut GPS entferne ich mich vom Gipfel. Dieser rechte Steig führt von der Nordflanke im Kreis um den Gipfel herum, um dann über die Südflanke aufzusteigen.

Und wenn sie doch den anderen, gefährlicher aussehenden Steig genommen hat? Meine Sorge steigt exponentiell!

Ich renne zurück und haste den steilen Nordpfad hinauf. Völlig übersäuert komme ich gleichzeitig mit Andreas am Gipfel an. „Anna, Anna!“

Ah, die Kleine ist schon länger hier, grinst mich eine Bergwanderin an.

Ärger und Erleichterung mischen sich.

„Anna, wenn eine Ozweigung kimp, donn bleibt man stean!“, rufe ich ihr genervt zu.

„I hon koane Ozweigung, gsechn! I bin schun long do.“

Na gut, Ende gut, alles gut und eine Lehre war es auch. Anna alleine voraus wird es nie wieder geben!

Auf dem Monte Bestone

Der Monte Bestone ist ein prächtiger Aussichtsberg! Nicht nur der herrliche Gardasee und die weißen Gipfel zwischen Monte Baldo und Punta Telegrafo sind von hier oben zu bewundern, auch das malerische Limone ist im Gegensatz als vom Monte Preals von diesem Gipfel aus in seiner ganzen Ausdehnung zu sehen.

Ein Gipfel, den man gesehen haben muss!

Kein Wunder, dass wir, obwohl wir während des Aufstiegs niemanden getroffen haben, jetzt nicht mehr allein sind.

Glin, glong schallt es über den Gipfel jedes Mal, wenn ein Wanderer ankommt. Der Gipfelglocke kann sich niemand entziehen. Sie bildet zusammen mit dem Gipfelkreuz und einem Tisch der wie ein Altar davor steht eine Art offene Kirche. Interessant!

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Blick vom Monte Bestone auf Limone und den Gardasee

Der Blick hinüber nach Malcesine ist zwar möglich, aber heute nicht ganz klar. Wahrscheinlich liegt noch zu viel Saharastaub in der Luft. Aber für einen stechend klaren Blick hinunter nach Limone reicht die Luftqualität. Perfekt. Wir sind begeistert und bleiben eine gute Stunde.

Vom Gipfel führt ein schmaler Pfad den Wiesenhang hinunter, der steil zum Gardasee abfällt. Ob wir da runter müssen?

Sentiero delle Farfalle

Ja, wir müssen. Sentiero delle Farfalle. Klingt kinderfreundlich, ist es aber nicht unbedingt. Der Abstieg ist steil und rutschig, sogar so extrem und teilweise stufenlos, dass er immer wieder mit Drahtseilen versichert werden musste. Zum Glück ist er nie extrem exponiert. Da heute mein Töchterchen dabei ist, die noch dazu keine groben Bergschuhe trägt, besorgt mich der Abstieg schon ein wenig. Ganz langsam steigen wir ab. Jeder Schritt, jeder Tritt will gut überlegt sein. An manchen Stellen ist das Drahtseil unverzichtbar. Ich bin nervös. Kann ich mich darauf verlassen, dass Anna das Seil nicht loslässt?

Zugute halten kann man dem Sentiero delle Farfalle, dass er abwechslungsreich ist. Zwischen hellen Wiesen, schroffen Felsen und dunklen Kiefernwaldabschnitten ist alles dabei. Und immer wieder der Blick hinunter auf den herrlichen Gardasee und das malerische Limone. Wäre da nicht der leichte Stress, meine Tochter heil den Berg hinunter zu bekommen, wäre der Abstieg der paradiesischste überhaupt.

Endlich ist die letzte Drahtseilpassage – es sind mehr als eine Handvoll – geschafft. Endlich wird das Gelände etwas flacher. Und endlich kommt der erste Olivenhain in Sicht.

Wir queren auf einer Straße den Hang bis hinüber zum Torrente Pura. Hier biegen wir rechts ab und folgen dem steilen „Percorso Natura“ entlang des Baches bis zu seiner Mündung in den Gardasee.

Am Gardasee

Wow, Anna ist begeistert. Der Gardasee, wie wundervoll! Am Ufer entlang geht es in Richtung Zentrum von Limone.

Das geht gut bis zum Camping Park Garda. Hier müssen wir uns vom Ufer entfernen, hinauf auf die Straße, um dann entlang des Baches Torrente San Giovanni wieder zum Gardaseeufer hinunter zu wandern.

Jetzt dürfen wir am Ufer bleiben und entlang des Sees ins Zentrum von Limone schlendern. Das gefällt nicht nur Anna. Die schönen Gassen, das Gewimmel, das italienische Flair. Cool!

Von der Seepromenade spazieren wir zur Piazza Garibaldi, weiter zum Porto Vecchio und zum Schiffsanleger Limone. Wieder zurück zur Piazza Garibaldi.

Und weil sich der Hunger meldet, kehren wir im Restaurant „Ristorante Gemma“ ein und lassen uns eine Lasagne schmecken.

Das Leben ist schön in Bella Italia!

Gardaseeberge Rundwanderung GPS Track zum Download mit Karte

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Limone, Monte Preals, Monte Bestone und Gardasee Fotos

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