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Meran 2000 Schneeschuhwandern

Auf Instagram ist mir des Öfteren eine Schutzhütte mit markanter Lage aufgefallen. Sie befindet sich oberhalb des Skigebietes Meran 2000 auf 2361 m über dem Meeresspiegel und trägt den lustigen Namen Kuhleitenhütte. Auf der Website steht: „Knödel mit Aussicht“ und „über den Wolken“. Das klingt perfekt. So machen wir uns auf über die Dächer von Meran nach Falzeben (Hafling).

Der Weiler auf 1.600 m bietet den idealen Einstieg in das Wander- und Skigebiet Meran 2000. Wer nicht wandern will, kann die Seilbahn benutzen.

Wir jedoch sind zu Fuß unterwegs, wir wollen unsere Schneeschuhe nutzen.

Aufstieg von Falzeben zur Kuhleitenhütte

Der Fuß- und vor allem der Tourenskiweg hinauf ins Skigebiet und weiter zur Kuhleitenhütte ist gut präpariert, Schneeschuhe brauchen wir hier nicht, und er ist auch gut beschildert. Obwohl wir keine Aufschrift mit der Bezeichnung Kuhleitenhütte finden, weist uns die Beschilderung unmissverständlich nur einen Pfad. Alle anderen Bahnen sind mit Verbotsschildern ausgestattet. Verständlich, die eine ist die Skipiste und die andere die Rodelbahn.

So steigen wir zwischen Skipiste und Rodelbahn zur Zuegg Hütte empor.

Neben der Hütte führt die Skipiste steil bergab. Ich verstehe nun, was mein Bruder gemeint hat, als er mir sagte: „Ich war mit meiner Kleinen Ski fahren lernen in Meran 2000. Die Abfahrt war aber ein Problem.“

Wir müssen die Piste unterhalb des Hangs überqueren und auf dem Kuhleitenweg bleiben, um zur Rotwandhütte zu gelangen. Anschließend halten wir uns links und wandern zum Piffinger Köpfl hinauf. Hier wurde im Jahr 2022 eine neue Kabinenbahn errichtet, die Wintersportler in nur 6 Minuten ins hintere Skigebiet bis zur Waidmannalm bringt. Auch wir müssen dorthin, jedoch zu Fuß.

Der Blick öffnet sich und die weiße Bergwelt rund um den Ifinger kommt zum Vorschein. Bald sehen wir den markanten, spitzen Hügel, auf dem die Kuhleitenhütte steht. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass im Sommer Kuhglocken von dort oben herunterklingen. Der Hang ist viel zu steil für Rinder. Aus unserer Sicht sollte die Hütte Gaisleitenhütte heißen.

Außer uns Winterwanderern sind vor allem Skitourengeher unterwegs. Einige von ihnen biegen kurz vor der Waidmannalm links ab und steigen querfeldein über den sehr steilen Hang zur Schutzhütte auf. Nicht so wir. Wir wandern gemütlich zur Waidmannalm und steigen dann zügig den steilen Anstieg zum St. Oswald Kirchlein hinauf. Heute scheinen meine Beine zu fliegen. Der Andreas bleibt etwas hinten.

Hinter mir versucht ein junger Skitourengeher mitzuhalten. Er verliert einen Ski, hat aber Glück, weil Andreas den Ski auffängt.

Auf 2.185 m steht die St. Oswald Kapelle mitten im Skizirkus. Sie bietet einen schönen Überblick über das Skigebiet Meran 2000 und gleichzeitig einen Weitblick, zum Beispiel hinüber zum Spieler, wo ich vor 15 Jahren mit der besten Ehefrau von allen war, zu den Stoanernen Mandln, aber auch zu den Dolomiten mit Latemar und Rosengarten.

Wir steigen weiter zur Oswaldscharte hinauf. Plötzlich ein Windstoß, dann noch einer. Schnee wirbelt auf.

„Oha!“, rufe ich dem Andreas zu, „hier geht’s auf!“

Buhh - hier auf der Oswaldscharte pfeift uns eine "wilde" Brise um die Ohren!
Buhh – hier auf der Oswaldscharte pfeift uns eine „wilde“ Brise um die Ohren!

Der Wind ist sehr stark, so dass das letzte Stück zur Kuhleitenhütte ein Kinderspiel wird. Wir haben Rückenwind 🙂

Nach gemütlichen 2 Stunden erreichen wir die Hütte und genießen erst einmal das Bergpanorama.

Obwohl uns heute eine ordentliche Brise um die Ohren bläst, meint es der Wettergott sonst gut mit uns. Kein einziges Wölkchen ist zu sehen, die Luft ist klar. Wir können die wunderschöne 360-Grad-Aussicht von den Dolomiten über die Adamello-Presanella- und Ortleralpen genießen und die Ostflanke des Ifinger bewundern.

Die Kuhleitenhütte

Wir betreten die Gaststube. Jetzt um 10 Uhr, ist sie noch fast leer. Für das Mittagessen ist es für uns zu früh. Was tut ein Südtiroler in einem solchen Fall?

Genau: „An Schworzn und a Glasl Weißn, bitte!“

Die Zeit vergeht schnell in der schönen und warmen Stube. Langsam füllt sie sich, hauptsächlich mit Skitourengehern. Die Kuhleitenhütte hat sich in dieser Hinsicht einen Namen gemacht. Vielleicht auch, weil donnerstags und freitags lustige Skitourenabende stattfinden. An diesen Tagen hat die Hütte bis 23:00 Uhr geöffnet.

11 Uhr. Wir bestellen Kuhleitennudel im Pfandl und ein Glas Roatn dazu. Die Hirtenmaccheroni schmecken, der Wein ist gut, das Leben ist genüsslich über den Dächern von Meran.

Wir lassen uns Zeit, aber langsam wird es eng in der Stube. Immer mehr hungrige Skitourengeher suchen einen Platz. Das ist unser Signal. Wir begeben uns zur Kasse. Christine, die freundliche Wirtin und Instagrammerin, spendiert uns noch einen Zirbenschnaps. Alkoholtechnisch sind wir somit mehr als gut bedient. Aber es geht ja nur noch abwärts, meint der Andreas.

Von der Oswaldscharte zum Missinger Joch

Da hat der Andreas falsch gedacht! Sein privater Wanderführer ist mit dem sportlichen Aspekt der Wintertour nicht zufrieden.

„Das war etwas wenig für eine Tageswanderung“, kläre ich ihn auf.

So ziehen wir bei der St. Oswald Kapelle die Schneeschuhe und die Gamaschen an und verlassen die ausgetretenen Pfade in Richtung Missensteiner Joch.

Jetzt müssen wir uns durch den Tiefschnee kämpfen. Anfangs klappt das noch recht gut. Die Schneeschuhe sinken nur 3-4 cm ein, das Gelände ist für Schneeschuhe angemessen.

gestorben
gestorben

Was ist das? Ein Skelett mit Ziegenkopf. Ist das bemitleidenswerte Geschöpf abgestürzt? Hmm… Ziegen sind wie Gämse, sie stürzen nicht ab! Ein Raubtier? Wer weiß…

Da der 3A Wandersteig unter der Schneedecke nicht zu sehen ist und auch keine Spuren von anderen Wanderern sichtbar sind, halten wir uns an die Himmelsrichtung und versuchen, so gut es geht, keine Höhe zu verlieren. Wer will schon absteigen, wenn er dann anschließend wieder aufsteigen muss? Diese Technik führt uns merklich in den steilen Südhang des Plattinger hinauf. Für Schneeschuhwanderer ist der Hang sehr steil, fast zu steil zum Queren.

Laut Alpenverein wird es ab 25 Grad unbequem, einen Hang mit Schneeschuhen zu queren, und ab 30 Grad sind Spitzkehren erforderlich.

Wir queren gerade bei über 35 Grad. Das ist sehr unangenehm, besonders für mich, da ich extrabreite Schneeschuhe ohne scharfe Kanten benutze. Ich muss mühsam bei jedem Schritt eine Kerbe in den Schnee schlagen. Es dauert eine Weile, bis wir den steilen Hang gequert haben und zu einer Wegkreuzung mit einer Bank absteigen können, um den ausgeschilderten Wanderweg zu erreichen. Wir haben eindeutig den Hang viel zu hoch überquert.

Eine kurze Fotopause muss sein. Andreas freut sich darüber nicht unbedingt. Also bemühe ich mich, schnell zu sein. Leider beschlagen meine Objektivlinsen oft, nicht nur wenn ich sie in eine warme Stube bringe, sondern auch, wenn ich sie vom warmen Rucksack in die kalte Winterluft heraus hole. Manchmal nur minimal und schwer durch eine visuelle Kontrolle am Objektiv zu erkennen. Ich müsste etwa eine Viertelstunde warten, um sicherzustellen, dass die Temperatur des Glases sich an die Umgebungstemperatur angepasst hat. Das möchte ich dem Andreas das heute nicht antun. Darum nix mit warten. (Später, beim Durchsehen der Fotos und Videos werde ich merken, dass ich die Hälfte des Materials versaut habe.)

360° über dem Skigebiet Meran 2000
360° über dem Skigebiet Meran 2000

Andreas will absteigen und ist schon 20 Meter in Richtung Meran 2000 gestapft. Er befürchtet, dass ich weiter aufsteigen möchte. Ich will ihm schon nachsteigen, da bemerke ich den Wegweiser Missensteiner Joch. Er zeigt an, dass es nur noch 10 Minuten bis zum Joch sind. 10 Minuten, das ist nichts, da müssen wir rauf! Dem Andreas bleibt nichts anderes übrig, als umzukehren und mir zu folgen.

Vor uns hören wir ein Knacken. Ab und zu fallen nussgroße Steine von der borstigen Felswand links des Steiges, über den wir nun eine steile, total verschneite Bachrinne queren müssen. An dieser Stelle sollte man sich nicht lange aufhalten.

Schwupp, meine geliebte Nikon D850 fällt, rutsch die Rinne runter und hüpft dabei lustig über den steilen Abhang hinunter. Ich kann knapp den Reflex unterdrücken, ihr hinterherzuspringen.

„Bleib stehen, bleib stehen!“, rufen wir dem 4 Tausend Euro teuren (Neuwert, nicht Gebrauchtwert) Gerät hinterher. Doch es macht keine Anstalten stehen zu bleiben und purzelnd frech weiter.

Endlich dreht sich der Apparat, macht einen Hüpfer und bleibt mit dem Objektiv nach vorne im Schnee stecken. Jetzt muss ich ihn nur noch bergen.

Zuerst mache ich mir etwas Sorgen, doch schnell merke ich, die Rinne ist weniger steil als gedacht. Der Schnee hat eine ideale Konsistenz zwischen zu hart und zu weich, ich kann sicher absteigen und meine geliebte D850 retten.

Sie hat die lustige Rutschpartie ohne Schaden überstanden. Ich verstehe nicht, wie es möglich war, dass sie sich vom Kamera-Spezialgurt lösen konnte. Die Verbindung erfolgt mittels einer langen Kameraschraube, die durch ein Kugellager vor automatischem Aufdrehen geschützt ist. Ein unbeabsichtigtes Aufschrauben ist praktisch unmöglich. Es scheint, als ob Murphy recht hat: „Anything that can go wrong will go wrong.“

Nun ist es höchste Zeit, das steinschlaggefährdete Gelände zu verlassen.

Die Passage ist schnell gemeistert und bald darauf stehen wir unter dem Kreuz am Missensteiner Joch. Das Sagbachtal trennt Meran 2000 vom Penser Seitental. Herrlich! Ich liebe es, in beide Richtungen ins Tal schauen zu können.

Andreas möchte erneut nach links abbiegen, um den kürzesten Weg nach Hause zu nehmen. Es scheint, als ob er heute Heimweh hat.

Eine flotte Skitourengeherin zieht an uns vorbei und strebt ohne langsamer zu werden über den Otto Gurschler Weg Richtung Kesselwandjoch.

Hinauf auf den Kesselberg

„Dai do hintn nochi“, rufe ich Andreas zu und starte.

So bleibt ihm nicht viel übrig, als hinterher zu trotteln.

Entlang des ungespurten Weges stehen, auf Stöcke aufgesteckt, Heiligenfiguren. Schein ein eigenartiger Kreuzgang oder sowas in der Richtung zu sein.

Auf dem Kesselberg angekommen, können wir ins Sarner Pensertal hinunter und zu den Dolomiten hinüberblicken.

Was für ein Dolomitenblick: Peitlerkofelgruppe, Heiligkreuzkofelgruppe und Geislergruppe (v.l.n.r.)
Was für ein Dolomitenblick: Peitlerkofelgruppe, Heiligkreuzkofelgruppe und Geislergruppe (v.l.n.r.)

Die Kesselberghütte lockt zur Einkehr. Vor der Tür wird mein Gesicht jedoch länger und länger. Es gibt keine Einkehrmöglichkeit! Andreas‘ Gesicht wird nicht lange vielmehr huscht ein Hauch eines Lächelns darüber. Er hat scheinbar immer noch Heimweh.

„Ok, dann noch schnell rauf auf die Windspitz!“, rufe ich ihm ernst zu.

Nun verfärbt sich sein Gesicht. Es wird bleich.

„Na lei a Scherz“, lache ich ihm zu.

Die Retourkutsche kommt auf den Fuß. Obwohl er weiß, dass ich gerne sehr langsam absteige – beim Abstieg lässt sich die Bergwelt doppelt so gut genießen – rennt er voraus und zwingt mich zu einem schnelleren Tempo.

Je weiter wir ins Skigebiet absteigen, umso mehr erhebt sich vor uns die Oswaldscharte mit der Kuhleitenhütte.

Auch der Hang der die Oswaldscharte mit dem Misslinger Joch verbindet, den wir als Querverbindung missbraucht haben, wird sichtbar. Unsere Spur ist gut zu sehen.

Uns wird klar, dass wir zu hoch gequert haben. Es war zwar keine Todeszone, aber dennoch ein großer Blödsinn.

Lieber Leser, bitte beachte: Im Winter solltest du nur bis zur Kuhleitenhütte nachwandern und dann einen geeigneteren Pfad suchen. Im Sommer hingegen ist der Steig gut erkennbar und ein Abkommen somit ausgeschlossen.

Wir wandern über den Kirchsteiger Almweg zur Meraner Hütte.

Als Schneeschuhwanderer sollte man natürlich nicht auf den Pisten herumrennen. Wir halten uns an diese Regel und stapfen brav außerhalb im tiefen Schnee abwärts.

Ab der Meraner Hütte gibt es nun einen ausgewiesenen Schneeweg für Winterwanderer. Dieser führt uns zunächst entlang des Sinichbaches und dann über den Kirchsteiger Almweg bis zur Rotwandhütte.

Der Rückweg zum Parkplatz Falzeben erfolgt auf dem gleichen Weg, auf dem wir heraufgekommen sind. Rechts über uns leuchtet noch einmal kurz die Hohe Wilde auf, bevor wir den Parkplatz erreichen. Erinnerungen werden wach. Aber das ist ein anderes Wandererlebnis.

GPS Track zum Download mit Karte Schneeschuhwanderung Meran 2000

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Winterwanderung Meran 2000

 

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