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Apfelblüten-Rundwanderung im Nonstal mit Panchina Gigante Nr. 132 und Wallfahrtsort San Romedio

Ende April, Apfelblütenzeit. Nein, nicht bei uns im Südtiroler Unterland. Hier ist die Vollblüte leider schon vorüber. Aber im Nonstal da werden wir sicherlich noch zahlreiche blühende Apfelbäume finden. Da bin ich mir sicher!

Due Laghi di Coredo e Tavon

Wir starten oberhalb von Coredo bei den „Due Laghi„, das sind die beiden Seen Lago di Coredo und Lago di Tavon. Die Gegend um die Seen dient den Nonstalern als Naherholungszone. Ein großer Spielplatz vor dem ersten See bringt Annas Augen zum Leuchten.

Start am Lago di Tavon
Start am Lago di Tavon

Laut Wetterbericht wird vormittags die Sonne scheinen, nachmittags soll es zuziehen. Wir haben uns genau für diese Gegend entschieden, weil es laut Niederschlagsvorhersage nur hier trocken bleiben soll. Wir werden sehen, wie genau die Prognose ist. Trotz des Spielplatzes halten wir uns darum an den Seen nicht auf, sondern starten die Apfelblütenrundwanderung sofort. Der sonnige Vormittag muss wandertechnisch ausgekostet werden.

Auf dem breiten Waldweg „Via al Santuario“ geht es zuerst hinunter nach Tavon. Ein Pferdereitplatz und ein weiterer Spielplatz, dann durch das Örtchen Tavon hindurch und schon stehen wir inmitten herrlicher Apfelblüte mit Blick auf die weißen Gipfel der Brenta-Berge. Perfekt!

Hier im Nonstal haben noch relativ wenige Bauern Hagelnetze gespannt. Die hügelige Kulturlandschaft präsentiert sich darum weitgehendst wie aus dem Bilderbuch. Von unten im Tal blitzt ab und an der Santa Giustina-See durch das Geäst herauf. Sein Wasserstand ist heute sehr, sehr niedrig. Das Castel Cles vor der gleichnamigen Ortschaft steht auf einem Hügel einige Meter über dem Wasserspiegel und ist somit meist gut sichtbar.

Nach dem herrlichen Abstieg durch die Obstwiesen treffen wir auf den „Sentiero Frasatti – Tappa 7 Via per Sanzeno“. Wir folgen ihm Richtung Norden, treten in die „Via per la Mendola“ ein, die wir zur Überquerung des Rio di San Romedio und bis hinauf nach Sanzeno nutzen.

Sanzeno

Die Basilica dei Santi Martiri bildet das erste, nein das zweite Highlight der Rundwanderung; die beiden Seen am Anfang gehören natürlich auch dazu. Wir treten ein und bewundern die Fresken in der Kapelle des rechten Seitenschiffs. Zu sehen sind darauf die drei Märtyrer Sisinio, Martirio e Alessandro umgeben von Figuren des Alten und Neuen Testaments und den Symbolen der Monate. alten Teil der Kirche. In der Mitte der Kapelle steht ein Sarkophag aus rotem Stein. Er beinhaltet die Überreste des Scheiterhaufens, auf dem Alessandro zusammen mit den Leichen seiner beiden Gefährten Sisinnio (mit Axt erschlagen) und Martirio (zu Tote geschleift) lebendig verbrannt wurde.

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Die drei Märtyrer in der Basilica di San Zeno

Nun wandern wir westlich in Richtung Santa Giustina-See. Ein Wanderschild „Bivio per Casez 7.0 km“ weist und den Weg. Wieder auf Güterwegen, wieder mitten durch die liebliche Apfelblüte. Bevor wir den See erreichen, biegen wir rechts ab und marschieren immer auf Güterwegen „Fiordo della Novella“, bis wir den bekannten Wanderweg „Cammino Jacopeo d’Anaunia“ erreichen. Links abbiegend geht es nun an einer Engstelle über den „Fjord“, der in Wirklichkeit ein künstlicher See ist, da er durch die Aufstauung des Flusses Novella entstanden ist. Weil er von steilen Felswänden umgeben ist, schaut er wie ein Fjord aus. Der Tiefblick hinunter ist beeindruckend. Ich erinnere mich, dass hier in dieser Gegen Kajak und Rafting Touren angeboten werden, kann mir aber nicht vorstellen, wie man da unten durchkommen soll.

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Blick hiunter auf den Novella Fluß

Eine kurze Pause ist nicht drin. Anna hat Hunger, wir müssen weiter, die steilen Apfelbaumhänge nach Revò empor. Unser Ziel ist die gelbe Bank „La Panchina del Groppello„. Die „Große Bank“ Nr. 132 aus dem Community-Projekt „Big Bench“ haben wir uns nämlich als Mittagspausenstation ausgesucht.

La Panchina del Groppello

Mittlerweile hat es, wie von der Wettervorhersage angekündigt, zugezogen. Ein zwei verirrte Regentropfen sind gefallen, aber jetzt da wir es uns auf der überdimensionalen gelben Bank bequem machen, bricht plötzlich die Sonne durch. Wir dürfen unsere Mittagsjause bei herrlich warmen Sonnenstrahlen einnehmen.

Sitzend auf der Riesenbank genießen wir nicht nur unsere Brote, sondern auch die malerische Landschaft. Malerisch ist dabei das richtige Wort. Lieblich malen sich der Santa Giustina See und der Hauptort Cles in die hügelige Kulturlandschaft vor den mächtigen Brenta-Dolomiten. Nicht weniger pittoresk das Dörfchen Casez mit dem Hintergrund Wigger Spitze, der höchsten Erhebung im südlichen Mendelkamm.

Die Wettervorhersage erweist sich als goldrichtig. Um uns herum dunkle Wolken, es scheint dort zu regnen, nur über und auf uns scheint die Sonne. Wir sind Glückskinder!

Nach dem sonnigen Mittagsmahl auf der hohen gelben Bank schlendern wir ein Stück auf dem Themenweg „AlMeleto“, der dem Apfel gewidmet ist, Richtung Parco Fluviale Novella entlang. Dabei dürfen wir ab und an zurück auf die mächtige gelbe Bank blicken. Aufgrund ihrer Größe und Farbe hebt sie sich gut vom Grün drumherum ab. An der Straße Strada Provinciale 74 della Novella verlassen wir den Themenweg und wandern weiter auf Asphalt.

Links ein Parkplatz und ein Kiosk „Parco Fluviale Novella“. Broschüren zu Trekking-, Kayak- und Canyoning-Touren liegen auf. Wow, das wäre etwas für uns. Nein, nicht die Canyoning Tour, aber die Trekking- oder noch besser die Kakay-Tour das wäre was! Wir informieren uns bei der freundlichen Kioskbetreiberin, wie das Ganze abläuft, und nehmen uns vor, im Sommer vorbeizuschauen. Zumindest Anna und ich nehmen uns das vor. Die beste Ehefrau von allen nimmt sich was anderes vor! Sie nimmt sich vor, sicherlich nicht mitzukommen. Enge Schluchten und Wasser, das ist nix für sie.

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Auf dem Themenweg „AlMeleto“

Auf Asphalt, aber dennoch nicht weniger von blühenden Apfelbäumen umgeben, wandern wir hinauf nach Casèz, biegen hier links ab und marschieren weiter bis zur SS 43, der Staatsstraße „Strada Statale 43 della Val di Non“. Das stellt sich bald als Fehler heraus. Wir hätten etwas früher rechts abbiegen sollen, um über Feldwege hinunter zur Kreuzung Strada di Dambel und SS43 zu gelangen. Entlang der Staatsstraße zu marschieren ist nicht ideal. Daher versuchen wir eine vermeintliche Abkürzung hinauf in den Wald, die sich jedoch bald als Sackgasse herausstellt. Wir stehen plötzlich am Abgrund einer hohen Felswand die 90 Grad zum San Romedio Tal hinabfällt. Da wollen wir zwar hin, aber todesmutige Extremkletterer sind wir keine und kehren deshalb um. Es hilft nichts, wir müssen unseren Fehler ausbügeln, indem wir entlang der SS 43 bis zur Kreuzung mit der Strada di Dambel marschieren.

Sentiero di San Romedio

100 Meter nach der Kreuzung sehen wir links den Sentiero di San Romedio. Anna kann sich nicht erinnern, dass sie schon einmal hier war. Klar, damals war sie ein Jahr alt und saß im Kinderwagen. Damals war das Schieben des Kinderwagens auf den sehr schmalen, teilweise sehr niedrigen, Felsenweg, vor allem aufgrund des „Gegenverkehrs“ ein Abenteuer. Heute haben wir zwar auch Gegenverkehr, aber schlank wie wir sind, macht das dieses Mal nichts. Anna findet den rechts 90 Grad steil in den Canyon des Flusses Novella abfallenden Steig abenteuerlich. Nicht so die beste Ehefrau von allen. Ihr macht die Angst Beine. Sie will das Felswegstück schnell hinter sich bringen und ist darum bald außer Sichtweite. Nein, ein ausgesetzter Bergsteig ist der San Romedio Steig nicht. Er folgt dem Verlauf eines alten Bewässerungskanal, der in den Felsen gehauen wurde. Er ist circa ein Meter schmal, an manchen Stellen auch sehr niedrig, sodass man sich bücken muss, aber mit einem sicheren Geländer versehen. Jeder kann ihn ohne Probleme bewältigen. Nur eben nicht die beste Ehefrau von allen. Sie gehört nicht zu jedermann, nein, auch nicht zu jederfrau!

Das in den Fels gehauene Wegstück ist leider – zumindest für Anna und mich – zu schnell vorbei. Doch da wartet schon die nächste Attraktion. An einer hohen Felswand üben sich Kletterer in ihrer Kunst. Anna und ich schauen ihnen kurz staunend zu, bevor wir auf die wartende beste Mami von allen treffen.

Kletterer
Kletterer

Wallfahrtskirche San Romedio und Bär Bruno

Das letzte Stück zur Wallfahrtskirche San Romedio ist schnell geschafft. Anna hat es nicht mehr in Erinnerung, aber durch meine Erzählung erfahren, dass es vor der Kirche ein Bärengehege gibt. Sie ist schon gespannt auf das braune Raubtier. Leider ist das Gehege leer. So bleibt ihr nichts anderes übrig, als mit uns durch das Tor zum Kloster San Romedio zu treten und die sieben Kirchen des Wallfahrtsorts zu besichtigen.

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Anna und ich

Ganz oben, im letzten Stock, von wo der Besucher tief hinunter auf den Canyon und die Zufahrtsstraße blicken kann, stehen die Opferkerzen. Eine Kerze anzünden, das ist bei uns Brauch. Hier in San Romedio ist der Opferkerzenstock modern umgesetzt. Die Kerzen leuchten elektrisch. Ein richtiges Kerzenflämmchen wäre zwar schöner, aber wir können es verstehen. Es wäre schade, wenn der mystische Ort einer Feuersbrunst zum Opfer fallen würde.

Den Abstieg über die steilen Treppen kann Anna heute allein bewältigen. Vor 8 Jahren musste ich sie noch tragen.

Wir werfen selbstverständlich noch einen Blick ins Gehege, aber kein Bär ist zu sehen. Anna will nicht aufgeben und bleibt stur am Zaun stehen. Ein Pater kommt. Er hat Äpfel dabei.

„Bruno, Bruno!“, ruft er und wirft einen Apfel nach dem anderen ins circa 5 Meter tiefer gelegene Gehege. Es tut sich nichts.

Die meisten Zuschauer geben bereits auf. Da erscheint plötzlich eine schwarze Tatze und kurz darauf behäbig, augenscheinlich etwas verschlafen, ein gewaltiger schwarzer Bär. Wow! Bruno stammt nicht aus unserer Gegend, klärt uns der freundliche Pater auf. Er ist ein Zirkusbär, der in freier Wildbahn nicht überleben würde.

Aha, jetzt verstehen wir, warum er so anders aussieht als die Bären, die wir aus den Nachrichten kennen. Dunkler, größer und ein wenig lustig im Benehmen. Recht oft dreht er sich um die eigene Achse, als ob er auf einem Ball balancieren würde.

Anna ist begeistert. Das Bärenschauspiel gefällt ihr. Natürlich nur, weil Meister Petz keine Chance hat, aus einem Gehege zu entkommen. In freier Wildbahn möchte sie lieber keinen Bären begegnen und schon gar nicht einem so gewaltigen.

Bevor wir San Romedio verlassen, steigen wir noch kurz zum Friedhof auf, der hinter der Kirche auf einem Bergrücken liegt und einen fabelhaften Blick auf das mehrstöckige Gebäude des Wallfahrtskirchenensemble bietet.

Blick vom alten Friedhof auf die Wallfahrtskirche San Romedio
Blick vom alten Friedhof auf die Wallfahrtskirche San Romedio

Zurück zu den Seen „Due Laghi“

Nun bleibt uns nur noch der Rückweg hinauf zu den beiden Seen. Während sich einige Kletterer auf der uns gegenüberliegenden Felswand in ihrem Sport vergnügen, folgen wir dem Wandersteig „Sentiero Fassati Tappa 7 Via per Sanzeno“. Er führt uns mehr oder weniger entlang des Baches „Rio di Verdes“, ein Seitenfluss des Rio di San Romedio, hinauf zum Lago di Tavon und natürlich auch zum Lago di Cordeo.

I Due Laghi di Tavon und Coredo. Hier der See "Lago di Tavon".
I Due Laghi di Tavon und Coredo. Hier der See „Lago di Tavon“.

Eine wunderbare Blüten-Rundwanderung, viel Wetterglück und als Highlight eine Wallfahrtskirche mit einem echten Bären – das war wieder einmal ein gelungener Wandertag.

Karte mit GPS-Track Apfelblütenrundwanderung im Val di Non

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Val di Non und San Romedio

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2 Kommentare über “Apfelblüten-Rundwanderung im Nonstal mit Panchina Gigante Nr. 132 und Wallfahrtsort San Romedio”

  1. Karl-Heinz Weller says:

    Ja lieber Dietmar das ist eine richtig schöne Wanderung die ich in abgewandelter Form zur Wallfahrtsstätte „San Romedio“ (damals ohne anwesenden Bär) auch vor mindestens 20 Jahren mal unternommen habe. Ich startete in dem Ort „Sanzeno“ ging auch durch die Schlucht machte aber keine so große Runde durch die von dir wieder wunderbar fotografierten Obstgärten.
    Außer San Romedio machte ich auf der Rückfahrt noch einen Abstecher hinunter zur Pizzeria (oder war es Jausenstation) oberhalb des St. Guistina See und genoß die Ruhe die damals im Herbst herrschte.
    Es war zauberhaft ich war an einem milden Herbsttag der einzige Gast an dieser Jausenstation/Pizzeria, deren Namen ich nicht mehr weiß.
    Die Durchschreitung der Schlucht auf dem Weg nach San Romedio habe ich noch als wunderschön und nun durch deine Bilder geweckt in Erinnerung.

    Liebe Grüße
    von Charly

  2. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Charly,

    ja das Nonstal ist ein herrliches Tal. Ganz anders wie bei uns im Unterland oder im Etschtal. Die Hügel und Schluchten sind herrlich. Ich wollte heuer eigentlich mal zu einer Kajakfahrt rauf, habe es dann leider nicht geschafft. Vielleicht nächsten Sommer…

    Grüße
    Dietmar

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