Normalerweise beginnen dieWanderer die Wandersaison mit einem Spaziergang durchs Frühlingstal. Da die beste Ehefrau von allen aber zeitlich verhindert ist, fahre ich mit dem Andreas an den Gardasee. Limone sul Garda soll der Startpunkt, Cima di Mughera ein Zwischenziel und die Schutzhütte Baita Segnala das Ziel unserer heutigem Wanderung sein.
Das Städtchen Limone am Gardasee (knapp über 1000 Einwohner, 69 m ü. d. M.) liegt noch im Winterschlaf: Parkuhren und Wegweiser in Nylon verpackt, die Schranken des großen Parkhauses abmontiert.
Über die Via Caldogno wandern wir entlang der orographisch linken Seite des Wildbaches San Giovanni vorbei an Oliven und Orangenbäumen bis zur Bar Milanese hinauf. Hier endet die Straße Caldogno und ein Saumpfad beginnt.
Erst jetzt sehen wir den romantischen Spazierweg, der vom Strand des Gardasees am Bachufer des Baches T. S. Giovanni entlang, hier herauf geführt hätte. Schade.
Der Saumpfad, ein Teilstück des Weitwanderweges Sentiero Antonioli, entpuppt sich als sehr steiler, mit Natursteinen ausgepflasterter breiter Weg. Der Wegnummer 101 und den Wanderschildern Baita Segala folgend, wandern wir in nordwestlicher Richtung durch das Valle del Singol hinauf und lassen somit das Gardasee-Städtchen Limone stetig weiter hinter uns.
Heidekraut (Erika sagen wir Südtiroler dazu), ab und zu ein Kalkofen, einige Wasserstellen, Temperaturen um die 15 Grad und der rauschende Wildbach zu unserer Rechten so geht es bis zum Valle Faigole, dem Anschlusstal des Valle del Singol, hinauf. Wir treten nicht in das Valle Faigole ein, halten uns rechts, folgen der Beschilderung Baita Segala, überqueren den Bach San Giovanni und steigen dann immer noch den Saumpfad Nr. 101 folgend durch das Valle Salumi empor. Jetzt geht es in nördlicher und teilweise nordöstlicher Richtung steil bergan.
In einer scharfen Rechtskurve verlassen wir den Saumpfad und biegen rechts in einen Steig ein, der aber auf meiner Kompass-Wanderkarte immer noch die Nr. 101 trägt.
Der Osthang der Cima di Mughera stellt uns Schneefeldern in den Weg. Zum Glück waren schon einige Wanderer vor uns unterwegs, so stapfen wir in deren Spuren bergauf. Der Schnee ist relativ hart so sind die Schneefelder sogar für den Andreas, der mit seinen Berglaufschuhen unterwegs ist, relativ leicht zu bewältigen.
Die 11 kg auf meinen Buckel beginnen ihren Tribut einzufordern. Mir fehlt die beste Ehefrau von allen, die normalerweise Proviant und Fotoapparat schleppt, sodass ich nur Stativ, Panoramakopf, Bekleidung und Trinken tragen muss.
Einen Trumpfkarte habe ich Gott sei Dank noch in der Hand um den Teufel Muskelkrampf auf Distanz zu halten. Der Andreas, normalerweise ein Radsport-Fan, ist zur Zeit auf den Berglauftrip und somit gut fürs Wandern trainiert. Die letzten 100 Höhenmeter unter der Cima di Mughera tauschen wir die Rucksäcke und urplötzlich fühle ich mich wie der Götterbote Hermes mit Flügeln an den Füßen. Den Endspurt schaffe ich so mit einem Leichtgefühl das mich fast zum Laufen anstachelt. Ist natürlich nicht die feine englische Art, meinen Wanderbegleiter zuerst den schweren Rucksack aufzuhalsen und sich dann einfach davon zu machen. Wer schwer trägt darf den Wanderzug anführen.
Cima di Mughera
Punkt 12 Uhr, 1.100 m (1.161 m ü. d. M.) über den Gardasee und über dem Städtchen Limone al Garda, eine Sitzgelegenheit, genug Platz mit dem Fotoapparat herumzutollen, Sonne pur, fast nichts trübt das Hochgefühl nach einem langen Winter den Bergfrühling erleben zu dürfen. Fast nichts, denn leider hat man hier am Gardasee selten eine gute Weitsicht. Trotz wolkenlosem Himmel können wir nur knapp über Limone hinausschauen. Ein Dunstnebel versperrt die Sicht. Dieser Dunst hält sich hartnäckig über dem Seespiegel, traut sich aber nicht bis zu den heute weißen Gipfeln des Monte Altissimo, des Monte Baldo und der Punta Telegrafo hinauf.
Zwei weitere Südtiroler gesellen sich zu uns, zwei Eppaner . Der Herr entpuppt sich als Kenner der Gardasee-Gegend und erklärt uns, dass man an Tagen mit guter Weitsicht bis hinunter zum Apennin sehen könne. Irgendwie kommt mir der Wanderer bekannt vor. Kennen wir uns? Vielleicht durch einen Edv-Kurs? Genau so ist es, der Eppaner war bei mir in einen Kurs. Das Eis ist gebrochen. So komme ich sogar in den Genuss eines Glas Weißweins. Herrlich so ein köstlicher Tropfen am Gipfel, vor allem wenn man die schwere Glasflasche nicht selbst hochtragen musste. Wir dürfen auch seine kandierten Früchten (selbstgemacht, mit Quitten) probieren.
Nach Speis und Trank brechen wir zwei auf. Vorbei am Punto di Ristoro beim Roccolo di Nembra geht es nur knapp merkbar ansteigend zum Pass Passo di Guil (1208 m) hinüber. Ab hier ändert sich die Wegnummer, wir sind nun auf dem Wanderweg Nr. 421, aber immer noch auf dem Fernwanderweg Sentiero Antonioli. Der Weg ist breit und flach jedoch müssen wir immer wieder durch Schneefelder hindurch. Recht unspektakulär – abgesehen von der Bergkulisse – geht es so unter der Punta Mois und dem Monte Carone (1.621 m) bis zur Schutzhütte Baita Segala hinüber.
Schutzhütte, Biwak, Baita Segala Bonaventura
Nachdem wir bis hier her fast nur Südtiroler angetroffen haben, ändert sich das nun. Zwei größere Gruppen Italiener haben es sich auf den Sitzbänken gemütlich gemacht. Die Baita Bonaventura Segala, auf meiner Kompass Karte als Biwak bezeichnet, hat ganzjährig geöffnet und bietet dem Wanderer per Selbstbedienung Getränke. Gezahlt wird indem man Bares in einen eingemauerten Geldtresor rein wirft. Also keine Wirtschaft im eigentlichen Sinne.
Die Baita Segala stellt sicherlich eines der klassischen Ziele für viele Wanderer die von Limone sul Garda starten dar. Trotzdem ist es hier wenig aussichtsreich. Folglich hält es uns nicht sehr lange bis wir beschließen über den Steig Nr. 104 ins Gardaseestädtchen abzusteigen. Alternativ hätten wir auch etwas weiter wandern können um dann über den Steig Nr. 120 durch das Val Piana abzusteigen.
Die Entscheidung auf den 104er Steig zu bleiben war goldrichtig, denn er führt nicht wie der 120er an der schattigen Talsohle, sondern am sonnigen Südhang nach Limone hinunter. Ein Trial-Fahrer kommt uns entgegen. Das stört nicht nur die Wanderidylle, auch der Steig wird von dem Zweiradfahrer arg beansprucht. Unsere Beinmuskulatur beginnt so langsam heiß zu laufen, da erreichen wir eine Lichtung, dann eine Almwiese und eine Almhütte. Malga Valaco steht auf dem Schild vor der Alm.
Für wenige Meter können sich unsere Muskeln erholen, dann erreichen wir den Saumpfad über den wir hochgekommen sind. Jetzt wird es richtig streng. Der steile mit Natursteinen gepflasterte Weg beansprucht im Normalfall wenig genutzte Muskeln und bringt sie somit fast zur Weißglut. Wir versuchen durch extrem langsames Gehen entgegenzuwirken, trotzdem brennen die Oberschenkelmuskeln wie Feuer.
Limone sul Garda
Das letzte Stück vor Limone, ein Zypressenwäldchen und dann endlich die Bar Milanese. Natürlich wandern wir nun über den netten Spazierweg, der mit Laternen und zahlreichen Olivenbäumen umsäumt ist, entlang des Baches nach Limone und zum Strands des Gardasees hinunter.
Im Sommer wimmelt es hier von Touristen, heute haben nur wenige Tagesausflügler hier her an den Gardasee und nach Limone gefunden.
Durch die Gassen von Limone hindurch, vorbei an der Kirche gehen wir zum Parkplatz zurück und beenden somit dieses Gardasee Abenteuer.
GPX Daten der Wanderung Limone sul Garda – Cima Mughera – Baita Segala
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Gardaseewanderung von Limone zur Cima di Mughera und zur Baita Segala
- Dauer: 6:30 h
- Distanz: 15,0 km
- Bergauf: 1.234 m
- Bergab: 1.219 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Cima di MugheraHöhe: 1.133 m ü. d. M.GPS: 45.828339, 10.79201303-MRZ-13 11:57:28
- Baita SegalaHöhe: 1.255 m ü. d. M.GPS: 45.840200, 10.774667
- Malga ValacoHöhe: 746 m ü. d. M.GPS: 45.829433, 10.779067
- Bara MilanesaHöhe: 176 m ü. d. M.GPS: 45.814100, 10.784883
- 005Höhe: 91 m ü. d. M.GPS: 45.813352, 10.79145403-MRZ-13 16:31:51
Hallo Ihr Lieben
Schön mal wieder was von Euch zu lesen und die schönen Bilder vom noch etwas im Winterschlaf befindlichen Gardaseegebiet zu sehen. War bisher 3 X am Gardasee zu Kurzurlauben und auch für kurze Stipvisiten am Monte Baldo und auch schon Richtung Telegraph unterwegs, doch wegen instabilem Wetter musste ich die Rundtour zum Telegraph abbrechen.
Daher stellt sich für mich angesichts Eurer Tour und dem Dunst über dem See schon die Frage: Gibt es überhaupt eine Jahreszeit in welchem kein Dunst über dem See herrscht und man einen ungetrübten Blick von oben (sei es aus Richtung Tremosine oder auch Monte Baldo) auf den See hat? Ich habe den See im Mai/Juni teilweise von oben überhaupt nicht gesehen sondern zumindest an den jeweiligen Nachmittagen nur erahnen können.
Euch viel Spaß bei der ersten richtigen „Frühlingswanderung“ in Eurer Heimat.
Noch etwas über 3 Monate, dann ist bei mir auch wieder soweit mit dem Erkunden Eurer Heimat, wie gesagt vermutlich im Juni/Juli von Girlan aus …….
Bis bald
Charly
Hallo Charly,
ja der Gardasee ist oft im Dunst versunken. Am wahrscheinlichsten wirst du im Spätherbst da einen klaren Tag antreffen. Ist sehr schade, denn die Aussicht müsste theoretisch grandios sein: im Norden die Alpen, im Süden der Apennin.
LG
Dietmar
Eine schöne Tourenbeschreibung, die zum Nachmachen einlädt! Das 36o° Panorama ist einfach umwerfend – da hat sich doch das Schleppen von Fotoapparat und Stativ gelohnt. Ist das auch für eine weniger sportliche Wandergruppe aus Normalos machbar ? Und wie viel Zeit sollte man einkalkulieren ?
Hallo Agnes,
ehrlich gesagt ist diese Tour schon sehr streng, weil der Anstieg sehr steil ist. Wenn man fit ist sollte man nur für den Aufstieg zur Cima Mughera mit 3 Stunden rechnen. Von der Cima Mughera zur Baita Segala ist es dann gemütlicher.
Leichte Touren am Gardasee wären:
1
2
3
LG
Dietmar