»Mein« Wanderbuch

Ein Südtirol Wanderführer mit 20 Wohlfühlwegen zum Thema »Wandern für die Seele«

Infos & kaufen

Touren nach Wanderkategorie

Wandertouren nach Datum

Suche auf Wanderkarte

Wanderkarte

Winterwanderung durch das Val Venegia zur Baita Segantini

Das Val Venegia im Naturpark Paneveggio ist ein wildromantisches Bergtal, das von den majestätischen Gipfeln der Pale di San Martino umgeben ist. Es ist ein Gebiet glazialen Ursprungs mit einer reichen Flora und Fauna. Die Almen Venegia und Venegiota sind beliebte Ziele für Wanderer und Naturliebhaber, die die Schönheit dieser unberührten Landschaft genießen möchten. So oder ähnlich könnte man das traumhafte Dolomitental Venegia beschreiben, zu dem wir gerade unterwegs sind.

Travignolo Bach im Parco Naturale Paneveggio Pale di San Martino
Travignolo Bach im Parco Naturale Paneveggio Pale di San Martino

Bereits die Anfahrt ist ein Traum. Verschneite Fichten und herrlich sauberer Neuschnee soweit das Auge reicht.

Wir parken auf dem großen Parkplatz für Wanderer. Im Sommer wird dieser sicherlich voll sein, jetzt in der kalten Jahreszeit parken hier außer uns vor allem Skitourengeher.

So marschieren wir hinter einer Gruppe Skitourengeher auf knirschendem Schneeboden mitten durch eine Wintermärchenlandschaft zur Alm Malga Venegia hinauf.

Kaum erreicht, taucht die mächtige Palagruppe vor uns auf.

Wir wandern zwischen dem Gebäude der bewirtschafteten Alm und dem Travignolo Bach direkt zu den Pale di San Martino.

Vor 3 Jahren waren der Andreas und ich schon einmal hier. Damals sind wir hier links abgebogen und steil auf die Cima Venegia aufgestiegen. Heute gehen wir die Schneeschuhwanderung etwas gemütlicher an. Wir wollen über die Alm Malga Venegiota zur Baita Segantini aufsteigen und dort den Aussichtshügel Costazza erklimmen.

Die Malga Venegiota di Tonadico
Die Malga Venegiota di Tonadico

Nachdem wir die Malga Venegia hinter uns gelassen haben, verengt sich das Tal. Nach der Malga Venegiota öffnet es sich wieder, verengt sich erneut, macht eine langgezogene Rechtskurve und weitet sich zur Ebene von Campigolo di Vezzana.

Hier biegen die Skitourengeher vor uns nach links ab. In Serpentinen geht es hinauf Richtung Campanile di Val Grande. Es sieht sehr steil aus. Wir wissen nicht, wohin sie wollen. Die Gipfel der Palagruppe mit Skiern zu besteigen, scheint uns kaum möglich. Wahrscheinlich wollen sie zum Rifugio G. Volpi al Mulaz aufsteigen, wer weiß.

Wir hingegen wandern mit den Schneeschuhen auf dem Rucksack gemütlich, was nur möglich ist, weil eine Spur gut ausgetreten ist, zur Baita Segantini hinauf.

Nach gemächlichen 2 Stunden sind wir da.

Baita Segantini

Leider ist die Hütte diesen Winter geschlossen. Anscheinend gibt es Probleme zwischen dem Besitzer und den Behörden, so dass ersterer die Hütte aus Protest geschlossen hält.

Wir wären gerne eingekehrt, aber jetzt, da wir die Hütte erreicht haben, stehen wir in der Sonne, die uns ganz schön aufheizt, eine kurze Pause ist auch ohne Einkehr gut erträglich. Spaß beiseite. Hier am Fuße des Cimon della Pala, dem zweithöchsten Gipfel der Palagruppe, lässt es sich bei allen Temperaturen nicht nur aushalten, sondern auch genießen. Beeindruckend ist die charakteristische, dem Matterhorn ähnliche Form des Cimon. Die gesamte Dolomitenlandschaft – heute ganz in Weiß – ist ein Traum. Im Sommer spiegeln sich die Hütte und die Pale di San Martino in einem kleinen See. Jetzt im Winter bedeckt eine dicke Schneedecke die Wasserflächen.

360° Blick über der Baita Segantini und zu den Dolomitengipfeln der Palagruppe
360° Blick über der Baita Segantini und zu den Dolomitengipfeln der Palagruppe

Bald kommt der Wunsch auf, zum Rollepass hinunterblicken zu können. Dazu müssen wir Schneeschuhe und Gamaschen anziehen und den Aussichtshügel Costazza erklimmen. Wir steigen die wenigen, aber durch das Spuren sehr mühsamen, Höhenmeter zum Gipfel hinauf.

Aussichtshügel Costazza

Wow – ein herrlicher 360-Grad-Rundblick eröffnet sich uns.

Vis-a-vis der Cimon della Pala und darunter die Schutzhütte Rifugio Segantini. Dann nach rechts der Rollepass mit den Monte di Colbricon (Lagorai) dahinter, wo sich irgendwo die Bergseen Laghi di Colbricon verstecken, dann das Rollepas-Tal im Hintergrund die Adamello-Presnella- und Ortler-Alpen, nun im Vordergrund der Naturpark Paneveggio Pale, der San Martino mit dem Monte Castellaz und etwas weiter der Bocche-Kamm und im Hintergrund die Marmolata-Gruppe mit Cima dell‘Uoma, Gran Vernel und Punta Penia und schließlich die Pala-Gruppe mit Monte Mulaz, Cima di Focobon, Cima Bureloni, Cima di Vezzana und Cimon della Pala.

360° Ausblick vom Aussichtshügel Costazza auf die Palagruppe und den Rollepass
360° Ausblick vom Aussichtshügel Costazza auf die Palagruppe und den Rollepass

Wir kommen mit einem Skitourengeher ins Gespräch. Er meint, wir müssten nicht den gleichen Weg zurückgehen, sondern könnten querfeldein Richtung Monte Castellaz gehen und kämen dann irgendwo im Val Venegia zur Malga Venegiota oder Malga Venegia. Skitourengeher machen das oft.

Tiefschneeexkurs

Hmm, obwohl auf der Openstreet Map nur ein Wanderweg zum Monte Castellaz eingezeichnet ist und von dessen Fuß kein weiterer direkt zur Malga Venegiota verläuft, riskieren wir es (Achtung nicht zum Nachwandern geeignet!)

So stapfen wir auf dem Weg R01 durch sehr tiefen Schnee zum Fuß des Monte Castellaz. Im Rücken der Cimon della Pala vor uns eine traumhafte, fast unberührte Winterlandschaft.

Die Gipfel der Palagruppe verschwinden kurz hinter weißen Pulverschneehügeln, tauchen aber bald wieder in ihrer ganzen Pracht auf. Herrlich.

Wir müssen einen steilen Hang hinunter. Ohne Ski, aber mit Schneeschuhen stapfen und rutschen wir durch den knietiefen Pulverschnee. Das macht Spaß, zumindest mir.

Nun wandern wir links an einer Hütte vorbei und erreichen den Steig, der den Gipfel des Monte Castellaz von Nordosten her erschließt. Wir wollen nicht hinauf, sondern suchen einen Abstieg ins Val Venegia. Eine vermeintliche Spur entpuppt sich bald als die eines Rehs. Eigentlich sollte hier, parallel zu den Höhenlinien des Geländes, ein Pfad nach Osten in Richtung Campigolo di Vezzana führen. Jetzt im Winter mit knietiefem Schnee ist von einem Pfad keine Spur.

So halten wir uns an das GPS und spuren mühsam, aber in traumhafter Winteridylle nach Osten. Wir kommen nur sehr langsam voran, müssen Hänge rauf und runter. Endlich sehen wir Spuren von Tourenskiern. Einige führen talwärts Richtung Norden, eine halbwegs ebene Richtung Osten. Da uns das Gelände talwärts etwas zu gefährlich erscheint, folgen wir der Spur nach Osten, die mit der Route auf unserer Karte übereinstimmt.

Plötzlich wendet sich die Spur bergwärts, genau in Richtung des Aussichtspunkts Costazza, von dem wir kommen. Wir versuchen, die Skispur für ein paar Meter zu verlassen und folgen stur dem GPS auf dem unsichtbaren Weg, kommen aber bald an einen Geländeeinschnitt, der mit Schneeschuhen und tiefem Pulverschnee nur schwer zu bewältigen ist. Also kehren wir um und folgen der aufsteigenden Skispur. Das bedeutet, dass wir umsonst im Kreis gelaufen sind, denn wir werden nun auf den Weg R01 aufsteigen über den wir vom Monte Costazza zum Fuß des Monte Castellaz gewandert sind.

Kaum aus dem Wald heraus, kommt uns ein Tiefschneefahrer entgegen. Er bleibt stehen. Ich will ihn freundlich grüßen. Da sagt der ältere Mann: „Avete rovinato la mia traccia!?“

Im ersten Moment verstehe ich nicht, ob er scherzt, im zweiten merke ich, dass er es ernst meint.

Kurz bevor ich mir eine passende Antwort zurechtlegen kann, sagt er: „Allora dovrò creare una nuova“ und fährt mit einem gekonnten Hüftschwung den Tiefschnee hinunter.

Andreas und ich verstehen nicht, was wir falsch gemacht haben. Gibt es zufällig ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Schneeschuhgeher nicht in die Spur eines Tourenskifahrers treten darf?

Wie auch immer.  Ich hätte es fotografisch nicht übers Herz gebracht, unnötigerweise eine zweite Spur in diese wunderschöne unberührte Schneelandschaft zu ziehen.

Schnaufend erreichen wir die gespurte Querverbindung zur Baita Segantini und machen uns auf den Rückweg.

Zurück durch das märchenhafte Val Venegia

Die vielen Serpentinen hinunter nach Campigolo di Vezzana kürzen wir diesmal ab, indem wir auf bereits gespurten Bahnen die Hänge hinunter stapfen oder rutschen. Mit Schneeschuhen macht das richtig Spaß.

Im flachen Gelände von Campigolo di Vezzana stapfe ich durch den Tiefschnee. Für ein Foto. Dann mache ich einen entscheidenden Fehler. Ich trete einen Schritt zurück. Das ist fatal im Tiefschnee mit nicht fixierten Schneeschuhen. Ich liege mit meiner Kamera im tiefen Pulverschnee. Allein. Andreas ist mehrere Dutzend Meter voraus, er kann mich nicht hören. Die Finger fangen an zu frieren. Die Handschuhe sind im Rucksack. Ich will aufstehen. Keine Chance. Die Schneeschuhe sind tief im Schnee verankert. Ich will mich mit den Händen abstützen (die Stöcke sind hinten im Rucksack). Keine Chance, der Schnee ist zu tief, um bis zum festen Boden zu greifen. Und jetzt? Ich muss auf Knien und Ellbogen robben und mit einer Hand die Kamera halten. Es klappt.

Schnee in allen Öffnungen und Ritzen, die Kamera klitschnass, die Hände eingefroren. Das war nicht lustig.

Aber eine Nikon-Spiegelreflexkamera hält das aus, die Klamotten sind schnell ausgeklopft und die Finger nach 5 Minuten anhauchen wieder zum Leben erweckt. Geschafft.

Auf der Alm Malga Venegiota angekommen, ist das Erlebnis schon wieder vergessen. Ein paar Meter weiter unten, inmitten einer grandiosen Wintertraumlandschaft mit untergehender Sonne über den Pale di San Martino, packt mich wieder die Fotografierwut.

Grandioses Alpenglühen, ein traumhafter Winterwald und ein glitzernder Gebirgsbach – da lacht mein Fotografenherz.

Zwischen der Malga Venegiota und der Malga Venegia muss sich Andreas ganz schön anstrengen. Es ist nicht leicht für den einen, der nicht fotografieren will, 1 Stunde in der Kälte auszuharren, während der andere Zeit und Temperatur vergisst.

Zum Glück ist Andreas in solchen Dingen gut trainiert.

Unter dem Pale di San Martino im Val Venegia zwischen den Almen Malga Venegia und Malga Venegiota
Unter dem Pale di San Martino im Val Venegia zwischen den Almen Malga Venegia und Malga Venegiota

Bei der Venegia Alm schicke ich Andreas zum Aufwärmen in die Schutzhütte, während ich einen Abstecher ins Bachbett des Travignolo mache. Einfach herrlich, die Dolomiten-Alpenstimmung!

Leider will das Personal der Malga Venegia um diese Zeit schließen. Der Andreas darf nicht mehr rein.

Und das heißt für mich, raus aus dem Bachbett. Zeit diese herrliche Wintertour abzuschließen.

Der kurze Weg zurück zum Parkplatz wird mir durch ein wunderschönes rosa Licht versüßt.

Eine traumhafte Dolomiten-Winterwanderung, die ihresgleichen sucht, liegt nun leider hinter uns. Traumhafte Erinnerungen aber bleiben!

GPS-Track mit Download Schneeschuhtour duch das Val Venegia zur Baita di Segantini

(Achtung der kreisförmige Exkurs im Tiefschnee ist nicht zum Nachwandern geeignet!)

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Naturpark Paneveggio Pale di San Martino

Hoteltipps für Ihren Wanderurlaub in Südtirol

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert