»Mein« Wanderbuch

Ein Südtirol Wanderführer mit 20 Wohlfühlwegen zum Thema »Wandern für die Seele«

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Herz Jesu Feuer Wanderung

Mit dem Alpenverein Tramin bei dem Herz Jesu Feuer auf dem Aussichtsberg Roen

Fotoausrüstung und Stirnlampen – das Wichtigste eben – eingepackt, die dem Ziel nahestehenste Parkmöglichkeit angefahren und schon marschieren wir dem Ruf „Auf zum Schwur Tiroler Land“ folgend, hinauf Richtung Traminer Hausberg, dem Roen.

Aufstieg zum Mendelkamm

Zuerst gilt es allerdings der Hitze zu trotzdem und über den alten Grauner Jochweg das gleichnamige Joch zu erklimmen. Als Traminer wandern wir normalerweise von Tramin aus oder maximal vom Gummererhof über die Tauris oder die Weißen Riesen zum Roen hinauf. In dem Fall wären 1.870 bzw. 1.400 Höhenmeter zu erklimmen. Heute von der Forststange Grauner Jochweg aus, werden es bis hinauf auf den höchsten Gipfel des Mendelgebirges nur 1.100 Höhenmeter sein. Ein „Klacks“ also für Wanderer. Nicht unbedingt aber für Herz-Jesu Anfeuerer. Es gilt so einiges auf den Berg zu tragen, da wird so mancher Rucksack die 10 kg Grenze bei weitem überschreiten.

In etwas mehr als einer Stunde haben wir das Grauner Joch erreicht. Gemütlich geht es nun relativ flach bis zum „Verbrennten Egg“ hinüber, wo die „Verbrennten“ die ihre Feuerstelle einrichten.

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Blick auf die Traminer Fraktion Söll mit dem Kalterer See im Hintergrund

Ein kurzer Blick hinunter ins Tal auf Tramin, Söll und den Kalterer See muss genügen, dann heißt es wieder auf die Zähne beißen. Die letzten deftigeren Höhenmeter hinauf zum Schwarzen Kopf müssen noch geschafft werden.

Bei der runden Bank unter dem Schwarzen Kopf türmen die Bauernjugend Tramin und direkt beim Kreuz am Schwarzen Kopf die Schützen Tramin ihre Scheiterhaufen auf.

Wir wollen noch höher hinaus und schließen uns dem Alpenverein Tramin an und steigen gemeinsam den gerölligen Buckel vom Gipfelkreuz Schwarzer Kopf bis zum Mendelkamm, der etwas höher liegt, hinauf.

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Alpenrosen am Wegesrand

Frisches Grün und blühende Alpenrosen säumen heuer den Steig zwischen Schwarzem Kopf und Roen. Herrlich! Das letzte Wegstück verwandelt sich zur Genusswanderung.

Auf dem Roen

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Alpenverein Tramin mit Roen im Hintergrund

19.00 Uhr, der nach Osten steil abfallende, aber nach Westen lieblich mit Latschen und Grasweiden auslaufende, Gipfel Roen ist erreicht.

Die „Mandr“ vom Alpenverein wissen eine Wind geschützte Stelle zwischen den Latschen. Ein großer Tisch und eine Bank stehen da. Komisch ist mir nie aufgefallen. Speck, Käse und Brot – eine Südtiroler Marende eben. Das schmeckt.

Eine Kumulus-Wolke, eher eine Nimbostratus-Wolke schiebt sich vor die Sonne. Ärgerlich für den Fotografen. Noch ärgerlicher der Niederschlagsradar mit der Prognose. Um 21.00 Uhr soll es regnen und um 22.00 Uhr sogar gewittern. Aua, das tut weh. Mehr im Herzen als am Körper!

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Sonnenuntergang

Indes verzaubert die untergehende Sonne mit einem kurzen, aber anschaulichen, Auftritt den Feuerabend.

Vielleicht hat der eine oder andere Hilfe von oben erbeten. Jedenfalls geht der (Regen-)Kelch an uns vorbei. Um 21.00 Uhr fällt kein einziger Tropfen und die umliegenden Wolkenformationen schauen nicht bedrohlich aus. Perfekt!

21.20 Uhr. Die „Mandr“ des Alpenvereins haben bereits vor einer halben Stunde, in einer Eisenwanne, ein Feuer entfacht. Nun stellt sich die Frage wie die glühend heiße Wanne die 100 m zum Scheiterhaufen hinüber transportiert werden soll.

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Das Feuer muss hinübe rzum Scheiterhaufen

Es bedarf im wahrsten Sinne des Wortes der Abgebrühtesten von ihnen das im Wind sich windende Feuer zum Haufen zu tragen. Das Vorhaben gelingt, sogar ohne Verbrennungen!

Herz Jesu Feuer

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Das Herz Jesu Feuer des Alpenvereins

Die Dämmerung bricht über dem Mendelkamm herein. Es wird ruhig. Der ausgedorrte Scheiterhaufen nimmt die Glut gerne auf, ein kräftiger Westwind facht die Flammen in Windeseile an. Gänsehaut Atmosphäre! Nicht der Angst wegen, des historischen Hintergrund Weges „Auf zum Schwur Tiroler Land!“

Brauchtum, Herz-Jesu-Gelöbnis, Gipfelkreuz, rotweiße Tiroler Fahne und heimatlichen Berge – das sind Zutaten die selbst bei hartgesottensten Männern und Frauen Gänsehaut provozieren.

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atmosphärisches Feuer dem Herz Jesu zum Gelöbnis

Über den Berggipfel flammen immer mehr Feuerlichter auf. Der Alpenverein stimmt ein Heimatlied an. Das Feuer will nicht so recht gen Himmel sich strecken. Der Westwind treibt es fast in den Abgrund. Es scheint als wollten die Herz-Jesu-Flammen über die Klippe, hinunter nach Tramin, springen.

Wir lassen uns von der Atmosphäre berieseln.

Rückweg

Doch nach Hause müssen wir schlussendlich auch. Mit künstlichem Licht auf der Stirn, schreiten wir zuerst hinüber zu Schwarzen Kopf. Die Schützen kämpfen mit einigen Glutnestern, die sich vom Wind auf Abwegen treiben lassen haben.

Weiter unten ist die Bauerjugend bereits beim Aufräumen und beim Verbrennten Egg sind nur noch zwei „Verbrennte“ die zum Glut hüten abgestellt wurden.

Recht gemütlich marschieren wir hinaus zum Grauner Joch, dann den alten Grauner Jochweg hinunter. Kröten tummeln sich auf dem Steig. Dank kräftiger Stirnlampe und gutem Auge des Vordermanns – ein Pärchen hat sich unserem Abstieg angeschlossen – bleiben den Amphibien unsere groben Bergschuhe erspart.

Auf Halbweg kommt uns ein Feuerwehrauto entgegen. Scheinbar sind die auf Abwegen geratenen Glutnester immer noch unterwegs und nun müssen die Florianijünger ran.

Mitternacht, die Forststange ist erreicht, wir fahren von Graun hinunter nach Kurtatsch und weiter über die Weinstraße nach Hause nach Tramin.

Tiroler Adler auf der St. Jakobkirche

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Herz Jesu Adler am Kirchturm der St. Jakob Kirche

Vom Kirchturm der St. Jakobkirche leuchtet ein Tiroler Adler. Daran komme ich natürlich nicht so einfach vorbei. Mit Stativ und Fotoapparat geht es hinüber zum Kirchensteig, hinein in die Weinberge, auf die Jagd nach dem Herz-Jesu-Adler. Klick, klick und kliickkk – der Vogel ist nicht scheu, lässt sich unbeeindruckt knipsen.

So geht ein atmosphärischer Abend – wenn auch mit Blitzen in der Ferne aber ohne einen einzigen Regentropfen – zu Ende. Ein ergreifendes Erlebnis, dem Südtiroler Brauch sei Dank!

GPS-Track Herz-Jesu-Wanderung von Graun auf den Roen

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Herz-Jesu-Sonntag auf dem Roen und Abstecher St. Jakobkirche

 

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4 Kommentare über “Herz Jesu Feuer Wanderung”

  1. Karl-Heinz Weller says:

    Lieber Dietmar

    Wieder mal ein ganz toller Stimmungsbericht und deine Bilder sind einfach eine Klasse für sich.
    Als das Bild mit den Wegweisern (Klettersteig) und das Bild der Überetscher Hütte direkt unter dem Roen zu sehen war, musste ich natürlich an mein Horror-Erlebnis vor vielen vielen Jahren denken, als ich den Roen ohne jegliche Sicherung und ohne Klettersteigerfahrung mit schlotternden Knien und Angst ohne Ende bestiegen habe, ich habe mich ja mit Dir diesbezüglich hier im Netz schon ausgetaucht.

    Am Herz-Jesu Sonntag war ich in meiner 2. Urlaubswoche in Sand in Taufers und habe mir das riesengroß in einer Wand am Beginn des Reintales angebrachte leuchtende Herz mit Staunen betrachtet. Insgesamt waren es im Tauferer und Ahrntal deutlich weniger Feuer als früher, aber immer wieder imposant, wie ihr dieses Ereignis jedes Jahr feiert.
    Mich berührt das immer wieder, dass es noch viele Einheimische gibt, die diese Tradition bewahren. Eindrucksvoll.
    Die bringst dies in deinen Bildern mit dem Super-Sonnuntergang ganz eindrucksvoll dar.

    Mehr von mir und meinen Urlaubserlebnissen gibts demnächst privat über Mail.

    Liebe Grüße und Bergheil für die gesamt Familie kommen von
    Charly

  2. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Charly,

    ich war heuer das erste Mal direkt bei den Feuern oben am Mendelkamm. Das Erlebnis war ergreifend und berührend. Ich bin froh, dass es noch so viele Tiroler gibt, die diese herrliche Tradition aufrecht erhalten. War ein tolle soche und das Wetter hat zum Glück mitgespielt, denn das war in der Vergangenheit nicht immer so.

    Danke für deinen Kommentar, ist immer wieder schön zu sehen, dass es auch Wanderer gibt die des Kommentieren Willes kommentieren und nicht aus Suchmaschinenoptimierungsgründen. Die nächste Wanderreportage wird dich bzgl. Bilder begeistern. Ich sage nur soviel: im Herzen der Dolomiten!

    Grüße
    Dietmar

  3. Karl-Heinz Weller says:

    Hallo Dietmar

    Da bin ich mal gespannt.
    Auch ich war ja im Rahmen meines 13 tägigen Urlaubs eine Woche in den Dolomiten in Toblach.

    Habe dabei so meine Erfahrungen und Erlebnisse gehabt, es sei an dieser Stelle nur so viel gesagt, dass ich so meine Probleme mit den vielen Altschneefeldern speziell bei einer Tour an den „Tofane di Rozes“ machte.
    Nicht gerade spassig die Angelegenheit, aber wie gesagt entweder privat per E-Mail oder als Kommentar zu deinem mit Spannung erwarteten Bericht über die Dolomiten mehr von meinem ansonsten wieder sehr schönen Südtirolurlaub.
    Das Beste zum Schluss: Ich muss für zukünftige Südtirolurlaube nur noch einmal im Jahre 2020 eine Urlaubsplanung machen. Danach kann ich gehen wenn ich will und dann wird vielleicht ein persönliches Treffen mit Dir mal Realität, wenn ich schon im Frühjahr auch mal wieder ins Etschtal komme.

    Das wäre doch fein oder?
    Charly an einem Regentag im schwäbischen Fichtenberg
    Charly an einem Rege

  4. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Charly,

    heuer hat es auf so manchen Gipfel noch Schnee. Wir hatten ja einen Wintereinbruch im Mai.

    Realität:
    Auf jeden Fall! Dann machen wir mal eine gemeinsame Wanderung in echt nicht digital 🙂

    Grüße
    Dietmar

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