Sind wir schon mal über den Römerweg von Penon nach Fennberg hinauf gewandert? Die beste Ehefrau von allen, eine Penonerin, sicher, doch wir als Familie noch nie. Ok, machen wir heute.
Für einen Ferragosto Tag ist das ein wenig gewagt. Wir werden wahrscheinlich schwitzen, ordentlich schwitzen. Doch am Ende liegt ein Badesee, da kann man das schon mal riskieren.
Der reizende aber auch ganz schön steile Römerweg von Penon nach Fennhals
Von Penon wandern wir über den Römerweg 2A steil Richtung Fennhalser Sattel. Der Römerweg ist vegetativ interessiert. Er führt zuerst durch dichten Laubwald, doch bald weicht das dichte Blätterdach, ein lichter Mischwald, der Gras im Unterholz zulässt, begleitet uns nun bergauf. Ein Weg wie er mir gefällt, doch heute bedeutet er schwitzen, ordentlich schwitzen.
Matsch, darf sich mit dem Prädikat „Bergsteiger Dörfer“ schmücken. Zurecht, das Dorf und das gesamte Matscher Tal, sind ein Paradebeispiel von Ursprünglichkeit in Symbiose mit nachhaltigem Alpintourismus. Hier steht das ganzheitliche bewusste Bergsteigen, das auf körperliche Anstrengung, Bewältigung alpinistischer Schwierigkeiten, Genuss der alpinen Naturschönheit und Entschleunigung setzt, im Vordergrund. Das schreiben zumindest die „Bergsteiger Dörfer“ unter der Überschrift Philosophie.
Ob das so stimmt, werden wir heute nicht untersuchen können. Als Tagesausflügler wird uns die Überprüfung derart hochgesetzter Ziele zeitlich nicht möglich sein, doch ehrlich gesagt, das interessiert uns weniger. Wer von sich behauptet kann, Naturschönheiten, die nur mit körperlicher Anstrengung zu ersteigen sind, bieten zu können, der hat bei uns einen Stein im Brett!
Matsch im Matscher Tal
Selbst reisen wir mit dem Auto ins Matscher Tal, fahren mitten durch Matsch hindurch und dann entlang des linken Talhanges bis nach Glies. Besonders nachhaltig ist das freilich nicht. Nachhaltig wäre gewesen, von der Haustür auf den Hausberg, den Roen zu steigen. Doch Hand auf Herz, Abwechslung macht das Leben süß, da purzeln unsere hehren Ziele schnell den Hang hinunter.
Durch das Matscher Tal zu Inneren Matscher Alm
Ein schneller Kaffee im Almhotel Glieserhof und schon marschieren wir auf dem Vinschger Höhenweg (Markierung Nr. 1) Richtung Saldurseen.
Der Neveser Höhenweg mit seinen Querungen wilden Wasser, mit seiner archaischen Stein- und Eislandschaft, den Fernern und Firnen, den Gletschern und ewigen Eismoränen ist einer jener Südtiroler Bergwege die für Höhenwanderer fast schon ein Must-have darstellen. Der Neveser Stausee ist unser Wander-Ausgangspunkt. Darum sind wir im Tauferer Tal, bei Mühlen in Taufers links abgebogen und durch das Mühlwaldertal bis nach Lappach gefahren. Das letzte Stück durch das Nadelöhr von Lappach bis zum Neves Stausee hat uns eine mautpflichtige Bergstraße gebracht. Jetzt hier am Stausee ist das Tal wieder breiter, am Ostufer finden wir genügend Parkplätze und können unser Höhentour beginnen.
Blick über des Neveser Stausee zur Neves Alm
Der Andreas ist mit. Ohne Kaffee und Brioche kommt er nicht in die Gänge. Wir kehren bei der Jausenstation Untermaurer Alm ein. Brioche haben sie keine aber einen Kaffee schon. Ehrlich gesagt verstehe ich den Andreas nicht. Warum um aller Gottes Namen sollte es in Südtirol überall ein Brioche geben? In der Stadt ok, weiter unten im Stiefelstaat auch, aber wir sind hier in den Tiroler Bergen!
Wandern in Südtirol, hart an der Schweizer Grenze, im westlichsten Zipfel Südtirols, im Schliniger Tal, in der Bergen der Sesvenna Gruppe mit ganz viel Genuss , das haben wir heute vor. Almenrausch und Bergfeeling in Kombination mit passenden und doch überraschenden Gaumenfreuden, da blüht das Genusswanderherz auf.
Gaumengenuss auf der Schliniger Alm
Ich bin heute mit dem Andreas unterwegs. Wir haben am großen Parkplatz am Dorfbeginn geparkt, einen Kaffee in der Bar des Aniggl Hofs getrunken und biegen nun nach der Pfarrkirche zum Hl. Antonius rechts ab. Der Wanderweg 1A wird uns von 1.700 Höhenmeter hinauf auf 2.200 m bringen. Diese 500 Höhenmeter sind zwar etwas heftig, führen aber zuerst durch Wiesen, dann durch einen herrlichen Lärchenwald im Zickzack Kurs empor, ohne dabei allzu hohe Stufen überwinden zu müssen, sodass der Aufstieg für jedermann machbar ist, wenn er seine eigene Wandergeschwindigkeit dem steilen Gelände entsprechend anpasst. Und das Schöne dabei, hat man diese deftigen Höhenmeter erst mal geschafft, dann landet man auf den Wanderpfad 8A. Der ist nur mäßig steigenden, fast flach und mit seiner Almblumenvegetation am Wegesrand ein wahrer Genusssteig.
Anstieg durch einen Lärchenwald
Wir wandern also den 1A Steig hinauf. Das Dorf liegt schnell unter uns. Zäune rechts und links, Bauern mit Rechen vor uns. Dann eine Holzbrücke. Sie bringt uns nicht über einen Bach, sondern über den Zaun. Ich vermute eine Art Kuhsperre. Wir folgen nun dem Wegweiser Sesvennahütte 1A nach links. 450 Meter geht es gemütlich auf einem Wiesenweg, den Hang querend bis zu einem Rinnsal. Nun beginnt der heftige Aufstieg.
„Anna, wilsch a Runde mitn Radl oder zu Fuaß mochn?“ Keine Antwort. Anna will beides nicht. Sie schaltet auf stumm. Anna kann stumm sein sehr lange durchhalten, länger als ihre Eltern Geduld aufbringen können. Darum entscheidet die beste Ehefrau von allen. Zu Fuß übers Grauner Loch nach Graun, hinunter über den Alten Grauner Weg, hinüber unter dem Klettergarten Morderplotta nach Hofstatt und über Hirschbett weiter nach Penon.
Gesagt getan? Nein so einfach ist das nicht. Zuerst müssen wir aus dem Jammertal heraus. Anna muss mit doppelter Elternpower aus dem Haus gezerrt und noch mühseliger, den steilen Aufstieg zum Kastelazweg, hinaufgezogen werden. Das ist nur mit einem Schraubstock-Klammergriff meinerseits und Ohrenklappen allerseits zu schaffen.
Grauner Lochweg
Erst oben auf dem Kastelazweg kann ich den Griff lockern, die Ohrenklappen können wir einige 100 m später öffnen. Dann ist die liebe Anna wiedergewonnen und es geht flotten Schrittes den Kastelatzweg bis zu seinem höchsten Punkt voran. Hier biegen wir rechts in den Grauner Lochweg hinauf.
Rad fahren und wandern gleichzeitig, geht das? Simultan ist es etwas schwierig, aber hintereinander, das geht!
Kastelazweg
So fahren wir über den jetzt im Frühling herrlich blühenden, mit frischen Trieben durchleuchteten, Kastelazweg von Tramin nach Kurtatsch. Vorbei an einem Trickwasser-Brunnen, an aufgestocktem Meterholz, einem Steinmann und ab und zu einen Rückwärtsblick auf das Weindorf Tramin erhaschend, sind wir schnell, fast zu schnell, in Kurtatsch.
Unterwegs auf dem Kastelazweg mit dem Fahrrad
Auf dem Parkplatz bei der Grundschule tauschen wir den Drahtesel mit Schusters Rappen, wir ketten das Fahrrad am Parkplatz an und wandern nun zu Fuß über den Hauptmann Schweiggl Platz, dann die Endergasse und Angela-Nikoletti-Straße bis zum Beginn des Kurtatscher Weinlehrpfades hinunter.
Weinlehrpfad Kurtatsch
Dieser Weinberg Themenweg, der erste seiner Art in Südtirol, führt uns mitten durch die hügelige Reblandschaft der Kurtatscher. Obwohl Anna nicht zum ersten Mal hier ist, schafft sie es dennoch an keiner einzigen Amphore vorbei zu gehen, ohne den Stöpsel ziehen zu müssen und am ausströmenden Weinduft schnuppern zu wollen. Das Wein-Bukett-Ratespiel macht ihr immer noch richtig Spaß, auch wenn sie mittlerweile einen kleineren Teil der Aromen schon vor dem Schnuppern auswendig weiß. Oder hofft sie insgeheim, dass aus einer der zahlreichen Amphoren eine Osterüberraschung springen wird? Es ist Ostersonntag, wer weiß… Ich selbst bin zwar öfters als Anna hier am Themenweg gewesen, aber auswendig weiß ich immer noch bei keiner einzigen Station, welche Duftnote sie eingeschlossen hält. Darum ist auch für mich, das Riechen an den Stöpseln der Amphoren, immer noch reizend.
Der Maiser Waalweg führt von Obermais unterhalb von Schenna nach Saltaus ins Passiertal. Jetzt im Herbst, nach der Ernte, führt der Waal leider kein Wasser. Trotzdem, eine Wanderung entlang des Maiser Waalweges ist auch im Herbst lohnend.
Blick auf Schenna
Bereits nach wenigen 100 m schauen uns vor den weißen Berggipfeln des Passiertales – vom Kirchhügel Schenna – das markante, neugotische Mausoleum, die Pfarrkirche Schenna und das Schloss Schenna entgegen. Umrahmt von der herbstlichen Landschaft ergibt das ein sehr anschauliches Bild.
Richtung Dorf Tirol sehen wir nur den Dorfrand mit dem Johanneum, aber der Weinberghügel Dorf Tirol mit der weißen Texelgruppe im Hintergrund zeichnet trotzdem ein nettes Bild in die Landschaft.
Blick auf den Langkofel und Plattkofel vom Friedrich-August-Weg aus gesehen. Mitten zwischen den beiden Dolomitengipfel, genauer zwischen Langkofel und Fünffingerspitze, in der Langkofelscharte, die Toni Demetz Hütte.
Die beiden Dolomiten-Zwillingsberge Langkofel und Plattkofel haben wir schon einmal umrundet. Damals vor 12 Jahren war vieles anders. Meine Begleitung war damals die beste Freundin von allen, Anna ist damals noch mit den Mücken geflogen und damals hatten wir uns entschieden die Rundwanderung gegen den Uhrzeigersinn zu absolvieren. Heute – da nicht mehr bei den Mücken – wollen wir gemeinsam mit unserer vierjährigen Anna und der Familie der Schwägerin die Umrundung von Plattkofel und Langkofel im Uhrzeigersinn wagen.
Durch das schöne Grödnertal geht es durch St. Ulrich hindurch und an St Christina vorbei. Die Spitze des Langkofels schaut uns bereits entgegen. Jetzt noch durch Wolkenstein hindurch und dann die Sella-Passstraße hinauf auf 2.180 m über dem Meeresspiegel zum Sellajoch. Der Startpunkt der heutigen Wanderung ist erreicht.
Mit dem Alpenverein Tramin bei dem Herz Jesu Feuer auf dem Aussichtsberg Roen
Fotoausrüstung und Stirnlampen – das Wichtigste eben – eingepackt, die dem Ziel nahestehenste Parkmöglichkeit angefahren und schon marschieren wir dem Ruf „Auf zum Schwur Tiroler Land“ folgend, hinauf Richtung Traminer Hausberg, dem Roen.
Aufstieg zum Mendelkamm
Zuerst gilt es allerdings der Hitze zu trotzdem und über den alten Grauner Jochweg das gleichnamige Joch zu erklimmen. Als Traminer wandern wir normalerweise von Tramin aus oder maximal vom Gummererhof über die Tauris oder die Weißen Riesen zum Roen hinauf. In dem Fall wären 1.870 bzw. 1.400 Höhenmeter zu erklimmen. Heute von der Forststange Grauner Jochweg aus, werden es bis hinauf auf den höchsten Gipfel des Mendelgebirges nur 1.100 Höhenmeter sein. Ein „Klacks“ also für Wanderer. Nicht unbedingt aber für Herz-Jesu Anfeuerer. Es gilt so einiges auf den Berg zu tragen, da wird so mancher Rucksack die 10 kg Grenze bei weitem überschreiten.
Bauernmarkt in Mölten. Gemüse, Käse, Brot wird feilgeboten. Der Andreas und ich sind jedoch nicht auf Einkaufstour, uns interessiert vielmehr das Wandern. Von Mölten führt der Wanderweg Nr. 9 über die Möltner Kaser Alm zu den Stoanernen Mandln. Das ist unser Wanderziel.
Lärchenwiese am Möltner Joch, Tschöggelberg
Einige hundert Meter entlang einer Nebenstraße, dann über einen Saumpfad, wieder über Asphalt um anschließen links in den Steig 9A einzubiegen der uns durch den Bodenwald, dann über den Schweinbichl (Steig Nr. 4) bis zum Möltner Joch führt. Fein kühl ist es unter dem dichten Föhrenwald. Wasser rinnt uns, auf den mit zahlreichen Steinen und Wurzeln versetzten Waldsteig, entgegen. Ein „Übrigbleibsel“ von gestern. Vor 24 Stunden hatte es noch geregnet. Heute hingegen ist ein klarer sonniger idealer Wandertag. Wir treffen zuerst auf den Europäischen Wanderweg E5 (Frankreich-Italien) und erreichen dann eine leicht ansteigende, große Lärchenwiese an deren Ende ich den höchsten Punkt des Tschöggelberges erblicke. Zumindest sieht es von unserer aktuellen Position so aus.
Am Latzfonser Kreuz steht eine bei Wanderern recht beliebte Wallfahrtskirche. Das Kirchlein Heiligkreuz auf Ritzlar ist die höchstgelegene Pilgerstätte Südtirols und eine der höchsten Europas. Eigentlich würde mich der Kreuzgang, der von Latzfons über die Klausner Hütte zum Schutzhaus Latzfonser Kreuz und natürlich auch zur Wallfahrtskirche Heiligkreuz auf Ritzlar hinauf führt, interessieren.
Aber ich habe mit dem Andreas ausgemacht von Reinswald aus das Latzfonser Kreuz zu erwandern. Damit die Wandertour auch ein Gipfelerlebnis erhält, bauen wir – mit der Kassianspitze – die Wanderung zu einer Bergtour aus.
So liest sich die Wanderbeschreibung in kurz: von der Talstation der Kabinenumlaufbahn Reinswald zum Pichelberg (2.070 m) hinauf, dann über den Wandersteig Nr. 8 vorbei am Plattensee und Getrumsee bis zur Kassianspitze (2.580 m) hinüber, hinunter zur Schutzhütte und Wallfahrtskirche Latzfonser Kreuz und über den 7er Steig, vorbei an der Getrumalm, zurück zur nach Reinswald. Alles klar?
Der Südtiroler Wetterbericht hat Hochnebelfelder angekündigt. Die sollten sich im Laufe des Tages verziehen. Zur Zeit schaut es nicht so aus,mziemlich undurchsichtig das Ganze. Hoffen wir das Beste.
Den Sonnenaufgang auf dem Traminer Hausberg, dem Roen einfangen, dieses hohe Ziel habe ich mir gesteckt. Keine leichtes Unterfangen, wenn man die heurigen Wetterverhältnisse Revue passieren lässt.
Sonnenaufgang Roen
„Anstrengender Steig mit leichtem Rucksack oder leichter Wanderweg und schwerer Rucksack?“ Der Andreas ist für die zweite Lösung. Mir persönlich ist die auch lieber, den so kann ich 12 kg Ausrüstung mitnehmen 🙂
Bereits mittags habe ich zwei Schlafplätze in der Überetscherhütte reserviert. Recht gemütlich wandern wir vom Mendelpass, von den Golfwiesen, über die Skipiste zur Halbweghütte hinauf. Damit ist für heute die maximale Steigung schon geschafft. Der Wanderweg, der im Winter zur beliebten Schneeschuhwanderstrecke wird, führt uns bis zur Alm Roen und dann links haltend weiter bis zur Überetscher Hütte.
Überetscher Hütte
Nachtaufnahme Überetscher Hütte
Der Wirt hat schon den Tisch fürs Abendessen gedeckt. Wir speisen, trinken und vertreiben uns die Zeit mit Stichwatten und Trischetten. Beides sind typische Südtiroler Kartenspiele, wobei Trischettn schon fast vom Aussterben bedroht ist. Habe zwar in jungen Jahren mit der Urnena oft Trischetten gespielt, aber das ist lange her und meine grauen Zellen erinnern sich nicht so recht an die Regeln. Zum Glück hatte ich vor 5 Jahren die Idee die Trischetten-Regeln mittels Blog und der Hilfe einiger Kommentarschreiber zu ergründen. Somit hilft uns jetzt diesuedtiroler.it aus der Patsche.