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Zu den Saldurseen im Matscher Tal

Matsch, darf sich mit dem Prädikat „Bergsteiger Dörfer“ schmücken. Zurecht, das Dorf und das gesamte Matscher Tal, sind ein Paradebeispiel von Ursprünglichkeit in Symbiose mit nachhaltigem Alpintourismus. Hier steht das ganzheitliche bewusste Bergsteigen, das auf körperliche Anstrengung, Bewältigung alpinistischer Schwierigkeiten, Genuss der alpinen Naturschönheit und Entschleunigung setzt, im Vordergrund. Das schreiben zumindest die „Bergsteiger Dörfer“ unter der Überschrift Philosophie.

Ob das so stimmt, werden wir heute nicht untersuchen können. Als Tagesausflügler wird uns die Überprüfung derart hochgesetzter Ziele zeitlich nicht möglich sein, doch ehrlich gesagt, das interessiert uns weniger. Wer von sich behauptet kann, Naturschönheiten, die nur mit körperlicher Anstrengung zu ersteigen sind, bieten zu können, der hat bei uns einen Stein im Brett!

Matsch im Matscher Tal

Selbst reisen wir mit dem Auto ins Matscher Tal, fahren mitten durch Matsch hindurch und dann entlang des linken Talhanges bis nach Glies. Besonders nachhaltig ist das freilich nicht. Nachhaltig wäre gewesen, von der Haustür auf den Hausberg, den Roen zu steigen. Doch Hand auf Herz, Abwechslung macht das Leben süß, da purzeln unsere hehren Ziele schnell den Hang hinunter.

Durch das Matscher Tal zu Inneren Matscher Alm

Ein schneller Kaffee im Almhotel Glieserhof und schon marschieren wir auf dem Vinschger Höhenweg (Markierung Nr. 1) Richtung Saldurseen.

Es geht durch einen lichten Nadelwald mit zahlreichen Lärchen, dessen Unterholz vor Grün nur so strotzt. Ein herrlicher Natursteig. Wir wandern ihn zügig entlang. Ein Wanderer-Paar vor uns. Die blonde Frau in Lila, kaum unsere Schritte vernommen, macht Platz und lässt uns freundlich grüßend vorbeiziehen. Der Mann in Blau scheint nicht mitzubekommen, dass hinter ihm zwei Wanderer „schieben“. Fürs Überholen ist der Steig zu schmal, etwas sagen will ich nicht. So schieben wir den „Blauen“ vor uns her und entzweien ihn immer mehr von seiner Frau.

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ein wahrer Natursteig

Irgendwann wird es mir das „schieben“ zu blöd. Ich verständige mich lautlos mit dem Andreas etwas Zeit zu schinden, um den Abstand größer werden zu lassen. Wir entledigen uns der Windstopper, wenige Meter vor uns schaut die Sonne bereits durch das Geäst hindurch.

Die Frau in Lila lassen wir freundlich vorbei, versuchen noch ein wenig Zeit zu verplempern und wandern dann extra langsam weiter.

Schnell stellt sich heraus, die ganze Aktion war umsonst. Wir kommen auf die weitläufige Almwiese der Inneren Matscher Alm mit neugierig glotzenden Kühen. Überholen ginge hier ohne weiteres, doch jetzt sind wir die Langsameren. Bis ich mit dem fotografisch in Szene setzen der Kühe fertig bin, vergeht Zeit, viel Zeit. Obwohl der Andreas inzwischen im Schneckentempo weiter wandert, muss er trotzdem am Ende der Weide auf mich gute 10 min warten.

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Neugierige Kuh auf der Inneren Matscher Alm

Ja so ist das mit mir. Leicht hat es der Andreas nicht. Zwar kann er bei meinen fotografischen Eskapaden meist stur weitermarschieren, ich hole ihn dann hechelnd ein, doch es kommt auch vor, dass er auf mich warten muss, weil es mit mir zeitlich durchgeht und er vor einer Wegkreuzung steht.

So auch jetzt. Ich hechelnd hinterher, er steht wartend vor einem Wegweiser. Wir müssen rechts abbiegen, der Markierung Nr. 4 (Saldurseen 2h 10min) folgen. Es ist der steile Anstieg der uns nun bevor steht. Ein Seitenarm des Saldurbaches begleitet uns linker Hand über den technisch unschwierigen, aber konditionell fordernden, Aufstieg.

Bergan zu den Saldurseen

Bald werden die Bäume niedriger, die Sträucher, vor allem Almenrosen, mehr. Nach einem Zirbelkiefer Solitär, steigen wir vorsichtig quer über einen unschwierigen Felsriegel, kommen in durchgehendes Alpenrosen Gelände, das mit einzelnen kleinen Lärchen durchsetzt ist und stehen gleich darauf auf einer Hochebene, die nun eine mäßigere Steigung verspricht.

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Das ist alles was es an Schwierigkeiten beim Aufstieg zu den Saldurseen zu bewältigen gibt

Noch ein Blick hinunter ins Matscher Tal, das vom Saldurbach entwässert wird und von den Planeiler Bergen im Westen und den Saldurkamm im Osten begleitet wird, alsdann wandern wir wunderbar angenehm, unter dem grünen Saldurkopf entlang eines Seitenarms des Saldurbaches Bergbaches, zuerst durch Alpenrosen, dann über Gras und schlussendlich über blockigen Gneis zum Fuße des Spizat hinauf.

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ein herrlicher Bergpfad

Der Spizat ist ein markanter, pyramidenförmiger Berg, auf den kein Wanderweg führt. So gesehen könnte man ihn mit dem heiligsten Berg der Buddhisten und Hindus, dem unbestiegenen Kailash vergleichen.

Der Spizat ist mit seinen 3.038 m zwar eine ganze Ecke kleiner als sein heiliger Vergleichspartner, auch ist er trotz Ermangeln eines Weges bereits x-mal bestiegen, doch Form und auch sein drumherum mit dem rostbraun gefärbten Gneis Gestein erinnert schon an das tibetanische Dach der Welt.

Bei den Saldurseen

So stehen wir nun unter der Spizat-Pyramide und bewundern – nein nicht sie – sondern den Unteren südlichen Saldursee. Es ist der Lacke, der unsere volle Aufmerksamkeit bekommt. Ein kristallklarer Bergsee ist er zwar nicht, aber ein naturtrübes Türkisprachtexemplar allemal. Der Andreas schaut auf ihn runter, versteht sofort, was das nun bedeutet. Für ihn ist jetzt ein Mittagsschläfchen angesagt. Er weiß, unter einer Stunde bekommt er mich vom See nicht weg.

Unterer Saldursee
Unterer Saldursee
Blick auf die Saldurseenplatte und das Matscher Tal
Blick auf die Saldurseenplatte und das Matscher Tal

„Klein-Tibet“ steht in der Bewerbungsmappe der Bergsteiger Dörfer. Ja da haben sie Recht. Oder doch nicht? Ehrlich gesagt war ich noch nie in Tibet und kann nicht beurteilen, wie die Saldurseenplatte Tibet gleicht. Aber egal, „Klein-Tibet“ klingt neugierig machend, da schließe ich mich gerne an. Ein Klick hier ein Klick dort, der Tibet-Charakter – zumindest wie er sich in meinem Kopf festgesetzt hat, sprich mit viel Stein, viel Berg, ein wenig See, noch weniger bis nichts an Grün – ist schnell fotografisch eingefangen, das klassische Saldurseen-Spizat Bild, also viel rostbraun und ein Klecks türkis ist flugs geschossen. Und jetzt? Ich stelle mir selbst eine kniffeligere Aufgabe. Südtirols höchste Seenplatte mit etwas Lebendigen, mit Grün, mit Blumenpracht zu fotografieren, am besten mit Matsch und der fernen Bergwelt der Ortlergruppe und der Berninagruppe in Beziehung setzen. Das ist schwieriger. Die vereinzelten Grasbüschel, die wenigen Blüten müssen gefunden werden, der Standort, um sie in Beziehung mit dem Matscher Tal mit Ortler und Piz Bernina aber auch mit dem milchig trüben Wasser des unteren Saldursees zu setzen, erst ausgelotet werden. Das braucht Zeit, viel Zeit.

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Blick über den unteren Saldursee
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Blick hinunter ins Matscher Tal
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Matsch mit der Berninagruppe im Hintergrund

Schon zeigt das Zeiteisen halb Eins. Bis zur Oberetteshütte, wo wir unser Mittagsmahl eingeplant haben, ist es noch ein gutes Stück Bergteigen angesagt. Vor allem stehen uns über 250 Höhenmeter bis hinauf zum Kamm Spizat-Teufelskopf und dann der Abstieg zur Schutzhütte bevor. Macht nichts, Bergsteiger mit gutem Fettstoffwechsel, wie der Andreas, die können so eine Tour mit einer einzigen Tafel Schokolade durchstehen und begeisterte Fotografen wie ich, die kommen sogar ohne nichts aus. Eh klar, Begeisterung ist einem Zuckerschub gleichzusetzen!

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Einer der Saldurseen nennt sich Fischersee

So kommt es, dass ich die nun kommenden 250 Höhenmeter über die Plateaustufen Südtirols höchst gelegener Seenplatte (Markierung Nr. 4 Bildstöckljoch) nicht spüre. Über grobes Blockwerk, teilweise kleine Schneefelder, an den zahlreichen Bergseen vorbei kommen ich ohne merkliche Anstrengung stetig höher. Was so ein Begeisterungszuckerschub alles ausmacht, da kann Andreas‘ Tafel Ritter Sport nicht mithalten.

Der größte See war der untere türkistrübe Saldursee, wo wir uns eine gute Stunde aufgehalten hatten. Die Einheimischen nennen ihn „Außere Lack“. Der Wanderweg hat uns zwischen ihm, dem Pramentakopf und dem klaren Fischersee „Fischerlack“ geführt. Wir konnten einen versandeten See und dahinter, eine Stufe höher gelegen, zwei weitere Seen, die „Mittleren Lacken“, bestaunen. Nach einer etwas steileren Passage stehen wir nun im Kessel zwischen Spizat und Teufelskopf und erfreuen uns auf 2.930 m an der „Oberlack„.

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Saldursee „Oberlack“

Die Höhenmeteranzeige des GPS-Gerätes steigt und steigt. 2.950, 2.075, 3.000 m über den Meeresspegel. Wir stehen vor einem Wegweiser. Gerade aus Oberetteshütte, nach rechts Bildstöckljoch. Ok, also gerade aus. Weitere 9 Höhenmeter, markige Steinmänner und schon ist der höchste Punkt, der Übergang von der Seenplatte hinunter ins Matscher Tal, erreicht.

Auf 3.009 m über dem Meeresspiegel

Was für eine Bergpanorama! Wie stehen auf der Talabbruchkante, die durch die Linie Spizat-Teufelskopf-Oberettespitz (Schwemser Spitz) gebildet wird und schauen Richtung Süden von der Saldurspitz über den Saldurkopf und den Ramudelkopf bis zur Ortlergruppe hinunter. 330 m unter uns lockt die Oberetteshütte.

Blick auf die Oberettesspitze, die Weißkugel und die Oberetteshütte im Matschertal
Blick auf die Oberettesspitze, die Weißkugel und die Oberetteshütte im Matschertal

Das Wanderpaar von Beginn der Tour steht da. Wir kommen ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass der Herr in Blau ortskundig ist und die Tour schon öfters bestritten hat. Den Abstieg über die nach Nordwesten ausrichtete Abbruchkante, hinunter zur Oberetteshütte, für den ich Angsthase gestern den Hüttenwirt angerufen hatte, um ich zu erkundigen ob er für uns bezüglich Ausgesetztheit und Schneefeldlage machbar sei, worauf der Hüttenwirt geantwortet hatte, es gebe nur ein Schneefeld und das sei genau an der Stelle, wo er ein Seil angebracht habe und außerdem seien gestern zwei 75-jährige Boznerinnen da runter gekommen, findet der Herr in Blau ganz und gar unproblematisch, er attestiere uns sogar ein sehr gutes Gefühl für den Berg, denn so wie wir – auch er  – die Runde gemacht haben, also im Gegenuhrzeigersinn, sei es viel besser als umgekehrt. Er selbst bereue nur, dass es nicht Winter sei und er nicht die Skier dabeihabe, denn er würde viel lieber runter fahren.

Schlagartig purzelt meine mir am Beginn der Tour gebildete Meinung über den Herrn, den Abhang hinunter. Ehrfurchtsvoll schaue ich ihn an.

„Wie da runter und das auf Skiern?“, frage ich Ungläubiger.
„Ja natürlich, das ist kein Problem“, antwortet er. „Aber heute muss ich wohl leider jetzt sofort zu Fuß runter. Ich würde gerne noch die 20 min rüber zum Bildstöckljoch gehen, aber meine Frau möchte nicht“, bemerkt er zusätzlich.

„Bildstöckljoch, das klingt interessant, hat man von dort eine gute Aussicht?“ entgegen ich.

„Ja eine super Aussicht, man kann ins Schnalstal bis nach Kurzras runter schauen. Ich muss jetzt aber leider mit der Frau zur Hütte hinuntersteigen. Servus!“, mit diesen Worten verabschiedet er sich.

Er weiß nicht was er mit seiner Aussage angerichtet hat. Dem Andreas schwand Fürchterliches! Sein Bergkamerad will nun plötzlich zum Bildstöckljoch hinüber. Nix im Magen und der Teifl will einen Abstecher von guten 40 min, mit Aufenthalt wahrscheinlich über eine Stunde, noch dazu über ein Schneefeld, nur um einen Blick nach Kurzras zu werfen.

Ich schaue den Andreas an. Sein Gesicht liest sich wie ein offenes Buch. Nein, dieses Mal werde ich ihn nicht überreden könnten. Doch da fällt mir ein. Der flinke Assistent soll allein rüber. 40 min zu Fuß, schafft der sicherlich in 2 bis 4 Minuten. Super! Mir bleibt ein Überredungsversuch erspart und dem Andreas ein Schneefeldabstecher mit Essensaufschub.

Blick über das Bildstöckljoch in Schnalstal bis nach Kurzras
Blick über das Bildstöckljoch in Schnalstal bis nach Kurzras

Während ich den Assistenten beaufsichtige, findet der Andreas Plappermöglichkeiten zur Genüge. Zuerst eine einzelne Wandrerin, dann zwei Wanderkameradinen. Am Berg kommt Mann und Frau leichter ins Gespräch als unten im Tal.

Während ich die letzten Foto- und Videoanweisungen gebe, interessiert sich ein jüngeres, länderübergreifendes Paar für mein Tun. Sie eine Vinschgerin aus Glurns, er ein Österreicher aus Kärnten. So komme auch ich zum Kiefergelenkstraining.

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Abstieg zur Oberetteshütte

Der Abstieg über den Archäologischen Wanderweg Nr. 1 zur Oberetteshütte ist nicht ganz ohne. Trittsicherheit ist hier auf jeden Fall gefragt. Diesbzgl. hätte ich die Runde lieber umgekehrt gemacht, doch dann wäre die Hütte zu früh in der Tour gelegen. Ich mag es, wenn die Einkehrmöglichkeit eher zum Schluss raus liegt, am besten auf zwei Drittel der Strecke.

Das Schneefeld erweist sich als unproblematisch. Weil es tief ist und schon viele Bergsteiger durchgestiegen sind, hat es links zur Hangseite, eine ein Meter hohe Schneewand gebildet, die als Geländer fungiert. Wir könnten auch ohne Seil durchsteigen. Doch wenn es schon mal da ist, halten wir uns gerne fest.

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Die Schlüsselstelle ist Seil gesichert

Nun sind die Schwierigkeiten vorüber, wir queren noch schnell einen rotbraunen Schutthang und können dann zügig der Essensausgabe entgegen schreiten.

Auf der Oberetteshütte

Wir: „Gibs nou epes zum Essn?“
Der Wirt: „Zwei Bier?“

Der Wirt, der Oberetteshütte, ehemals Höllerhütte, ein lustiger Kerl, geht ganz selbstverständlich davon aus, zwei Männer, zwei Bier! Damit er versteht aus welchem Holze wir geschnitzt sind, entgegen wir: „Na, a Holbe Roatn, obr an Guatn! Und wos hosch zum Essn, wos mochsch ins?“

Der Wirt, außer lustig, auch flink von Begriff, versteht schnell woher der Wind weht. Wir lassen einen Lagrein, ein Teller Schlutzer und eine Pfanne Pilznudel bringen.

Der Andreas, weil er Schlutzkrapfen gerne mag, ich das Pfandl, weil Nudel mit Pilzen in der Pfanne gut ausschauen. Ästhetik ist wichtig!

Vor dem Verzehr wird fotografiert. Die Kinder vom Nachbarstisch fragen: „Bist du ein Fotograf?“

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Das Nudel Pfandl mit Pilzen der Oberetteshütte

Ich bejahe lächelnd, auch wenn ich mich über die Frage wundere. Heutzutage im Zeitalter von Instagram und Influencer sollte niemand mehr auffallen, der sein Essen knippst. Komisch. Scheinbar stelle ich mich nicht ganz Instagram mäßig ab oder aber das moderne Social Marketing ist noch nicht ins Matscher Tal vorgedrungen. Wer weiß?

Der Wirt im Vorbeirauschen: „Der woas amol wos man fotografiert! Nit lei olm di Schof!“

Tatsächlich, jemand der sein Essen fotografiert fällt hier noch auf. Damit bedarf es keiner weiteren Untersuchung mehr. Das Matscher Tal ist an Ursprünglichkeit nicht zu überbieten, es trägt zurecht die Auszeichnung „Bergsteiger Dörfer“!

Das Essen schmeckt, der Wein mundet, die Aussicht vor allem Richtung Süden zum weißen Gipfel von König Ortler aber auch hinauf zur Scharte, von der wir gekommen sind, beeindruckt.

„Meg‘s a Schnapsl?“, fragt der Wirt, augenscheinlich stolz, darauf, dass jemand nicht seine Schafe, sondern sein Essen fotografiert.
„Wos hosch für oans?“, entgegen wir.

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Heiligenbluat, nennt der Wirt seinen roten Schnaps

Der Wirt hat unter anderem einen Zirbelkiefer Schnaps. Damit ist für uns die Wahl leicht getroffen. Eh klar, dass wir auf 2.670 m ü. d. M. keinen Williams, sondern lieber einen Zirm trinken.

„Zwo mol Heiligenbluat!“, mit diesem Ausrufesatz stellt uns der ausgelassene Wirt zwei blutrote Stamperlen vor die Nasen. Ein kurzer Blick, zwei Schnappschüsse und schon fließt das „Heiligenwasser“, überraschend mild und wohlig, die Kehlen hinunter. Danke Wirt!

Zeit aufzubrechen. „Pfiat enk“ lesen wir auf einem Steinmann, während wir von der Hütte abwärts schreiten.

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Oberetteshütte

Wir treffen zuerst auf die Alleinwanderin, dann auf das junge länderübergreifende Pärchen und wandern nun in einer 5er-Gruppe plaudernd, teilweise über Felsblocktreppen, Richtung Matscher Talsohle hinunter. Ein Wasserfall führt spritzende Wasser zu Tale. Den kann ich nicht rechts liegen lassen. So wir die die Drei ziehen. Nach dem Wasserfall wir das Gelände flacher, die Alpenrosensträucher übriger. Bei einem fetten Steinmann, der die Aufschrift Oberettes Hütte und einen Richtungspfeil trägt, haben wir die Talsohle erreicht und folgen nun dem Saldurbach talauswärts.

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Wasserfall

Uns fällt der extreme Baumbart an den Lärchen auf. Diese Art von Flechten wächst nur in Gebieten mit hoher Luftqualität. Das spricht für das Matschertal und unterstreicht abermals die Auszeichnung „Bergsteiger Dörfer“. Ein Ort zum Durchatmen! Ob die Bäume, die teilweise an den Flechten fast zu ersticken scheinen, das auch so sehen, sei dahingestellt.

Die Markierung Nr. 1 bringt uns gemütlich hinaus zur Abzweigung, wo wir zu den Saldurseen hinauf gebogen sind. Dieses Mal lassen wir sie links liegen, queren über eine Brücke den Saldurbach zur orographisch rechten Talseite und marschieren dem Wegweiser Matscher Alm folgend, zur Alm hinauf.

Auf der Matscher Alm

Bin ich mit dem Andreas unterwegs, dann darf ich immer einkehren. Ich mag den Andreas! Kaffee und Kuchen, wir genehmigen uns eine Viertelstunde Genuss, nicht nur mit der Süßspeise auch mit der Aussicht auf Spizat und Oberettesspitze.

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Ausblick von der Matscher Alm

Nun geht es über den hier wahrhaft wunderbaren Vinschger Höhenweg auf der Höhe der Alm talaufwärts. Nach wenigen 100 m müssen wir schon fast schweren Herzens links Richtung Glieshöfe (Nr. 2A) abbiegen. Die tief stehende Sonne versüßt das fotografische Vergnügen. Leider hält es zu kurz an, wir kommen bald zu den Glieshöfen, bei unserem Ausgangspunkt zurück.

Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als die Fahrt hinaus aus dem Matschertal noch so langsam wie möglich zu gestalten und das traumhafte Tal der Bergsteiger nochmals so richtig aufzusaugen.

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Matsch

Pfiati, Matscher Tal, wir kommen wieder, keine Frage!

18 Uhr 15. „An schnelln Ostecher, aui afn Reschensea?“, frage ich den Andreas, nicht ohne der Frage den Tonfall eines Fragesatzes zu nehmen und ihn eher an einen Befehlssatz anzupassen. Das wäre aber nicht nötig gewesen. Der Andreas hat nichts dagegen. Ich mag den Andreas! So fahren wir hinauf zum versunkenen Kirchturm im Reschensee.

GPS-Track Bergtour durch das Matscher Tal zu den Saldurseen

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Matschertal, Saldurseen, Oberetteshütte

Hoteltipps für Ihren Wanderurlaub in Südtirol

6 Kommentare über “Zu den Saldurseen im Matscher Tal”

  1. Karl-Heinz Weller says:

    Lieber Dietmar

    Jetzt habe ich mal ganz gegen meine Gewohnheiten, deine Frühlings und Sommerrunden rund um Tramin/Unterland übersprungen, weil mich die Saldurseenrunde schon lange reizte und ich sie heuer mal machen will. Nun habe ich vor allem einen Eindruck über den Abstieg zur Oberetteshütte, die ich im Jahre 2011 mal besucht hatte und eigentlich zu den Seen wollte.
    Doch wie so oft verweilte ich auch im Matschertal zu lange beim Fotografieren. Ich bin völlig bei dir, dass dies ein wunderschönes noch ursprünglich gebliebenes Tal ohne Massentourismus ist.
    Ich hatte auf dem Nachhauseweg grandiose Lichteinstrahlungen ins Tal mit Blick zum Ortler.
    ‚Damals hatte ich jedoch noch nicht so eine gute Kamera wie die letzten 5 Jahre, sodass ich die Stimmung nicht ganz auf Zeloloid bannen konnte.

    Die Oberetteshütte finde ich sehr schön, allein die Hüttenwanderung macht großen Spaß
    Sie wurde ja im Jahren 2010 wie ich in Erinnerung habe, zur Berghütte des Jahres in Südtirol gewählt, sie ist wirklich wunderschön gelegen und hat einen schönen Steinbau.

    Da es recht spät war und mir der Anstieg sehr knackig und etwas ausgesetzt aussah, habe ich es dann vorgezogen gemütlich ins Tal zu schlendern, im September sind die Tage halt schon kürzer und da an der Hütte ein kräftiger Wind pfiff habe es dann (lauter Entschuldigungen, ha, ha, ha) nicht mehr in Angriff genommen. Vielleicht ein Ziel für dieses Jahr.

    Deine Bilder sind wieder grandios und machen mega Lust dorthin zu gehen, auch dein Bericht gibt wieder, wie es mir oft selbst so geht bei meinen Touren, mit Respekt und ein wenig Angst ……

    So nun eine gute Woche, und viel Freude bei der Arbeit und in der Natur,
    Charly

  2. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Charly,

    freut mich, dass ich endlich mal eine Tour getroffen habe, die du noch machen willst und nicht schon im Rucksack hast 😉 Das will bei deinen umfangreichen Bergerfahrungen was heißen! Du hast recht die Oberetteshütte (ehemals Höllerhütte) ist wirklich wunderschön gelegen mit einer herrlichen Landschaft drumherum. Doch oben bei den Saldurseen ist die Landschaft ganz anders. Genau das ist das reizvolle dieser Tour. Der Kontrast zwischen dem Grün unten und dem rotbraun oben bei den Seen.

    Musst du machen. Der Abstieg ist für Trittsichere nicht so dramatisch und wenn man die Runde umgekehrt macht, also von der Oberetteshütte aufsteigt, dann sogar noch viel problemloser.

    Grüße
    Dietmar

  3. Gabriele Holland-Junge says:

    Hallo ich fand eure Tourenbeschreibung sehr schön und informativ. Ich möchte ergänzen, dass Matsch extra einen Alpinbus eingerichtet hat, sonntags sogar von Mals aus. Dann könnte einer teilweisen klimafreundichen Anreise ja nichts mehr im Wege stehen.

  4. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Gabriele,

    danke für die Ergänzung. Der „Alpinbus“ von Matsch aus, sonntags von Mals aus, ist eine interessante Information. Sicherlich nützlich für so manchen Matsch und Mals Urlauber bzw. sogar Einheimischen.

    Danke
    Dietmar

  5. Hans Pechtl says:

    Werter Verfasser des Berichts,
    ich bin gerade über den sehr interessanten Bericht zur Wanderung über die Saldurseen gestoßen! Tolle Dokumentation! In diesem Zusammenhang sind mit die beiden Berbezeichnungen „Pramentakopf“ und „Teufelskopf“ aufgefallen. Welches Kartenwerk haben Sie benutzt? Mir sind die beiden Gipfelbezeichnungen in der Umgebung der Saldurseen völlig unbekannt.
    Herzlichen Dank für die Hilfe
    Hans

  6. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Hans,

    du sprichst ein Thema an, dass mich selbst oft beschäftigt. Die Namensgebung in verschiedenen Karten ist oft nicht die gleiche wie Flurnamen, die von den Einheimischen bzw. von den „Alten“ verwendet werden, manchmal sogar komplett unterschiedlich. Ich selbst habe Freude mit alten Flurnamen, auch wenn die oft nur in den Köpfen von wenigen Ortsansässigen existieren oder existiert hatten, weil sie mittlerweile sogar die „Jungen“ nicht mehr kennen. Mir macht es Spaß solche Bezeichnungen zu benutzen. Ich bin mir bewusst, dass die bzgl. Orientierung eher kontraproduktiv sind, weil sie meist auf keiner typischen Wanderkarte stehen, aber genau darum macht es mir oft noch mehr Spaß dieselben zu verwenden.

    Nein, ich selbst bin kein Experte für Südtiroler Flurnamen, ich muss solche Sachen recherchieren. Viele findet man hier: https://flurnamen.natura.museum/.

    Grüße
    Dietmar

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