Kurz vor St. Martin im Passeiertal zweigt links das steile Kalmtal ab, das ab den Rappen Höfen ins Falsertal (auch Valser Tal) übergeht. Heute geht’s mitten in der Bergwelt der Texelgruppe auf eine tolle Rundwanderung in dieses einsame Tal. Wir parken das Auto oberhalb von Magdfeld, kurz vor den Rappenhöfen. Das letzte Stückchen der schmalen Bergstraße ist nicht asphaltiert, aber trotzdem mit dem Auto befahrbar.
Wir starten unsere Bergtour bei den urigen Rappen Höfen im Kalmtal, einem Seitental des Passeiertals.
Links an den Rappenhöfen vorbei wandern wir nun auf dem Forstweg mit der Wegnummer Nr. 4A. Der Weg durch den Wald zur Alm wird parallel vom Kalmbach begleitet. Der liegt allerding einige Meter tiefer in der Talmitte des engen V-Tales. Sein Rauschen hören wir ständig. Der Almweg ist nicht nur bei Wanderern beliebt, auch Radfahrer wissen ihn zu schätzen.
Mit dem Fahrrad von Tramin hinauf zum Grauner Joch und vielleicht noch weiter über den Mendelkamm zum Schwarzen Kopf oder gar zum Roen, geht das?
Mit einem voll aufgeladenen E-Bike auf jeden Fall, mit einem nur teilweise aufgeladenen vielleicht, mit einem Mountainbike ohne Elektroantrieb nur für geübte und fitte Bergradler.
Dieser Ausblick wird mich erwarten: Weiße Risen, Altenburg, St. Josef am See und Kalterer See, Kalterersee
Von Tramin hinauf nach Graun radeln
Zur letzten Kategorie gehöre ich nicht und da der Akku heute nicht ganz voll ist, radle ich nun mit gemischten Gefühlen durch das Höllental hinauf zum Zoggler Forstweg. Akkusparen ist angesagt. Leichter gesagt als getan. Vorbei am Schloss Rechtenthal, am Moserhof geht es die zwar asphaltierte, aber sehr steile Nebenstraße hinauf zum Psenner-Hof. Trotz Unterstützungsstufe 1 und 2 komme ich ganz schön ins Schwitzen. Ab dem Psenner Hof radle ich auf Schotter weiter und erreiche nach 300 Höhenmetern den erwähnten Zoggler Forstweg. Diesen würde ich zwar auch ohne elektrische Unterstützung schaffen und könnte somit Akku sparen, aber da ich noch nie mit dem Rad auf das Grauner Joch gefahren bin und daher andauernden Tretwiderstand nur schwer einschätzen kann, muss ich zusätzlich zur Akkuladung auch mit meinen Kraftreserven haushalten. Die elektrische Unterstützung bleibt darum aktiv. Und sollte der Akku zur Neige gehen, kann ich immer noch umkehren, so mein Gedanke.
11.45 Uhr, allein zu Hause, Hunger! Auswärts essen wäre toll. Am liebsten auf einer Alm. Wo ist denn die nächste? Klar, die Cisloner Alm. Zumindest, wenn man die Strecke von Tramin bis zur Alm mit dem Fahrrad zurücklegt.
Cisloner Alm
Also auf geht’s. Von Tramin über den Radweg nach Neumarkt, über die neue Etschbrücke und dann rechts der Etsch entlang bis zum Fuß von Castelfeder.
Ich wache auf. Das Bett fremd, das Zimmer holzvertäfelt, seltsam. Ich hebe den Kopf, ein Blick aus dem Fenster. Berge unter funkelndem Sternenhimmel! Mächtige Berge. Das ist doch der Rosengarten!
Bin ich nicht aufgewacht? Träume ich? Was ist los?
Ich lasse mich ins Kissen fallen.
Müde beginnen meine Gedanken in der Nacht nach Halt zu suchen. Die letzten Stunden wollen rekonstruiert werden: Schlernhaus! Die Erinnerung lüftet den Schleier der Verwirrung.
Aufstieg über die Rosszähne
Gestern sind Anna, die beste Ehefrau von allen und ich von der Seiser Alm, vom Parkplatz P2, aufgebrochen. Wir waren mit zwei Rucksäcken bepackt, Anna durfte ohne Gepäck gehen. Von der wunderschönen Seiser Alm wanderten wir über das Ladinser Moos und den Grunserbühl zu den Rosszähnen und hinauf zur Rosszahnscharte.
Die Seiser Alm kennt Anna vor allem vom Skifahren. Das größte Almplateau Europas ist sozusagen unser Wintersport-Hausberg. Da die beste Mami von allen beim Skifahren nie dabei ist, unterhielt Anna sie mit Geschichten über ihre Skierlebnisse und erklärte ihr alle Pisten. Und das, obwohl die beste Mami von allen morgens wegen eines Missverständnisses keinen Kaffee bekommen hatte und wegen Entzugserscheinungen mit Kopfschmerzen kämpfte.
Die Wanderung über die grüne Seiser Alm war angenehm und bildgewaltig, während der Aufstieg zur Rosszahnscharte erwartungsgemäß anstrengend verlief. Aber wider Erwarten nur für uns zwei Erwachsene. Anna stieg ohne ein einziges „Sind wir bald da?“ hinauf, ja, sie machte sogar Tempo, indem sie teilweise vorauslief.
Auf der Rosszahnscharte angekommen lagen die anstrengendsten Höhenmeter hinter uns. Wir hielten uns nur kurz auf, um einerseits den Blick nach Westen auf den Schlern mit den Paarlspitzen (= alter Name für die Schlernzacken Saltner und Euringer) sowie auf die Seiser Alm und andererseits nach Osten zur Langkofelgruppe, hinunter ins Durontal und zum Rosengarten zu genießen. Dann folgte der wenige Minuten dauernde Abstieg zur Tierser Alpl-Hütte, die wir bereits um 10.45 Uhr erreichten.
Der Rastenbachklammsteig zwischen dem Kalterer See und der Kalterer Fraktion Altenburg hat eine neue Eisentreppe mit luftiger Aussichtsplattform spendiert bekommen. Das will ich natürlich sehen! Aber so einfach ist das heute nicht. Anna muss zuerst überredet werden. Keine Lust, zu steil, zu müde, zu heiß – Ausflüchte hat fürs Wandern hat sie viele auf Lager. Eine Stunde dauert es, bis wir endlich aufbrechen können. Es ist nun 11.00 Uhr. Zum Glück ist der Parkplatz am Eingang der Schlucht noch nicht voll.
Geplant ist eine kurze schnelle Mittagsrunde. So starten wir zügig den 13er Steig hinauf, werden aber schnell von Anna gebremst: “Nicht so schnell!“ Die Neunjährige hat heute einen Meckertag. Da hilft nur eines. Ein Gespräch initiieren, bei dem Anna viel erzählen kann. Das hilft immer! Wenn Anna reden darf, dann ist Annas Welt in Ordnung.
So erreichen wir mit einer plappernden Anna die erste Treppe. Wow! Wir sind überrascht. Wir hatten nur mit einer Erneuerung der untersten Stiege gerechnet, und da steht plötzlich eine riesige eiserne Stufenkonstruktion mit leicht geänderter veränderter Terrassierung des Steiges bzw. der Steige.
Der Vinschgau ist reich an Waalen und somit auch an Waalwegen. Ganz besondere Vertreter dieser Gattung sind der Neuwaal und der Forrawaal oberhalb von Schlanders. Vor allem, weil sie nicht wie Spazierwege, sondern wie ausgewachsene Bergsteige anmuten. Beide führen das Wasser des Schlandraunbaches auf der orographisch rechten Hangseite des Schlandrauner Hochtales zum Vinschger Sonnenberg.
Wir werden heute beide Waalwege erwandern und dabei die Schlanderser Alm, die Kortscher Alm und den Kortscher See in unsere Bergtour mit einbeziehen.
Blick auf den Bergsee „Kortscher See“ im Talschluss des Schlandrauntals
Ausgangspunkt ist der Höfeweiler Talatsch oberhalb von Schlanders. Schon die Anfahrt von Kortsch über die schmale Bergstraße zum kleinen Parkplatz vor dem Talatscher Feuerwehrhaus auf 1.470 m Seehöhe ist ein Erlebnis.
Rot-weiße Fahnen wehen heute an den Südtiroler Fahnenmasten. Hmm… Herz-Jesu ist erst nächste Woche. Es kann doch nicht sein, dass die Traminer zum Tag der Republik die Tiroler Fahne hissen? Ich schwinge mich aufs Rad und fahre hinunter ins Dorf. Ab der Mitte der Hans-Feur-Straße ist Schluss. Straße gesperrt. Vor der Kirche warten Musikanten. Ach, Fronleichnamssonntag und somit Tag der folkloristischen Prozessionen in Südtirols Dörfern.
Die mit Fahnen geschmückte Hans-Feur-Straße in Tramin
Staudenschmuck in der Karl-Anrather-Straße von Margreid
Entlang des Fenner Baches führt die Fronleichnamsprozession zur Margreider Pfarrkirche
Ich will mich schon zum Warten abschicken, da schießt es mir durch den Kopf: die Traminer Fronleichnamsprozession kennst du eh schon. Wie wäre es mit einer Prozession in einem anderen Dorf?
Gedacht, getan! Über den Choleraweg, den Brentalweg und schließlich entlang des großen Grabens trete ich flugs hinunter nach Margreid.
Die Weindörfer Tramin, Kurtatsch, Margreid und Kurtinig verbindet ein besonderes Flair. Radelt man vom nördlichen Tramin ins südliche Kurtinig wächst mit jedem Pedaltritt der mediterrane Zauber. So kommt ganz besonders jetzt im Mohnblumenfrühling für Genussbiker ein Bella-Italia-Feeling sondergleichen auf!
Eigentlich bin ich vor allem Wanderer. Aber weil der Meniskus zurzeit etwas gehen das Gehen hat, bleibt mir nichts anderes übrig als mich auf den Drahtesel zu schwingen. Eine reine Sport-Radtour kommt nicht in Frage, ich packe – gleich wie beim Wandern – sämtliche Kameras ein und starte von zu Hause aus.
Ein leichtes (Gravel-)Bike wäre für mein heutiges Vorhaben ideal, als Wanderer fehlt das in meiner Ausstattung. Doch als begeisterter Landschaft-Fotograf besitze ich ein E-Mountainbike. Klar wie sollte ich sonst in kürzester Zeit über Stock und Stein flitzen?
So sitze ich nun auf meinem E-Bike und nehme mir den orographisch rechten Süden Südtirols vor. Und weil ich ein wenig ein schlechtes Gewissen habe, nehme ich mir vor, auf den E-Motor zu verzichten. Ein wenig Muskelaktivität muss sein. Für einen erprobter Wanderer ist Pedale treten sicherlich kein Problem.
So lieblich das Val di Non von oben aussieht, so archaisch und wild ist es von unten. Warum das so ist? Zahlreiche Schluchten und Canyons durchziehen das Tal. Schaut man über die hübschen, hügeligen, meist mit Apfelbäumen bepflanzten Hügel hinaus, verbergen sich diese dem Blick.
Letztes Jahr auf unserer Apfel-Blütenwanderung im Val di Non entdeckt, wollen wir heute den Parco Fluviale Novella per Trekking durch die Schlucht des Wildbaches Novella erkunden.
Treppen und Stege führen durch die enge Novellaschlucht, im Parco Fluviale Novella im Nonstal
Vom Mendelpass kommend, kurz vor Revò und gleich nach der Brücke über die Provinzstraße Nr. 74, die den Novella Bach überquert, befindet sich ein Parkplatz und der Kiosk mit der Ticketausgabe. Die Wanderung durch die Schlucht kann ohne Führung unternommen werden, ist aber kostenpflichtig. Wir erhalten 3 Helme und eine Informationsbroschüre.
Erste Sommerwanderung. Und wohin? Gardasee. Klar, wer als Südtiroler zu dieser Jahreszeit ein paar Höhenmeter ohne Schnee bezwingen will, der fährt an den Gardasee!
Der Sentiero delle Farfalle zwischen Limone am Gardasee und seinem Hausberg Monte Bestone
Limone, der malerische Ort mit dem besonderen mediterranen Flair, ist unser Ausgangspunkt. Der „Städtchen“ ist auf drei Seiten von steilen Bergen umgeben. Im Norden erhebt sich das Felsmassiv der Cima Mughera 1.161 m über dem Meeresspiegel. Dort waren wir schon mal und zwar vor 11 Jahren.
Nun werden wir die beiden verbliebenen Gipfel erklimmen. Es sind dies der Monte Preals (890 m) im Westen und der markante Monte Bestone (917 m) im Süden.
Außer dem Andreas ist heute auch Anna mit dabei. Sie hat in der Früh das Wort Gardasee fallen hören und wollte daraufhin unbedingt mit zum Wandern. 1.155 sehr steile Höhenmeter sind zwar kein Zuckerschlecken, aber für Neunjährige ist die Kondition kein Problem, wenn nur der Kopf mitspielt. Und Anna will heute. Und weil sie die beste Mami von allen überreden konnte, darf sie nun mit dem Tati mit.
Limone an Gardasee
Die kleine, nur circa 1.000 Einwohner zählende, Gemeinde Limone am Gardasee ähnelt mehr einer Stadt als einem Dorf. Das ist vor allem dem Platzmangel geschuldet. Die Häuser müssen sich zwischen dem See und den dahinter aufsteigenden Felswänden eng aneinander schmiegen. So entstehen wunderbare enge Gassen. Und da der Ort eine Touristenhochburg ist hüllt er den Besucher in ein wunderbares Urlaubsflair ein. Wir werden dieses mediterrane Gefühl heute sicherlich in uns aufsaugen, aber nicht jetzt. Später nach der geplanten Gardaseebergtour.
Auf Instagram ist mir des Öfteren eine Schutzhütte mit markanter Lage aufgefallen. Sie befindet sich oberhalb des Skigebietes Meran 2000 auf 2361 m über dem Meeresspiegel und trägt den lustigen Namen Kuhleitenhütte. Auf der Website steht: „Knödel mit Aussicht“ und „über den Wolken“. Das klingt perfekt. So machen wir uns auf über die Dächer von Meran nach Falzeben (Hafling).
Der Weiler auf 1.600 m bietet den idealen Einstieg in das Wander- und Skigebiet Meran 2000. Wer nicht wandern will, kann die Seilbahn benutzen.
Wir jedoch sind zu Fuß unterwegs, wir wollen unsere Schneeschuhe nutzen.
Aufstieg von Falzeben zur Kuhleitenhütte
Der Fuß- und vor allem der Tourenskiweg hinauf ins Skigebiet und weiter zur Kuhleitenhütte ist gut präpariert, Schneeschuhe brauchen wir hier nicht, und er ist auch gut beschildert. Obwohl wir keine Aufschrift mit der Bezeichnung Kuhleitenhütte finden, weist uns die Beschilderung unmissverständlich nur einen Pfad. Alle anderen Bahnen sind mit Verbotsschildern ausgestattet. Verständlich, die eine ist die Skipiste und die andere die Rodelbahn.
So steigen wir zwischen Skipiste und Rodelbahn zur Zuegg Hütte empor.
Auf die Seiser Alm fahren wir normalerweise zum Skifahren. Heute haben wir die Ski jedoch nicht dabei. Stattdessen sind Oma und Opa an Bord. Das bedeutet für uns, dass wir einen kurzen und sehr gemütlichen Winterspaziergang unternehmen. Da Oma nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, wir ihr aber trotzdem etwas mehr als nur Compatsch von der Seiser Alm zeigen wollen, setzen wir sie zusammen mit Opa in den Pferdeschlitten von Martin Schieder. Wir selbst, also Anna, die beste Ehefrau von allen und ich starten flugs den 7er Wanderweg Richtung Panorama hinauf. Wir wollen einen kleinen Vorsprung herausholen, damit uns das Haflingergespann nicht gleich überholt.
Noch bevor „unsere“ Kutsche uns eingeholt hat, kommt uns schon eine andere entgegen. Kutschenfahrten sind hier am Fuße des Schlerns sehr beliebt.
Das klappt. Kurz vor der Schmalzlwiese, noch bevor wir beim Hotel Santner die Skipiste queren müssen, bleiben wir sogar kurz stehen, damit uns das Pferdegespann einholen kann. Anna möchte Oma und Opa zuwinken.