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Spaziergang auf der Seiser Alm

Die Seiser Alm Bahn feiert 20-jähriges Betriebsjubiläum. Sie lädt darum heute zur zum Open Day ein. Das heißt wir könnten kostenlos mit der Umlaufbahn von Seis auf die Seiser Alm hinauf. Problem, gestern Abend hat die fleißigste Kirchengeherin von allen die Messe aufgrund anderweitiger Verpflichtungen nicht geschafft. Eine Woche das „Kirchn gean“ auslassen, das kommt für sie nicht in Frage. Darum fahren wir nicht nach Seis, sondern nach Kastelruth. Dort findet um 10.00 Uhr eine Sonntagsmesse statt. Das müsste sich ausgehen.

Nein, das da vorne ist nicht der Eingang zur Kastelruther Kirche. Hier geht es "nur" in den Kirchturm hinein.
Nein, das da vorne ist nicht der Eingang zur Kastelruther Kirche. Hier geht es „nur“ in den Kirchturm hinein.

Die ersten 10 Minuten der Messe versäumen wir, doch zeitgleich mit Beginn der Predigt betreten wir das zu unserem Erstaunen sehr gut gefüllte Gotteshaus.

Aber erst nachdem die fleißigste Kirchengängerin von allen aus lauter Eile und Unkenntnis der Kastelruther Pfarrkirche in den separat stehenden Kirchturm hineingestürmt ist und entrüsstet ausgerufen hat: „Du hosch gsogt um 10ne isch Mess! Und wieso isch des so kloan!“

Ich habe natürlich gegrinst: „In Kastelruth steat der Kirchtum separat, die Kirch isch zem entn“.

Nun sitzen wir andächtig in der Kirchbank und lauschen dem Pfarrer. Ich bin überrascht. Sehr überrascht! Der Pfarrer ist zwar ein älteres Semester, doch er predigt um Welten moderner und zeitgemäßer als uns junger Priester. Fast immer, wenn ich in der Kirche sitze, habe ich das Gefühl, der in Kutte gekleidete Herr vorne am Altar will meinen Intellekt beleidigen oder verwechselt mich zumindest mit einem Vorschulkind. Hier in Kastelruth ist das nicht so.

Der gläubige Leser wird sich nun fragen, warum ich dann überhaupt in die Kirche gehe. Ehrlich gesagt, so ganz freiwillig ist nie.

Vom sonntäglichen Kastelruth fahren wir in 5 Minuten nach Seis und weiter bis zur Talstation der Umlaufbahn.

Seiser Alm Spaziergang

Wir bekommen jeweils ein Ticket für rauf und runter ausgehändigt. Kostenlos.

Anna ist schon aufgeregt. Sie kennt die Seiser Alm nur im Winterkleid. Sie ist gespannt, wie ihre geliebten Skipisten jetzt im Sommer aussehen.

In Compatsch angekommen müssen wir entscheiden. Wir sind heute ausnahmsweise nicht zum Wandern, sondern nur zum Spazieren hier. Da geht sich alles, was Anna und ich gerne erkunden möchten nicht aus. Den Hexenbesen bei der Bergstation des Laurinliftes möchte Anna gerne der besten Mami von allem zeigen. Die Aussicht von der Williamshütte, das würde mir hingegen gefallen. Schlussendlich entscheiden wir uns aber für einen sehr gemütlichen Spaziergang hinüber zur Contrin Alm.

So folgen wir zuerst den zahlreichen Wanderern hinunter zum Panoramalift und weiter zum Puflatschlift.

Wir wundern uns über die Zäune, welche die Wanderer in Zaum halten. Die Zäune sind verständlich, ist klar, dass die Bauern ihre Wiesen nicht zu getrampelt sehen möchten. Was uns wundert ist, dass die Zäune im Winter beim Skifahren nicht stehen, somit wahrscheinlich immer bei Wintersaisonanfang abgebaut und bei Saisonsende wieder aufgebaut werden müssen. Das ist kein unbeträchtlicher Aufwand.

Wir wandern hinter der Talstation des Puflatschliftes den Wanderweg 14B zur Kompatsch Schwaige und anschließend in den Puflerbach hinunter. Wie von Zauberhand sind die Menschenmassen plötzlich verschwunden. Wir grinsen. Eh klar, die meisten Sonntagsspaziergänger haben keine Lust abzusteigen, um gleich darauf wieder aufsteigen zu müssen, auch wenn es nur mickrige 100 Meter sind. Uns macht das nichts aus. Wir sind sogar über den Schatten froh der sich hier rund um den Bach ergibt. Auf der Seiser Alm ist schatten eher Mangelware.

Die kleine Puflerbachtal ist schnell überwunden. Wir kommen an der Stroblschwaige und zugleich an Talstation des Monte Piz Sesselliftes vorbei.

Der asphaltierte Wanderweg Nr. 3 leitet uns Richtung Biotop „Großen Moos“ das an der Ritsch-Schwaige grenzt hinauf. Während wir gemütlich aufsteigen, kommen die Spitzen des Schlerns, die wir durchs Absteigen in das Puflerbachtal aus dem Blickfeld verloren haben, wieder zum Vorschein.

Der markante Schlern
Der markante Schlern

Fast am Rand des Biotops Großes Moos angekommen, bestimmt nun ein anderes Dolomitenmassiv das Landschaftsbild. Es ist die Langkofelgruppe mit Langkofel und Plattkofel die uns nun stetig begleiten wird.

Wir biegen vor den Mooshütten, vor denen ein schönes Wegkreuz mit imposanter Langkofelkullisse steht, links ab und folgen dem Weg Nr. 6 zum Monte Icaro hinauf. Auch dieser Weg ist asphaltiert. Er beinhaltet sogar eine Unterführung, sodass die Skifahrer auf der Monte Piz Skipiste nicht über die Straße müssen.

"Selfie" vor Lang- und Plattkofel
„Selfie“ vor Lang- und Plattkofel

Die Contrin Alm bereits in Sicht dürfen wir den Asphalt verlassen und über die Leo-Demetz-Skipiste zur Contrinschaige aufsteigen.

Unser Mittagsziel ist erreicht.

Contrin Alm

Von der Contrin Alm haben wir einen traumhaften Ausblick auf die Dolomiten Bergwelt rund um die Seiser Alm. Wir lassen es so richtig gemütlich angehen, sogar mit Mittagsschläfchen der besten Mami von allen. Sie ist eine Einschlafspezialistin, sie kann innerhalb von Sekunden ins Land der Träume abtauchen. Anna und ich können das nicht. Macht heute nichts, Schlafen am Berg ist nicht unser Ding. Ich langweile mich am Berg sowieso nie. Anna, die schon eher mal fragt: „Wos konn i tean?“ hat hier auf der Contrinschwaige Glück. Neben der Hütte ist ein Stück Wiese eingezäunt. Ein gelassenes Kälbchen und einige quirlige Zwergziegen grasen hinter dem Zaun.

Ein Zicklein hat ein Loch im Zaun gefunden und büchst aus. Anna und ich schaffen es die Ausbüchserin einzufangen und hieven sie zurück über den Zaun. Das hilft wenig, zwei Minuten später ist sie schon wieder draußen. Abermals Ziege einfangen über den Zaun heben und dieses Mal das Loch suchen. Gefunden. Wir flicken es notdürftig und schon kann Ziege ihr Reservoir nicht mehr verlassen.

Die Baumgruppe unter der Terrasse der Contrinalm ist nicht nur markant, zusammen mit dem Panorama ästhetisch reizvoll, sie bietet auch ein wenig Schatten. Ein Plätzchen zum Verlieben. Der Herrgott hat es gut gemeint mit den Seisern. Natürlich auch mit uns, die wir diese Prachtlandschaft, wann immer wir wollen, genießen dürfen.

360° Rundumblick auf die Seiser Alm
360° Rundumblick auf die Seiser Alm

Fast zwei Stunden halten wir uns auf. Dann wandern wir auf dem 6a Pfad zur Bergstation der Umlaufbahn, die nach St. Ulrich ins Grödnertal hinab führt. Kurz oberhalb der Bergstation können wir einen Blick hinüber auf die Seceda mit den Geislerspitzen, das Grödner Joch zwischen den Cirspitzen und dem Sellastock als auch auf Ciampinoi mit der Saslongskipiste erhaschen.

Für Anna und mich ist es interessant zu sehen, wie das alles jetzt im Sommer aussieht. Im Winter sind wir mit den Skiern von der Seiser Alm hinüber auf die Seceda und auf den Ciampinoi gefahren.

In einer weiten 180 Kurve wandern wir zur Schgaguler Schwaige hinunter, marschieren unterhalb des Hotels Adler Lodge Alpe mit viel Panoramablick vor allem auf den Lang- und Plattkofel bis kurz vor das Hotel Icaro.

Nun weichen wir etwas vom Hauptwanderweg ab, indem wir zum Hotel Icaro abzweigen und kurz davor links über die Wiese hinunter biegen.

Rechts des eingezäunten Pfades stehen neugierige Graurinder, links grasen Haflinger Pferde. Damit wir nicht wieder unten bei der Strobelschwaige landen müssten wir bald links abbiegen. Die Abzweigung versäumen wir. Oder vielleicht hat es auch keine gegeben. Wie auch immer, wir müssen eine Wiese queren um anschließend über den asphaltierter Wanderweg Nr. 3 zu den Mooshütten hinaufzugelangen.

Wegkreuz bei den Mooshütten. Langkofel und Plattkofel im Hintergrund
Wegkreuz bei den Mooshütten. Langkofel und Plattkofel im Hintergrund

Nun abschließend marschieren wir gemütlich flach entlang des Seiser Alm Hauptweges zurück nach Compatsch.

Spaziergang über die Seiseralm zur Contrinschwaige

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Seiser Alm

Hoteltipps für Ihren Wanderurlaub in Südtirol

2 Kommentare über “Spaziergang auf der Seiser Alm”

  1. Karl-Heinz Weller says:

    Hey Dietmar

    Du siehst ich bin nun auf deiner derzeit ersten Seite gelandet und mir die Bilder und Kommentar von der „Seiser Alm“ angeschaut.
    Derzeit bin ich viel am Planen, teilweise schon für Urlaub im nächsten Jahr, denn meine derzeit „beste Freundin“ will auch mal wieder nach Südtirol und auf die Seiser Alm. Mal sehn ob das nächste Jahr ausgeht, vielleicht mach ich auch eine ähnliche Tour wie du hier mit Familie.

    Ein Bild von Dir hat mir in Erinnerung gerufen, wie toll die Jahre mit dem Skifahren in Südtirol in den 90 er Jahren und zuletzt 2019 waren.

    Dein Bild hinüber zur Seceda: Diese Abfahrt hinunter durchs Annatal ist eine der schönsten die ich in meinen vielen Jahren in den Alpen, u.a. Österreich oder auch sonst in Südtirol gefahren habe. Die Natur im wilden Annatal ist im Winter einfach nur grandios, wenn nur die Wartezeiten an der Mittelstation nicht wären, nervig. Aber auch die Südhänge hinunter nach St. Christina mit den vielen urigen Hütten wie z.b. der Gamsbluthütte sind ein einziger „Wintertraum“.
    Ja das schwelge ich nun in vergangenen Zeiten im sonnigen schwäbischen Wald ……..

    Liebe Grüße
    Charly

  2. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Charly,

    die Seiser Alm ist sicherlich für deine „besten Freundin“ ein wundervolles Ziel. Egal ob gemütlich oder deftig, dort oben ist eh für jeden etwas zu finden. Eventuell kann man sogar eine romantische Pferdekutschenfahrt machen, wie du in einen meiner letzten Beiträge sehen kannst Winterspaziergang Seiser Alm. Die Kutschen sind natürlich auch im Sommer unterwegs.

    Bzgl. Seceda:
    Da waren wir den letzten Winter öfters. Immer mit den Ski, von der Seiser Alm aus. Das mit dem Warten an der großen Seceda Gondel kennen wir. Uns hat es immer deftig getroffen, weil man eine gewisse Zeit braucht um von der Seiser Alm bis dort hin zu gelangen und wir somit immer in der Stoßzeit dort waren. Aber es zahlte sich immer, wie du ja selbst weißt! Einmal sind wir mit den Ski sogar von der Seiser Alm bis zum Sellajoch und ein anderes bis zum Grödner Joch gefahren. Grandios!

    Lg
    Dietmar

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