Jedes Jahr am Herz-Jesu-Sonntag, dem zweiten Sonntag nach Fronleichnam, lodern in Tirol – also in Nord-, Ost- und Südtirol – die Berggipfel in feuriger Andacht.
Warum?
1796 gelobten die Tiroler Landesräte in Innsbruck, das Land dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anzuvertrauen, um göttlichen Schutz im drohenden Krieg gegen Napoleon zu erbitten. Dieses Gelöbnis wurde nach dem militärischen Erfolg von Tirol bekräftigt und führte zur jährlichen Feier.
Als Zeichen dieses Gelöbnisses werden heute noch auf Bergen Kreuze, Herzen, Inschriften oder andere Symbole aus Fackeln oder Holz entzündet – teils spektakulär über viele Kilometer sichtbar.
„Dem Land Tirol die Treue – auf zum Schwur, Tiroler Land!“
Auch vor dem Brauchturm macht die technische Entwicklung nicht halt. So hat man sich in Altenburg für ein elektrisches Kreuz entschieden.
Jeder Urlaub geht leider einmal zu Ende – heute trifft es unseren. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns von allen Bewohnern desRutarhofs zu verabschieden. Natürlich auch von den tierischen: Schweine, Hasen, Pferde, Katzen, Hund und die schnatternden Laufenten – Pfiat enk! Es war schön bei euch.
Fotos Abschied vom Rutarhof
Laufenten, Rutarhof
Rutarhof: Spielplatz
Rutarhof: Wollschwein Susi
Rutarhof: Hase
Rutarhof: Streufeldobstwiese
Rutarhof: Schafe
Rutarhof:
Rutarhof: Spielplatz
Rutarhof: Garten
Rutarhof: Pferd Sidney
Rutarhof: Wallach Smoky
Rutarhof: Innenhof
Rutarhof: Die große Linde
Rutarhof: Schweine
Rutarhof: Hängebauchschwein
Rutarhof: Schweinchen
Rutarhof: Hund Billi
Lienz – Hauptstadt Osttirols
Die Heimfahrt zieht sich etwas länger als geplant – unser angeschlagenes Auto zwingt uns dazu, Mautstraßen zu meiden. Um die Fahrt ein wenig aufzulockern, legen wir einen Zwischenstopp in Lienz ein, der Hauptstadt Osttirols. Und schon beim ersten Herumschlendern wird sofort klar: wir Südtiroler gehören zu Tirol. Der Dialekt klingt vertraut, die Berge wirken wie unsere, und die Stadt – enger, kompakter als Klagenfurt – erinnert an Bozen. Ja, Süd-, Nord- und Osttiroler gehören zusammen. Die Geschichte wollte es anders. Sie hat uns getrennt. Immerhin: Grenzen gibt es zum Glück keine mehr – zumindest innerhalb Europas. Das macht es zumindest halbwegs erträglich.
Lienz
Lienz – für uns völliges Neuland. Schon beim ersten Rundgang spüren wir aber: Die Stadt hat Charme. Eine lebendige Altstadt, die zum Bummeln, Shoppen und Genießen einlädt. Besonders begeistert mich die Architektur: die ehrwürdige Liebburg, heute das Rathaus, der belebte Hauptplatz mit dem Florianibrunnen – heute mit Trödelmarkt – und die schmucke Fußgängerzone mit ihren klangvollen Gassen – Andrä-Kranz-, Zwerger-, Rosen- und Messinggasse. Eine Altstadt wie aus dem Bilderbuch.
Der besten Ehefrau von allen ist das herzlich wurscht. Sie stürzt sich lieber von Geschäft zu Geschäft ins Shoppingvergnügen. Mir soll’s recht sein. Anna spaziert anfangs noch mit mir durch die Gassen, entscheidet sich dann aber doch für die beste Mami von allen – shoppen zieht dann doch mehr als Kultur.
Die Liebburg, auf dem Hauptplatz von Lienz
Heute ist Markttag. Zahlreiche Stände mit weißen Sonnenschirmen säumen den Hauptplatz.
Im Gegensatz zu Süditalien hängt die Wäsche hier wahrscheinlich nur zur Dekoration.
Die malerische Zwergergasse
Der Hauptplatz von Lienz. Mit Blick auf das Altstadthotel.
So verbringen wir anderthalb Stunden in Lienz, bevor wir unsere Heimreise in den Süden Südtirols fortsetzen – glücklicherweise ohne Autopannen, denn ich halte den Tourenzähler stetig im Blick.
Es ist kurz nach zwölf – für den Seestrand für uns noch zu früh. Also steuern wir eine der Hauptattraktionen am Wörthersee an: den Aussichtsturm am Pyramidenkogel.
Höchster Holzturm der Welt: der Aussichtsturm Pyramidenkoge
Der Pyramidenkogel erhebt sich südlich des Sees auf rund 850 Metern Höhe und zählt zu Kärntens bekanntesten Aussichtspunkten. Seit 2013 thront auf seinem Gipfel ein spektakulärer Aussichtsturm aus Holz – 100 Meter hoch und damit der höchste seiner Art weltweit.
Pyramidenkogel
Der höchste Holzturm der Welt – wow! Wir sind schon ganz kribbelig vor Vorfreude.
Sobald wir das Gebäude zur Ticketausgabe betreten, hallt uns lautes Gekreische entgegen. Was ist da los? Das klingt ganz nach einer Horde Jugendlicher, die gerade riesigen Spaß hat …
Die Liste der Tagesausflugsmöglichkeiten ist lang, wenn man im Süden Südtirols wohnt. Aber ganz oben steht ein Ausflug in die Lagunenstadt Venedig. Es ist schon erstaunlich, wie gut unsere Urlaubsgäste die schönsten Tagesausflugsziele kennen, während wir als Einheimische manche davon noch nie besucht haben. Doch heute wird sich das zumindest mit Venedig ändern. Canal Grande, Gondoliere und Markusplatz – wir kommen!
Wir haben uns für die Anfahrt mit dem Zug entschieden. Das ist für uns optimal. Einstieg am Bahnhof Auer, Umstieg in Verona und Ausstieg in Venedig direkt vor dem Canal Grande.
Anna ist begeistert. Erst in Verona hat sie erfahren, dass die Reise nach Venedig geht. Dort konnten wir die Überraschung leider nicht mehr geheim halten. Sie hat auf der Abfahrtsanzeigetafel gelesen, dass der Schnellzug nach Venedig fährt, und sich riesig gefreut. Jetzt am Canal Grande ist sie ganz aus dem Häuschen. Statt einer Straße mit Fahrrädern, Autos, Bussen und Straßenbahnen gibt es hier Fähren, Lastkähne, Motorboote und jede Menge Gondeln.
Juni, ein Werktag und der Namenstag von Anna. Darum durfte sie für heute ein Ausflugsziel aussuchen. Sie hat sich für den Archeoparc in Schnals entschieden. Es interessiert sie wie der Ötzi gelebt hatte. Neben einem kleinen archäologischen Museum bietet der Park einen Freilichtbereich, in dem man nicht nur zuschauen, sondern auch aktiv teilnehmen kann.
10 Uhr, Einlass. Wir schauen uns zuerst den Innenbereich an und lernen, dass der Mann aus dem Eis wahrscheinlich im Vinschgau lebte. Er trug 20 Holzarten bei sich, die er bewusst ausgewählt hatte. Er war ein Experte in Material- und Ortskenntnis. Außerdem hatte er einen Kleber aus Birkenteer bei sich, mit dem er mit dem gleichen Prinzip heutiger Heißkleber Holz und Stein aneinander kleben konnte. Feuersteine fehlten auch nicht in Ötzis Ausstattung. Dieselben musste er vom nördlichen Gardasee geholt haben, da sie in Südtirol nicht vorkommen.
Der innenbereich des kleinen Archeoparc Museums im Schnalstal
Heute mal was anderes. Keine Bergtour, keine Wanderung, nicht Wald und Fels, sondern Wasser – ein Segeltörn auf dem Gardasee! Der Hans hat mich zur Probefahrt mit seiner neuen Zwei-Mast-Yacht „Siora“ eingeladen. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen!
Obwohl Ferragosto-Samstag ist die Anfahrt vom Süden Südtirols bis nach Riva del Garda halbwegs flüssig verlaufen. Einen Parkplatz habe ich in der Via Fabio Flizi auch schnell gefunden. In Riva gibt es viele (kostenpflichte) Parkplätze, man muss sie nur finden.
Nun schlendere ich zur Wasserburg Rocca di Riva eigentlich zum Canale della Rocca, der die Burg umgibt. Hier ankert die Segelyacht. Sie ist mit ihren 18 Meter Länge und den beiden, alle anderen Mästen, überragenden, Mästen nicht zu übersehen.
Die Segelyacht „Siora“ ankert im Canale della Rocca zwischen der Wasserburg Rocca di Riva und dem Yachthafen von Riva del Garda
Natürlich habe ich meine Fotoausrüstung mit dabei. Die Yacht will natürlich fotografiert werden. Klar eine „neue Signora“ – Siora bedeutet in Venetischer Sprache „Dame“ bzw. „Signora“ – will gesehen werden! Und weil ich zuerst einige Totalen der Siora schießen möchte, am besten mit Segel, die Siora dafür zuerst ziemlich hinaus tuckern muss, steige ich erstmals in ein Motorboot ein. Es soll die Siora verfolgen. Auch ein besonderes Erlebnis, den der nördliche Teil des Gardasees, jener der auf Trentiner Gebiet liegt, darf nur mit Windkraft geschifft werden, außer man hat eine entsprechende Lizenz, wie z.B. die Fähren, das von mir genutzte Taxi-Motorboot und auch die neue Segelyacht Siora, mit der der Hans Renner demnächst Touristensegeltörns anbieten wird.
Zwischen dem Kastelazweg, der von Tramin nach Kurtatsch führt, und den Grauner Wänden befindet ich der Traminer Bannwald. Es ist ein steiler Wald mit Sträuchern und Bäumen, die auf Karbonatgestein stehen und mit Trockenheit gut zurechtkommen. Mannaeschen und Hopfenbuchen kommen hier ebenso vor wie Flaumeichen.
Am Kastelazweg
Zwei Wanderpfade queren den steilen Bannwald. Am Beginn des Kastelazweges biegt rechts der 6er-Steig, unter den Einheimischen „über die Turmhöhe“ genannt, hinauf und bringt den Wanderer hinauf auf die Zoggler Wiese. Ungefähr auf Halbweg des Kastelazweges biegt der Wandersteig „Lochweg“ hinauf nach Graun, indem er die Grauner Wände überwindet.
Nach einer großartigen Wanderung im Tal der Bergsteiger, im Matscher Tal, musste ein Abstecher hinauf zum Reschensee einfach sein! Ich wollte mich an die Interpretation des vielfach fotografierten versunken Kirchturms wagen. Der „Turm im See“ machte auf mich schon immer – auch vor Netflix‘ Corona – Eindruck. Es ist der geschichtliche Hintergrund, der mich jedes Mal, wenn ich den Kirchturm im Reschen Stausee sehe zum Nachdenken bringt.
Sonnenuntergang am Reschensee. Die letzten Strahlen fallen durch den Glockenstuhl des versunkenen Kirchturms.
Eingeladen vom Tourismusverein Südtiroler Unterland, dürfen wie heute einen GenussTag am Weinlehrpfad Kurtatsch – Margreid erleben. Das will ich mir nicht entgehen lassen. Doch leider kann man die beste Ehefrau von allen mit Wein jagen. Es hilft nichts, die Zweitbesetzung muss einspringen. Auf meinen Kollegen Andreas ist diesbezüglich Verlass, ihn muss man für Weinveranstaltungen nicht betteln.
So treffen wir uns um 15.00 Uhr vor der Kellerei Kurtatsch ein. Othmar Sanin, unser heutige Weinwanderführer, bittet uns in den Verkostungsraum der Kellerei hinein.
Kellerei Kurtatsch
Kellerei Kurtatsch
Eine Mitarbeiterin der Weinkellerei klärt uns über die Kellerei, die Arbeit der Weinbauern und vor allem übers Terroir auf. Sie erklärt uns, dass die Weinlagen der Kellerei Kurtatsch in Südtirol eine Besonderheit darstellen, da sie von der tiefen Talsohle bis hoch hinauf unter die steilen Felswände des Mendelgebirges reichen und somit Europa weit gesehen, den größten Höhenunterschied innerhalb einer Gemeinde abbilden. Dadurch wird es ermöglich, dass in Kurtatsch jede Weinsorte ihr ideales Umfeld was Boden und Klima betrifft, findet. Während den Ausführungen dürfen wir die Weine der Terroir-Linie Hofstatt (Weißburgunder), Kofl (Sauvignon) und Kirchbichl (Cabernet-Rivera) verkosten. Man stellt uns keinen Spucknapf vor die Nase, auch schenkt man uns das Glas normal ein. Super, denn so fühlen wir uns bestärkt, den Wein nicht nur optisch zu beurteilen, zu riechen, zu schlürfen und durchzukauen, um ihn dann ausspucken zu müssen, sondern ihn genussvoll zu trinken. So mag ich Verkostungen am liebsten. Klasse!
Grau und steif gaffen sie jeden Tag durch mein Bürofenster. Egal ob Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, unerbittlich starren und glotzen sie mit erloschenen Augen, verziehen keine Miene, gaffen einfach nur mit starrsinnigen Gesichtern. Langweilige Gesellen, die nichts geben. Keine Inspiration, keine Ablenkung, keine Überraschung. Wäre da nicht das Häuschen obendrauf, Lenzenhof nennt man es, wären da nicht die beiden lustig Fahnen darunter, ich hätte das Fenster schon lange zugeklebt.
Grauner Wände
Was will man machen mit solchen Gaffern. Mir fällt nicht viel ein. Seit Jahren gaffe ich einfach zurück und so gaffen wir uns jeden Tag von morgens bis abends von unten bis oben an. Ich hinauf, sie, die Grauner Wände herunter. So vergehen Stunden, Tage, Wochen, Jahre, ja sogar Jahrzehnte sind mittlerweile ins Land gezogen. Es ist so, wie es ist, wir Menschenkinder werden älter und schwächer, die Sehstärke nimmt ab, die Zeichen der Zeit hinterlassen ihre Spuren. In einem Anfall von Augenmüdigkeit und gleichzeitigem kindlichen Trotz, dem alltäglichen Gaff-Wettbewerb nicht schon wieder – wie jeden Tag – unterlegen sein zu wollen, greife ich den Apparat mit dem langen Teleobjektiv und gaffe mit geballter Technik zurück.
Hoppala – was ist das? Ein Baumhaus, ein Jägerstand, ein Luftschloss? Nein, nein, nein – das kann nicht sein! Das gaffe ich Jahrzehnte hinauf, finde nicht einmal einen Quell der Inspiration, der Ablenkung, der Überraschung und heute – wie aus dem Nichts – ein Luftschloss!
Wintereinbruch im Mai, keine Seltenheit in Südtirols höher gelegenen Tälern. Anders südlich des Kalterer Sees. Hier bei uns ist es schon etwas Besonderes, wenn gleichzeitig mit roten Mohnblumen, grünen Feigen auch weiße Berggipfel auf Bild gelangen.
Wir nutzen die besondere landschaftliche Schönheit für einen kurzen Spaziergang. Vorbei an den drei Häusern und dem Wimpissinger Hof spazieren wir hinauf nach Söll.
Söll
Söll / Tramin
Unter uns, umgeben von frisch getriebenen Gewürztraminer Weinreben, die kleine Fraktion mit dem malerischen Kirchlein, dahinter der Kalterer See und darüber die angezuckerten Bergkuppen – ein nicht alltäglicher Ausblick.
Dirndl – auf dem Kirchensteig zurück von der Messe
Als es in Südtirol noch zum guten Ton gehörte sonntags die Messe zu besuchen, waren die Kirchensteige eine wichtige Verbindungsader zwischen Gläubigen und Gotteshaus. Heute sind viele alte Kirchensteige verschwunden. Herr und Frau Südtiroler brauchen sie anscheinend nicht mehr. Glücklicherweise wurden einige als Spazier- und Wanderwege erhalten. In Tramin hat man derer drei.
Da sie alle drei mit „Kirchensteig“ ausgeschildert sind und keine zusätzliche Bezeichnung tragen, nenne ich sie hier den alten, den mittleren und den neuen „Kirchnsteig„. Ich leite das nicht vom tatsächlichen Alter der Steige ab, sondern vom Zeitpunkt der wandertechnischen Wiederentdeckung derselben.