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Kaiserjägersteig – Kleiner Lagazuoi – Kriegsstollen

Der Aufstieg über den Kaiserjägersteig zum Kleinen Lagazuoi mit anschließendem Abstieg durch den historischen Kriegsstollen gehört zum Must-have eines jeden Dolomiten Liebhabers. Obwohl wir als Südtiroler nicht ganz so weit weg von diesem Schauplatz des ersten Weltkrieges wohnen, fehlt diese Bergtour in unserer Liste. Das wollen wir heute ändern.

Aufstieg über den Kaiserjägersteig

Einstieg zum Kaiserjägersteig mit Blick auf die Cinque Torri

Vom Falzarego Pass starte ich mit dem Andreas, ausgehend von der Talstation der Lagazuoi Seilbahn. Wer kein Bergsteiger oder erprobter Wanderer ist, der könnte die Seilbahn nutzen um anstrengungslos auf das „Freilichtmuseum des Ersten Weltkrieges“ zu gelangen. Oben soll es Militärstützpunkte im Inneren von Felstürmen, Lauf- und Schützengräben, aber auch Kinderwagen- und Rollstuhl taugliche Wege geben. Das Hinaufschweben lässt uns natürlich kalt, wir wollen auf den Spuren der Kaiserjäger wandeln und so steigen wir den historischen Militärsteig hinauf.

Laut meiner Recherche müsste der ehemalige Verbindungsweg von Talboden und den österreichischen Hochgebirgsposten am Lagazuoi kein richtiger Klettersteig sein, aber es soll einzelne versicherte Passagen und sogar eine Hängebrücke geben. Ich schätze und hoffe es ist nur ein Bergsteig mit einzelnen gesicherten, technisch unschwierigen, Abschnitten. Wir werden sehen.

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Antelao Averau Cinque Torri Dolomiten Falzarego Pass Kaiserjägersteig Lagazuoi Monte Cernera

Während hinter uns die Dolomitenberge Nuvola, Cima Ambrizzola, Cinque Torri, Monte Antelao und Sorapis ein grandiose Bergpanorama in die Landschaft zeichnen, steigen wir das Schuttgelände quer hinauf, dann mit Blick auf Marmolata und Sellastock im Zickzack bis zum Einstieg der ersten Schwierigkeiten.

Hängebrücke und einfachste Kletterpassagen

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Eisenbügel am Kaiserjägersteig der vom Falzaregopass hinauf auf den Lagazuoi führt

Der Andreas wird etwas nervös. Er sieht wie sich eine Gruppe Bergsteiger den Klettergurt umhängt. Für mich schauen die Eisenbügel recht unproblematisch aus, denn sie stellen keine technische Schwierigkeit dar und befinden sich auch nicht an sehr exponierter Stelle. Ich wundere mich über die Nervosität meines Bergpartners, denn vor 5 Wochen, als wir den Monte Pelmo umrundet haben, hat er keine Angst gezeigt, obwohl es damals an einigen Stellen gefährlicher war. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle darstellen, wie ich zur Zeit Bergtouren für mich persönlich klassifiziere. Achtung ich mache das aus rein subjektiver Sicht. Klettertouren kommen für mich prinzipiell nicht in Frage, aber es gibt natürlich viele Bergtouren, bei denen die eine oder andere schwierige Passage gemeistert werden muss. Ich selbst leide nicht unter Höhenangst, ausgesetzte Stellen mit Tiefblick bereiten mir trotzdem Unbehagen. Was mich richtig stark beeinflusst, ist nicht der Blick in die Tiefe, sondern die Einschätzung zur tatsächlichen Lebensgefahr. Eine gut gesicherte Drahtseilpassage oder eine massive Hängebrücke, wenn auch mit Tiefblick, machen mir darum nichts aus, aber ein unversicherter, nur Fuß breiter – wenn auch technisch unschwieriger – Pfad, bei dem ein einziger Ausrutscher den Tot bedeuten würde, hingegen schon.

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Eine Drahtseilpassage führt zur Hängebrücke hinüber

Die Eisenbügel sind schnell geschafft. Es folgt eine kurze Querung mit Drahtseil und dann die berühmte Hängebrücke. 10 m lang, 1 Meter breit circa 25 m hoch. Wow! Aus meiner Sicht, weil technisch 100% unschwierig, ungefährlich. Für jemand der aber an Höhenangst leidet, definitiv nicht machbar. Mir macht die Passage zwar Spaß, aber ich bin trotzdem etwas nervös, weil sie anscheinend meinem Bergpartner ziemlich einiges an Überwindung abverlangt. Ich kann das im Vergleich zur Rundwanderung um den Monte Pelmo nicht verstehen. Es scheint so, als ob seine Mentalstärke von der Tagesform abhängt.

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Nach der Hängebrücke die schwierigste Schlüsselstelle

Anschließend der Hängebrücke ist eine etwas ausgesetzte, aber wiederum perfekt abgesicherte, Felsstufe zu meistern. Ich schätze es ist die größte technische Schwierigkeit des restaurierten Kaiserjägersteiges, meiner subjektiven Einschätzung nach A/B und sehr kurz. Der Kaiserjägersteig führt nun in ein Kar mit zahlreichen Befestigungsanlagen, dann aufwärts wieder zu Felswänden und anschließend schräg, etwas steil, in einem nicht ausgesetzten Felsband, hinauf. Technische Schwierigkeiten, nach meiner persönlichen Einschätzung, sind hier keine mehr anzutreffen. An einigen Stellen hat man sogar ein Drahtseil angebracht, das nicht der Versicherung, sondern eher der Bequemlichkeit dient, da es einfacher ist, sich am Seil hochzuziehen, anstatt hohe Stufen freihändig steigen zu müssen. Der Blick hinauf auf die Lagazuoi Hütte kündigt an, nun wird der Gipfel fast geschafft sein. Und so ist es auch. Der Bergrücken des Kleinen Lagazuoi ist erreicht.

Am Gipfel des Kleinen Lagazuoi

Wir machen etwas unterhalb des Gipfelkreuzes Mittagspause. Das Kreuz ist von zahlreichen Bergliebhabern umvölkert. Nicht, dass uns das was ausmachen würde, für uns ist das ein gutes Zeichen. Heißt es doch, dass der Gipfel ein richtig lohnendes Bergziel ist. Es geht darum, dass ich die Bergwanderer nicht zu viel stören will 😉

Blick über den Kleinen Lagazuoi
Blick über den Kleinen Lagazuoi

Wow, wow und nochmals wow! Ein Bergpanorama wie es im Buche steht. Gerade, hinter dem Blutberg Col di Lana, die weiße Königin der Dolomiten, die Marmolata. Im Uhrzeigersinn drehend im Vordergrund der Settsass, im Hintergrund der Sellastock mit dem Biz Boè, die Puezgruppe, die Geislerspitzen, das Gadertal mit dem Peitlerkofel in der Ferne, vor unserer Nase der Große Lagazuoi, die Tofana di Rozzes, etwas weiter entfernt die Sorapis-Gruppe und der Monte Antelao (König der Dolomiten), etwas weiter im Vordergrund die markanten Cinque Torri und der Averau, dahinter der Monte Pelmo, weiter nach rechts drehend die Civetta, dann im Vordergrund der Hexenstein, den wir heute noch besteigen wollen, dahinter die Pale di San Martino mit der Fradustra und schon sind wir wieder bei der Marmolata. Mein Gott gibt es ein herrlicher Dolomitenpanorama als dieses?

Vom Gipfel des Lagazuoi führt, wie recherchiert, ein Rollstuhl- und Kinderwagen tauglicher Weg hinüber zur Bergstation der Lagazuoi Seilbahn. Wir wandern hinüber. Der Kriegsstollen, über den wir absteigen wollen, beginnt etwas unterhalb der Bergstation, bei der Vorkuppe des Kleinen Lagazuoi.

Kriegsstollen Lagazuoi

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Eine Stirnlampe oder Taschenlampe ist bei der Begehung des langen dunklen Minenstollen des Lagazuoi natürlich Pflicht!

Durch den 1 km langen Stollen führen unzählige Stufen. Er ist dunkel, feucht und steil, aber durchgehend mit Drahtseilen gesichert und meist so hoch, dass wir aufrecht gehen können und so breit, dass auch zwei Wanderer nebeneinander hineinpassen. Ab und zu können wir durch in den Felsen gehauene Löcher hinausschauen.

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Blick durch ein Fenster zum Monte Antelao

Wir haben heute den Tag des Berglaufs Delicious Trail Dolomiti getroffen. Die Läufer müssen 44,2 km Berglauf mit 3.240 Höhenmeter bewältigen. Start ist im Zentrum von Cortina, die Strecke führt über Pocol, Croda da Lago, 5 Torri, Nuvolau, Averau, Lagazuoi, Falzarego-Pass und durch die Freilichtmuseen des Dolomitenkriegs 5 Torri und Lagazuoi, sowie durch den Minenstollen des Lagazuoi. Wir müssen darum immer wieder Bergläufern Platz machen, denn wir wollen ihnen selbstverständlich den Vortritt lassen. Die meisten Läufer pfeifen aus den letzten Löchern, ehrlich gesagt kommt uns kein einziger entgegen, der läuft. Die meisten schleppen sich mühsam empor, einige kriechen. Wir haben leicht lachen, denn wir sind abwärts unterwegs.

Der Abstieg durch den Kriegsstollen ist ein großartiges Erlebnis. Normalerweise würden meine Gedanken rund um den Ersten Weltkrieg kreisen, doch der heutige „Verkehr“ aufgrund der zahlreichen Bergläufer und das andauernde „Dai, dai – ce l‘hai quasi fatto! Bravo, bravo!“, vom Andreas lassen irgendwie keine tiefgründigen Gedanken aufkommen. Naja…

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Letzter kurzer Felstunnel

Nach unendlichen 1000 m kommen wir aus der Finsternis des Lagazuoi Minenstollen heraus, müssen entlang einer Versicherung und durch einen kurzen Felstunnel noch etwas absteigen und kommen alsdann am Fuße des Lagazuoi unter den Tragseilen der Lagazuoi Seilbahn an.

Wir hören Sportkletterer schreien und rufen. Nein, kein Notruf, scheinbar haben sie sich einfach viel zu sagen und müssen aufgrund der Distanz zwischen Kletterer und Sicherer schreien.

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Nein so eine herrliche Berglandschaft (im Bild Cinque Torri und Averau) wollen wir noch nicht verlassen!

Wie erwartet war die gesamte Rundwanderung über den Kaiserjägersteig hinauf auf den Kleinen Lagazuoi und herunter durch den Minenstollen nicht sehr lang und wenig ergiebig. Und außerdem, wer will schon so eine herrliche Bergwelt zu früh verlassen?

Zum Glück habe ich noch eine – wenn auch kurze – zweite Bergtour recherchiert. Die werden wir jetzt noch angehen. Ein bisl was soll auch für den Körper drin sein.

GPS-Track Kaiserjägersteig auf den Lagazuoi und Abstieg durch den Kriegsstollen

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Lagazuoi und Dolomiten

Demnächst wird hier folgen: eine kurze aber aussichtsreiche Bergtour auf den Hexenstein

Hoteltipps für Ihren Wanderurlaub in Südtirol

2 Kommentare über “Kaiserjägersteig – Kleiner Lagazuoi – Kriegsstollen”

  1. Karl-Heinz Weller says:

    Hey Dietmar

    Super dass ich dir auch mal eine Anregung für eine Tour geben konnte.
    Den Kaiserjägersteig habe ich mir aus sicherer Warte an seinem Ausstieg beim Lagazoui auch mal vor 3 Jahren angeschaut, als ich bei äußerst wechselhaftem Wetter wie ich dir mal beschrieben habe über Lagazoui – Lagazoui-See-Scotoni-Hütte – Valparola- und Falzarego-Pass zum Schluß in ein ganz schlimmes Gewitter kam. Glücklicherweise reichte es gerade damals noch in die Hütte am Valparola-Pass. Da sieht man mal wieder wie verschieden „Gefahr und Schwindelfreiheit“ bei jedem verschieden sind. Du hast ja deine Empfindungen sehr gut bei der Tour „rund um den Monte-Pelmo“ ausgedrückt.
    Dieser Kaiserjägersteig wäre nichts für mich, so habe ich es jedenfalls auf deinen Bildern und auch von oben eingeschätzt.
    Dafür sah die Traverse am Monte Pelmo nicht so dramatisch aus, ich werde es auf jeden Fall mal bis zur kritischen Stelle probieren, vielleicht muss ich dann umkehren. Aber ich kenne mich, lieber laufe ich mit schlotternden Knien diese ausgesetzte Traverse, als wieder umzudrehen, obwohl ich dies auch schon vernünftigerweise, zb. am gefrorerenen Wildgrabenjoch überm Innerfeldtal gemacht habe. Aber zumeist bin ich unvorsichtig, siehe Schneefelder an den Tofanen in diesem Jahr.
    Auf jeden Fall tolle Eindrücke dieses Berichts, der mich wie immer fasziniert hat.

    Eine gute Vorweihnachtszeit wünscht dir
    Charly

    Nur noch 16 Monate Arbeit und vielleicht dann ein persönliches Treffen im Frühjahr 2021 wenn wir beide gesund bleiben.

    Alles Gute

  2. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Charly,

    ja ist irgendwie ganz komisch wie unterschiedlich die Menschen schwierige Bergpassagen reagieren. Genau darum sind Wanderberichte so schwierig und standardisierte Schwierigkeitsskalen so wichtig. Leider gibt es die nur fürs Klettern uns setzten somit für unsereins viel zu hoch an. Naja, andererseits ist es in unserem Bereich so subjektiv, dass auch eine „Angst-Skala“ nichts bringen würde… Bilder helfen oft aber bei den Bildern kommt es auch oft auf die Perspektive den Winkel an. Da kann man als Fotograf etwas verniedlichen oder auch dramatisieren…

    Grüße und dir auch eine schöne Adventszeit
    Dietmar

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