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Auf dem Bindelweg vom Passo Pordoi zum Rifugio Viel del Pan – Wanderspaziergang entlang der Marmolata

Warum wir heute auf dem Pordoi Pass (2.239 m) gelandet sind, muss ich zensurieren. Ich hatte eigentlich geplant zum Wandern ins Gadertal zu fahren; jetzt spazieren wir aber vom Passo Pordoi die Via Alpina (Gelber Weg) hinauf. Der grenzüberschreitende Fernwanderweg führt von Bayern über die Alpen zur Adria. Er ist insgesamt circa 800 km lang. Wir sind von diesen Eckdaten unbeeindruckt, den die werden wir erst später erfahren. Jetzt wandeln wir ahnungslos auf den bekannten Wanderweg. Wir haben am Pordoi Joch angehalten und wollten uns nur kurz die Füße vertreten. Anna hat dann die kleine Kapelle entdeckt und darum spazieren wir nun auf sie zu.

Kapelle Regina Defensionis auf dem Pordoi Joch

Im Inneren des Gebetshaues „Regina Defensionis“ können wir eine Kerze auf einen Berg stellen. Nette Idee.

Der Alpinweg scheint gemütlich zu sein und eine großartige Panoramaaussicht zu versprechen. Darum wandern wir auf dem Meter breiten Weg, unter dem brüchigen Sas Bece, weiter.

Hinter uns das mächtige Dolomitenmassiv Sella mit dem Piz Boè als höchste Erhebung. In der Ferne hinter Arabba die Fanesgruppe und rechts daneben die Tofane. Ein Panoramasicht auf Dolomitengranden wie sie im Buche steht.

Das Rifugio Sas Becè liegt direkt an der Sellaronda; wir lassen es links liegen und erreichen auf 2.400 m ü. d. M. den “Grat“.

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Marmolata – Gletscher mit 3.343 m Königin der Dolomiten

Wow! Die Königin in all ihrer grau-weißen Pracht! Greifbar nahe und doch für uns Anti-Kletterer und Steigeisen-Verweigerer unerreichbar. Die Dolomitenkönigin Marmolata (Italienisch Marmolada) zeigt sich von ihrer Schattenseite, sprich Nordseite, und ist dabei so wunderschön.

Bindelweg

Der Zufall hat uns hierher auf den Alpinweg „Viel del Pan“, „Bindelweg“ auf Deutsch, gebracht. Nun sind wir nicht nur überrascht, sondern überwältigt!

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Mountainbiker auf dem Bindelweg

Der leichte Wanderweg ist breit genug, sodass ihn auch Mountainbiker entlang radeln. Überhaupt ist man hier scheinbar ziemlich gut auf Mountainbiker eingestellt. Wir sehen Downhill-Biker, die sich mit der Seilbahn auf den Berg chauffieren lassen, Mountainbiker die schwitzend herauf radeln und auch für uns neue Rad-Gebotsschilder. Meist an solchen Stellen wo Mountainbiker zwar unterwegs sein dürfen, aber schieben müssen.

Eigentlich wollten wir den Radfahrern entfliehen. Wir sind übers Grödner Joch ins Gadertal gefahren, wollten nach St. Kassian. Leider wussten wir nicht, dass morgen der „Maratona dles Dolomites“, ein mittlerweile sehr sehr bekannter Straßen-Radmarathon, der die Teilnehmer über zahlreiche Dolomitenpässe jagt, stattfindet. Bereits heute sind massenhaft Rennradfahrer auf den Dolomitenstraßen rund um Alta Badia unterwegs. Wir konnten nur im Schritttempo und mit allergrößter Vorsicht an den Radfahrern vorbeifahren. Wären wir informiert gewesen, hätten wir heute die Dolomiten gemieden und sie den Radfahrern überlassen.

Ok, nun sind wir zwar den Rennradfahrern entflohen, dafür teilen wir uns jetzt den Wanderweg mit Mountainbiker. Das ist aber überhaupt kein Problem. Wir zu Fuß, sie mit dem Bike, beiderseitiger Respekt, das passt.

Gletscherblick

Der Gletscher zu unserer Rechten zieht unserer Blicke immer wieder magnetisch an. Wie lange wird das ewige Eis noch halten? Der Gletscherschwund ist offensichtlich.

Erinnerungen an unsere Schneeschuhwanderung auf die Marmolata kommen auf. Damals gab es noch keine Anna. Ich freue mich, dass nun auch sie die herrlichen Bilder der Gletscherkönigin verinnerlichen kann. Denn was ist das Wichtigste im Leben? Erinnerungen sammeln! Darum geht es. Im Negativen, wie im Positiven. Und dieses heutige Wandererlebnis – obwohl sportlich eher bescheiden – gehört definitiv zu Zweiterem.

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Blick auf den Col di Rusc mit Rosengarrtengruppe im Hintergrund

Hinter uns die Rosengartengruppe mit dem Kesselkogel, rechts die Dreitausenderin Marmolada mit Gran Vernel (3.210 m), Punta Penia (3.343 m) und Punta Rocca (3.309 m) und dem Gletscherfeld, wir auf einem flachen alpinen Wanderweg, der durch grüne saftige Alpenwiesen führt. Gelber Hahnenfuß, teilweise sogar Dotterblumen und viele verblühte Alpen-Kuhschellen säumen die Wiesen um den Bindelweg-Steig.

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Rifugio Viel del Plan mit Gletscher Marmolata und Fedaia See

Ein Genusswanderweg der mehr zum Spazieren als zum Wandern einlädt. Um exakt 12.00 Uhr sitzen wir auf grasigen Stufen hinter der Bindelweghütte (Rifugio Viel dal Pan 2.432 m) und schauen auf den Dolomitengletscher. Die Blicke wandern vom türkisfarbenen Fedaia-See hinauf zum weißen Gletscher, hinüber zum silbergrauen Gran Vernel, dann wieder hinunter zum See usw. Grandios!

Rückweg zum Col di Rosc – Bergstation der Sellaronda

Nach dem Mittagessen könnten wir den Bindelweg weiter wandern, aber das gerade eben genossen wunderschöne Wanderwegstück möchten wir auf jeden Fall nochmals erleben. So marschieren wir zurück zum Rifugio Baita Fredarola, vorbei an der Baita Belvedere hinaus zum Col di Rosc (auch Col di Ross), wo gleich zwei große Seilbahnen Wanderer und Radfahrer von Alba und Canazei herauf gondeln.

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Gelbe Dotterblumen im Vordergrund Langkofelgruppe und sellastock im Hintergrund – Wandern im Herzen der Dolomiten ein wahrer Genuss!

Belvedere (=schöne Sicht) ist dabei keinesfalls übertrieben. Nach links kann der Dolomiten Wanderer vom Rosengarten über der Crepa Neigra, dem Colac, der Punta dell’Uomo bis zur Marmolata und dem Lago di Fedaia blicken. Nach rechts reicht der Panoramablick von Kesselkogel über Plattkofel und Langkofel bis zum Sella. Wir können verstehen warum es im Winter so viele bergsüchtige Skifahrer hier her zur Sellaronda zieht.

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Coole Mountainbiker bzw. Downhill-Fahrer vor massiver Dolomiten Kulisse

Anna will zuschauen wie die Val di Fassa Gondel anlegt. Ich beschäftige mich derweil mit den Bergen und den Radfahrern. So oft habe ich nicht die Gelegenheit Biker vor so herrlicher Bergkulisse einzufangen.

Es ist noch nicht spät, doch die Heimfahrt ist lange und abends soll es gewittern. Um kurz nach 15.00 Uhr verlassen wir das Pordoijoch und treten die Rückfahrt mit Alpen– und Dolomiten-Erinnerungen en masse im Gepäck an. Ein Wandersamstag, der fast in einer Katastrophe gemündet wäre, hat sich zu einem der tollsten Alpenerlebnisse entwickelt. Ein guter Tag, ein Bullentag im Aktienmarkt der Lebenserinnerungen!

GPS-Track Bindelweg Wanderung vom Passo Pordoi zur Marmolata

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Dolomiten rund um Pordoi Pass und Marmolata

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4 Kommentare über “Auf dem Bindelweg vom Passo Pordoi zum Rifugio Viel del Pan – Wanderspaziergang entlang der Marmolata”

  1. Stefanie Mitterer-Zublasing says:

    Wir waren heute auch auf dem Bindelweg mit Tochter Resi in der Trage. Leider nicht mit so herrlichem Wetter, aber trotzdem mit tollem Panoramablick! Auf jeden Fall zu empfehlen, das Museum über den ersten Weltkrieg direkt auf dem Pordoi Pass.

  2. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Super. Ein Museum haben wir am Pordoi Joch gar nicht gesehen. Danke für den Tipp!

    LG
    Dietmar

  3. Karl-Heinz Weller says:

    Hey Dietmar

    Die Aussicht auf ein Treffen beflügelt mich, auch wenn ich vor wenigen Tagen wahrscheinlich mein Knie bei einer Drehung ziemlich belastet habe und es nun seit 4 Tagen stark schmerzt, anders als bei der seit 5 Jahren festgestellten Arthrose, die ich aber mit meinen vielen Touren so ziemlich „weggelaufen“, habe. Doch dieses Mal scheint es etwas ernsthafter zu sein, doch bis zur Rente ist das wieder o.k.

    Nun aber zum Bindelweg den ich 2008 oder 2009 ging, ich weiß es nicht mehr genau, auf jeden Fall mit einem befreundeten Ehepaar, die vom Weg von der Bergstation bis zum Fedaia See sehr angetan waren. Natürlich ist die Lage der Hütte so ungefähr in der Mitte des Höhenwegs geradezu ideal aufs Dach der Dolomiten der eisgepanzerten Nordwand zu schauen – herrlich. In Deinen Bildern kommt das natürlich wieder super rüber.
    Komisch wie so oft bei so großartigen Bergen: Vom „Val Contrin“ und in der Nähe der Contrin-Hütte erkennt man die Süd- oder Westwand der Marmolada als solche kaum wieder, der Blick den man bei deinen Bildern und vom Rifugio „Viel de Pan“ ist da besser bekannt.
    Ich erinnere mich noch, dass ich dort einen der weltbesten Cappucino trank und daher gleich noch 2 weitere mit Marmolada-Blick hinterschob – einfach köstlich.

    Auf jeden Fall dürfte derBindelweg zu den schönsten Dolomiten-Höhenwegen gehören und er ist darüber hinaus noch relativ leicht zu gehen, auch wenn der Abstieg zum Fedaia-See sehr steil ist und man gut auf den Weg achten muss.

    So long bis bald
    Charly

  4. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Charly,

    deine Aussage „der Bindelweg zu den schönsten Dolomiten-Höhenwegen gehören“ würde ich 100%ig unterschreiben. Die Kombination aus grünem mit gelb blühendem Hahnenfuß durchzogenen Weg und grau/weißem Gletscher als Kulisse ist schlicht und einfach großartig. Und was mich am meisten begeistert hat ist die optimale Distanz zur Marmolata. Wie du selbst schreibst ist es in den Bergen oft so, dass ein klein wenig geänderter Winkel, eine etwas andere Distanz sofort zu einem anderen Bild und Eindruck führt, sodass man so manchen Berg fast nicht wiedererkennt. Der Bindelweg hat sich für mich als perfekt erwiesen die Marmolata sehr nahe zu sehen, mit all ihren Furchen und mächtigen Wänden und doch so weit weg, sodass sie in ihrer vollen Pracht als Einheit erfasst werden kann. Grandios!

    Grüße aus dem zurzeit extrem heißem Südtirol
    Dietmar

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