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Herbstwanderung von Kohlern nach Seit über die Köhlwände zurück

Im Osten der Südtiroler Hauptstadt Bozen, auf 1.100 m ü. d. M., liegt Kohlern. Der kleine, verschlafene Weiler ist mit der Kohlern-Seilbahn in nur fünf Minuten zu erreichen. Diese Auffahrt ist unbedingt zu empfehlen, denn Parkplätze sind in Kohlern keine Massenware. Da wir uns jedoch heute außerhalb der Hochsaison befinden und die meisten Italiener ohnehin erst nachmittags aktiv werden, riskieren wir es und fahren die in Herbstfarben gekleidete Kohlernstraße bis nach Bauernkohlern hinauf. Und siehe da – ein Plätzchen ist noch frei. Super.

Bauernkohlern und Herrenkohlern – zwei Gesichter eines Weilers

Bauernkohlern? Nicht einfach Kohlern? Bauernkohlern stimmt tatsächlich, denn Kohlern ist zweigeteilt. Es besteht einerseits aus dem Ortsteil Bauernkohlern („Colle di Villa“) und andererseits aus Herrenkohlern („Colle dei Signori“).

Herrenkohlern war im 18. Jahrhundert vor allem von Stadtbewohnern und Adligen – den „Herren“ – bewohnt. Es war die Sommerfrische der Bozner Patrizier.

Bauernkohlern hingegen war bäuerlich geprägt – erste Höfe gab es hier bereits im Hochmittelalter – und ist der Teil mit den älteren Bauernhöfen. Doch auch in Bauernkohlern stehen Villen, wie die Villa Bittner eindrucksvoll beweist.

Die Villa Bittner in Bauernkohlern
Die Villa Bittner in Bauernkohlern

„So a Haus möcht i a hobn“, meint Anna.

„Liegt wahrscheinlich nicht in unserer Preisklasse“, antworte ich, während wir vom Gebäudensemble rund um die Altmann-Kapelle, den Gasthof Kohlern und den Gasthof Klaushof um die Villa Bittner herumwandern, um bald darauf die Seitnerstraße zugunsten des Wanderwegs Nr. 1 Richtung Schneiderwiesen zu verlassen.

Villa Bittner

Die Villa Bittner in Kohlern wurde 1896 vom Bozner Stadtbaumeister Johann Bittner als Sommerhaus für seine Familie errichtet. Sie ist ein frühes Beispiel des Heimatstils mit Türmchen, Erkern, verziertem Holzbau und reichem Innendekor. Das Haus diente Bittner als Rückzugsort und gilt als wichtiges Zeugnis alpiner Baukultur um 1900. Neben ihr schuf Bittner weitere Villen in Bozen, die denselben Stil mit handwerklicher Holzarchitektur und landschaftlicher Einbettung aufgreifen. Der Heimatstil entstand um 1900 als Antwort auf die Industrialisierung und knüpfte an regionale Bautraditionen an.

Aufstieg Richtung Schneiderwiesen

Noch ein kurzer Blick zurück auf Bauernkohlen – und vor allem auf das wunderschöne Eisacktal: Links am Hang liegt Unterinn, ein Ort der Gemeinde Ritten, und rechts hinter Herrenkohlen breitet das Schlernmassiv seine breite Brust aus. Dann verschwinden wir im Wald.

Der Pfad durch den Mischwald bietet zwar wenig Aussicht, dafür aber ein Feuerwerk aus bunten Blättern.

Zwischenstopp bei den Schneider Wiesen

Nach nur 30 Minuten erreichen wir die Schneider Wiesen. Idylle ist etwas anderes – die massiven Starkstromleitungen stören das Landschaftsbild ein wenig. Doch dafür gibt es ein schönes Trostpflaster: Zu unserer Linken stehen prachtvolle Lärchen, goldgelb im Herbstlicht – eine richtige Lärchenwiese.

Da der Kohlerner Hügel nicht besonders steil ist, bleibt auch der Ausblick etwas eingeschränkt. Wir sehen das Rittner Horn und die Sarner Scharte, doch die sanfte Krümmung des Hügels versperrt den Blick in die Tiefe.

Der Gasthof Schneider Wiesen ist heute gut besucht. Wir verweilen eine halbe Stunde. Nun könnten wir über den 6er-Steig zur Titschenwarte aufsteigen – einem Panoramapunkt mit Blick auf Schlern, Rosengartengruppe, Latemar und Zanggen.

Titschen

Der Titschen (1.616 m) – auch Stadlegg genannt – ist der höchste Punkt des Kohlerer Bergs und damit auch der höchste Punkt der Stadtgemeinde Bozen. Der Wald mit dem Aussichtspunkt der Titschenwarte, der Rotwand und dem Toten Moos reicht hinüber auf den Deutschnofner Regglberg. Zwischen 1943 und 1945 befand sich hier eine Flakstellung der deutschen Wehrmacht. 2016 wurden die Überreste gesichert und mit einer Informationstafel versehen.

Doch wir haben anderes vor: Wir wollen in die Kastanienhochburg Seit hinunterwandern. Also steigen wir über den Südhang des Kohlerer Berges und den Wanderweg Nr. 3A ab.

Abstieg nach Seit – in die Kastanienhochburg

Plötzlich öffnet sich ein kurzes Fenster hinunter ins Überetsch. St. Pauls mit seinem imposanten Kirchturm, St. Michael – der Hauptort von Eppan – und links daneben Kaltern. Beide Dörfer liegen eingebettet in bunte Weinberge, überdacht vom langezogenen Mendelgebirge.

Ausblick vom Kohlener Berg auf Eppan an der Weinstraße

Leider bleibt der Ausblick nicht lange bestehen.

Nach und nach säumen immer mehr Kastanienbäume den Weg, und ihre glänzenden Früchte liegen verstreut auf dem Boden. Aufheben? Nein!

Die Kastanienbäume hier in Seit gehören sicher einem Bauern – und somit auch deren Früchte. Von Seit stammen nämlich einige der besten Esskastanien weit und breit. Ich weiß das genau: Der Gummererhof, das Berggasthaus meiner Großeltern hat seine Kastanien fürs Törggelen immer von Seit bezogen – und tut es bis heute noch.

Bis hierher ist die Wanderung eine Rundtour. Wer allerdings bis hinunter zum Kirchlein von Seit möchte, muss nun rund 300 Höhenmeter absteigen – nur um sie anschließend auf demselben Weg wieder hinaufzusteigen. Das verheimliche ich meinen beiden Mädels lieber, denn zumindest Anna würde bei so einer Aktion ganz sicher lautstark ihr Veto einlegen. Für sie zählt heute nur eines: Sie will in den nagelneuen Waltherpark – zum Shoppen.

So behalte ich den Wegverlauf für mich, und wir wandern nun teils auf Asphalt-, teils auf Wald- und Wiesenwegen bis hinüber nach Seit.

Ausblick von Seit auf das Südtiroler Unterland mit Leifers

Bei der Kirche zum Seligen Heinrich von Bozen ist das „Dorfzentrum“ zwar noch nicht erreicht, doch das soll für heute unser Zielpunkt sein. Ich erinnere mich an die Tour über den Leiferer Höhenweg. Damals bin ich mit Andreas vom Brantental über den Höhenweg – der einige versicherte Passagen enthält – bis hierher nach Seit und dann weiter zur Haselburg und schließlich nach Bozen gewandert.

Heute verlassen wir Seit – übrigens: die Bezeichnung Seit, 1704 noch als Seith erwähnt, leitet sich von „trockenes Wiesengebiet“ ab – zugunsten der Straße nach Kohlern, die im Unterschied zu damals über die Köhlwände führt und nicht zur Haselburg, sondern zurück nach Kohlern.

Der Bauer des Rutter Hofs führt gerade seine 3 Pferde auf die Wiese hinterm Hof zum Grasen.

„Fressen die Ross a Keischtn?“, frage ich ihn neugierig.
„Jo, wenn sies los hobn. Do muas man aufpassen, sonst bleibt nichts mehr übrig“, antwortet der Bauer. Außerdem ergänzt er: „A die Reach megn sie gern. Es isch schun olm a Kompf mit die Keschtn. Man muas olm fleißig aufsommeln, sunsch isch nix mear umr. Und nit lei wegn die Reach a  wegn die Zwoaboaner“, zwinkert er uns noch zu. Wir grinsen.

Rückweg über die Köhlwände nach Kohlern

Ich muss wieder etwas schwindeln, denn der Wandersteig Nr. 3 verläuft zunächst entlang der Straße, verlässt sie dann jedoch zugunsten eines Steigs, der draußen an der Bergkante entlangführt. Dieser ist etwas länger als die Straße – also heißt es für mich wieder: stillschweigen. Und auf Annas Nachfrage hin ein wenig schwindeln: „Jo logisch isch dr Steig kürzer als die Stroßn, Steige kürzen immer Kehren ab!“

Naja, meistens stimmt das ja – in diesem Fall allerdings nicht ganz.

Der Ausblick über die Köhlwände hinunter auf die Alpenstadt Bozen wäre eigentlich großartig, hätte uns nicht seit Seit das Licht im Stich gelassen. Nun liegt der Himmel wolkenverhangen über uns, und so ist der Anblick zwar interessant, fototechnisch aber eher mager.

Aussichtspunkt und Rückkehr zur Villa Bittner

Wir erreichen eine Stelle, an der der Steig mit Natursteinen befestigt ist und eine schöne Aussichtsplattform bietet.

Wie immer bei solchen Passagen darf Anna natürlich nicht stehen bleiben – laut der besten Ehefrau von allen sei das viel zu gefährlich. Sie könnte ja in den Abgrund stürzen!

Echt jetzt. Ein 1,5 Meter breiter, befestigter Weg und eine zwar nicht gesicherte, aber rund zehn mal fünf Meter große, mit Natursteinen gepflasterte Aussichtsplattform – und da soll das Risiko, dass eine Elfjährige hinunterfällt, wirklich so groß sein, dass sie nicht alleine drüber darf? Tzt tzt … lassen wir das lieber.

Nach der Aussicht dauert es nicht lange, bis wir wieder die Straße queren und anschließend, immer noch auf dem Wanderweg Nr. 3, gemütlich nach Kohlern zurückwandern. Ein Hund – ich denke, es ist ein Beagle – sitzt auf dem Rucksack eines Wanderers. Frauchen und Freunde stehen ratlos daneben. Was ist los? Der Vierbeiner hat sich an einer Pfote verletzt. Die Gruppe berät, was zu tun ist.

Zurück bei der schönen Villa Bittner in Kohlern werfen wir noch einen Blick hinunter ins Eisacktal, bevor wir die Rückfahrt nach Bozen antreten.

GPS-Track der Rundwanderung von Bauernkohlern nach Seit und über die Köhlwände zurück

Akt. Position: -km, -m
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50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)

Eckdaten der Tour

Herbstwanderung von Kohlern nach Seit über die Köhlwände zurück

  • Dauer: 3:20 h
  • Distanz: 8,8 km
  • Bergauf: 590 m
  • Bergab: 585 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
Es handelt sich um eine Tour der Kategorie Herbstwanderungen, Leichte Wanderungen, Wandern
In welcher Region befindet sich die Tour?
Die Tour befindet sich in der Region Etschtal
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Es handelt sich hierbei um einen Berg der 1.000er Kategorie. Der tiefste Punkt der Tour liegt auf 870 m über dem Meeresspiegel. Der höchste Punkt der Tour liegt auf 1.364 m über dem Meeresspiegel.
Wie lang ist die Strecke?
Die Tour ist 8,8 km lang.
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Es sind 4,4 Kilometer und 590 Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen. Das entspricht einer durchschnittlichen Steigung von 14,2 %.
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Im Abstieg sind 4,3 Kilometer und 585 Höhenmeter zu bewältigen. Das entspricht einem durchschnittlichen Gefälle von 14,3 %.
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Ein durchschnittlicher Wanderer benötigt für die reine Gehzeit ca. 4:15 Stunden, ein geübter Wanderer ca. 3:20 Stunden.
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Bei der Wanderung werden ca. 1.235 kcal verbrannt.
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?

Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:

  • AussichtspunktHöhe: 1.153 m ü. d. M.GPS: 46.471052, 11.354027
  • Bauernkohlern - Colle dei ContadiniHöhe: 1.113 m ü. d. M.GPS: 46.476932, 11.369476
  • Gasthof Klaushof (Gasthaus)Höhe: 1.137 m ü. d. M.GPS: 46.475751, 11.369047Gasthof Klaushof (Gasthaus) 39100, Bolzano - Bozen, ITA
  • Gasthof Kohlern (Hotel)Höhe: 1.127 m ü. d. M.GPS: 46.476181, 11.369197Gasthof Kohlern (Hotel) 39100, Bolzano - Bozen, ITA
  • Herrenkohlern - Colle dei SignoriHöhe: 1.186 m ü. d. M.GPS: 46.475773, 11.380806
  • Kirche, AnbetungsortHöhe: 1.131 m ü. d. M.GPS: 46.476181, 11.369691Kirche, Anbetungsort 39100, Bolzano - Bozen, ITA
  • Kohlerer Seilbahn - Funivia del Colle (Seilbahnstation)Höhe: 1.101 m ü. d. M.GPS: 46.478369, 11.369069
  • La Costa - SeitHöhe: 911 m ü. d. M.GPS: 46.459293, 11.351817
  • ParkenHöhe: 1.124 m ü. d. M.GPS: 46.476288, 11.370399
  • Schneiderwiesen (Hotel)Höhe: 1.365 m ü. d. M.GPS: 46.464915, 11.366150Schneiderwiesen (Hotel) 41 39100, Bolzano - Bozen, ITA +39 0471 250500
  • St. Heinrich - San Enrico (Kirche, Anbetungsort)Höhe: 866 m ü. d. M.GPS: 46.458263, 11.350765St. Heinrich - San Enrico (Kirche, Anbetungsort) 39055, Laives - Leifers, Bolzano - Bozen, ITA
  • Titschen - Monte Pozza (1616)Höhe: 1.599 m ü. d. M.GPS: 46.463671, 11.379282

Fotos der Herbstwanderung von Kohlern nach Seit

Shopping in Bozen im neuen Walther Park und in der Altstadt

„Shoppingcenter Waltherpark, wir kommen!“, freut sich Anna, während ihr Tati sich innerlich auf langweiliges Warten einstellt.

Shopping Center Waltherpark
Shopping Center Waltherpark

Das langweilige Warten lässt sich im obersten Stockwerk des Waltherparks in einer offenen Vinothek bei Musik und einem Glas Wein hervorragend überbrücken. Endlich einmal eine gute Idee für shoppingunwillige Väter und Ehemänner die lieber Wanderreportagen schreiben.

Nachdem die beiden Mädels den Waltherpark von unten bis oben durchforstet haben, darf ich endlich nach Hause. Oder? Falsch! Kaum ist der Park erledigt, müssen sie natürlich noch über den Waltherplatz hinein in die Altstadt. Ein Shoppingcenter ist schließlich nicht genug. Und so kommt es, dass ich trotz Miniwanderung müder nach Hause komme als nach einer ausgewachsenen Bergtour. Shopping – 0 Höhenmeter, aber 100 % Erschöpfung.

Fotos Shopping in Bozen

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