Sobald der Deckstein fällt, ist der Untergang der Erdpyramide besiegelt. Wind und Regen werden sie dann innerhalb kürzester Zeit – erdzeitgeschichtlich gesehen – abtragen. Glücklicherweise gibt es am Ritten noch zahlreiche Decksteine und somit genug Erdpyramiden zu sehen.

Auf geht’s also, heute zunächst nach Bozen. Geparkt wird in der Schlachthofstraße. Einige hundert Meter weiter geht es in die Rentschner Straße und dann beim Gasthof Schwarze Katze (280 m ü. d. M.) die steile, asphaltierte Straße nach St. Magdalena hinauf.
Ab und zu müssen wir zur Seite springen und den Bauch fest einziehen, damit Autos vorbei passen. Hier stehen bleiben wäre für die Autofahrer fatal, wenn er nicht seine Kupplung in die ewigen Jagdgründe schicken will.
Vom Weingut Eberlehof zum Spronberg Hof
St. Magdalena, früher auch Prazöll genannt, ist ein kleines Weindorf, das vor allem für den St. Magdalener, einem kräftigen Vernatschwein bekannt ist. Das Weingut Eberlehof, welches wir auf unserem Weg passieren, kann nicht nur diesen typischen Magdalener Wein, sondern auch komfortable Ferienwohnungen bieten. Ein toller Hof, mit einem wunderbaren Keller. Ich kann das ohne Weiteres behaupten, denn ich hatte das Glück, von Herrn Horst Zisser durch das Haus geführt zu werden.
Die beste Ehefrau von allen und ich müssen heute aber weiter. Nicht in St. Magdalena (380 m ü. d. M.) links zum Hotel Eberlehof und zur Oswaldpromenade abbiegen, sondern geradeaus die extrem steile Straße hinauf. In sengender Hitze lassen wir Tropfen für Tropfen Schweiß auf dem Weg zurück, während wir an den Höfen Steidler, Loamer, Gleifner und den Maurer Höfen (667 m ü. d. M.) vorüberwandern – oder sollte ich besser sagen: uns vorbeikämpfen?
Die steile, kaum befahrene Ministraße, die wir immer wieder über kleine Pfade etwas abgekürzt haben, endet hier. Wir gelangen in den Wald und erfreuen uns an den Schatten spendenden Bäumen.

Die nächsten Stationen bzw. Höfe, die wir passieren, sind der Plattner Hof auf 840 m ü. d. M. und dann nicht mehr so steil ansteigend der wunderschöne Spronberg Hof auf 871 m ü. d. M. Wir befinden uns auf der rechten Seite des sogenannten Katzenbachtals, welches die Erdpyramiden beheimatet. Ich bin überwältigt, wie schön dieses Katzenbachtal ist. Der Lärm der Landeshauptstadt dringt hier nicht herauf, wir können die Stadt hier sogar nicht mehr sehen. Ich fühle mich wie in einer anderen, nie betretenen Welt. Ok, ich habe zwar schon häufiger faszinierende Landschaften gesehen, aber ich hätte mir nie gedacht, dass sich so nahe an Bozen auch eine derart schöne Gegend befindet, die noch dazu von der Stadt völlig unberührt geblieben ist.
Den Kopf nach links hoch geneigt sehen wir die Kabinen der Rittner Seilbahn, welche die 950 Höhenmeter von Bozen nach Oberbozen mühelos in 12 Minuten überwinden.
Nach dem von Wiesen umgebenen Spronberg Hof geht es abermals hinein in den Wald. Es dauert aber nicht lange bis wir diesen durchquert haben und auf einer Wiese zu unserer Rechten das erste Hinweisschild: Rittner Erdpyramiden sehen.
Rittner Erdpyramiden – die Ersten

Obwohl wir uns vom Wanderweg entfernen müssen, nehmen wir die Einladung, die Erdpyramiden zu besichtigen, gerne an.
Beeindruckend wie hoch und dünn diese Erdpyramiden, die man eher Erdsäulen nennen sollte, sind und wie sich die Lehmsäulen auf ihren „Beinen“ halten können. Ein steinerner Hut, der Deckstein, schützt sie vor Wind und Wetter.
Super, dass man hier, im Gegensatz zu den Erdpyramiden von Klobenstein, recht nahe an die Erdpyramiden herankommt. Ein besonders dicker Erdgeselle mit einem extra mächtigen Stein-Deckel beeindruckt mich besonders. Der muss nun als Modell herhalten.
Einkehr im Moarhof
Nun gehen wir die 100 Meter zurück zu unserem Wanderweg und erreichen nach weiteren 300 Metern den Moarhof. Der Hof sieht ziemlich gepflegt aus und mein Magen reagiert sofort. Meine Frau hat nichts dagegen und so lassen wir uns auf einer großen Terrasse an einem Tisch nieder. Ein freundlicher und vor allem sehr gesprächiger älterer Herr, der kein Einheimischer zu sein scheint, denn er spricht Hochdeutsch, bedient uns nicht nur, sondern unterhält uns auch mit ein, zwei Geschichten aus dem Nähkästchen.
Ups, ein halber Tropfen. Ob sich die dicke Regenwolke da oben genau hier über uns auslassen wird? Hoffentlich nicht. Überall, außer hier am Ritten, ist der Himmel nämlich blau und fast wolkenlos.
Nach einem herrlichen Hirschgulasch mit perfekt auf den Punkt gebratenen Röstkartoffeln und einem wunderbaren Zwetschgenstrudel (Pflaumenstrudel) aus Mürbteig wandern wir nun auf dem Rittner Themenweg weiter. Vorbei an Bienenstöcken und weiter über eine Wiese entdecken wir vor uns einen schönen Aussichtspunkt auf die Erdpyramiden.
Ich sage dazu einfach nicht viel, sondern lasse die Fotos sprechen.


Nach diesem Augenschmaus packe ich in weiser Voraussicht das Stativ und den Panoramakopf nicht ein und werde bestätigt. Nur eine Biegung weiter hat man schon wieder einen tollen Panoramablick. Wieder ein machen wir eine Fotopause.

Nach diesem erdigen Blickerlebnis wandern wir weiter in Richtung Oberbozen, müssen uns aber alsbald entscheiden: links nach Oberbozen oder rechts zum Wolfsgruber See. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns die geplante Wandertour abzuändern und über Signat nach Bozen abzusteigen, nicht wie ursprünglich geplant über Maria Himmelfahrt und den Keschtnweg.
Wir wandern auf ebenem Grund durch den Wald, vorbei an einem Hof, und erreichen schließlich eine Wiese, an deren oberen Rand sich einige größere Gebäude befinden. Dort wird offenbar gerade gebaggert.
Zur Signater Straße – Erdpyramiden – die Zweiten
Wo ist die Markierung? Ah … Hier. Wir gehen nun rechts am Wiesenrand entlang nach unten und dann wieder in den Wald hinein. Der Weg ist ziemlich flach und wir wandern eine Weile den schönen Steig entlang, bis wir auf die Signater Straße treffen.
Kaum die Straße betreten, weist wenige Meter weiter ein Schild rechts zu den Erdpyramiden. Liegt zwar nicht auf unserem Weg, aber trotzdem: Den 500 m Abstecher machen wir auch noch. Der kleine Umweg führt uns bis ins Bachbett des Katzenbachs hinein. Enttäuschung pur! Bäume versperren uns den Blick auf die Erdpyramiden.
Was nun? Ok, die beste Ehefrau von allen kann hier ein Nickerchen machen, während ich mich durch unwegsames Gelände näher heranwage.
Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl. Wenn einer der erdigen Herren genau jetzt seinen Hut verlieren würde, dann könnte das schlimm für mich ausgehen. Mir kommt die Dokumentation „Dolomiten Entstehung“ in den Sinn. Dort hat es geheißen, dass die Erdpyramiden innerhalb von Augenblicken kommen und gehen. Ok, das ist sicherlich auf Zeitspannen der Erdzeitgeschichte bezogen, aber trotzdem…
Überwältigt stehe ich am Fuße der Erdriesen. Ja, Riesen, denn von hier unten sind die Erd-Pyramiden gewaltig. Klick, klick, ein Bild nach dem anderen wird auf den digitalen Speicher gebannt.
Jetzt muss ich aber doch mal greifen und einem Erdriesen am Bein zupfen. Oha, bröselige Sache! Ich glaube, ich verdrücke mich lieber. Viel schneller als rauf stolpere ich den Steinhang runter, wahrscheinlich genauso wie die Decksteine, die von den Pyramiden runter fallen.
Unten im Bachbett des Katzenbaches die beste Ehfrau von allen wecken, die 500 m Abstecher bis zur Signater Straße zurück gehen und schon wandern wir gemütlich auf der sehr wenig befahrenen Straße am Buschenschank Kinig vorbei bis nach Signat hinunter. Hier könnte man beim Signater Hof, in dessen erstem Stock sich eine wunderschöne, getäfelte Stube erhalten haben soll, einkehren. Wir biegen aber unter der Kirche rechts ab und wandern den Steig Nr. 5 in Richtung Bozen hinunter. Vorbei am idyllischen mit einem herrlichen Panoramablick verwöhnten Patscheiderhof der Familie Rottensteiner und dann den urigen Losmann Hof passierend, geht es zielstrebig Richtung Bozen.
Etwas oberhalb von St. Justina geht es nun auf Asphalt weiter. Die beste Ehefrau von allen äußert die Befürchtung, dass wir das letzte Stück nach Bozen die Rittner Straße hinunter wandern müssen.
„Das glaube ich nicht,“ entgegne ich ihr, „das würden wir nicht überleben!“
Glücklicherweise werde ich Recht behalten. Unter St. Justina überqueren wir die Rittner Straße und wandern immer dem Steig Nr. 5 folgend durch die Weinberge, die Kehren der Rittner Straße abkürzend, zuerst nach Waldgries und dann nach Rentsch, dem Bozner Viertel, wo alljährlich das Ziggelfest stattfindet, hinunter.
Jetzt heißt es nur noch bis zur Schlachthofstraße zu gehen. Wir schaffen es noch, uns ein klein wenig zu vergehen, kommen aber trotzdem um 18:00 Uhr bei unserem Startpunkt an.
Eine wunderschöne, wenn auch anfangs sehr anstrengende Wanderung mit einer überaus bemerkenswerten Sehenswürdigkeit: den Rittner Erdpyramiden. Zu empfehlen im Frühling oder im Herbst. Im Sommer wird es in dieser Gegend einfach zu heiß.
Wanderkarte mit GPS-Download Wanderung Bozen – Rittner Erdpyramiden – Signat
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Auf du und du mit erdigen und steinköpfigen Gesellen – die Rittner Erdpyramiden
- Dauer: 6:05 h
- Distanz: 17,3 km
- Bergauf: 969 m
- Bergab: 957 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- 360° (1)Höhe: 1.015 m ü. d. M.GPS: 46.522248, 11.406789Wiesen Und Weiden
- 360° (2)Höhe: 1.028 m ü. d. M.GPS: 46.522580, 11.407905Wiesen Und Weiden
- Erdpyramiden (1)Höhe: 942 m ü. d. M.GPS: 46.518951, 11.40061123-MAI-10 13:12:12
- Erdpyramiden BlickHöhe: 976 m ü. d. M.GPS: 46.522368, 11.410032Mischwald
- MoarhofHöhe: 1.006 m ü. d. M.GPS: 46.522277, 11.40131123-MAI-10 13:33:32
- StartHöhe: 284 m ü. d. M.GPS: 46.495189, 11.36824123-MAI-10 18:04:39




















































Tolle Tour; den enormen Höhenunterschied von Bozen nach Oberbozen sollte man aber nicht unterschätzen.
Hab mich übrigens seit einigen Jahren der „Erdpyramidenforschung“ verschrieben und daraus eine kleine Webseite gebastelt: http://www.erdpyramiden.com
Hallo Herbert,
interessant deine kleine Website. Die Rittner Erdpyramiden scheinen nicht die einzigen auf der Welt zu sein 😉