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Wanderkarte

Nebel, Oachner Höfeweg, Schloss Prösels, Völser Höfeweg, wandern

Törggelewanderung am Völser/Oachner Höfeweg

Der Völser Höfeweg – auch Oachner Höfeweg – soll es heute richten. Als eine der beliebteste Herbstwanderungen in Südtirol dürfte er uns fünf Männer trotz düsterer Wetterprognose zu einer halbwegs brauchbaren Wanderung verhelfen, bevor wir am späten Vormittag beim Fronthof in Völser Aicha zum Törggelen einkehren.

Wir fahren nach Oberaicha, stellen das Auto ab und machen uns auf den Weg. Über dem Tierser Tal liegt schweres Wolkengrau. Doch jetzt um 9.30 Uhr regnet es nicht.

Entlang des Oachner Höfewegs

So dürfen wir trockenen Fußes starten. Nebelbilder haben für mich etwas ungemein Faszinierendes: Dort lugt ein Hof aus der weißen Wand, weiter hinten ragt der Kirchturm von Steinegg über die Schwaden, und hier setzen ein paar gelbe Blätter kleine Farbtupfer ins monotone Grau. Mir gefällt’s.

Andreas, Armin, Dietmar und Kurt. Es sind ja nur vier. Der Fotograf hat sich aus der Affäre gezogen. 😉

Wir wandern, mal zu zweit, mal zu dritt, in ständig wechselnden Gruppen, plaudernd entlang des Oachner Höfewegs. Unsere Gesprächsthemen springen munter hin und her: Fitness, Wein, Wirtschaft, Elektromobilität und natürlich Frauen. Die ersten Themen im Detail auszubreiten, wäre für dich, lieber Leser, wohl der direkte Weg ins Mittagsschläfchen. Über unsere Frauen und unsere Höhen und Tiefen mit ihnen zu schreiben, das ist hochspannend. Also – ups, lassen wir das lieber. Ist wohl besser, ich zensuriere diesen Abschnitt. 😉

Zurück zum Oachner Höfeweg. Kurt hat so etwas wie Heimvorteil. Wohnt er hier? Nicht ganz. Seine Schwiegereltern stammen von hier – deshalb durfte oder musste er (welches Modalverb hier besser passt, weiß ich nicht) den Höfeweg schon mehrmals abwandern.

Wir kommen am Zoarhof, Buschenschank Innerperskolerhof, am Außerperskolerhof und am Gstatschhof vorbei.

In Unteraicha, beim Prackfolerhof, entdecken wir einen Verkostungsraum, der wie eine Vinothek aussieht – genau das Richtige für uns Weinliebhaber. Leider geschlossen. Ausgerechnet heute, wo doch wir (!) hier sind.

Prackfolerhof

Gut, eigentlich müsste uns das klar sein, denn wir haben ja auch einen Gastronom in unserer Runde. Armin kann heute nur deshalb mitwandern, weil er seinem Restaurant, dem Ansitz Romani, gerade ein paar Ruhetage gönnt. Warum? Weil in Südtirol derzeit nicht viel los ist. Für viele Touristiker ist diese Zeit eine willkommene kurze Verschnaufpause, bevor der Weihnachtstrubel beginnt. Für uns bedeutet das: sehnsüchtig durchs Schaufenster spähen und weiterwandern.

Nun umrunden wir den markanten Weinhügel, auf dem der Gemoaner Hof steht, indem wir uns ihm spiralförmig nähern. Auf seiner Höhe angekommen, bin ich kurz unschlüssig, denn hier spinnt das Routing des digitalen Wegenetzes – offenbar ist eine Verbindung falsch eingetragen.

Aber Kurt weiß natürlich Bescheid. Er lotst uns durch ein Waldstück auf dem Pfad Nr. 3B zum Tommelehof. Seine Route deckt sich mit meiner Planung, welche ich anhand des offiziellen Südtiroler Wanderwegenetzes erstellt hatte. Unterhalb unseres Steigs würde zwar der parallel verlaufende Weg Nr. 3 ohne „B“ entlangführen – aber der zieht sich größtenteils über Asphalt, während unserer angenehm über Schotter, Waldboden und Wiesen läuft.

Links eines Holzzauns marschieren wir nun direkt auf die Häusergruppe Unterpsenn, Mitterpsenn und Tommelehof zu und stehen plötzlich vor einer Gartentür. Ein Schild „Privat“ will uns den Durchgang verwehren. Ups – doch falsch?

Verdammt sei der Erste, der vier Fähnchen in die Erde steckte und sagte: „Das gehört mir!“Andreas Maier, Ein Leben außerhalb von Zeit und Raum

Ich kontrolliere sicherheitshalber noch einmal das Wanderwegenetz. Nein, wir sind richtig. Der offizielle Weg führt hier durch. Was jetzt?

Nach der Häusergruppe rund um den Tommelehof gelangen wir auf den asphaltierten Spiegelweg. Ein hölzernes Wanderweg Schild zeigt zurück in die Richtung Tommelehof. Wir können aber nicht erkennen was drauf steht. Den augenscheinlich hat jemand ein „Achtung Hund“-Schild drüber montiert. Komisch, sehr komisch.

Dem Spiegelweg folgend erreichen wir die Tierser Straße. Erst später werde ich merken, dass der Völser Höfeweg Nr. 3B weiter unten verläuft. Er zweigt zum Prösler Ried ab und ist dadurch länger unterwegs um Schloss Prösels zu erreichen. Unsere Variante ist kürzer – dafür müssen wir rund 400 Meter an der Tierser Straße entlang, bevor wir links in den Wanderweg Nr. 3 einbiegen dürfen. Nun geht’s ein Stück durch den Wald.

Rechts steht ein sogenannter Wirtskeller, davor eine Informationstafel. (Ich schreibe den Text der Infotafel leicht um, weil er etwas holprig formuliert ist.)

Wirtskeller

Der Wirtskeller des ehemaligen Gasthofs Rose in Prösels diente dem Wirt zur Aufbewahrung von Wein, Speck und Käse und verfügte über eine „natürliche Klimaanlage”. Aufgrund seiner Lage entwickelte sich der Keller auch zu einer einfachen, aber beliebten Einkehr und war einst sogar mit einer Kegelbahn ausgestattet. Leider verfielen die Gebäude im Laufe der Jahre zu Ruinen.

Im Rahmen der Errichtung des Völser Höfeweges wurde ein Teil dieser alten Gemäuer wieder aufgebaut. Sie veranschaulichen vor allem in der warmen Jahreszeit eindrücklich den Effekt des Kühlsystems.

Es funktioniert so:

Es bedarf einer Bergsturzhalde zwischen dessen Gesteinsblöcken Luft zirkulieren kann.

Dieses natürliche Kältephänomen entsteht nach dem Prinzip der „Windröhren“. Die Gesteinsblöcke der Bergsturzhalde sorgen dafür, dass sich ein System aus Kanälen mit Öffnungen in unterschiedlichen Höhen bildet.

Ist die Luft in den Kanälen kühler als die Außenluft, so sinkt sie nach unten und saugt oben warme Luft nach. Die durchströmende, schwere Luft nimmt dabei auch Wasserdampf auf und kühlt durch die Abgabe von Verdunstungswärme noch mehr ab. Die kalte und feuchte Luft wird schließlich am unteren Ende der Windröhren herausgeblasen. Ihre Temperatur entspricht in etwa der Jahresmitteltemperatur von 12–15 °C.

Solche natürlichen Kältezüge werden Eislöcher genannt. In Südtirol gibt es mehrere davon, zum Beispiel die Eislöcher in Eppan oder in Penon. In Penon befindet sich sogar ein Kältekeller.

Rund um die Eislöcher entsteht, durch die das ganze Jahr hindurch ausströmende Kaltluft, ein lokales Mikroklima mit starkem Flechten-, Moos- und Farnbewuchs. So gedeihen in diesen Zonen oft Pflanzen wie die Alpenrose, die sonst nur in alpinen Regionen zu finden ist.

Prösels und Schloss Prösels

Wir treten aus dem Wald heraus. Der Blick auf Völs öffnet sich. Bald können wir auch Schloss Prösels in voller Pracht erblicken. Diese Aussicht begleitet uns, bis wir ins in Prösels ankommen.

Während ich mir den Eingangsbereich des Schlosses anschaue, haben meine „Kolleghi” anderes im Sinn. (Kolleghi = Wortschöpfung aus dem deutschen Kollegen und dem italienischen Colleghi, in Südtirol wird bei der Sprache gerne mal etwas Krauderwelsch eingeflochten, ganz egal, wie tirolerisch jemand gesinnt ist).

„A Glasl Weißn warat nit schlecht“, raunzt einer. Sie haben sich ja schon beim Prackfolerhof geärgert, dass dort alles verriegelt war – und etwas später bei einer schönen Aussicht mit  hölzernen Aussichtstand sogar bemängelt, dass ich als Organisator kein Flasche Wein mit dabei habe.

Ich konnte mich nur dadurch aus der Affäre ziehen, indem ich nur anzwortet: „I bin gfohrn – fürn und somit kom i nit fürn Alkohol zuständig sein!“

Haben sie eingesehen. Jetzt versuchen sie, ihren Fehler gutzumachen und ein Gasthaus aufzutreiben. Einige Lokale gäbe es hier in Prösels schon – aber: alle geschlossen.

So bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter zu marschieren. Rechts des Weges werkelt ein Bauer. Ich versuche mein Glück.

Ich: „Isch heint ba enk do koane Bar offn?“
Bauer: „Na, ols zua!“
Andreas: „Und deine Kuchl? Tuasch di sel auf auf?“
Der Bauer grinst: „Na, die sel isch a zua. Obr geats aui zun Schönblick!“

Schönblick? Sowohl Kurt als auch Dietmar wissen sofort Bescheid. Das Gastlokal kennen sie gut – und es liegt eh nicht weit abseits unserer Route.

Bis hierher sind wir meist abwärts oder, maximal, nur unmerklich aufwärts gewandert. Nun gilt es, auf dem Weg Nr. 5 ein paar wenige Höhenmeter zu überwinden.

Ein gelb-oranger Lärchenwald und der nebelige Blick hinunter nach Völs am Schlern versüßen den ästhetischen Genuss. Das ist allerdings eher mein Ding – die anderen vier lechzen nach einem Gläschen.

Die Wegkreuzung Schnaggenkreuz ist bald erreicht. Weiter geht’s der Markierung Nr. 7 folgend bis zum Parkplatz unter dem Schönblick. Und da dämmert es auch mir: Natürlich kenne ich den Schönblick. Ich bin ja vor drei Jahren genau von hier aus mit Anna und der besten Ehefrau von allen auf den Tschafon und weiter auf die Völseggspitze gewandert. Jetzt erinnere ich mich wieder: Ja, beim Schönblick gibt’s ein Gastlokal.

Dafür müssen wir allerdings einen kleinen Abstecher von unserer Route machen. Die „Kolleghi“ nehmen das gern in Kauf – obwohl laut minutenaktueller Wetterprognose genau jetzt der Regen einsetzen sollte.

Also stapfen wir hinauf zum Gasthof Schönblick, stehen vor der Eingangstür und – verdammt, geschlossen! Der Bauer hat uns wohl einen kleinen Streich gespielt. Passiert eben, wenn man Leute anhaut, ob sie „ihre Kuchl“ für uns aufmachen würden.

So bleibt uns nichts anderes übrig, als mit langen Gesichtern über den Gfellweg, vorbei am Bauernhof Mongadui, Richtung Tierser Straße hinunterzuwandern. Dabei übersehen wir leider die Abzweigung nach links auf den 5er-Weg, der uns über den Völser Höfeweg unterhalb der Tierser Straße direkt bis zum Fronthof – unserem Ziel etwas unterhalb von Oberaicha – gebracht hätte. Schade. Andererseits nieselt es inzwischen, also sind wir froh, eine kürzere Verbindung nach Oberaicha zu ergattern.

Etwa 300 Meter geht’s entlang der Tierser Straße Richtung Osten. Bei einer Bushaltestelle holen wir die Regenschirme aus dem Rucksack, benutzen die Unterführung, um den für Fußgänger verbotenen Tunnel zu umgehen, und erreichen schließlich Aicha und die Kirche St. Johannes der Täufer. Von hier sind es nur noch ein paar Schritte bis zu unserem Ausgangspunkt.

Einkehrsuche und Zwischenstopp im Faust

Der Fronthof, wo unser Törggelen ab 16.30 Uhr beginnen soll, liegt nur hundert Meter unter uns – wir sind allerdings Stunden zu früh. Und weil Google Maps behauptet, die Lunch Bar des Cyprianerhof sei offen, fahren wir eben hinein. Durch Tiers hindurch bis zur Talstation der Cabrio-Bergbahn Tiers–Frommer Alm. Man sieht sie kaum, sie wurde unter einem grünen Hügel versteckt. Der riesige Holzbau des Fünf-Sterne-Hotels Cyprianerhof hingegen ist nicht zu übersehen. Ebenso wenig dessen Bar Bistrot.

Sch… die Stühle stehen gestapelt. Kein gutes Zeichen! Verdammtes Google Maps. Da steht „geöffnet“.

Und wieder bleibt uns nichts anderes übrig, als uns unserem Schicksal zu ergeben. Wir fahren zurück nach Tiers. Doch auch hier finden wir nichts Offenes. Eine Autofahrt nach Völs steht im Raum. Da fällt dem Kurt ein: der Faust könnte offen haben. Dieses Mal sind wir schlauer (ja wir sind lernfähig): Ring, ring.

Armin: „Hob es offn?“
Wirtsleute: „Ja, aber warme Küche nur bis 15.00 Uhr.“
Armin: „Passt schon, mir brauchen lei wos zum Trinken.“

So kommt es, dass wir knapp unter der Kreuzung Tierser Straße / Völser Straße zwei Stunden im Gasthof Faust sitzen. Zwei Flaschen Weißburgunder vom Markus Prackwieser, Gump Hof, später sind die Köpfe angenehm leergequatscht – die Mägen weniger angenehm, immer noch gähnend leer, weil das Törggelen ja erst später ansteht. Zeit aufzubrechen.

Also auf geht’s zurück nach Oberaicha zum Fronthof.

Törggele-Abend im Fronthof

Ein schöner, standesgemäßer Eingang erwartet uns. Wir treten ein.

Wow – was für eine wunderbare Bauernstube. Wir dürfen unter dem Herrgottswinkel Platz nehmen. Perfekt!

In der Bauernstube des Fronthofs unterm Herrgottswinkel.
In der Bauernstube des Fronthofs unterm Herrgottswinkel.

Was soll ich sagen: Als Antipasto eine Variation aus hausgemachtem Speck von den eigenen Schweinen, als Vorspeise Knödel und Schlutzer, dazu Surfleisch, Rippelen, Kraut und geröstete Kartoffeln – und für jene, die’s mögen, sogar eine Blutwurst. Zum Abschluss köstliche Krapfen und natürlich Kastanien. Kastanien, die sich leicht schälen lassen und geschmacklich überzeugen.

Dazu Wein. Außer für mich – klar, wer Auto fährt, darf nicht trinken. Der Fronthof produziert hier auf rund 800 m ü. d. M. nicht nur tierische Produkte, sondern auch Wein. Wir – nein, leider nur die „Kolleghi“ – genehmigen sich einen Blauburgunder.

So vergeht die Zeit wie im Flug und unsere alljährliche Törggle-Wanderung neigt sich leider dem Ende zu.

Trotz schlechter Wetterprognose ein gelungener Herbstwandertag. Auch weil herbstliche Nebelwanderungen – obwohl marketingtechnisch nicht gerade sexy – ein mystisch schönes Erlebnis sind!

Wanderkarte mit GPS-Download der Wanderung

Akt. Position: -km, -m
↓ download GPX

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)

Eckdaten der Tour

Törggelewanderung am Völser/Oachner Höfeweg

  • Dauer: 4:20 h
  • Distanz: 13,1 km
  • Bergauf: 580 m
  • Bergab: 572 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
Es handelt sich um eine Tour der Kategorie Herbstwanderungen, Waalwege
In welcher Region befindet sich die Tour?
Die Tour befindet sich in der Region Schlern-Rosengarten
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Es handelt sich hierbei um einen Berg der 1.000er Kategorie. Der tiefste Punkt der Tour liegt auf 629 m über dem Meeresspiegel. Der höchste Punkt der Tour liegt auf 1.197 m über dem Meeresspiegel.
Wie lang ist die Strecke?
Die Tour ist 13,1 km lang.
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Es sind 6,5 Kilometer und 580 Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen. Das entspricht einer durchschnittlichen Steigung von 10,4 %.
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Im Abstieg sind 6,5 Kilometer und 572 Höhenmeter zu bewältigen. Das entspricht einem durchschnittlichen Gefälle von 10,5 %.
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Ein durchschnittlicher Wanderer benötigt für die reine Gehzeit ca. 4:50 Stunden, ein geübter Wanderer ca. 4:20 Stunden.
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Bei der Wanderung werden ca. 1.546 kcal verbrannt.
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?

Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:

Fotos der Törggelewanderung am Völser Höfeweg

 

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