Veronika, Veronika der Lenz ist da. Bereits gestern, am Samstag, haben so einige „Veronikas“ den Weg nach Tramin gefunden, um den Frühling wandertechnisch zu beehren und die Straße vor dem Mandlhof vollzuparken.
Wenn schon halb Südtirol zu Ostern zu uns nach Tramin kommt, dann wird das wohl auch für uns beide gut genug sein.
Recht locker, ohne Rucksack, dafür mit allerhand Ausrüstung umgeschnallt: neuer Kameragurt und Helmkamera GoPro Hero HD2, aber nicht auf dem Kopf – das ist mir dann doch etwas zu blöd – sondern ebenfalls am Gürtel festgeschnallt, geht es los. Der heutige Frühlingsspaziergang wird zugleich ein Produkttest.
Temperaturen um die 25° C, ein Kaiserwetter, welches seinesgleichen sucht. Nur ganz leichten Wind im Rücken spazieren wir die Mühlgasse hinunter und biegen oberhalb vom Hotel Winzerhof in den Kalterer See Weg ein.
Links und rechts des Weges treiben die Reben frische Triebe während weiter unten im Tal bereits die ersten Apfelbäume blühen.
Beim Schild Kalterersee Weg gehen wir weiter geradeaus, den neuen Spazierweg Tramin-Söll entlang, da ich den Ausblick, den dieser schöne Spazierweg bietet, genießen will.
Die beste Ehefrau von allen ist wieder einmal recht fein zu haben und genehmigt einige kurze Fotografie-Intermezzi.
Die im Gehen aufgenommenen GoPro Hero HD2 Videos sind stabilisierungstechnisch eine Katastrophe, aber fürs Wandern ist die Helmkamera ja auch nicht unbedingt gedacht.
Am Porphyr-Felsen, wo ich bereits beim letzten Spaziergang zu Tale geschaut habe, muss auch dieses Mal Halt gemacht werden.
Im Süden sehen wir das Weindorf Tramin mit dem markanten Kastelaz-Kirchlein, im Osten liegt Auer, darüber der Hügel Castelfeder, der dem dortigen Tourismusverein als Namensgeber dient. Weit darüber hinauf ragen die beiden ungleichen Zwillingshörner, das markante und kantige Weißhorn mit dem vom Gipfelgrat nach Westen abfallenden Bletterbach, dem sogenannten Grand Canyon Südtirols, einem tiefen, geologisch und erdzeitgeschichtlich wertvollen Abbruch, und das sanftere, weiche Schwarzhorn.
Links weiter im Vordergrund thront hoch über dem wärmsten Alpensee, dem Kalterer See, die Leuchtenburg. Die Tiroler Fahne, die mir schon so einige Male um die Ohren wehte, nämlich immer dann, wenn ich auf der Ringmauer der „Leichtnburg“ stand, um zu fotografieren, ist auch knapp sichtbar.
Wir müssen so langsam weiter. Eigentlich hatte ich im Kopf, dass wir bald über den Steig Nr. 11A zum Kalterer See abbiegen können. Da hat mich meine Erinnerung aber getäuscht, wie treffen nämlich auf keine Wegkreuzung, stehen nach einigen Minuten vielmehr vor dem Restaurant und der Pizzeria Plattenhof. Der Plattenhof ist nicht nur ein Gastlokal, sondern zugleich ein Weingut, spezialisiert auf den herrlich-goldenen, mit intensiven Aromen, Geschmacks- und Geruchsnoten von Rose, Litschi, Bitterorange und
Marzipan, wuchtigen Gewürztraminer Weißwein. Ich persönlich trinke eigentlich fast nur den würzigen Gewürztraminer, wenn ich Lust auf Weißwein habe, denn einmal verwöhnt mit diesen herrlichen Tropfen, will – zumindest mein Gaumen – nix anderes mehr haben.
Achtung, wer nun das von mir so begehrte, explosionsartige Geschmackserlebnis nachempfinden möchte, der darf sich natürlich nicht an einem Discounter G‘würzer vergreifen, sondern muss sich nach Tramin, der Heimat des Gewürztraminers begeben und am besten in der Vinothek der Kellerei Tramin, den immer wieder prämierten Traminer Gewürztraminer „Nussbaumer“ kosten, der unter der sorgsamen Hand des mehrfach ausgezeichneten, in Italien unter den Spitzenpositionen gehandelten Kellermeisters Willi Stürz reift! Einen Fussel trinken und dann sagen, der Südtiroler Wein kann sich mit den französischen Weinen nicht messen, das gilt nicht!
Ich gönne mir einen kurzen Abstecher hinaus zur „Kanzel“, von wo der Wanderer, Spaziergänger oder der Plattenhof Besucher einen tollen Blick hinunter zum Kalterer See, aber auch weit hinein in den Norden der Ferienregion Südtirols Süden bis hinauf zur heute noch angezuckerten, nach links steil abfallenden Sarner Scharte werfen kann.
Es ist schon fast ein schwieriges Unterfangen, sich von diesem Ausblick loszueisen und durch die frisch austreibende Gewürztraminer-Rebanlage zurück zum Kinderspielplatz zu gehen, wo die beste Ehefrau von allen gemütlich auf mich wartet.
Hmm… den Wanderweg hinunter zum Kalterer Seeweg suchen oder trotzdem lieber über Altenburg und die Rastenbachklamm zum Kalterer See wandern?
Wir entscheiden uns für Zweiteres und so spazieren wir vorbei an dem malerischen Söller Kirchlein steil bis hinauf zur Feuerwehrhalle. Hier biegen wir rechts ab, nicht weil der Wanderweg da weiterginge (ist nämlich kein Wanderweg eingezeichnet), sondern vielmehr weil wir wissen, dass man über den Schotterweg, der nach dem Gutshof Höfl unterm Stein (Weinhof des Baron di Pauli mit 4,5 Hektar Weinbergen, auf 480 bis 550 Meter ü. d. M., Südosthang, kräftiger, lehmiger Kalkschotterboden) mit einer Forstange versperrt ist, weiter über einen Waldpfad auch hinauf nach Altenburg kommt. Auf diesem Weg kann man die aufgrund ihrer Steilheit betonierte Altenburger Straße umgehen. Wir sind da schon einmal gegangen, mussten aber damals einige Meter querfeldein durch steiles Wald- und Felsgelände hinauf steigen. Ich kann mich leider nicht genau erinnern, ob das nur geschah, weil wir den Waldweg verlassen hatten, oder deshalb, weil der Waldweg schlicht und einfach nicht bis zur Altenburger Straße hinaufführte.
Noch sind wir auf dem Schotterweg, der den Blick hinunter ins Südtiroler Unterland und vor allem in Richtung Osten zu den südlichen Dolomiten mit Weißhorn und Schwarzhorn frei gibt.
Bei der Kreuzung mit dem Waldweg, welcher links abzweigt, entscheiden wir kurzerhand um und beschließen, dem Forstweg einfach mal zu folgen. Ich hatte zwar immer im Kopf, dass dieser Weg eine Sackgasse ist, weil hier sonst sicherlich ein Wanderweg entlang führen würde, aber genau kann ich das nicht sagen, da ich hier nur einmal als kleiner Bub mit dem Tata Holz einholen war und das ist schon gut 20 Jahre her.
Der Forstweg führt uns zuerst geradeaus Richtung Nordosten, verliert dann plötzlich Höhe in Serpentinen und vermittelt fast den Eindruck, uns wieder zurück nach Söll zu bringen. Wir kehren trotzdem nicht um und werden alsbald mit einem wunderbaren, durch die Eichenzweige hindurch schimmernden Blau überrascht. Fast Kaiserblau schimmert das Wasser des Kalterer Sees durch die frischen hellgrünen Eichenblätter der mystisch-scheinenden Bäume hindurch, die in so vielen germanischen Sagen eine bedeutende Rolle spielten. Für mich ein besonderer, fast schon überwältigender Eindruck, da die Eiche mein Lieblingsbaum ist und mich in Erinnerungen an meine Kindheit schwelgen lässt, als ich – entgegen dem Rat meiner Grundschullehrerin, dass die Germanischen Göttersagen viel zu früh für mich wären – alle auf einmal mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke verschlungen habe. Seitdem sind der Eichenbaum und das Eichenblatt für mich gedanklich fest mit Odin, Thor und alle den anderen Helden dieser versunkenen Zeit verbunden.
Nun aber zurück in die Gegenwart, wir müssen weiter, denn die beste Ehefrau von allen hat mit dem „Geist“ (wie man darauf kommt, die Bezeichnung „Geist“ als Spitzname für ein 2-jähriges Mädchen zu verwenden, das müsste der Leser die beste Ehefrau von allen fragen; ich kann das leider nicht beantworten) in circa 20 min unten in St. Josef am See ausgemacht.
Hoch zu Ross kommt uns eine Reiterin entgegen; kaum an uns vorbei, geht das Pferd in den Galopp über, sodass ich leider nicht die Zeit habe den Fotoapparat auf Sport umzuschalten und mit leicht verwackelten Bildern zufrieden sein muss.
Immer wieder der Kalterer See, die Leuchtenburg, das Weißhorn und das Schwarzhorn, frische Eichenblätter, Erinnerungen an die Göttersagen, ans Holz holen mit dem Tata, gedanklicher Wechsel in die Gegenwart zum aktuellen Spaziergang mit der besten Ehefrau von allen und dem bevorstehenden „Termin“ mit dem „Geist“.
Der Campingplatz in der Campingkurve bei St. Josef am See liegt zum Greifen nah unter uns, da macht unser Forstweg urplötzlich eine 180 Grad Kurve und wir müssen dem Kalterer See entgegen gesetzt, an Höhe gewinnend, weiter wandern. Ein kurzer Blick auf die Sentres-Karten App bringt unsere zeitliche Abmachung mit dem „Geist“ ins Wanken. Mit 20 min wird wohl nix werden, da wir wahrscheinlich trotzdem hinauf nach Altenburg und über die Rastenbachklamm zum Kalterer See hinunter müssen. Aufgrund seiner wenigen Lenze können wir das dem „Geist“ natürlich nicht mitteilen und so muss das Treffen in St. Josef am See mit der Mutter des Geistes um 45 min verschoben werden.
Veilchen am Wegesrand unterstreichen den kürzlich auch offiziell angebrochenen Frühling, der aber bei uns im Süden Südtirols heuer schon vor gut eineinhalb Monaten eingezogen ist.
Temperaturen um und über 20 Grad waren in den letzten Wochen keine Seltenheit. Das freut natürlich auch die Urlauber, die – immer informierter über die Wetterlage – schon 10 Tage vor Ostern das Alpenland südlich des Brenners und das Sonnenparadies zwischen Bozen und Salurn rund um die Feriendörfer Eppan, Kaltern und Tramin besuchen.
Ein Lichtreflex hoch über uns. Das spiegelnde Dach des Altenburger Kirchleins ist dafür verantwortlich. Wir befinden uns nun circa 100 Höhenmeter unter der Kirche und werden damit überrascht, dass der Forstweg zwar endet, aber in einen offiziellen Wandersteig mündet.
Schon wieder ist unsere zeitliche Planung auf den Kopf gestellt, wieder müssen wir zum Telefon greifen. Das hätte es früher nicht gegeben, damals sind Mann und Frau noch wandern gegangen und haben zumindest für einige Stunden alles andere hinter sich gelassen. Heute gehen ein internetfähiges Smartphone, eine digitale Spiegelreflexkamera und als Tagespremiere sogar eine Minivideokamera, die GoPro Hero HD2, mit auf Wanderung, sodass man Energie nicht nur in den Füßen mitbringen, sondern auch in Speicherzellen mitschleppen muss. Das Ganze macht unseren Spaziergang nicht unbedingt stressfrei; ich bin nämlich immer etwas hin und her gerissen zwischen dem Versuch, den Fotoapparat vom bombenfest sitzenden und somit als gut befundenen Kamerahalterungsgurtsystem abzunehmen – was zwar mit nur zwei Handgriffen schnell geht, aber da ja auch noch die Objektivklappe abgenommen werden muss, meinen Gang trotzdem etwas verlangsamt und beim Auslösen auf 0 km/ Stunde sogar zum Stillstand bringt – und dem Versprechen am die beste Ehefrau von allen, nicht zu viele Fotos zu machen, damit sie nicht andauernd auf mich warten muss.
Dieses Hin-und-Her-gerissen-Sein, dieser Spagat zwischen dem Wunsch, die beste Ehefrau von allen und auch sich selbst zufrieden zu stellen, ist nicht einmal für einen – vor allem im Geiste – echten Tiroler wie mich, einfach zu „deichseln „. Der Leser wird nun fragen, was einen im Geiste echten Tiroler ausmacht. Nach Südtirol kommen, Urlaub machen, das Land und die Leute kennen lernen und immer wieder kommen, so kann man das vielleicht – wenn man Augen und Ohren offen hält – in Erfahrung bringen 😉
Der im Geiste echte Tiroler, der aber heute – bestückt mit Fotoapparat und Videokamera – im Erscheinungsbild eher einem echten Japaner gleicht, und seine beste Ehefrau von allen, die einzige, die er besitzt und die er darum im Geiste auch als seinen einzigen, wirklich großen Schatz betrachtet, was sich im tatsächlichen Handeln leider nicht immer so widerspiegelt, wandern nun steil nach St. Josef am See hinunter.
Genau beim nächsten Gutshof des Baron di Pauli, dem 10,5 Hektar große Arzenhof (Höhenlage 300 bis 400 m Meter, Lage nach Südosten), der von meiner Tante (ja genau, eine Frau, die „Schofferin“ auf einem Hof ist; auch eine Errungenschaft der Moderne) treten wir aus dem Wanderweg auf die Straße hinaus.
Die kleine Fraktion St. Josef am See ist ein Idyll, was zu zahlreichen, meist kleinen Urlaubsbetrieben (vor allem Urlaub auf den Bauernhof, Ferienwohnungen), weiter unten am See aber auch größeren Hotels wie Seeleiten, Seegarten usw. geführt hat.
Tulpen zwischen den Pergeln bringen Farbe ins Fotomaterial und Zypressen zwischen den Weinbergen mediterranes Flair in die Landschaft rund um den Kalterer See.
Der „Geist“, im Folgenden als Lisa bezeichnet, wartet bereits auf uns.
Gemeinsam geht es hinunter zum Gasthaus und Pizzeria Geier auf ein Glas Südtiroler Apfelsaft. Die beste Ehefrau von allen darf „kindsn“, was ihr natürlich nicht besonders schwer fällt. Der an der Uferterrasse angelegte Kinderspielplatz erleichtert ihr die Aufgabe zusätzlich.
Nach der wohltuenden Erfrischung, die nicht nur dem Getränk, sondern auch einer Brise Wind geschuldet ist, machen wir noch schnell einen kurzen Abstecher hinaus auf den Steg, bevor wir uns zu fünft anschicken die Kalterer See Runde zu absolvieren. Die Lisa darf auf Tatas Schultern Platz nehmen, wir anderen haben darauf nicht Platz und müssen deshalb mit Schusters Rappen vorlieb nehmen.
Lustig anzuschauen, wie das Mädchen vor Freude auf einem zweibeinigen Pferd zu sitzen, ganz ungezwungen und frei von jeglicher Angst sich festhalten zu müssen, mit den Händen rudert. Mit dem Kinderlachen in den Ohren und begleitet von der den Kleinkindern angeborenen magischen, Fröhlichkeitsversprühende Aura spazieren wir durch die Obstanlagen nördlich des Kalterer Sees hinüber nach Klughammer. Das Seehotel Ambach hat komischerweise noch geschlossen, dass 4 Sterne Parc Hotel am See natürlich nicht.
Vorbei an dem einem Ansitz ähnlichen Hotel, das auch die Eisdiele Leuchtenburg und eine aussichtsreiche Seeterrasse bietet, wo wir bei unserer Mitterberg-Wanderung im letzten Jahr eingekehrt sind, biegen wir alsbald links in den Steig Seerundweg ein, der uns parallel zur eigentlich nur für Anrainer bestimmten Seestraße, mit stetigem Seeblick am Ostufer des Sees entlang führt.
Der Lisa macht der Spaziergang ungemeinen Spaß.
Kurz nachdem wir vom Steig auf die Seestraße runter kommen, begegnen uns zwei Reiter. Das eine Pferd scheut, will sich fast aufbäumen. Die Reiterin hat Mühe, das Ross im Zaum zu halten. „Es ist jung und hat Angst vor auf dem auf den Schultern sitzenden und vor Freude mit den Händen fuchtelnden Mädchen“ ist ihre Ausrede. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass ein so großes Ross Angst vor einer kleinen Lisa haben kann, aber wahrscheinlich hat das Ross nicht das blonde, fröhlich lachende Mädchen Lisa, sondern den weißen Geist gesehen *g*
Ein recht interessanter Teil des Seerundweges steht uns bevor. Über Stege dürfen wir direkt hindurch durch das Biotop Kalterer See schreiten. Die Vegetation ist hier im Schliffgebiet noch nicht so weit fortgeschritten, wie in den Kulturgründen rund herum, trotzdem macht es Spaß über die Holzplanken zu hüpfen und rechts und links des Stegs Tümpel, Wasserpflanzen und ab und zu einen Wasservogel zu entdecken.
Ein kurzer Abstecher bringt uns hinaus auf die für Autos gesperrte Süd-Seestraße, bevor wir an einer geschnitzten Adlerskulptur wieder auf einem Steg ins Biotop und Vogelparadies Kalterersee hinein dürfen.
Die Sonne verlässt uns so langsam, wir gelangen bis fast auf die Weinstraße. Ich möchte lieber mit der besten Ehefrau von allen die Runde bis nach Tramin zum Mandlhof schließen.
Der „Geist“ aber muss seinen Eltern zurück zum Parkplatz am See folgen.
Wieder zu zweit spazieren wir recht zufrieden durch die teilweise in Blüte stehenden Apfelbäume in Richtung Tramin. Ob die Apfelblüte wohl bis Ostern anhalten wird? Mal sehen. Leider sind in unserer Gegend keine alten Kracher (große alte Apfelbäume, die noch mit „Loanen“, langen dicken Stangen mit Sprossen rechts und links, beklettert werden mussten) mehr anzutreffen, was bzgl. Fotografie und landschaftlichem Bild etwas schade ist. Das touristische Bild vom Tiroler, einem mit traditionellem blauem Schurz bekleideten Tiroler Bauern, der kraftvoll die langen schweren Loanen von Ast zu Ast verstellt und mit seinem „Klaubsäick“ Sprosse um Sprosse erklimmend die „äipfl“ klaubt, während die Bäuerin am Boden oder mit der „stopflai“ in Bodennähe die „bam oraumt“, gerät so etwas ins Wanken. Trotz der Änderung ist die Landschaft reizvoll, dem kann auch ein ab und zu anzutreffendes Hagelnetz nichts anhaben. Der moderne Tiroler Apfelbauer scheut die Technik und den Fortschritt nicht, wo käme er sonst auch hin. Ein Land voller Hinterwäldler, wie Herr Heine zu sagen pflegte, ist Tirol schon lange nicht mehr.
Aus Heinrich Heines Reisebilder, Reisebilder dritter Teil: Italien, Reise von München nach Genua, 1828), Kapitel 6:
Die Tiroler sind schön, heiter, ehrlich, brav, und von unergründlicher Geistesbeschränktheit. Sie sind eine gesunde Menschenrasse, vielleicht weil sie zu dumm sind, um krank sein zu können. Auch eine edle Rasse möchte ich sie nennen, weil sie sich in ihren Nahrungsmitteln sehr wählig und in ihren Gewöhnungen sehr reinlich zeigen; nur fehlt ihnen ganz und gar das Gefühl von der Würde der Persönlichkeit.
Ich persönlich mag Heine und halte es diesbezüglich ganz mit George Sand, der sagte:
„Heine sagt sehr bissige Sachen, und seine Witze treffen ins Schwarze. Man hält ihn für von Grund auf böse, aber nichts ist falscher; sein Herz ist so gut wie seine Zunge schlecht ist. …
Das Gedicht „Ein Fräulein stand am Meere“
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.Heinrich Heine (1797-1856)
ist sogar mein Lieblingsgedicht. In seinen Reisebildern aber ist Herr Heine schon fast etwas beleidigend geworden, auch wenn man zugegebener Maßen, das eine oder andere seiner Bilder auf heute übertragen kann.
Ups, wo war ich, nein, wo waren wir nochmal? Ach ja inmitten der blühenden Obstbäume kurz vor der Kreuzung Tramin-Auer, wo das von Reben umschlungene, markante Gebäude der Kellerei Tramin dem Traminer Dorfeingang ein einprägsames Angesicht spendiert.
Mittlerweile sind wir vom Spazieren zum Wandern übergegangen (ich bezeichne das mal so aufgrund der Geschwindigkeit des Gehens, nicht weil der Weg unwegsam wäre). Die Apfelbäume lassen wir unten an der Weinstraße stehen und wandern durch Rebanlagen, eine einzige davon wohl die eines nicht so ganz so fleißigen Tiroler Bauern, da die Reben einer Zinnsoldatenreihe aus Struwwelpetern gleichen (da hat doch tatsächlich ein Traminer Bauer das Reben schneiden vergessen!), hinauf zur Kalterer See Straße, dann weiter über die Rechtenthal Straße bis zum Haus der Lisa, wo wir noch auf einen Punsch (ja ich weiß, nicht sehr passend für die Jahreszeit) und Kuchen eingeladen sind, bevor es orografisch links des Höllenbaches nach Hause bis zum Mandlhof geht.
Wieder einmal ein Beweis dafür, dass das Urlaubsdomizil Urlaub auf dem Bauernhof (natürlich Obst und Weinbauernhof, an Tieren sind nur Vögel und Fische vorhanden) Mandlhof ein hervorragender Ausgangspunkt sogar für Wanderer ist, die Tramin schon seit etlichen Jahren kennen.
Ich hoffe nun, dass dieser Tramin-Kalterersee-Wanderbericht trotz seiner Länge und Exkurse noch lesbar ist und wünsche viel Spaß beim Nachwandern.
P.S. Sollte der hier als Geist bezeichnete, unfreiwillige Hauptdarsteller diesen Wanderbericht in späteren Jahren der geistigen Fortgeschrittenheit lesen und keine große Freude an seiner Betitelung haben, dann möge er sich bei seiner Tante bedanken. Ich wasche meine Hände in Unschuld 😉
GPS Daten vom Spaziergang Tramin-Söll-Kalterer See
GPX-Track , Position: -km, -m GPX
Eckdaten der Tour
Spaziergang Tramin-Söll-Kalterer See
- Dauer: 5:05 h
- Distanz: 15,9 km
- Bergauf: 411 m
- Bergab: 444 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
2 Kommentare über “Spaziergang Tramin-Söll-Kalterer See”