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Percorsi d’Anaunia – Ruine San Pietro und Castel Thun

Von Vigo di Ton, im unteren Val di Non, soll der Weg Nr. 2 der „Percorsi d’Anaunia„, auch bekannt als „strada romana“, hinauf zur Burgruine S. Pietro gehen. Dieser Saumweg soll sich zum Weg Nr.4 der percorsi d’Anaunia verlängern lassen, sodass wir von Vigo di Ton über die Ruine San Pietro bis zum Castel Thun wandern können.

Start in Vigo di Ton

Kirche von Vigo di Ton

In Vigo di Ton (450 m ü. d. M.) schauen wir uns zuerst die Kirche an. So bekommen wir zumindest einen 10 min Eindruck vom Dorfkern von Ton (Ton=Thun auf Deutsch). Anschließend geht es den zuerst recht einfachen Wanderweg, entlang des Baches Rio Rinascico, Richtung Westen hinauf. Ein Schild „percorso d’Anaunia Nr. 2 – San Pietro“, das einen Themenweg vermuten lässt, bestärkt uns, auf den richtigen Weg zu sind.

Verwundert reiben wir uns die Augen. Ein großer aber aufgelassener Sportplatz. Komisch. Wird es hier im Nonstal an Sportbegeisterten fehlen oder schlägt schlicht und einfach die Veralterung der Bevölkerung unbarmherzig zu?

Der Rio Rinascico führt heute kein Wasser. Das ist schade, dem Wanderflair und auch der Temperatur wegen. Unter direkten Sonnenschein ist es heute zu heiß, Wasser würde gut tun. Zum Glück bietet der Wanderweg genug Schatten.

Obwohl quasi als Themenweg angekündigt, sehen wir keine besonderen Attraktionen, Informationsschilder oder sonstige Installationen, die man sich an einem Themenweg erwarten würde. Auch normale Wegweiser sehen wir keine. Der Unterschied Südtirol-Trentino macht sich schon etwas bemerkbar.

Das letzte Stück zur Ruine Castel San Pietro empor ist ordentlich steil. Wir müssen die Kinder regelrecht hinauf ziehen. Geraunze macht sich breit. „Ich will nicht!“, „Ich habe Hunger!“, „Das ist viel zu steil!“, „Wann sind wir oben?“, man muss als Eltern manchmal schon ein starkes Nervenkostüm haben. Aber einen Vorteil hat das Ganze. Bei so viel lautstarkem Gezeter wird sicherlich jeder Bär schon von weitem Reißaus nehmen. Vor wilden Tieren brauchen wir uns also nicht fürchten. Wobei – vor winzigen blutsaugenden Biestern leider schon.

Mit Ach und Krach schaffen wir es bis auf die 864 m ü. d. M. zur Ruine St. Peter. Gerade recht zum Mittagessen.

Castel San Pietro

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Turm der Ruine San Pietro in Vigo di Ton

Der runde Turm der Burgruine San Pietro ist am Fuß etwas angeknackst. Ich schätze, dass Einsturzgefahr besteht. Vom ehemaligen Schloss der Herren von Thun hat man ein recht guten Ausblick auf Vigo di Ton, dem Castel Thun und dem unteren Val di Non mit den Brenta Dolomiten im Hintergrund.

Nach dem Mittagessen steigen wir den Berghügel bis zum Rio San Pietro, ein Nebenarm des Rio Rinascico, hinunter und müssten nun laut Tourenplanung westwärts. Das erweist sich schwieriger als gedacht. Der Steig ist nämlich urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Die App Alpenverein Aktiv weist zwar für ein kurzes Stück keinen rot eingetragenen Wanderweg aus, sondern nur einen strichliert gezeichneten Forst- oder Privatpfad, aber das heißt, wir müssten eigentlich einen Pfad sehen.

Im Bachbett des Rio San Pietro

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wandern im Bachbett des Rio San Pietro im Val di Non

Trittsichere Wanderer hätten nun sicherlich kein Problem, aber mit dreijährigen Kindern, die andauernd an der Hand geführt werden müssen, ist es schon ein gewisses Risiko querfeldein einen Pfad zu suchen. Wir entscheiden uns direkt im Bachbett weiter zu wandern. Das ist zwar mit nicht alleine gehenden Kindern anstrengend, aber dafür abenteuerlich. Während die Großen schwitzen, haben die Kleinen einen mords Spaß von Stein zu Stein gehievt zu werden.

Wir hören Wasser rauschen, sehen aber nur ab und zu eine Pfütze im mit großen Steinen durchsetzen Bachbett.

Laut Karte müsste links über uns ein Pfad sein. Wir kraxeln mit Kind und Kegel über die steile Böschung hinauf und – haben Glück! Da ist ein Pfad. Wahrscheinlich kein offizieller Wanderweg, vielmehr ein Wartungspfad, der eine Wasserleitung, die hier startet, begleitet. Wir verstehen nun auch warum wir Wasser nicht gesehen nur gehört haben.

Das Wasser des Rio S. Pietro wird hier komplett gefasst und durch ein knapp unter dem Pfad eingegrabenes Eisenrohr abgeleitet.

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am Drahtseil

Dem Wasserrauschen folgend, vorbei an einer etwas abschüssigen, aber mit Drahtseil versicherten Passage, kommen wir vom Valle di S. Pietro in das Valle dei Pilastri hinüber. Laut Karte verläuft hier der Hauptarm des Rio Rinascio. Er führt auch kein Wasser. Wir vermuten, dass es für Beregnungswecke abgeführt wird, da wir an einem nur rudimentär abgedeckten Wasserspeicher, in dem sich sogar Frösche befinden, vorbei kommen. Es geht auf einem steiniger, Forstweg breiten, Weg abwärts.

Ein Geräusch von rutschenden Steinen, ein kurzer Aufschrei und dann eine schreiende Dreijährige.  Die beste Mami von allen landet auf dem Hosenboden, die Kleine wird mitgerissen. Mehr als ein Schreck passiert nicht, aber die Kleine will sich nicht mehr beruhigen. „Wilsch Bugganagga?“ „Jo!“ und schon sind die Tränen wie verflogen.

Wir queren das Bachbett des Rinascico. Es geht nun leicht ansteigend weiter.  Traktorspuren lassen vermuten, dass der Weg nun weniger fordernd sein wird. Die beste Tochter von allen drückt auf die Schultern, da helfen auch die Traktorspuren nicht. Ich kann sie überreden wieder zu Fuß weiter zu gehen.

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percorso d’Anaunia Nr. 4 zum Castel Thun

Der Wanderweg wird nun angenehm flach. Schaut so aus als ob wir uns auf einem befahrbaren Waldweg befinden. Nach 15 min gelangen wir auf einen Schotterweg und sehen zum ersten Mal Wanderwegweiser. Castel Thun steht auf einem. Perfekt, wir sind richtig.

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Wegweiser brauchen wir nun keinen mehr. Das Castel Thun liegt direkt vor unseren Augen.

Es geht nun den Forstweg Percorso d’Anaunia Nr. 4 zum Waldrand hinunter. Kaum aus dem Wald heraus getreten besticht der Blick, durch Apfelbaum Plantagen hindurch, auf die Burg „Castel Thun“.

Castel Thun

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Durch das Spanisches Tor in Schloss Thun

Wir haben uns eine Besichtigung vorgenommen. Durch das Spanische Tor geht es hinein in die Loggia der Kanonen, einem großen Portikus. Massive ionische Säulen tragen das Gebälk der offenen Säulenhalle, die einst Geschütze, dann Schlitten und Kutschen beherbergte.

Rechts des Portikus befindet sich ein Familienbereich mit WCs, links ein Buch Shop und die Kasse für die Eintrittskarten.

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die alte Küche im Castel Thun

Auf unserem Rundgang durch das Schloss kommen wir im Parterre zuerst in einen großen hellen Raum mit Kamin. Eine Infotafel klärt uns auf: Sala delle Guardie (=Wachsaal). Wir durchqueren den quadratischen Innenhof des Schlosses. Vorbei an einem Ziehbrunnen geht es in den Waffensaal, wo alte Kriegswaffen, Jagdwaffen und Böller ausgestellt sind. Anschließend werfen wir einen Blick in die mit zahlreichen Fresken ausgemalte Kapelle des Heiligen Georg und dann in die alte Küche, wo eine mächtige Feuerstelle, Tisch, Stühle, Geschirr und Töpfe an Düfte und Gaumenfreuden des Mittelalters erinnern. Daneben befindet sich ein kleiner Speiseraum. Ein Waschraum mit einer mittelalterlichen Bügelmaschine und die neue Küche aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts runden das Besichtigungsangebot des ersten Stockwerkes ab.

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Arkaden zum Innenhof von Castel Thun

Im zweiten Stock starten wir bei den Arkaden und schauen uns dann diverse prächtig, reich möblierte Räume an: Boudoir, Musikzimmer, Schreibzimmer, Speisesaal mit edlen möbeln, wertvollem Geschirr und faszinierendem Stillleben, Ahnensaal, Kaminzimmer, Privatgemach der Gräfin wo 12 Gemälde mit der Darstellung des Herakles von der Kunst emilianischer Künstler des 17. Jahrhunderts erzählen und das Zimmer des Grafen.

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Das Zimmer des Bischofs

Im dritten Stock kommen wir durch das Kartenzimmer in das prachtvolle, mit Tannen- und Zirbelholz verkleidete Zimmer des Bischofs. Das Zimmer mit einer geheimnisvollen Tür für edle Herren stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es wurde von Sigismund Alphons Thun, Fürstbischof von Trient und Brixen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts modifiziert. Sein Wappen ziert in zentraler Position die Decke. Vor der heute durchgehenden Wand befindet sich die Tür des Herkules von 1574, geschmückt mit Reliefs zu religiösen und weltlichen Themen sowie mit Intarsien mit Pflanzenmotiven und Stadtansichten. Der weiß-blaue Majolika Ofen von 1671 zeigt verschiedene heraldische Symbole: den Tiroler Adler, das Wappen der Familie Thun und das Lamm mit der Kreuzfahne des Fürstbistums Brixen.

Weiter geht es durch diverse Räume unter anderem das Zimmer der Prager Möbel, das blaue Zimmer, das Biedermeierzimmer, das Dormeuse-Zimmer, das Kinderzimmer wo die Sprösslinge der Familie die ersten sieben bis acht Lebensjahre verbrachten, das Alabasterzimmer und das Zimmer des Grafen Matteo, dem berühmtesten Vertreter der Familie Thun.

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Loggia dei Canoni

Zurück in der Loggia der Kanonen sehen wir ein Schild: Café. Das kommt uns gerade recht. Der runde Basilioturm am Südwestende der inneren Mauer, der früher der Verteidigung der Burganlage gedient hat, dient heute der Bestreitung von Durst und Hunger der Besucher. Das Café birgt für uns eine Überraschung. Im Café arbeitet eine Verwandte unserer Schwägerin, die wir nur einmal gesehen hatten. Sie erkennt uns aber sofort an der besten Tochter von allen. Der Goldschopf bleibt scheinbar auch bei denjenigen die ihn nur ein einziges Mal gesehen haben in Erinnerung.

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im italienischen Garten von Castel Thun

Nach einem Mineralwasser dürfen Hannes und Lisa ein Eis haben. Anna, die beste Tochter von allen, darf das nicht. Darum gehe ich mit meinen beiden Frauen hinunter in den italienischen Garten. Im Schutze des äußeren Mauerrings schauen wir uns zuerst die gepflegte Grünanlage an und halten uns dann auf der riesigen Wiese des Turnierplatzes auf.

Die anderen haben Ihr Eis verdrückt und kommen zu uns herunter. Die Kinder schlagen auf der riesengroßen Wiese Purzelbäume und spielen Schubkarren schieben. An Zweiterem versuchen sich auch die Erwachsenen. Für die Kleinen ist es lustig, wenn Mama und Tata sich an Schubkarren schieben versuchen und dabei auf der Nase landen.

Rückweg nach Vigo

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Rückweg nach Vigo di Ton

Zuerst durch den Wald von Castel Thun mit seinen besonderen antiken Populationen an Waldpflanzen, dann über den „Camino Jacopeo d’Anaunia„, einem Feldweg entlang von Apfelbaumplantagen, wandern wir nach Vigo di Ton hinunter und schließen damit den Familienwandertag ab.

GPS Track Vigo di Ton – San Pietro – Castel Thun

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Wanderung von Ton zur Ruine Ton und weiter zum Castel Thun

 

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4 Kommentare über “Percorsi d’Anaunia – Ruine San Pietro und Castel Thun”

  1. Pippilotta says:

    Ich lese immer wieder mit Freude Ihre Wanderbeschreibungen und genieße die Bilder aus dem schönen Südtirol, in dem ich von Kindheit an gerne meine Urlaube verbringe. Vielen Dank dafür!
    Aber warum in aller Welt darf Anna kein Eis, wenn die anderen Kinder eines bekommen? Auch in älteren Texten wurde oft erwähnt, dass sie nicht in den (in Südtirol doch so wunderbaren) Berggasthöfen essen durfte. Gibt es dafür einen besonderen Grund?

  2. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    Hallo Pippilotta,

    danke für deine nette Rückmeldung 🙂

    Ja das mit dem Eis und mit dem Essen ist so eine Sache. Ich frage mich das auch oft! Man müsste die beste Mami von allen fragen, aber das getraue ich mich fast nicht, sonst gib es ein Donnerwetter *g*

    Ist natürlich etwas ironisch gemeint. Ganz nüchtern gesagt würde ich sagen: die beste Mami von allen hat ganz eigene Prinzipien was Essen und Tagesablauf-Planung betrifft. Dem muss so einiges untergeordnet werden. Ich habe damit zu leben gelernt. Anna auch…

    Aber ganz selten haben wir dann doch mal auf einer Hütte gegessen: Knödel Isihütte und vielleicht wird es nächstes Jahr besser. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Lg
    Dietmar

  3. Pippilotta says:

    Hallo Dietmar,
    danke für die nette Antwort, ich drücke die Daumen!
    Irgendwann wird Anna vermutlich auch ein Wörtchen dabei mitreden wollen… 😉
    Ich freue mich jedenfalls auf weitere Wanderberichte (und unseren nächsten Südtirol-Urlaub mit köstlichem Hüttenessen)!
    Gruß nach Tramin,
    Pippilotta

  4. Dietmar Mitterer-Zublasing says:

    „Irgendwann wird Anna vermutlich auch ein Wörtchen dabei mitreden wollen…“
    Genau das denke ich mir auch 🙂

    Danke nochmals für den Kommentar und noch einen schönen Sommer.

    Grüße aus Tramin
    Dietmar

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