Schupfenfest in Obereggen, unterm dem Dolomiten-Granden Latemar. Ideale Gelegenheit das Fest mit einer Wanderung durch das „Latemarium“ zu verbinden.
Die Kabinenbahn „Ochsenweide“ bringt uns heute ausnahmsweise kostenlos, hinauf zur Epircher Laner Alm. Gemütlich spazieren wir zuerst den gesperrten asphaltierten Almenweg (Alpine Pearls) entlang, bevor wir links in den Alten Mayrlweg, Richtung Mayerl Alm, abbiegen.
Steil, im Gegenlicht, durch Schatten spendenden Nadelwald wandern wir bis zur Mayrl Alm empor. Dort ist man emsig am Vorbereiten. Der Festbetrieb findet zwar etwas weiter unten, zwischen Weigler, Reiterjoch, Ganischger Alm und Zischgalm statt, doch erwartet man sich auch hier auf der Mayrl Alm einen Ansturm von wandernden Festbesuchern.
Die beste Mami von allen: „Wilsch aui, es Murmeltier onschaugn?“
Die beste Tochter von allen: „Jo, jo!“
Das heißt nun, nochmals steil und dieses Mal ohne Schatten, bis zum Maierlboden hinauf wandern. Wahrscheinlich hätte es kein „Jo, jo!“ gegeben, wenn die beste Tochter von allen das gewusst hätte. Der Fuchs mit dem ich verheiratet bin, weiß genau wie er den Nachwuchs zur sportlichen Betätigung animieren kann.
Nach insgesamt 2,5 km und 330 Höhenmeter haben wir das ersehnte Ziel erreicht: die große hölzerne Murmeltierskulptur an den Erlebniswegen Latemar.Natura und Latemar.Panorama.
Erlebnis-Rundweg Latemar.Natura
Natürlich wollen die Kinder in die hole Skulptur hinein um unter dem Kopf des Alpentieres schelmisch und begeistert raus zu schauen. Schnell entsteht ein Kampf wer zuerst rein darf. Und dann will einer sogar auf den Kopf des Murmeltieres hinauf. Und sobald einer darf, dann wollen die anderen natürlich auch . So ist das…
Ich war mit der besten Mami und Tochter von allen schon vor 2 Jahren hier. Damals sind wir mit den Oberholz Sessellift herauf ins Latemarium gefahren und haben den Kinderwagen über den Latemar.Natura zugleich Latemar.Panorama Weg bis hier her geschoben.
Heute kann die beste Tochter von allen alleine marschieren und die Attraktionen entlang des Erlebnisweges selbst erkunden.
Vom der Murmeltier Installation wandern wir nun nur leicht ansteigend (Weg Nr. 22) hinauf zur Installation Tiere im Hochgebirge, mit allerhand Infos rund um Alpentiere und einen geschnitzten Adler als augenscheinliche Hauptattraktion.
Weiter geht es leicht absteigend zu einer Installation die wir vor 2 Jahren nicht gesehen hatten. Eine mehrreihige Bank wie im Kino und davor ein hölzerner Rahmen der als Kinoleinwand den Blick nach Deutschnofen und das Eggental eröffnet.
Es braucht nicht viel um Kinder glücklich zu machen. Bei jeder Installation wollen sie stehen bleiben, alles ausprobieren, Foto machen usw. Das macht die beste Mami von allen nervös. Der große Plan geht nicht auf. Die Schupfenfest-Feldmesse beginnt nämlich um 11.00 Uhr. Mit dem vorgelegten Tempo werden wir das nicht schaffen. Es gibt nur eine Lösung. Die beiden Frauen müssen die Kinder bei uns Männer zurück lassen und alleine zur Feldmesse laufen.
Auf Knopfdruck versprüht ein riesiges Kohlröschen seinen Duft. Die beste Tochter von allen hat aber nun nur noch das Karussell im Kopf und will schnell weiter. Das Kohlröschen steht nicht auf Ihrer Begehrlichkeitsliste. Ich habe ihr von einem ganz besonderen Karussell, dass etwas anders ist als sie es kennt ,erzählt. Sowas zieht im wahrsten Sinne des Wortes. Wie ein Hund an der Leine zieht mich die Kleine den Erlebnisweg entlang.
50 m über der Bergstation Oberholz haben wir die Aussichtsplattform Latemar.360 erreicht. „Spektakuläre Aussichten und atemberaubende Fernblicke zu zahlreichen Alpengipfel machen diese Panoramaplattform auf einer Meereshöhe von 2.200 Meter einzigartig“, so steht es in der offiziellen Website des Latemarium unter dem Punkt Latemarium 360.
Die Kleinen haben für die Aussicht nicht viel übrig, aber die drehbare Plattform, mit der großen Bank, die schon ist lustig! Und wenn der Tati noch ordentlich anschiebt, dann ist das wie auf einem echten Karussell…
Nun heißt es den Nachwuchs regelrecht überreden weiter zu marschieren.
Bergstation Oberholz
Bei der Bergstation Oberholz das gleiche Spiel. Ich interessiere mich mehr für den architektonisch interessanten Bau der Oberholzner Bergstation, die Kleinen haben nur den Spielplatz im Kopf.
„Ring, ring“, das Smartphone klingelt. Der besten Mami von allen fehlt es an Vertrauen. Ob der Tati die Kleine wohlbehalten und in kürzester Zeit bringen werde? Das mit dem wohlbehalten ist selbstverständlich kein Problem, das mit kürzester Zeit schon eher. Der Tati ist kein Fan von Sonntagstress, nur weil der Mittagessenzeitpunkt exakt laut dem großen Plan eingehalten werden muss. Und außerdem bestimmt er nicht das Tempo. Dasselbe wird durch die Kleinen vorgegeben. Die tollen Installationen am Erlebnisweg dem großen Plan zu opfern, das ist nicht unbedingt seines. Aber die beste Mami von allen wäre nicht die beste Mami von allen würde ihr Wink mit dem Zaunpfahl nicht fruchten.
Der Uwe und ich klauben die Kinder zusammen und marschieren den Themenweg Latemar.Natura (nun Wanderweg Nr. 23) hinunter.
Ein Holzklangspiel, mit dem der Klang verschiedene Hölzer ermittelt werden kann, ein riesiges Hörgerät das den Klangkosmos des Waldes eröffnet – auf dem Latemar.Natura Erlebnisweg gibt es so einige Attraktionen die uns aufhalten. „Ring, ring“, mittlerweile klingelt es bereits das dritte Mal. Was wir zum Essen wollen, denn dann könnte frau bereits bestellen und etwas Zeit sparen. Und nach 10 min – wir sind inzwischen bei der Mayerl Alm angelangt – klingelt es schon wieder. Man könne nicht bestellen, weil frau keine Brieftasche dabei habe. Aha! Und nach weiteren 5 min – wir sind schon fast bei der Tholerschupf unten – da klingelt es zum Hunderttausendstel Male. Man sei bei dem Schupfe der Freiwilligen Feuerwehr und warte beim ersten Feuerwehrauto. Aha! Ich unterdrücke den Drang, das technische Ungeheuer, dass andauernd klingelt im weiten Bogen in den Wald zu werfen. Hätte ich aber jenes des Biestes mit dem ich verheiratet bin in der Hand, dann würde ich es tun. Hundertprozentig!
Schupfenfest
Beim Schupfen der Freiwilligen Feuerwehr angekommen, beruhigen sich meine Nerven. Schlau sind sie nämlich schon die besten Ehefrauen von allen. Mit einem gemütlichen und vor allem schattigen Sitzplatz, mit Kellner die auf eine Bestellung warten, sind wir Männer schnell besänftigt.
Es gibt Rippchen mit Polenta oder Knödel mit oder ohne Gulasch. Die beste Tochter von allen hat natürlich nicht die Wahl! Fettige Schweinsrippchen kommen selbstverständlich nicht auf ihr Teller. Als Knödelliebhaberin hat sie eh nichts dagegen einzuwenden, dass die beste Mami von allen an ihrer Stelle für die Knödel votiert. Doch ein Gulasch dazu, hätte sie schon gerne. Der Tati muss sein ganzes Gewicht in die Waagschale werfen um ihr ein Gulasch zu ermöglichen. Sie hat Glück, der Gulaschführsprache wird stattgegeben.
Von den Knödeln und vom Gulasch bleibt kein einziger Krümel übrig. Es hat gemundet.
Wir machen den Tisch frei, wollen weiter durch das Schupfenfest flanieren. Doch da entdecken die Kleinen eine Bastelecke. Und dahinter eine offene Feuerstelle, wo Kinder an einem langen Stock ein Pizzabrot über dem Feuer backen.
Wir kommen daran nicht vorbei. Einen Vogel aus Tannenzapfen, Federn und Filz basteln, dann mit einer, in anderen Situationen nicht vorhandenen, Engelsgeduld, 15 min lang, einen Stock über knisterndem und rauchendem Feuer drehen. Anna erweist sich als Geduldsweltmeisterin. Im Unterschied zu den anderen Kindern hält sie ihren Stecken nicht zu nahe an die Flammen und verbrennt den Teig nicht. So entsteht ein super gutes Pizzabrot.
Während die anderen Ihr Brot nur kosten und gerne teilen, will Anna ihriges komplett alleine aufessen. Klar, wenn Kind in seinem Leben noch nie ein Weißbrot bekommen hat und Pizza auch nur mit extremen dicken Gemüsebelag verzehren darf, dann lässt Kind die Gelegenheit, ein pures Pizzabrot ganz alleine verdrücken zu dürfen, natürlich nicht aus! Da kann die beste Mami von allen hundertmal ums Kosten betteln.
Das Pizza-Brot ist genüsslich verdrückt, nun will Anna sofort noch eines backen. Das ist von der besten Mami von allen etwas zuviel verlang, „Kommt nicht in Frage! Etwas bastelt darfst du aber noch.“
Die Wanderung artet zum Kinderanimationsprogramm aus. Ich mache mich mit dem Uwe alleine auf, hinüber zur Ganischger Alm. Wir wollen alte Zeiten aufleben lassen. Aus dem alte Feten-Zeiten aufleben lassen wird natürlich nichts. Zu alt, zu viel verheiratet, zu viel Kinder, zu viel schlechtes Gewissen – zu viel, zu viel… Wir betreten nicht das Après-Ski Zelt, bleiben brav auf einer Bank bei einem Kaffee und einem einzigen Hefeweizen sitzen. So ist das. Die Zeit vergeht, man fühlt sich zwar nicht alt aber in einem Après-Ski -Zelt dann doch etwas fehl am Platz.
„Ring, ring“, das Telefon will heute nicht schweigen.
„Wo seid’s?“
„Ganischger Olm.“
„Kemp’s zrug! Mir gean jetzt hoam.“
Folgsam, wie wird sind, wir dem Kommando sofort Folge geleistet. Mann will es sich mit Frau nicht verscherzen.
Wir treffen den Anhang bei einigen runden Heuballen. Die Kleinen wollen andauernd hinauf gehievt werden um dann jauchzend runter zu springen. An Spielmöglichkeiten fehlt es auf dem Eggentaler Schupfenfest wahrlich nicht. Spät ist es nicht, aber die Unsrige ist eine Früh-Schlafen-Geherin. Dem muss sich selbstverständlich jeder fügen und so trotten wir vorbei an der Grottnschupf, übers Reiterjoch, vorbei an der Tholerschupf, der Gerberschupf und an einem geschnitzten Rückepferd. Das ist ein Pferd, dass zum Holzrücken von gefällten und entasteten Baumstämmen, zum Verbringen der Holzstämme zum nächsten Waldweg oder Polterplatz genutzt wird.
Das lebensgroße Holzpferd ist ein wahrer Kindermagnet. Wir kommen nicht herum die Kinder in einer Schlange anstehen zu lassen, sodass jeder sich einmal auf das hölzerne Ross setzen kann umd dann solz vom Rücken des Kaltblüters zu grinsen. Ich frage mich ob sich die Kleinen auch auf ein echtes Ross hinauf trauen würden.
Vorbei am letzten Stand, einem Aperitif Stand des Tennisklubs geht es zur Laner Alm zurück und dann mit der Kabinenumlaufbahn zu Tale, wo die beste Mami von allen geschickt den Blick der Kleinen hinüber zur Hüpfburg, die neben dem Tipi aufgebaut wurde, ablenkt. So kommen wir ohne einen weiteren Halt direkt zum Auto.
GPS-Track Wanderung Laner Alm – Latemarium.Natura
GPX-Track , Position: -km, -m GPX
Eckdaten der Tour
Schupfenfest und Wandern unterm Latemar
- Dauer: 3:15 h
- Distanz: 9,9 km
- Bergauf: 404 m
- Bergab: 403 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Epircher Laner (Restaurant)GPS: 46.372368, 11.533456Epircher Laner (Restaurant) Deutschnofen - Nova Ponente, Bolzano - Bozen, ITA
- Ganischger (Restaurant)GPS: 46.351211, 11.546524Ganischger (Restaurant) Deutschnofen - Nova Ponente, Bolzano - Bozen, ITA
- Mayrl Alm (Restaurant)GPS: 46.361747, 11.543691Mayrl Alm (Restaurant) Deutschnofen - Nova Ponente, Bolzano - Bozen, ITA
- Oberholz (Seilbahnstation)GPS: 46.371725, 11.542833
- Rifugio Toler (Einöde)1GPS: 46.357241, 11.540580Rifugio Toler (Einöde)
Fotos Erlebnisweg Latemar und Schupfenfest Sportclub Eggen
Lieber Dietmar
An dieser Stelle wie schon im Mail großes Lob für dein wiederum sehr persönlicher und mit viel Augenzwinkern versehener Bericht. Ich habe bereits den Latemar vor einigen Jahren, als diese neue Attraktion im Bereich der Almen geschaffen wurde bereits zum Thema Latemar auseinander gesetzt und hier kommentiert.
Es ist wie in vielen Wanderführern beschrieben ein sehr einsames Gebirge und im Höhenbereich ja nur mit einer Hütte dem „Rifugio Torre de Pisa (Latemarhütte) versehen.
Im Höhenbereich (2600 m) der Hütte sollte man stabiles Wetter haben, weil ja die Karstlandschaft unter den Latemarspitzen einer Mondlandschaft gleicht.
Bei schönem Sommerwetter ist man gnadenlos der Hitze ausgesetzt, bei schlechtem Wetter und Nebel kann man oben zwischen Latemarhütte und Gamstalscharte (Abstieg zum Sessellift Oberholz) schnell die Orientierung in dieser wüstenartigen wie in trockengelegten Korallenriffs versehener Landschaft verlieren.
Bei mir war vor über 10 Jahren damals die Hütte wegen Renovierung geschlossen, das war ganz toll ?? Zudem unten davon nichts angeschrieben.
Aber wie man sieht lebe ich noch, und habe noch viele herrliche Touren in den Dolomiten und Südtirol machen können.
Bis zum nächsten Mal grüsst Euer
Charly
Hallo Charly,
du beschreibst es genau richtig. Die Landschaft unter dem Spitzen des zerklüfteten Latemar könnte man als Mondlandschaft bezeichnen, obwohl ich selbst noch nie auf dem Mond war und nicht so recht weiß ob es dort genau so ausschaut (kleiner Spaß). Und du hast auch ganz recht, viele Hütten gibt es da ob auf den Spitzen nicht, da sollte man wirklich gut planen. Aber dafür gibt es unten im Bereich des Skigebietes Hütten en masse…
Grüße
Dietmar