Schnee gibt es heuer hier in Südtirol genug. Wir haben uns schon vor Weihnachten Schneeschuhe besorgt, denn auf das Christkind wollten wir uns nicht verlassen. Ein wunderschöner, wolkenloser, blauer Tag, das heißt, wir müssen unbedingt auf den Roen hinauf.

Mein Entschluss steht fest. Die beste Freundin von allen muss sich fügen. Mein Plan: Mit der Mendelbahn von St. Anton / Kaltern bis zum Mendelpass und dann mit den Schneeschuhen über den Schneeschuhweg hinauf bis zum Roen.
Der Fahrkartenschalter der Mendelbahn sieht irgendwie verlassen aus. Seltsam? Da hängt was:
Aufgrund der starken Schneefälle der letzten Tage konnten die geplanten Wartungsarbeiten nicht aufgeführt werden. Die Mendelbahn kann darum ihren Betrieb nicht wie vorgesehen am 21. Dezember aufnehmen.
Dumm gelaufen! Ok, dann eben rein ins Auto und hinauf zum Mendelpass. Die nächste Enttäuschung lässt nur bis zur Kalterer Höhe auf sich warten: die Mendelpassstraße ist gesperrt.
Und jetzt? Nach 10 Minuten hin und her beschließen wir, zur Talstation der Mendelbahn zurückzufahren, das Auto zu parken und zu Fuß zur Mendel aufzusteigen.
Es ist zwölf Uhr. Wir wandern mit den Schneeschuhen auf dem Rücken durch St. Anton / Kaltern hindurch, der Markierungen „Alter Mendelsteig“ folgend. Der alte Mendelsteig schlängelt sich rechts, etwa 1 km von den Gleisen der Mendelbahn entfernt, in Richtung Mendelpass.
Die beste Freundin von allen macht sich Sorgen, ob wir heute am kürzesten Tag des Jahres den Hin- und Rückweg schaffen. Ich mache mir keine Sorgen, denn ich denke, dass der Abstieg notfalls auch am Abend machbar ist. Wenn man den Weg kennt, ist das sicher kein Problem.
Es dauert nicht lange, bis wir auf Schnee stoßen. Zu wenig für die Schneeschuhe, und so stapfen wir Schritt für Schritt, vorsichtig, wohin wir treten, dem Mendelpass entgegen.
Der Wandersteig ist gut markiert und verschiedene Spuren im Schnee erleichtern die Orientierung ungemein.Nach etwa einer Stunde kommen wir an einem Wasserreservoir vorbei. Der Schnee wird langsam tiefer und wir suchen bei jedem Schritt nach alten Trittspuren, in die wir treten können. Wegen des Schnees und auch wegen der schweren Rucksäcke kommen wir eher langsam voran.
Nach ca. 1,5 Stunden kommen wir an einem wunderschönen Aussichtspunkt vorbei. Hier sieht man weit über das Überetsch hinaus. Direkt unter uns liegt die Marktgemeinde Kaltern mit St. Anton und St. Nikolaus. Rechts davon sehen wir den noch nicht zugefrorenen Kalterer See mit der darüber thronenden Leuchtenburg, links davon Eppan und dahinter die Alpenstadt Bozen.
Die Bergkette vor uns auf der gegenüberliegenden Seite des Tales setzt sich aus dem Schwarzhorn, dem Weißhorn, dem Latemar, dem Rosengarten mit der Rotwand und dem Schlern zusammen. Weiter links hinter Bozen liegt das Rittner Horn.

Nach einigen Fotos wandern wir weiter. Ein zweiter Aussichtspunkt, dieses Mal mit einer interessanten Sitzgelegenheit, rückt in unser Blickfeld. Die Aussicht ist dieselbe wie zuvor aber die runde Holzbank und der Tisch laden zu einer kurzen Rast ein.
Wir bleiben nicht lange. Bei den niedrigen Temperaturen ist langes Stehen oder Sitzen nicht unbedingt ratsam. Sofort spüren wir, wie die Kälte unter unseren schweren Jacken aufsteigt.
Schritt für Schritt arbeiten wir uns durch den immer tiefer werdenden Schnee. Jetzt müssen wir die Mendelstraße überqueren. Das letzte Stück des alten Mendelsteiges hat die Kehren der Mendelstraße drastisch verkürzt. Der Schnee ist hier etwas weicher und wir sinken bis zu den Knien ein. Wir wollen nicht glauben, dass der Schnee hier so weich ist und versuchen es ohne Schneeschuhe weiter.
Ein Fehler, wie sich bald herausstellt. Nach 100 Metern sind wir a) total erschöpft und b) völlig durchnässt. Es hilft nichts, für die letzten paar hundert Meter müssen die Schneeschuhe ausgepackt und angezogen werden. Auch mit den Schneeschuhen brechen wir immer wieder durch die Schneedecke, aber das Gehen ist doch wesentlich einfacher.
Nach gut zwei Stunden erreichen wir den Mendelpass auf 1360 m an. Gewaltig wie viel Schnee hier liegt. Wir entscheiden bis hinein zum Golf zu gehen, des Schneeschuh-Erlebnisses wegen. Selbstverständlich nehmen wir nicht die Straße, sondern wandern durch den Wald, vorbei an den vielen Ferienhütten der Kalterer und Traminer bis zur Enzianhütte und weiter bis zum Golf hinein. Mit Golf ist selbstverständlich kein Golfplatz gemeint sondern, das Gebiet rund um der Talstation des Mendel-Skiliftes.
Hier kehren wir im Gasthaus bei der Talstation ein und bestellen uns eine Pizza und einen Jagertee. Die Pizza gegen den Hunger und den Jagertee gegen die Kälte 😉
Höchste Zeit aufzubrechen, wenn wir noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein wollen. Zügig stapfen wir mit unseren Schneeschuhen Richtung Mendelpass und dann den alten Mendelsteig hinunter. Auf der anderen Talseite leuchtet der Rosengarten. Das mächtige Bergmassiv präsentiert sich in einem rot-orangen Kleid. Die Sonne geht unter. Nun dauert es nicht mehr lange, bis uns die Dunkelheit einholt. Wenigstens die im Winter etwas gefährlicheren Aussichtspunkte wollen wir noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Es klappt!
Die beiden Panoramaaussichtspunkte liegen hinter uns. Die Schneewanderschuhe haben wir längst ausgezogen. Wir kommen nur recht langsam voran. Es ist nun fast finster. Zu allem Überfluss müssen wir immer wieder quer über den Steig liegende Bäume umrunden, was angesichts von Null Sicht nicht gerade ein Kinderspiel ist.
Totale Finsternis! Von vorne schimmert es uns entgegen. Kaltern liegt unter uns in einem Lichtermeer eingehüllt.

Wie weit wird es noch sein? Wir gehen vorsichtig Schritt für Schritt weiter. Nach weiteren 10 Minuten haben wir es geschafft. Wir kommen durchnässt aber gesund und munter in St. Anton an. Nun sind es nur noch wenige hundert Meter bis zur Talstation der Mendelbahn.
Eine schöne Wanderung mit zwei herrlichen Aussichtsstellen. Sowohl im Winter als auch im Sommer unternehmenswert. Im Winter bei Schnee sind zwei gefährlichere Stellen zu passieren.
Wanderung von Kaltern über den Mendelsteig hinauf zum Mendelpass
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Von St. Anton Kaltern über den alten Mendelsteig zum Mendelpass
- Dauer: 4:15 h
- Distanz: 5,8 km
- Bergauf: 966 m
- Bergab: 61 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- StartpunktHöhe: 510 m ü. d. M.GPS: 46.408315, 11.234806
- St. AntonHöhe: 524 m ü. d. M.GPS: 46.409567, 11.233807
- HundskofelHöhe: 1.092 m ü. d. M.GPS: 46.416314, 11.217667
- ZielpunktHöhe: 1.416 m ü. d. M.GPS: 46.408851, 11.211061
Ein Kommentar über “Von St. Anton Kaltern über den alten Mendelsteig zum Mendelpass”