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Ultner Almwanderung Kaserfeld Alm-Schusterhütte-Flatschbergalm

Das Ultental mit seinen urigen Almen steht heute auf dem Wandermenü. Es ist ein besonderer Tag. Warum? Ich musste für heute nichts planen, denn wir werden heute den Karl-Heinz, Alias Charly treffen, den treuesten Leser und Kommentator dieses Wanderblogs. Er ist ein erfahrener Wanderer und obwohl deutscher Staatsbürger, ein Ausnahmekenner der Südtiroler Wanderlandschaft. Mit seinem geografischen Südtirol-Wissen können wir – trotz Einheimische – uns nicht messen! Ja so ist das manchmal. Die „Deitschn“ kennen sich in unserem schönen Tiroler Land besser aus, als wir selbst.

Also habe ich die Planung komplett meinem deutschen Wanderfreund überlassen. Ehrlich gesagt, auch weil es so herrlich „kamott“ ist, gedankenlos in einen Wandertag starten zu können.

Pfarrkirche St. Gertraud mit Friedhof und dahinter das alte Schulgebäude
Pfarrkirche St. Gertraud mit Friedhof und dahinter das alte Schulgebäude

Ausgemacht hatten in St. Gertraud beim Tourismusverein. Doch weil ich mir unsicher bin ob St. Gertraud sowas hat, sind der Andreas und ich zur Pfarrkirche St. Gertraud aufgestiegen. Das Kirchlein überwacht das Dorf. Wir haben somit einen schönen Talblick über das die Dächer des letzten Dorfes im Ultental. Die Kirch ist vom Friedhof umringt. Daneben steht ein malerisches Gebäude. Es trägt die Hausnummer 122.  Es war irgendwann mal ein Schulhaus. Wer noch nie im Ultental war sollte das unbedingt nachholen. Hier sind Attribute wie urig, echt, authentisch keine bloßen Marketingfloskeln, nein das Ultental, vor allem das hintere Ultental, ist tatsächlich urig-malerisch!

Kring, kring die moderne Technik reißt uns aus der Bewunderung. Der Charly wartet unten bei der Brücke, bei der Busstation. Ok, dann wieder runter vom Kirchhügel, ans untere Ende des Dorfes. Wer nun denkt, das sei bei einem 200 Seelen Dörfchen mit zwei drei Schritten getan, der hat weit gefehlt. Wir müssen das Auto nehmen, denn zwischen Kirche und besagten Stelle liegen 1,4 Straßenkilometer und 128 Höhenmeter.

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Blick auf St. Gertraud von den Flatscher Höfen aus

Es ist das erste Mal, dass ich den Charly sehe. Als treuer Leser meines Blogs ist er mir zwar in Wort und Schrift bestens bekannt, doch in Natura sind wir uns noch nie begegnet. Der erste Blickkontakt beschränkt sich auf einen Gruß durchs Autofenster. Wir müssen nämlich seinem Golf folgen, das Wanderstartziel will erst angefahren werden. Und das hat es in sich! Für die Ultner Hangbewohner mag das normal sein, doch wir „Landler“ fragen uns aus welchem Material Nerven geschaffen sein müssen, um auf vier Rädern solche Wege auch im Winter befahren zu können. Da nicht Winter, schaffen sogar wir Landler es ohne Probleme und erreichen einen größeren Schotterparkplatz neben den Flatschhöfen. „Bleasegg“ nennt er sich.

Zur Kaserfeld Alm

Lange Begrüßungszeremonien entfallen. Man kennt sich, zumindest per Wort und Schrift. So starten wir heute zu dritt talauswärts. Der Blick hinunter auf St. Gertraud ist beeindruckend, vor allem der Häuser wegen, die sich an die steilen Wiesen klammern. Der Wegweiser Nr. 146 trägt die Aufschrift Kaserfeld Alm. Uns zwei Südtiroler sind Wegweiser heute egal. Wir haben einen ausländischen Wanderführer mit *g*

Steil, steiler am steilsten
Steil, steiler am steilsten

Zwischen zwei typischen Holzzäunen wandern wir steil aufwärts, sodass wir bald auf die mit Schindeln bedeckten Dächer der Flatscher Höfe schauen können. Ich frage mich, ob es Ultner Schindeln sind. Ich habe mir nämlich vor einigen Jahren, von einem Ultner Kirchendachdecker, ein Schindeldach machen lassen. Dreifach verlegt, aber genagelt, nicht mit Natursteinen beschwert. Das Dach ist, obwohl nur Schindeln, keine Bretter, keine Folie darunter, perfekt Wetter dicht. Ein wunderbares Dach, ein handwerkliches Meisterwerk. Ob die Schindeln aus dem Ultental kommen, habe ich damals den Meister gefragt. „Na bisch narrisch, sel kansch nit zohln! Dei kemmen fan Oschtn.“

Lang währt der Ausblick nicht, es geht nun durch einen Föhren- und Lärchenwald, merklich flacher als zuvor. Wir wandern gegen den Uhrzeiger, am Hang unter der Burgstallegg entlang. Irgendwo über uns muss sich das Hasenohr, ein Dreitausender, der östlichste der Ortler Alpen, befinden. Die Kaserfeld Alm ist unser Zwischenziel.

Auf der Kaserfeld Alm

Wow, was für ein Bild! So stelle ich mir eine Alm vor. Urig schön! Fünf Schindeldächer ducken sich in die Almwiesenlichtung. Das schaut herrlich „almig“ aus. Wir dürfen einkehren. Eine der Hütten bietet Wanderern Speis und Trank an. Das lassen wir uns selbstverständlich nicht entgehen.

Die Hütten der Kaserfeld Alm
Die Hütten der Kaserfeld Alm

So setzen wir uns an einen der in den Boden gepflockten Massivtische und gönnen uns einen Kaffee und eine sitzende Plauderei. Bald stellt sich heraus, der Charly ist eine wandelnde Wanderkarte. Da mag der eine oder andere denken im Zeitalter von Wander-Apps braucht man sowas nicht und Wanderkarten seien oldschool. Falsch! Oldschool ist der Charly nicht. Smartphone hat er dabei, auch nutzt er es, um Fotos für seinen WhatsApp Status zu teilen. Aber er ist ein Wanderbuch- und Wanderkarten-Liebhaber. Wie andere literarische Werke lesen, liest Charly Karten bis zur Metamorphose in ein wandelndes Kartenlexikon!

Herrlich urig
Herrlich urig

Der Kaffee ist Geschichte. Ich hole mir noch schnell einen ernüchternden Stromschlag am Elektrozaun. Warum ich Tepp die Drähte angegriffen habe? Habe ich nicht. Mein Fehler war, ich habe mit der Kamera die Drähte berührt. Ich wusste nicht, dass mein Objektiv Strom leitet. Ich weiß ich es. Ein hochwertiges Metallgehäuse, kein Plastikschrott! Die Kamera hat es überstanden, mein organischer Körper auch, also weiter geht es.

Über von Bäumen umringte Almwiesen steigen wir nun mäßig steil bergauf. Zu unserer Linken weiden zwei Pferde. Rechts in einem Baumwipfel, ist ein großer Greifvogel-Host oder zumindest etwas was danach aussieht, eingewebt. Wem er wohl gehören wird?

Bald ziehen sich die Bäume etwas zurück. Heidelbeeren säumen den Pfad. Er verliert nun etwas an Steilheit und nach einer 90 Grad-Linksbiegung wird er fast schon flach.

Auch wandelnde Lexikas müssen etwas trinken...
Auch wandelnde Lexikas müssen etwas trinken…

Damit haben wir die Abzweigung hinauf zum Hasenöhrl passiert. 3 h 40 min hätte der Wegweiser veranschlagt. Für uns heute nichts, ich muss spätestens um 17.00 Uhr zu Hause sein. Das ginge sich nicht aus. So wandern wir gemütlich dem reizvollen Heidekrautpfad Richtung Schuster Hütte entlang.

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am Wetterkreuz mit Bank

Die lässt nicht lange auf sich warten. Viel zu wenig lang nach meinem Geschmack. Darum laufen wir noch schnell den 100 m kurzen Abstecher zum Wetterkreuz hinunter das einen Taltiefblick vermuten lässt. Der Tiefblick ist nur halb gegeben, dafür sehen wir auf die Alm Flatscher Bergl hinunter. Ein zwei Fotos und dann wieder hoch. Hinauf zum Mittagsziel dem urigen Schuster Hüttl.

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Hinten den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen – das Schusterhüttl

Das Schusterhüttl uns sein Wirt

Hüttl ist die richtige Bezeichnung, denn das zweidächrige Schusterhüttl scheint eine Behausung einer Zwergensippschaft zu sein. Wie aus einem Märchen entsprungen, reckt es sich aus der weitläufigen Wiesenlandschaft empor und kann trotzdem keine hausähnliche Höhe erreichen. Es ist winzig wie aus einer Miniaturwelt. Erstaunlicherweise ist der Wirt kein Zwerg. Es ist ein Ultner mit Riesenklappe. Zwar nicht im Sinne eins Mundwerks, das dröhnenden Laute von sich gibt, aber im Sinne von schlagfertigen und lustigen Sprüchen à la Ulter Schmäh. Herrlich!

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Spiegelei mit Speck à la Schusterhüttl

Der Andreas fühlt sich motiviert ein wenig zu sticheln und selbst den einen und anderen „schaluen“ Spruch von sich zu geben. Doch gleiches und gleiches verträgt sich nicht immer! Der Andreas sollte wissen wer hier auf dem Schusterhüttl der Platzhirsch ist. So können wir es nur unserem Traminer Dialekt, der dem Wirt, während wir eifrig plaudernd die Spiegeleier mit Speck verdrücken, verdanken, dass er uns wohl-gesonnen bleibt. Der Wirt scheint nämlich gute Erinnerungen an einen Traminer zu haben.

Vielleicht war es unser Dialekt oder vielleicht mein uriger Ultner Bart, auf jeden Fall lädt uns der Wirt nach der deftigen Mahlzeit auf ein Schnapsl ein und weil wir es sind, bekommt der „Deutsche“, ein Nichttrinker, ausnahmsweise als Ersatz einen Kaffee.

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zwei Unbekannte 😉

Aber wohlgemerkt lieber Wanderfreund! Nicht dass du glaubst jeder bekäme auf dem Schusterhüttl ein Gratis-Schnapsl. Du musst dir dafür schon den Traminer Dialekt aneignen. Das ist nicht mit einem zweiwöchigen Schnellsiederkurs getan. Dafür musst du schon mehrere Jahre einen Tramin-Urlaub absolvieren und dich dabei ausgiebig und intensiv mit den Einheimischen beschäftigen. Kellertouren usw. Oder du lässt dir so wie ich einen mächtigen Alm-Öhi-Bart Bart wachsen. Auch das ist unter zwei bis drei Jahren nicht machbar. Du siehst, ein Gratisschnaps auf der Ultner Schusterhütte, ist hart verdient 😉

Ein kultigers Ultner Unikum, der Schusterhüttl Wirt. Den muss man erlebt haben!

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Abschied von der Schusterhütte

Vom Schusterhüttl hätte man sicherlich einen wundervollen Panoramablick auf die Ultner Berge bis hinunter zum Weißbrunnsee. Doch Gegenlicht und graue Wolkentürme verhageln heute das Weitblickerlebnis. Uns ist das egal, solange die grauen Ungetüme drüben auf den hohen Bergspitzen bleiben und wir in Sonnenstrahlen eingebettet werden. Wir wandern jetzt flach zu einer Knottn mit mannsgroßen Steinmann hinüber. Die ermöglicht nun einen echten Talblick, auf das Flatschbergtal, durch das der gleichnamige Bach fließt und von zwei gleichnamigen Almen bevölkert ist.

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Das Flatschbergtal mit der Hinteren Flatscher Berg Alm

Durch das Flatschbergtal

Der Burgstallweg bringt uns nun an vereinzelten Zirbelkiefern taleinwärts bis fast zum Talschluss. Hier macht der Wanderpfad über den Flatschbergbach eine 180 Grad Kurve und will dann sofort talauswärts ziehen. Das lassen wir uns nicht so schnell gefallen. Die Landschaft hier am Almbächlein ist zu reizvoll als dass wir ihr nicht gebührend fotografischen Respekt zollen wollen.

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Die Hintere Flatscher Berg. Herrlich!
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Eine Holzstammbrücke bringt uns über den Flatschbergbach
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Was für ein Bild. Der denkende Wanderer und die Alm…

Leider ist die malerische Hintere Flatschberg-Alm heute geschlossen. Schade wir wären gerne eingekehrt.

Ab jetzt wandern wir auf einem befahrbaren Schotterweg, orographisch rechts des Flatschbergbaches, hinaus zur Vorderen Flatschberg Alm. Die hat glücklicherweise geöffnet, doch unglücklicherweise sind die Almwirte gerade nicht anwesend. Eine Frau hütet derweil die Hütte und den Nachwuchs, ist aber nicht ermächtigt Besucher zu bewirten. So bleibt uns nichts anderes übrig, als aus unseren eigenen Wasserflaschen zu trinken und weiterzuziehen. Schade.

Bei einer Spitzkehre kommen wir in den Genuss eines Blickes hinunter auf St. Gertraud und hinein in das Tufertal. Dort durchbricht gerade ein Sonnenstrahl die Wolkendecke und erzeugt so ein tolles Bild.

Noch ein kurzer Blick hinunter auf St. Gertraud. Ganz rechts im Bild, die Flatschberg Höfe.
Noch ein kurzer Blick hinunter auf St. Gertraud. Ganz rechts im Bild, die Flatschberg Höfe.

Bis zum Ausgangspunkt am Parkplatz bei den Flatscher Höfe sind es nun nur noch 600 m.

Eine gemütliche, nicht lange, auch bzgl. Höhenmeter sehr moderate Almwanderung liegt nun leider hinter uns. Die Erinnerungen werden bleiben.

Wanderkarte Ultner Almwanderung

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotos Ultner Tal mit Kaserfeld Alm, Schusterhütte, Flatschbergalmen

Zwei Fotos haben sich hier eingeschmuggelt die nicht von mir sind. Zweimal darfst di raten welche 😉

 

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