Der Fennberg ist bei uns Süd-Südtirolern vor allem wegen des idyllischen Bergsees, dem Fennberger See, beliebt und darum im Sommer ein bevorzugtes Ziel für Badeausflüge. Mir persönlich hat der Fennberg, insbesondere der Fennberger Klettersteig, einen nicht gerade ruhmreichen Eintrag ins Traminer Faschingsblatt beschert.

Heute wollen die beste Freundin von allen und ich den Fennberg, genauer gesagt Oberfennberg (1.160 m), als Ausgangspunkt einer Schneeschuhwandertour nutzen. Geplant ist die Besteigung des Fennberger Jochs (1.600 m) und anschließend des Treser Horns (Corno di Tres, 1.800 m). Den gleichen Weg wollen wir natürlich nicht zurückgehen, darum entscheiden wir uns für folgenden Rückweg: Fennberger Sattel (1.750 m), Steig Nr. 7 hinunter nach Fennhals (1.050 m) und dann zurück nach Oberfennberg. Laut digitalem Wegenetz Südtirols: 4 Stunden 50 Minuten. Ja, das müsste machbar sein.
Um 9.30 Uhr schnallen wir unsere Schneeschuhe in Oberfennberg an und starten. Der Schnee ist ziemlich hart, somit ist der Wandersteig Nr. 3, der uns zum Fennberger Joch hochführen soll, leicht mit den Schneeschuhen begehbar. Nur wenige Spuren im Schnee verraten, dass bisher nicht sehr viele Wanderer diesen Weg begangen haben.
Wir stapfen durch den dichten Wald und sind froh, die Wandertour auf unseren elektronischen Wanderführer (GPS-Gerät) geladen zu haben, der uns jetzt exakt den richtigen Weg anzeigt. Es ist jetzt im Winter bei einem so wenig begangenen Steig nicht immer leicht, den richtigen Weg zu finden. Kurioserweise trifft der Wanderer hier auf Mischwald, was nicht gerade typisch für diese Höhenlage (1.300 m) ist. Das milde Klima am Fennberg hat da sicherlich seine Finger im Spiel.
Nun gelangen wir auf eine Forststraße – zumindest glauben wir, dass es eine sein muss. Es geht jetzt einige Meter die Forststraße entlang, bevor wir rechts abbiegen und durch den verschneiten Wald weiterwandern. Nach wenigen Minuten sehen wir links eine baumfreie Zone, wahrscheinlich eine Wiese, durch die der zuvor gequerte Forstweg führt. Am Ende der Wiese biegt der Forstweg links ab, wir gehen geradeaus, dem elektronischen Führer (GPS) folgend. Wir scheinen auf einem Joch angekommen zu sein. Leicht links vor uns sehen wir ein Tal, das wahrscheinlich bis hinunter nach Eichholz (Roverè della Luna), der ersten Gemeinde hinter der Südtiroler Grenze, führt.
Ich voraus, die beste Freundin von allen hintendrein, stapfen wir nun leicht rechts von der Lichtung in den dichteren Wald hinein und dann Schritt für Schritt das immer steiler werdende Gelände empor. Es dauert nicht lange, bis wir massive Felsvorsprünge über uns sehen. Der Weg wird nun, besonders jetzt im Winter, sehr beschwerlich, teilweise sogar extrem anstrengend. Der Schnee ist jetzt weich und tief, wir müssen spuren und ab und zu extrem steile Hänge überwinden, sodass wir samt Schneeschuhen immer wieder abrutschen und quasi nur auf allen Vieren vorankommen. Diese Schneeschuhtour ist also nichts für Sonntagsgeher!
Biotop Fennberger Joch – ein Hinweisschild vor uns bekräftigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Auch unser GPS-Gerät bestätigt die richtige Position. Trotzdem ist kein Steig zu sehen! Vor uns befindet sich ein zwar nicht breiter, aber sehr gefährlich aussehender Steilhang. Scheinbar müssen wir dort hinüber. Auf der anderen Seite sind Spuren zu erkennen.
Der Schnee ist steinhart, mit den Schneeschuhen kann man nicht quer über einen harten Steilhang gehen, und mit den Bergschuhen alleine haben wir keine Chance, genug Halt zu finden. Was tun? Komischerweise höre ich kein Murren von der besten Freundin von allen. Normalerweise heißt es in solchen Situationen sofort: „Do gea i nit umi.“
Es hilft nichts, wir müssen seitlich, vorsichtig Schritt für Schritt, die vorderen Eisenkrallen der Schneeschuhe jedes Mal in den steinharten Schnee stoßend, über den Steilhang hinüber. Ich muss zugeben, mir ist etwas mulmig. Nach einer halben Ewigkeit haben wir es endlich geschafft: Wir sind drüben.
Der Steig Nr. 3 ist nun etwas besser, aber es dauert nicht lange, bis wir den nächsten Steilhang überqueren müssen. Die Schneeschuhwanderung wird immer mehr zu einer Hartschnee-Kletterpartie. Endlich kommen wir wieder in ein bewaldetes Gebiet. Es geht steil aufwärts, aber zumindest ist es jetzt nicht mehr gefährlich.
Erstes Schneeschuhwanderziel: Fennberger Joch
Nach einer Stunde und 40 Minuten kommen wir mit circa 30 Minuten Verspätung am Fennberger Joch an. Normalerweise sind wir immer etwas schneller unterwegs, als es das digitale Wandernetz Südtirols veranschlagt, aber dieses Mal waren wir bedeutend langsamer. Kein Wunder – die Kletterpartien haben unheimlich viel Zeit gekostet, und das steile Hochgehen durch den tiefen Schnee war auch nicht besonders geschwindigkeitsfördernd.
Ok, nun müsste das strengste Stück der Wandertour hinter uns liegen. Wir wundern uns nur, dass ein Hinweisschild die Gehzeit bis zum Treser Horn (Corno di Tres) mit einer Stunde beziffert. Eingeplant sind nämlich nur 40 Minuten!
Kein Steig, keine Fußspuren, außer einer Rehspur, zu sehen. Der Schnee ist weich, leicht pulverig und tief. Ich gehe voraus und muss spuren – extrem anstrengend. Die Stunde werden wir wohl brauchen. Immer wieder ertappen wir uns bei der Hoffnung, dass hinter dem nächsten Hügel das Ziel erreicht sei. Nichts zu machen, immer wieder werden wir enttäuscht. Zum Glück ist es zumindest nicht kalt.
Endlich, nach einer Stunde anstrengenden Spurens durch den tiefen Schnee, treffen wir auf eine Forststraße mit einem Hinweisschild: Corno di Tres 20 min. Wir biegen rechts ab und folgen dem jetzt sehr gut gespurten Schneeschuhwandersteig in Richtung Corno di Tres. Es dauert 12 Minuten, bis wir auf der Bergspitze Corno di Tres auf 1.812 m ankommen.
Zweites Schneeschuhwanderziel: Treser Horn (Corno di Tres)
Überglücklich, endlich am Ziel zu sein und nur noch abwärts gehen zu müssen, machen wir kurz Pause. Ein, zwei Orangen, zwei Bananen, ein Stück Schokolade und vor allem heißer Tee stärken uns, während ich ein 360°-Foto anfertige.

Am Gipfel noch kurz einige Plauderminuten mit zwei Schneeschuhwanderern, die sich nach meinem Stativ erkundigen und wissen möchten, wie viel es wiegt, bevor wir den Rückweg hinüber zum Fennberger Sattel antreten. Leider geht es nicht nur bergab, sondern einige Male auch bergauf. Die Italiener sind aber gut auf Ciaspolate ausgerichtet, und darum finden wir einen gespurten Schneeweg vor, der uns gut vorankommen lässt. Die Gegend ist trotz der circa 1.700 Höhenmeter bewaldet. Da wir uns direkt am Kamm des Mendelgebirges befinden, können wir ab und zu ins Südtiroler Unterland hinunterschauen. Die Aussicht hinunter ins Tal wird stetig besser. Das Wetter spielt auch mit. Nach circa 30 Minuten Schneeschuhwanderung kommen wir zum Fennberger Sattel und sind heilfroh, den Abstieg vor uns zu haben.

Abstieg vom Fennberger Sattel
Komisch nur, dass das Hinweisschild ins Leere hinauszeigt. Auch das GPS-Gerät weist uns den Weg hinaus ins Nichts. Wie kann das sein? Die beste Freundin von allen kann sich daran erinnern, schon einmal vor circa zehn Jahren den Steig (Nr. 7) hinuntergegangen zu sein – und vor allem auch daran, dass es nicht lange dauert, bis man unten ist.
Ok, auf geht’s. Schritt für Schritt spuren wir den Steilhang hinunter, der glücklicherweise nicht allzu harten Schnee aufweist, sodass wir recht gut Halt für die Schneeschuhe finden. Ein Weg ist zwar überhaupt keiner sichtbar, aber laut elektronischem Wanderführer sind wir genau auf Kurs. Ups, da vorne hat ein riesiges Schneebrett einen langen, 40 Zentimeter breiten Riss, sodass man bis zum Erdboden hinunterschauen kann. Mir wird sehr mulmig, ich sage aber nichts, um die beste Freundin von allen, die hinter mir her stapft, nicht zu beunruhigen. Ich wundere mich – normalerweise ist sie die Erste, die sofort fürs Umkehren plädiert.
Laut GPS-Gerät müssten wir exakt auf Kurs sein, aber nachdem wir zwei sehr gefährlich aussehende, baumlose Steilhänge, die scheinbar im Nichts enden, überquert haben, befinden wir uns jetzt auf einem recht schmalen, mit hohem Schnee bedeckten Kamm. Links und rechts geht es steil hinunter. Theoretisch müssten wir über den Kamm kerzengerade nach unten, aber das ist schlicht und einfach nicht möglich: zu steil, zu hoher Schnee, keine Ahnung, wie der Untergrund ist – wahrscheinlich sogar lawinengefährdet. Es hilft nichts, wir müssen zurück! Lebensmüde sind wir nämlich noch nicht!
Schritt für Schritt geht es die 250 Meter wieder hoch, bis wir total erschöpft zurück am Fennberger Sattel ankommen.
Für alle, die diese Tour nachwandern wollen: Den Fennberger-Sattel-Steig kann man im Winter bei tiefem Schnee nicht begehen! Darum auf keinen Fall dieses Teilstück unserer Wanderroute nachwandern – du riskierst dabei Kopf und Kragen!
Nicht vorgesehenes Ziel: Grauner Joch
Was nun? Es hilft nichts, wir müssen hinüber bis zum Grauner Joch, um dann über die Forststraße oder über den Alten Grauner-Joch-Steig nach Graun abzusteigen. Werden wir das vor der Dunkelheit noch schaffen? Bis zum Grauner Joch auf jeden Fall – bis hinunter ins Tal, wer weiß …

Nun hilft uns das GPS-Gerät nicht mehr weiter. Diese Tour war nicht geplant, wir müssen also einfach dem nur teilweise gespurten Weg folgen. Mehrmals stehen wir vor der Entscheidung, rechts oder links, da wir aber immer am Kamm entlang bis zum Grauner Joch müssen, halten wir uns immer rechts. Landschaftlich ist es wunderschön hier am Mendelkamm – leider können wir das nicht mehr genießen. Die Füße werden nämlich immer schwerer.
Es geht immer wieder leicht auf und ab, wir sind ziemlich fertig und kämpfen uns Schritt für Schritt weiter, immer in der Hoffnung, dass es nicht mehr aufwärts geht. Leider werden wir enttäuscht. Wir müssen von 1.600 m auf insgesamt 1.800 m hinauf, was im Sommer ohne Schnee kein Problem darstellen würde, aber jetzt im Winter für zwei Schneeschuhwanderer, die mit einer 10-km-Tour gerechnet haben, welche sich nun auf 18 km verlängert, ganz schön happig ist.

Ich voraus, die beste Freundin von allen hintendrein, stapfen wir einer Skispur folgend Schritt für Schritt unserem Ziel entgegen. Jetzt treffen wir auf das St. Barbara-Bildstöckl. Aha, hier müsste der Schönleitensteig (Nr. 1) hinunter zur Forststraße Graun führen. Der Einstieg ist aber nirgends zu sehen. Außerdem kann ich mich erinnern, dass der Schönleitensteig eher gefährlich ist. Da wir keine Lust haben, uns ohne GPS-Unterstützung zu verirren und schon gar keine Kraft mehr haben, eventuell wieder zurück hinaufzusteigen, gehen wir lieber geradeaus dem Grauner Joch entgegen.
Wir kommen sehr langsam voran – nicht weil der Schneeweg streng wäre, sondern weil wir ziemlich am Ende sind. Es geht nun den Berg hoch, die Schneeschuhe werden immer schwerer. Hoffentlich ist das die letzte Bergkuppel, die wir besteigen müssen.
Wir wollen schon wieder einmal stehen bleiben, da sehen wir in 100 Metern Entfernung eine Hütte. Die Kuhleger Hütte am Kuhleger, so nennt sich diese Bergkuppel, bietet nicht nur Unterschlupf, sondern auch drei große, an die Wand genagelte Wanderkarten. Schnell schauen wir, wo wir sind und wie weit es noch bis zum Grauner Joch ist. Mir fällt ein Stein vom Herzen: Es scheint nicht mehr allzu weit zu sein, und vor allem scheint es nicht mehr bergauf zu gehen.
Tatsächlich, es dauert wirklich nicht lange, bis wir zum Grauner Joch kommen, wo wir voriges Jahr auf unserer Wallfahrt nach San Romedio kurz Halt gemacht haben.
Jetzt nur noch hinunter ins Tal. Wir nehmen den Alten Grauner-Joch-Steig, den wir damals heraufgekommen sind. Der Weg ist gut gespurt, fast zu gut. Er ist ziemlich hart, und trotz Schneeschuhen rutschen wir öfters aus. Ich lande zweimal auf dem Hintern, die beste Freundin von allen einmal. Was soll’s, wir müssen weiter. Es gilt, circa 1.000 Höhenmeter abzubauen.
Nach dem Alten Grauner-Joch-Steig kommen wir auf die Forststraße Graun. Jetzt bauen sich die Höhenmeter nur recht langsam ab. Der Forstweg mit seinen Serpentinen zieht sich gewaltig in die Länge.
Auf den Berggipfeln des Rosengartens und des Schlerns geht nun die Sonne unter. Der Rosengarten erglüht in einem wunderschönen Rosenrot. Für uns bedeutet das: Es wird bald dunkel.

Kurtatsch 1,5 Stunden. Ok, dann müssten wir es bald geschafft haben. Wir wollen ja nicht nach Kurtatsch, sondern „nur“ nach Graun, um uns dort vom Bruder der besten Freundin von allen abholen zu lassen.
Um 18.30 Uhr haben wir es endlich geschafft. Wir kommen in Graun beim Gasthof Caroline ziemlich fertig, aber froh, den ganzen südlichen Teil des Mendelgebirges bezwungen zu haben, an.
Schneeschuhwanderung Fennberger Joch – Corno di Tres – Grauner Joch
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Schneeschuhwanderung Fennberg – Fennberger Joch – Corno di Tres – Fennberger Sattel
- Dauer: 9:10 h
- Distanz: 18,8 km
- Bergauf: 1.056 m
- Bergab: 1.345 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- 360° FotoHöhe: 1.785 m ü. d. M.GPS: 46.295868, 11.163837Südtiroler Unterland und Val di Non
- Fennberger SattelHöhe: 1.742 m ü. d. M.GPS: 46.300637, 11.174058
- Fenner SattelHöhe: 1.580 m ü. d. M.GPS: 46.289719, 11.155075
- Graun - Gasthaus CarolineGPS: 46.326409, 11.217454Graun
- Grauner JochGPS: 46.334238, 11.198398
- KuhlegerGPS: 46.330088, 11.195095
- OberfennbergGPS: 46.281965, 11.174803
- Tresner Horn (Corno di Tres)Höhe: 1.785 m ü. d. M.GPS: 46.296194, 11.163934Corno Di Tres (1812m)
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