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Wanderkarte

Hochschwangau, Schloss Neuschwanstein, Schwansee, Spiegelung

Schlösserwanderung um die Königsschlösser am Schwansee & Alpsee

Die Bayern haben keine Dolomiten, aber sie haben Königsschlösser – und als Draufgabe einen Schwansee und einen Alpsee. Genau das Richtige, um Annas Überraschungs-Geburtstagsausflug würdig zu zelebrieren.

Während der ganzen Anfahrt hat Anna immer wieder neugierig gefragt: „Wo fahren wir hin?“

Das ist so eine Sache mit Anna. Einerseits will sie immer alles sofort wissen, andererseits möchte sie auch überrascht werden. Die beste Ehefrau von allen und ich blieben stur, wir rückten nicht mit der Sprache heraus. Und tatsächlich hielt die Überraschung bis Hochschwangau. Der Routenplaner zeigte zwar dauernd Füssen als Ziel, aber da hat bei Anna nichts geklingelt. Selbst die Schilder „Königsschlösser“ kurz vor Füssen hat sie übersehen. Erst als uns das prächtige Schloss Neuschwanstein entgegenstrahlte, ging ihr ein Licht auf. Nun ist zum Glück die Freude groß.

„Zum Glück“, weil wir uns Sorgen gemacht haben, dass nach dem Geburtstagsausflug des vorigen Jahres nach Venedig jedes neue Ziel am Vergleich mit der Lagunenstadt scheitern könnte.

Anna ist zum Glück Feuer und Flamme. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Ein wenig trübe ich ihre Freude zwar, da ich ankündige, dass wir zuerst um den Schwansee wandern, dann noch den Alpsee umrunden, anschließend hinauf zur Marienbrücke müssen und sogar noch ein, zwei Aussichtspunkte erklimmen müssen. Erst um 16.00 Uhr dürfen wir ins Märchenschloss König Ludwigs, Schloss Neuschwanstein, hinein.

Die Vorfreude überwiegt. Annas Lachfalten bleiben standhaft, und so schlendern wir mit einer fröhlich hüpfenden Anna los – zuerst zum Schwansee

Schwansee Rundwanderung bei Hohenschwangau

Der Schwansee ist ein etwa 17 Hektar großer Moorsee. Mit maximal rund 12 Metern Tiefe und dem weitläufigen Moorgebiet ringsum ist er relativ flach – und im Sommer erstaunlich warm.

König Ludwig II. ließ den Schwansee-Park als Landschaftspark im englischen Stil anlegen und nutzte die Gegend als private Rückzugslandschaft. Der Schwan war für ihn ein zentrales Symbol; entsprechend fügt sich der Schwansee perfekt in die spätere „Königliche Parklandschaft“ ein.

Zauberhaft, der Schwansee mit den beiden Königsschlössern Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau.

Eine Informationstafel klärt uns über den Schwansee auf.

Schwansee

Nach der Eiszeit entwickelten sich entlang des Lechs über Jahrtausende hinweg Lebensräume von seltener Qualität, in denen der Mensch mit der Natur lebte und wirtschafte. Der Schwanseepark ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Den See umrahmen Kalkmagerrasen mit Enzianen und Mehlprimeln, Feuchtwiesen und Moore mit Knabenkräutern und Schwertlilien sowie ein dunkler Schluchtwald mit zahlreichen Karstquellen.

König Maximilian II. ließ die Moore und Enzianwiesen ab 1838 zu einem „Englischen Garten” umgestalten, der allerdings nach dem Tod des Königs im Jahr 1864 nicht mehr gepflegt wurde und verfiel. Teile des Parks wurden später entwässert und landwirtschaftlich genutzt.

Seit einigen Jahren wird der Charakter eines englischen Gartens durch die Pflege der Wiesen und das Ausholzen alter Sichtachsen auf Schloss Hohenschwangau wieder erlebbar.

Am Rande des Schwanseeparks liegen zahlreiche Steinbrüche, aus denen der helle „Alterschrofener Marmor” für die Fassade von Schloss Neuschwanstein gewonnen wurde. Die Schwangauer Bürger brachen den weißen Wettersteinkalk und brannten Kalk. Direkt unterhalb des Schlosses Hohenschwangau sind alte Farbmarmorbrüche zu finden. Die Steinbrüche zeugen davon, dass sich hier über Jahrhunderte ein wichtiges Gewerbegebiet Schwangaus befand, das bis nach dem Zweiten Weltkrieg Arbeit und Brot lieferte.

In Park wird der Wandel einer Landschaft sichtbar, der von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der jeweiligen Zeit bestimmt wird.

Aus diesem Grund ist der Schwanseepark nicht nur ein besonderes Naturjuwel, sondern mit seiner Gartenkunst und den Steinbrüchen auch ein eindrucksvolles „Kulturdenkmal”.

Über dem östlichen Teil des Sees hängt um zehn Uhr noch feuchte Nebelluft, schwer und silbrig. Herrlich. Am Nordufer entdecken wir den Schwanseepark, an dem es sogar einen freien Badezugang gibt.

Wir sind überrascht. Natürlich ist das nichts für heute im Spätherbst, aber wir finden es erstaunlich, dass man in einem so berühmten See überhaupt baden darf – und es noch dazu einen freien Badezugang gibt. Hut ab vor den Bayern!

Vom Westufer aus lugen plötzlich die Königsschlösser zu uns herüber: das gelb leuchtende Schloss Hohenschwangau und, höher am Hang, das weiß schlanke Neuschwanstein. Wow!

Weiter geht es in den Schatten, am Fuß jenes felsigen Bergrückens, der den Schwansee vom Alpsee trennt.

Plötzlich erspähen wir etwas im Wasser. Was ist das? Ein Schloss im See? Tatsächlich Neuschwanstein spiegelt sich im Schwansee. Großartig!

Windstille – perfekte Spiegelung? Nicht ganz. Einige Enten – nein, leider keine Schwäne! – schwimmen über den See. Die dadurch sich kreisförmig ausbreitenden Wellen ziehen über den gesamten Ostteil des Schwansees. Trotzdem entstehen wunderbare Spiegelbilder, was vor allem Anna und mich freut.

Spiegelung von Schloss Neuschwanstein im Schwansee. Die neugierigen Enten links unten im Bild werden bald Wellen verursachen und die Spiegelung etwas verzerren.

Die beste Ehefrau von allen ist weitgehend immun gegen solche ästhetischen Angriffe, aber auch sie ist zufrieden: Kein Lüftchen weht, und selbst im Schatten ist es gut auszuhalten. Gegen Kälte ist sie nämlich überhaupt nicht abgebrüht.

Je näher wir dem Westufer kommen und damit die Schwansee-Runde schließen, desto mehr entschwinden die beiden Schlösser unserem Blickfeld – was allerdings bedeutet, dass der Fotograf endlich zu seinen beiden Mädels aufschließen kann.

Wir biegen rechts auf den Fischersteig ab. Er führt uns im Zickzack, rund 60 Höhenmeter überwindend, über den erwähnten Bergrücken hinüber zum Nachbarsee.

Alpsee Rundweg & Alpseebad Hohenschwangau

Nun stehen wir nicht nur am Alpsee, sondern auch in der Sonne – perfekt.

Der Alpsee liegt eingebettet zwischen den Ammergauer und Allgäuer Alpen in einem von Wäldern umschlossenen Talbecken südlich von Hohenschwangau. Er befindet sich auf 788 Metern Höhe, umfasst rund 88 Hektar Fläche, ist bis zu 62 Meter tief und hat eine Uferlänge von etwa 5 Kilometern. Gespeist wird er vom Seebach und Alpbach, der Abfluss erfolgt über den Lech. Im Sommer erreicht das Wasser meist 18 bis 22 °C, bleibt in den tiefen Schichten jedoch kühl. Der See gehört zu den saubersten Gebirgsseen Bayerns.

Der Alpsee mit dem Museum der Bayerischen Könige, dem Ameron Neuschwanstein Alpsee Resort & Spa und natürlich Schloss Neuschwanstein. Neuschwanstein!

Im Gegensatz zum flacheren, moorumsäumten Schwansee liegt der Alpsee deutlich geschützter – umgeben von Bergrücken, die bis dicht ans Ufer rücken. Darum verläuft die Umrundung zumindest an der Nordseite nicht direkt am Wasser, sondern etwas erhöht, oberhalb des Sees. Einige Meter trennen uns vom Ufer, dafür bietet der höhere Steig einen umso Panoramamäßigeren Blick auf das Süd- und Westufer.

Am Westufer selbst senkt sich der Steig wieder, sodass wir direkt ans Wasser gelangen.

Beim Marien-Monument – gewidmet der Königinmutter – steht eine Bank zum Verweilen. Schloss Neuschwanstein ist von hier aus gut zu sehen. Wir halten uns jedoch nur kurz auf, denn an der Südseite des Alpsees entdecken wir eine sonnenbeschienene Wiese mit Holzhütte und Steg. Vielleicht kann man sich dort niederlassen.

Wir lassen uns etwas Zeit, sodass die Sonne mehr und mehr den Alpsee einnehmen kann.

Bei der erspähten Wiese angekommen, erschreckt uns kurz ein Zaun. Kommen wir da nicht hinein? Anna ist wenig begeistert, denn ich hatte versprochen, sie dürfe auf der Wiese die mitgebrachte Mittagsjause auspacken.

Doch wir haben Glück. Vor der langgezogenen Hütte steht eine Tafel: Kaffee und Kuchen! Super! Während wir – wie auch andere Wanderer – die Tafel studieren, schaut ein freundlicher Barista aus der Hütte und meint, wir dürften gerne eintreten, kostet nichts. Wir folgen seiner Einladung gerne und merken schnell, dass es sich hier um eine Badeanstalt handelt, die Zugang zum See ermöglicht.

Das Alpseebad bietet außer glasklarem Wasser, weiten Liegewiesen, einem langen Badesteg und einem einzigartigen Blick auf die Königsschlösser auch einen Kiosk, welcher Gäste mit Snacks, Getränken und Kaffee und Kuchen versorgt. Es hat eine Nichtschwimmerzone, Umkleiden und WC sind vorhanden. Es ist von Mai–September geöffnet für einen sehr kleinen Eintrittspreis.

Heute ist der Eintritt jedoch kostenlos – klar, im Spätherbst ist Schwimmen nicht jedermanns Sache.

Wir lassen uns vom äußerst redseligen Barista zwei Brezen aushändigen und schlendern dann genüsslich kauend die Liegewiese hinunter. Von hier verdeckt zwar eine Uferkrümmung den Blick auf Schloss Neuschwanstein, aber der lange Steg, der weit in den See hinausragt, verschafft Abhilfe.

So schlendern wir auf den Steg hinaus – und siehe da: Schloss Neuschwanstein taucht auf. Toll! Auch Schloss Hohenschwangau ist zu sehen. Kann es sein, dass ich es erst jetzt erwähne? Sorry, kleines gelbes Schlösschen. Du bist zwar wunderhübsch, doch Neuschwanstein, hoch oben neben dir, ist tausendmal schöner als du!

Ist halt so. Seit der Disney-Konzern Neuschwanstein als Inspiration für das typische Märchenschloss etabliert hat, hat sich das derart in jedermanns Gedächtnis gebrannt, dass jedes andere Schloss – mag es noch so schön sein – in seinem Schatten steht.

„Du hast gesagt, ich darf heute zum Geburtstagsausflug etwas Süßes haben!“, fordert Anna von der besten Ehefrau von allen.
„Ok, das stimmt“, klingt es in meinen verwunderten Ohren.

Warum das so etwas Besonderes ist? Die beste Ehefrau von allen ist nicht nur die beste Ehefrau von allen – sie ist auch die strengste Mami von allen. Anna darf nie fernsehen, Anna darf nie Süßes naschen – außer an besonderen Tagen wie z.B. Geburtsfeiern. Ausnahmen gibt es keine. Heute ist zwar keine Feier, denn der Geburtstagsausflug wurde um ein paar Tage vorgezogen, aber offenbar gilt es trotzdem: Anna darf einen Kuchen haben. Das freut auch mich sehr, denn das bedeutet, ich darf auch einen haben. Wenn Anna nämlich nicht dürfte, dürfte ich vor ihr ebenfalls keinen essen. Ja, so läuft das bei uns.

Während die strengste Mami von allen ein Nickerchen auf dem Steg hält, schlendern Anna und ich zurück zum Kiosk und lassen uns vom netten Barista zwei Stück Kuchen aushändigen. Er erzählt uns, dass hier im Sommer jeden Tag mindestens tausend Leute sind. Viele Familien, denn der Eintritt beträgt nur 3,50 Euro – sehr günstig, finden wir. Insgesamt sind wir überrascht, wie moderat die Preise hier in Hohenschwangau unter den Königsschlössern sind. Brezen, Kuchen, ja sogar das Ticket für den Schlossbesuch ist völlig fair, und selbst die Parkplätze sind nicht überteuert.

Ich frage unser redseliges Gegenüber, wie es im Sommer um die Wassertemperatur stehe. Er antwortet: maximal 20 Grad Celsius.

Ich: „Upps, das ist nicht sehr warm!“
Er: „Ja, stimmt, das Wasser kommt ziemlich frisch von den Bergen herunter.“

Der Kuchen schmeckt vorzüglich – und das nicht nur, weil wir so selten Kuchen bekommen.

Nach dem Kurzaufenthalt im Alpseebad wandern wir weiter, schließen die Rundwanderung um den Alpsee und gelangen so zum Zentrum der Königsschlösser, wo auch das Museum der Bayerischen Könige steht. Von links oben schimmert die gelbe Fassade von Schloss Hohenschwangau herab.

Schloss Hohenschwangau

Schloss Hohenschwangau war die Sommerresidenz der Wittelsbacher. Es liegt inmitten der Hohenschwangauer Berglandschaft oberhalb des Alpsees. Errichtet wurde es von König Maximilian II. im 19. Jahrhundert auf den Ruinen der mittelalterlichen Burg Schwanstein. Das äußere Erscheinungsbild ist vom neugotischen Stil geprägt, mit gelben Fassaden, Zinnen und Türmchen. Innen zeigen über 90 Wandgemälde Sagen- und Historienmotive, viele Räume sind original erhalten. Ludwig II. verbrachte hier seine Kindheit und zog erst in den 1880er-Jahren schrittweise ins nahe Schloss Neuschwanstein um..

Auf einem dem Dach von Hohenschwangau steht – ähnlich wie eine Wetterfahne – ein weißer Schwan, das Wappentier der Wittelsbacher.

„Anna, schau, do obn isch a Schwan!“

Das Wappentier der Wittelsbacher: der Schwan.
Das Wappentier der Wittelsbacher: der Schwan.

Anna hat anderes im Sinn. Sie hat nur Augen für die Souvenirläden. Die beste Ehefrau von allen hat ihr versprochen, sie dürfe sich etwas aussuchen. Das ist so eine Sache. Anna wäre zwar extrem schnell beim Aussuchen – aber nicht die unentschlossenste Ehefrau von allen. Sie zwingt den Nachwuchs hundertmal zu überlegen, fragt zig Mal nach und obwohl sich Anna schon entschieden hat, muss sie das Souvenir trotzdem noch einmal zurücklegen, weil man ja auch in den anderen Geschäften schauen müsse, ob es nicht etwas Besseres gebe, und man müsse schon sicher sein, dass dies hier was Gescheites sei und nicht vielleicht dort das besser sei…

Ich muss bei solchen Aktionen draußen bleiben, weil ich sonst explodieren würde.

Wie zu erwarten, wird es nichts mit einem schnellen Kauf – obwohl sich Anna fest für eine Schneekugel entschieden hat, die von einem Schwan getragen wird und Schloss Neuschwanstein enthält. Wir müssen zuerst noch die anderen Souvenirläden aufsuchen. Doch das Glück kommt mir zu Hilfe: Die übrigen Läden haben eine deutlich geringere Auswahl, wenig Gescheites. Anna darf zum ersten Geschäft zurücklaufen und ihre Neuschwanstein-Schneekugel holen.

Marienbrücke und weitere Neuschwanstein Aussichtspunkte

Nun stehen die deftigsten Höhenmeter unserer heutigen Rundwanderung an: knappe 200 Höhenmeter hinauf zur Marienbrücke und anschließend nochmals 100 Höhenmeter bis zu einem von mir auserkorenen Aussichtspunkt am Hang des Tegelbergs.

Für uns Tiroler ist das natürlich nicht der Rede wert. Nicht so für manchen Schlossbesucher, der sich lieber per Bus oder Pferdekutsche zum Königsschloss hinauf chauffieren lässt.

Wir stapfen zügig den Schotterweg hinauf – im Winter offenbar eine Rodelbahn? – bis wir eine Kreuzung mit einer Asphaltstraße erreichen. Links ginge es zum Schloss Neuschwanstein, wir halten uns aber zuerst rechts, dann links und gelangen so rasch zur Marienbrücke.

Eine Informationstafel klärt uns auf.

Marienbrücke

Schon als Kind hat Kronprinz Ludwig die Naturschönheiten der Gegend um Schwangau kennen und lieben gelernt, so auch das Schauspiel des Wasserfalls in der Pöllatschlucht oberhalb von Neuschwanstein. Die von schroffen Felswänden gesäumte Schlucht wurde schon in der Generation Maximilians II. als besonders attraktives Stück Natur „entdeckt“. Der zunächst hölzerne Steg der Marienbrücke wurde durch Ludwig II. während des Baus von Neuschwanstein durch die jetzige elegante freitragende Eisenkonstruktion ersetzt. „Die Aussicht von dort oben ist bezaubernd schön, besonders auch der Blick von der Marienbrücke aus auf die Burg, welche die Wartburg, die mit Recht so viel gepriesene, was Lage, sowie architectonische Pracht und Glanz der Gemälde betrifft weit überstrahlen soll,“ schreibt König Ludwig II. 1881 in einem Brief.

Oha – voll, voller, am vollsten! Die Marienbrücke ist mit Menschen regelrecht zustgepfropft, und das trotz Nachsaison. Wir müssen Schlange stehen. Macht nichts, wir nehmen es geduldig in Kauf, denn wir sind früher als erwartet hier, und unser Eintrittsticket für die Besichtigung von Schloss Neuschwanstein wird ohnehin erst um 16.00 Uhr gültig.

Auf der Brücke halten Anna und ich uns natürlich ein wenig auf. Das machen alle so – daher auch der Menschenauflauf. Wer das nicht tut, ist die ängstlichste Ehefrau von allen. Hohe Brücke, Tiefblick in die Pöllatschlucht mit dem Pöllatfall: Da hilft auch kein Märchenschloss, um sie zum Innehalten zu bewegen. Sie zwängt sich wie eine verängstigte Natter durch die Menschenmenge auf die andere Seite. Und das auch nur, weil ich ihr eröffnet habe, dass wir dort drüber weiter müssen. Am liebsten hätte sie die Marienbrücke ausgelassen.

Anna und ich hingegen genießen den Ausblick auf die Südostseite des Märchenschlosses. Von hier zeigt es sich besonders beeindruckend, weil sich dahinter – kontrastreich wie ein Bühnenbild – das flache Land rund um Füssen, Schwangau und den Forggensee ausbreitet. Dadurch kommt die erhöhte Position der Märchenburg von König Ludwig II. so richtig zur Geltung.

Das obligatorische Fotografieren beginnt. Die meisten Besucher machen das ebenso – allerdings interessieren sich viele weniger für den eigentlichen Hauptdarsteller, das Märchenschloss, sondern vor allem für sich selbst. Das Schloss dient bloß als Dekoration für ihre Selfies. Jedem das Seine.

Nach mehreren Dutzend Fotos wandern wir auf dem Tegelbergsteig E4 weiter. Wir sind zwar nicht allein unterwegs, doch der Großteil der Königsschloss-Besucher spart sich den steilen Zickzack-Abstecher nach oben.

Immer wieder sperren rot-weiße Bänder ausgetretene Trampelpfade, die augenscheinlich an die Bergkante führen würden. Können wir verstehen – die Versuchung ist groß, sich individuelle Aussichtspunkte auf das weiße Ideal-Schlösschen zu suchen. Doch das könnte schnell sehr gefährlich werden.

Wir erreichen eine offizielle, gesicherte Aussicht, von der aus Neuschwanstein ein klein wenig erhöht betrachtet werden kann und von der auch das rote Eingangstor deutlich besser zur Geltung kommt. Auch hier Selfie-Jäger.

Weiter geht es für uns insgesamt rund 100 Höhenmeter über die Marienbrücke hinauf, bis der Tegelbergsteig – der sich zuvor kurz von der Bergkante weggewunden hatte – diese wieder erreicht. Laut Studium der Höhenlinien auf meiner Karte müsste hier ein idealer Aussichtspunkt liegen, eine Art Vogelperspektive auf Burg Neuschwanstein. Ist er auch – wären da nicht einige sehr wagemutige, mit Nadeln bewaffnete Bäume, die sich bis an die Kante vorgewagt haben.

Trotzdem ein schöner Aussichtsort, der es uns ermöglicht, in den Innenhof von Schloss Neuschwanstein hinabzuschauen und damit eine weitere Perspektive des Märchenschlosses einzuheimsen.

Wir haben es nicht eilig. Darum halten wir uns gute fünfzehn Minuten auf, bevor wir denselben Steig zur Marienbrücke wieder absteigen und anschließend auf Asphalt Richtung Schloss.

Bei der Aussicht „Jugend“ – König Maximilian II. hatte in der Umgebung von Hohenschwangau Wege und Aussichtspunkte anlegen lassen, um die Landschaft genießen zu können – halten wir an.

Weil hier die Sonne scheint, der Eingang des Schlosses an der schattigen Nordostseite liegt und wir von hier einen grandiosen Blick auf den Alpsee mit Schloss Hohenschwangau haben, beschließen wir, genau hier bei der liebsten Aussicht von König Maximilian II. eine Stunde zu warten, bis es Zeit für das Einlösen unseres Tickets wird.

Eine Lärche steht neben uns. Sie verleiht den Bildern einen Extra-Kick an orangefarbenen Herbstflair. Super.

Die Zeit vergeht schnell. 15.30 Uhr. Auf geht’s hinüber zu Schloss Neuschwanstein. Anna ist ganz aufgeregt.

Besichtigung von Schloss Neuschwanstein

Wer – so wie wir – ein Ticket hat, darf bereits etwas früher in den Innenhof hinein. Das Drehkreuz ins Innere der Gebäude öffnet sich allerdings erst punktgenau zur aufgedruckten Uhrzeit.

Umso besser. So können wir in aller Ruhe den Innenhof bewundern und die herrliche Baukunst bestaunen.

Im Innenhof von Schloss Neuschwanstein
Im Innenhof von Schloss Neuschwanstein

Eine Informationstafel klärt uns auf:

Schloss Neuschwanstein

Der Grundstein für das Schloss König Ludwigs Il. von Bayern wurde am 5. September 1869 gelegt.

Nach Plänen von Eduard Riedel, die der Theatermaler Christian Jank durch zahlreiche Schaubilder ergänzte,

wurde eine große, vielgestaltige Burganlage in neuromanischen Formen begonnen. 1874 übernahm Georg Dollmann und zuletzt Julius Hofmann die Bauleitung. Auf Wunsch des Königs wurden zahlreiche Änderungen vorgenommen.

Neuschwanstein sollte nach den Vorstellungen Ludwigs Il. aus mehreren Gebäudeteilen bestehen: Torbau, Ritterbau, Kemenate, Königsbau (Palas) und Bergfried mit Kapelle. Beim Tod des Königs, 1886, waren lediglich Torbau, Ritterbau und Palas fertig-gestellt. Innen waren im Palas nur die Küche und die Nebenräume, die Königswohnung und der Thronsaal sowie der Sängersaal vollendet.

Im Osten sollte der Obere Schlosshof durch eine Kapelle und den majestätisch aufragenden Bergfried

begrenzt werden. Diese Gebäude wurden nach dem Tod des Königs nicht mehr realisiert. Der Grundriß ist im Plattenbelag des Hofes kenntlich gemacht.

16.00 Uhr. Wir dürfen hinein. Wir werden angewiesen, die Rucksäcke vorne zu tragen – verständlich. Dass Fotoapparate, Kameras oder Smartphones nicht benutzt werden dürfen, muss das Sicherheitspersonal gar nicht erst erwähnen: Jeder in unserer Gruppe hat die entsprechenden Schilder verstanden. Sogar ich!

Uns wird ein Audioguide-Player ausgehändigt. Den können wir ans Ohr halten und so dem virtuellen Guide lauschen. Ich finde das erstaunlich praktisch. Im Unterschied zu einer menschlichen Führung verstehe ich so alles – auch dann wenn ich mich ganz am Ende der Gruppe aufhalte, um eine bessere Sicht auf die grandiosen Innenräume von König Ludwigs Schloss zu erhaschen.

Was gibt es im Inneren von Schloss Neuschwanstein und den Gemächern des Märchenkönigs König Ludwig II. alles zu sehen und was ist aus dem Audioguide zu hören?

Da gäbe es viel zu erzählen – doch ich will dich nicht der Überraschung berauben. Besuch Neuschwanstein selbst, es zahlt sich aus!

Ich bin froh, den „verdammten“ Fotoapparat diesmal nicht benutzen zu dürfen. So entspannt habe ich eine Führung noch nie genossen. Nach zehn Minuten ist sie leider zu Ende. Zehn Minuten? Nein – es fühlte sich nur so an. In Wirklichkeit waren es gut 45, aber die Zeit verging so schnell, dass ich dachte, es wären nur zehn gewesen.

Den Audioguide müssen wir nun abgeben, dürfen aber anschließend ohne Aufsichtspersonal hinaus auf den südwestlichen Balkon, von dem sich ein umfassender Panoramablick auf die Berglandschaft rund um Alpsee und Schwansee ergibt. Während wir uns aufhalten, gehen plötzlich im Schloss Hohenschwangau die Lichter an. Wow!

Das Elternschloss König Ludwigs II. strahlt nun in gelb-orangen Farben in den Nachthimmel.

Nun verlassen wir über die Küche Neuschwanstein und schlendern kurz noch einmal zur Marienbrücke hinauf. Denn auch Schloss Neuschwanstein ist nun märchenhaft beleuchtet.

Das märchenhafte Schloss Neuschwanstein bei Abendlicht

Der perfekte Abschluss für diesen wahrlich königlichen Geburtstagsausflug nach Bayern.

Karte mit GPS-Track Wanderung Schwansee Alpsee

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50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)

Eckdaten der Tour

Schlösserwanderung um die Königsschlösser am Schwansee & Alpsee

  • Dauer: 5:00 h
  • Distanz: 16,1 km
  • Bergauf: 541 m
  • Bergab: 536 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
Es handelt sich um eine Tour der Kategorie Familienwanderungen, Wandern
In welcher Region befindet sich die Tour?
Die Tour befindet sich in der Region Bayern
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Es handelt sich hierbei um einen Berg der 1.000er Kategorie. Der tiefste Punkt der Tour liegt auf 789 m über dem Meeresspiegel. Der höchste Punkt der Tour liegt auf 1.115 m über dem Meeresspiegel.
Wie lang ist die Strecke?
Die Tour ist 16,1 km lang.
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Es sind 7,2 Kilometer und 541 Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen. Das entspricht einer durchschnittlichen Steigung von 9,9 %.
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Im Abstieg sind 8,7 Kilometer und 536 Höhenmeter zu bewältigen. Das entspricht einem durchschnittlichen Gefälle von 8,2 %.
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Ein durchschnittlicher Wanderer benötigt für die reine Gehzeit ca. 5:25 Stunden, ein geübter Wanderer ca. 5:00 Stunden.
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Bei der Wanderung werden ca. 1.734 kcal verbrannt.
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?

Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:

Fotos der Rundwanderung um die Königsschlösser am Schwansee und Alpsee

Wandertipp

Auch vor der Zeit von Anna waren wir schon bei den Königsschlössern. Damals war Schloss Neuschwanstein zwar von einem Gerüst umhüllt, weil gerade seine Fassade saniert wurde. Das war einerseits etwas störend, andererseits bot es einen nicht alltäglichen Anblick. Dafür haben wir damals auch Schloss Hohenschwangau besucht und sind durch die Pöllatschlucht gewandert. Leider war diese heute gesperrt.

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