Dank eines Gutscheins, dürfen wir nun drei Urlaubstage in einem 4 Sterne Hotel im Ultental verbringen. Für den Check-in sind wir zu früh. Darum schauen wir uns das Hotel Waltershof nur kurz an und brechen dann auf den Ultner Höfeweg zu erwandern. Die Mittagsschlafgelegenheit der Kleinen, sprich der Kinderwagen, muss mit. Leider…
Der Ultner Höfeweg
Von St. Nikolaus Richtung St. Gertraud orographisch links führt der Höfeweg an den Höfen „Obertempl“ und „Tampl“ und dann am Hof „Wunderhuettl“ vorbei. Die Fassade dieses Hofes ist mit Auszeichnungen und Orden übersät. Schafe wurden damit prämiert. Wir sehen zwar kein Schaf, aber Anna interessiert sich eh viel mehr für die Perlhühner und vor allem Häschen die bei dem gegenüberliegenden Haus, das auch mit Ehrenzeichen überseht ist, die neugierigen Blicke der Höfeweg Wanderer ertragen müssen.
Nach dem Wunderhuettl-Hof führt kein Weg, sondern ein Steig weiter. Hmm… wird das mit Kinderwagen gehen? Ach solange Anna selbst marschiert und ich nur den lehren Wagen schieben muss, wird das schon klappen. Zwei Geißen am Wegesrand, dann Wald und der Steig nur noch einen halben bis einen Meter breit. Das wäre kein Problem, aber der Boden ist teilweise mit Steinen und Wurzeln durchzogen. Auch gibt versetzen mich einige Steigungen ins Schwitzen. Für normale Wanderer ein Kinderspiel, für Kinderwagen schiebende Höfewanderer keine unerhebliche Anstrengung. Wir queren den Brüggelebach, dann vor uns eine Bank, überflutet von einem Lichtstrahl. Wir überlegen kurz ob wir die Kleine verköstigen sollen. Zu früh, darum weiter; nicht ohne Protest von Anna. Das Schieben wird mühseliger, Annas Hungergeraunze stetiger. Da vorne scheint sich der Wald zu lichten. Wir verspüren ein zwei Regentropfen. Oha!
Beim Ganzegg-Hof treten wir aus dem Wald und merken es nieselt. Ok, die Kleine rein in den Kinderwagen gepackt und auf geht’s im Laufschritt den Gasteiger Bach queren und über eine Kehren reiche, asphaltierte Zufahrtsstraße hinunter zu Ultner Straße. Denn da unten sehen wir eine überdachte Bushaltestelle. Die zwei letzten Kehren noch vor uns, müssen wir tatenlos zusehen wie genau in dem Augenblick der Bus vorbei kommt. Blöd gelaufen. Trotzdem peilen wir die Bushaltestelle an und schaffen es zumindest, das schützende Dach vor dem einsetzenden Starkregen zu erreichen.
Ein Dach über dem Kopf, das Wissen, dass der nächste Bus erst in circa einer Stunde kommen wird, fällt die Entscheidung nicht schwer wo wir nun über die Rucksackverköstigung herfallen sollten.
Wir teilen uns den Unterschlupf mit einer freundlichen Familie aus Hessen. Sie verbringen eine Urlaubswoche bei uns in Südtirol und sind trotz des Regengusses begeistert, haben sie doch bis jetzt immer herrliches Wetter mit einer phänomenalen Weitsicht gehabt.
Ultner Brot – Genuss pur!
Anna kaut genüsslich am Ultner Vollkorn-Vinschgerle. Die beste Mami von allen wollte von zu Hause unser auch sehr gutes „Morandini-Bäcker“-Brot mitnehmen. Aber ich habe darauf bestanden; wenn man ins Ultental fährt, dann muss man bei der Bäckerei „Ultner Brot“ einkehren und sich die grandiosen Ultner Vinschgerlen aus 100% Roggenmehl und mildem Sauerteig holen. Das ist eine kulinarische Pflicht! Da muss sich der Tati durchsetzen.
Und er hat es geschafft. Im Zentrum von St. Walburg hatten wir angehalten und hatten am Dorfplatz in Bäckerei Ultner Brot drei verführerisch duftende Ultner Vinschgerlen erstanden. Speck, Käse, Tomaten und Gurken hatten wir mit und somit steckt nun in unserem Rucksack „the best Rucksackessen ever“!
Der Hunger wird weniger, das Brot auch und der Regen lässt nach. Die Urlauberfamilie aus Essen ist bereits weiter gezogen. Wir rätseln noch ob wir die Straße, über der wir den Höfeweg verlassen hatten, hinauf sollen oder links des Tales, den Höfeweg weiter wandern, sollen. Laut Alpenverein Aktiv App ist es besser wir bleiben rechts (orographisch links), denn von unserer Position bis St. Gertraud soll der Höfeweg – außer einer 100 m Passage – über Asphalt verlaufen. Mit lebend gefüllten Kinderwagen ist das einfacher.
Vor mir das Hinterteil der besten Mami von allen; Kinderwagen schieben ist ihre Aufgabe. Sie schiebt nämlich vieeeel besser! Ja, ist tatsächlich so. Ich kann mit der Power-Mami nicht mithalten. Die Frau legt jeden Tag 20 km zurück, da habe ich irgendwann aufgegeben zu versuchen mitzuhalten.
Wir kommen recht flott voran. Warum? Weil das Fitnessmonster mit dem ich verheiratet bin sich aus einem seltsamen Grund einbildet, je schneller es schiebt, je schneller schläft die Kleine ein. Mit meinen Einwänden, dass dem nicht so sei, habe ich natürlich immer auf Granit gebissen. Irgendwann habe ich auch das aufgegeben. Meine Zähne schaffen einfach kein Granit 😉
Der Abstand zwischen mir und dem strammen Hinterteil vor mir wird größer und größer und plötzlich – wieder kleiner. Aha die Kleine ist eingeschlafen. Nun erbarmt sich Frau des hintendrein hechelndem Tatis. Juhu, ich kann aufschließen und nun – bei gemütlicherem Schritttempo – die Ultner Höfelandschaft genießen.
Lange dauert die Freude nicht. Vor uns liegt die von der App angekündigte Steig-Passage. Sie ist für den Kinderwagen unbefahrbar. Was tun? Die beste Mami von allen wäre nicht die beste Mami von allen, wenn für sie nicht sofort kläre wäre: natürlichen den vollen Kinderwagen tragen! Die Kleine wecken kommt selbstverständlich überhaupt nicht in Frage.
Den Kinderwagen zur Sänfte umfunktioniert, gleitet Anna den Höfsteig hinauf zu einem Hof-Ensemble an dem gerade gebaut wird. Ein rauchender Bauer verzieht auf unseren Gruß keine Miene. Naja, wird wahrscheinlich keine große Freude haben, dass der Höfeweg mitten durch seinen Hof führt. Irgendwie verständlich.
Jetzt geht es leicht abwärts. Die Höfenamen klingen recht lustig: „In der Grub“, „Oberkropfen“ usw.
Aha da vorne kann man schon die Mühle der Lahner Säge sehen, das heißt wir haben das Ende des Ultentales sprich St. Gertraud erreicht.
Lahner Säge – St. Gertraud
Im Naturpark Haus Lahner Säge könnten wir uns über den Werdegang eines Baumstammes bis zum fertigen Brett informieren und das Mahlen von Getreide zu Mehl erleben. Wir entschließen uns aber sofort den Höfeweg auf der orographisch rechten Talseite zurück zu wandern. Wir wollen zu den Urlärchen.
Gemütlich geht es die asphaltierte Straße vor am malerischen „Innerlahner“ Hof bis zum „Hofschank bei den Urlärchen“ und zum Gasthaus/Pizzeria „Lärchengarten“. Die Ultner Urlächen müssen warten. Ich brauche einen Kaffee, Anna eine Geh-Pause auf dem Spielplatz.
Zu den Urlärchen
Die drei imposanten, aber mittlerweile leider auch recht ramponierten Ultner Lärcher sollen der Legende nach 2.000 Jahre alt sein. Wer aber ein klein wenig weiß wie alt die verschiedenen Baumarten Europas werden, der wird dieser Angabe eher nicht Glauben schenken. Tatsächlich belegen neuere Untersuchungen ein geschätztes Alter von circa 850 Jahren.
Eine der drei Lärchen ist innen fast komplett ausgehöhlt. Wir können sogar rein gehen und durch den Stamm – wie durch ein Rohr – in den Himmel schauen. Der Umfang der stattlichsten Lärche misst circa 8 m. Mit der Höhe der Lärchen ist es leider nicht weit her, haben sie doch alle Ihre ursprünglichen Wipfel eingebüßt.
Höfe soweit das Auge reicht
Nach ein zwei Fotos geht es für uns auf den Höfeweg weiter. Malerische Bauernhäuser mit den hier so typischen Schindeldächern säumen den Weg. Lärchen-Schindeln, das ist der Baustoff aus dem echte Bauernidylle fabriziert wird. Ich bin ein Fan von Schindeldächern, die passen meiner Meinung nach hervorragend in unseren Bauernkitsch. Für mich ist Bauernkitsch etwas Positives, zeugt er doch von einer gewissen Wertschätzung der ursprünglichen Einfachheit und Naturverbundenheit der Bauernästhetik.
Mit Roggenstroh-Dächern wie man es z.B. beim Bienenmuseum auf dem Ritten findet, kann ich hingegen gar nichts anfangen. Meine Liebe zum Werkstoff Lärchenholz ging sogar soweit, dass ich – als ich vor einigen Jahren einen Ultner Dachdecker kennen gelernt hatte – mir ein Schindeldach (dreifach verlegt und somit Wasserdicht) für eine Gartensitzecke machen lassen habe. Schaut zwar nicht so toll wie bei einem richtigen Bauernhaus aus, aber unter Schindeln sitzt es sich einfach schöner und duftender.
Zwischen den Höfen „Im Egg“ und „Klapf“ zwingt uns der „Klapfbach“, ein Seitenarm des Valschauerbaches über eine Fußgängerbrücke. Ein kleiner Wasserfall rauscht unter uns hindurch. Anschließend kommen wir bei dem besonderen Haus, welches uns seines Turms wegen, schon von der anderen Talseite aufgefallen ist, vorbei.
Hartungshausen
„Hartungshausen – Als Sanatorium erbaut durch Dr. Christoph Hartung von Hartungen (1849-1917)“ steht auf einer Tafel. Und weiter:
„In Kur waren hier unter anderem berühmte Persönlichkeiten:
Rudolf Steiner
Sigmund Freud
Peter Rosegger
Thomas Mann
Cesare Lambroso
Franz Kafka
Franz von Defregger
Heinrich Mann“
Mein Gott! Was für Namen!
Religiöse Symbole der verschiedensten Religionen säumen die Zufahrtsstraße. Indianertotem, Buddha alles vertreten. Am Ende ein Wegweiser mit der Aufschrift „St. Nikolaus“ geschrieben in 10 verschiedenen Sprachen.
Durch einen dichten, etwas abschüssigen Nadelwald, geht es weiter. Der mit Nadeln bedeckte Boden ist schön weich. Der Steig wäre hier sehr angenehm zu begehen, wenn ich nicht den Kinderwagen immer wieder über Wurzeln darüber hieven müsste.
Der Wald lichtet sich. Über dem „Oberfohlen“ Hof treten wir aus den Wald heraus. Ups, es nieselt! Grund genug den Höfeweg zu verlassen und so schnell wie möglich Richtung Valschauerbach hinunter zu laufen. Wir schaffen es nicht, finden aber bei einer Heuschupfe einen Regenunterstand.
Nach 10 min ist der Spuck vorbei und wir können gemütlich zurück nach St. Nikolaus zum Hotel Waltershof spazieren.
GPS-Track der Wanderung Ultner Höfeweg St. Nikolaus-St. Gertraud
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Ultner Höfeweg von St. Nikolaus nach St. Gertraud
- Dauer: 3:40 h
- Distanz: 11,4 km
- Bergauf: 436 m
- Bergab: 438 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- StartHöhe: 1.256 m ü. d. M.GPS: 46.512083, 10.924467
- BushaltestelleHöhe: 1.358 m ü. d. M.GPS: 46.493633, 10.889950
- Lahner SägeHöhe: 1.391 m ü. d. M.GPS: 46.490150, 10.877650
- UrlärchenHöhe: 1.412 m ü. d. M.GPS: 46.491633, 10.892250
Fotos Wanderung Ultner Höfeweg St. Nikolaus-St. Gertraud
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