Der wunderschöne Trentiner Bergsee „Lago di Tovel“ erinnert ein wenig an den Pragser Wildsee. Auch er liegt malerisch eingebettet zwischen majestätischen Bergwänden – in seinem Fall sind es die Adamello-Brenta-Berge. Auch hier führt links ein schmaler Steig am Ufer entlang, rechts ein etwas breiterer Waldweg. Und wie beim Südtiroler Pendant ist auch der Tovelsee nur über eine verkehrsregulierte Straße erreichbar.
Was ihm allerdings fehlt, ist der markante Steg mit den Booten am Nordufer. Dafür wartet er mit einer ganz besonderen Geschichte auf: Der Tovelsee war früher einmal rot.

Die rote Geschichte des Tovelsees
Seine spektakuläre rote Färbung im Sommer ging auf das Konto einer einzelligen Alge namens Tovellia sanguinea. Sie ließ das Wasser in bestimmten Uferzonen blutrot schimmern – ein weltweit fast einzigartiges Naturphänomen. Ursache war eine Algenblüte, ausgelöst durch hohe Nährstoffeinträge, vor allem Phosphor und Stickstoff, die über den Dung weidender Tiere in den See gelangten.
Seit den 1960er-Jahren ist diese rote Färbung verschwunden – die Almwirtschaft ging stark zurück, die Nährstoffzufuhr versiegte. Die Alge selbst ist zwar noch im Sediment nachweisbar, aber sie blüht nicht mehr.
Aufstieg zum See vorbei an glasklaren Laghetti und durch die Geröllwüste der „Glare“
Statt direkt zum See zu fahren, parken wir nur beim Albergo Capriolo – schließlich soll das hier ja eine Sonntagswanderung werden, keine Autorundfahrt.
Der Sentiero delle Glare kommt uns da gerade recht: Rund 6 Kilometer und 380 Höhenmeter liegen vor uns – eine ideale Länge für eine gemütliche sonntägliche Kurzwanderung. Zunächst schreiten wir durch schattigen Wald, entlang des Baches Torrente Tresenga. Doch der Bach verabschiedet sich bald – er versickert im porösen Dolomit. Er fließt hier unterirdisch.
Auch die Laghetti Effimeri, die wir unterwegs entdecken wollten, spielen größtenteils Verstecken. Sie zeigen sich nur im späten Frühling bis Frühsommer, wenn das Schmelzwasser aus den umliegenden Bergen durch das durchlässige Geröll der sogenannten „Glare“ sickert. Dann füllen sich kleine, glasklare Becken mit faszinierendem Farbenspiel – von Türkis über Saphirblau bis Smaragdgrün.
Heute entdecken wir nur eines dieser vergänglichen Wasserwunder. Und sein Wasser? Kristallklar. Wie versprochen. Wow.

Die namensgebenden „Glare“ – Geröllhalden einer alten Bergsturzlandschaft, offen und sonnenexponiert – breiten sich nun vor uns aus. Zum Glück ist der Himmel heute bewölkt, denn das Durchqueren dieser Felswüste wäre bei direkter Sonneneinstrahlung eine Hitzeschlacht. Und ein Problem? Ja, ein akustisches. Wir hätten dann nämlich garantiert eine extrem jammernde Anna an unserer Seite.

Es ist ruhig – auch kein Auto ist weit und breit zu hören. Und das obwohl wir uns recht nahe an der Tovelstraße befinden und sie zwei Mal fast berühren. In ein, zwei Serpentinen steigen wir weiter bergan.
Am Ende der „Glare“ können wir – die Straße überquerend – mit einem fünfminütigen Abstecher die Terrazza delle Glare erreichen. Gesagt, getan – wir steigen hinauf. Die Aussicht? Gut, aber leider nicht ganz so spektakulär, wie wir es uns erträumt hatten.
Zurück auf dem Sentiero delle Glare wird es nun wieder schattiger. Bald darauf überqueren wir die Strada di Tovel definitiv und folgen ihr nun rechterhand weiter. Je näher wir dem See kommen, desto steiler wird das Gelände. Die letzten Abschnitte verlangen zwar etwas Kondition, doch der Steig ist stets gut ausgebaut und technisch unschwierig.
Ganz zum Schluss geht es sogar noch ein Stück bergab – dann ist der Parkplatz Lago di Tovel erreicht.
Rundweg um den Lago di Tovel
Noch fünf Minuten, und wir stehen am Ufer des stillen, grünblauen Sees. Eingebettet liegt er unterhalb markanter Gipfel, die ihn wie eine steinerne Arena umrahmen. Gegen den Uhrzeigersinn gesehen: im Norden die Cima Omet (2.467 m) und die Cima Uomo (2.520 m), Teil der nördlichen Dolomitenkulisse; im Nordosten thront die gewaltige Pietra Grande (2.936 m) über dem See. Weiter südöstlich über der Malga Tuena erheben sich Benon (2.684 m), Cima Tuenna (2.664 m) und Corno di Denno (2.873 m), gekrönt vom markanten Corno di Flavona (2.914 m), der sich zentral über dem Südwestufer erhebt – ein echter Blickfänger. Im Süden schließlich zeigen sich auch die Cima Pà de l’Asen (2.133 m) und die Cima Loverdina (2.237 m).

Die beste Ehefrau von allen und ich erinnern uns an vor fünfzehn Jahren: Damals wollten wir eigentlich zum Sasso Rosso hinauf – mussten jedoch wegen mickriger 150 fehlender Höhenmeter aufgeben. Das Wetter spielte einfach nicht mit. Am Ende sind wir also „nur“ zwischen der Cima Uomo und der Cima Benon auf rund 1.500 Meter hochgestiegen, über den Passo di Pra Castron gewandert und bis zum Biwak „Claudio Costanzi Albasini“ gelangt. Anschließend ging’s zurück – und zum krönenden Abschluss noch einmal rund um den See.
Die beste Ehefrau von allen und ich erinnern uns an vor fünfzehn Jahren: Damals wollten wir eigentlich zum Sasso Rosso (2.645 m) hinauf – mussten jedoch wegen mickriger 150 fehlender Höhenmeter aufgeben. Das Wetter spielte einfach nicht mit. Am Ende sind wir also „nur“ zwischen der Cima Uomo und der Cima Benon auf 2.503 Meter hochgestiegen, über den Passo di Pra Castron gewandert und bis zum Biwak „Claudio Costanzi Albasini“ gelangt. Anschließend ging’s zurück – und zum krönenden Abschluss noch einmal rund um den See.
Zurück im Heute: Der Tovelsee liegt still vor uns, umgeben von steilen Felswänden und dichten Wäldern. Einige Wolken hängen tief an den Gipfeln – laut Wetterprognose sollen bald einige Regentropfen fallen.
Trotzdem marschieren wir los, im Uhrzeigersinn rund um den See. Ein schmaler, stellenweise mit Drahtseilen gesicherter, aber völlig unschwieriger Steig führt uns zur Spiaggia Bianca, dem weißen Kiesstrand am Ostufer. Es ist die beliebteste Badestelle des Tovelsees – ideal zum Sonnen, Schwimmen, Treibenlassen.
Der See gehört zum UNESCO-Biosphärenreservat der Brenta-Dolomiten. Motorboote? Verboten. Baden? Erlaubt – zum Glück!
Mittagspause. Wir breiten unsere Decke aus, essen, genießen den Blick – und warten auf den versprochenen kurzen Nieselregen. Der kommt nicht. Dafür aber: die Sonne. Super!
Anna will Schiffchen bauen. Aus kleinen Stücken Totholz schnitzt sie ein Segelboot, einen Dampfer, ein Ruderboot und – natürlich – ein U-Boot. Mit einem langen Stock dirigiert sie ihre Flotte gekonnt am Ufer entlang.

Das verschafft uns Erwachsenen ein seltenes Geschenk: Ruhe ohne eine quasselnde Anna und somit die Möglichkeit eines Mittagschläfchens am Seeufer. Fast zwei Stunden vergehen, bis wir unsere Tovelsee-Umrundung fortsetzen und weiter zum schönen Südufer schlendern. Derweil zieht ein Ruderboot gemächlich übers Wasser. Hm… Da muss es irgendwo mehr Infrastruktur geben, denken wir uns – sonst gäbe es hier wohl kaum Ruderboote.
Das Ostufer ist von einem breiten Waldweg erschlossen. Dahinter ducken sich einige Hütten – vermutlich Ferienhäuser.
Auf Höhe des Albergo Lago Rosso entdecken wir rechterhand einen Rasenstrand. Gleich daneben, auf einer Böschung: mehrere grüne Ruderboote. Aha.

Weiter geht es für uns zur Casa del Parco Lago Rosso – einem kleinen Besucherzentrum, das dem See und dem außergewöhnlichen Phänomen seiner Rotfärbung gewidmet ist. Direkt am Ufer, eingebettet in einen stillen Tannenwald, bietet das Zentrum eine Ausstellung sowie Räume für didaktische Programme und wissenschaftliche Forschung. Eintritt? Frei.

Wir drehen eine kurze Runde durch die zwei Ausstellungsräume. Neben einem plastischen Modell der umliegenden Bergwelt entdecken wir auch eine Skulptur der Alge Tovellia sanguinea – der Hauptdarstellerin jener sagenumwobenen Rotfärbung.
Weiter geht’s – vorbei an der Picnic Bar Orso Bruno und dem Restaurant Chalet Tovel, bevor wir schließlich unsere 360°-Runde um den Tovelsee vollenden.
Rückweg durch das Val di Tovel
Noch ein Erinnerungsfoto, dann treten wir recht zügig den Rückweg an – auf demselben Pfad, auf dem wir gekommen sind: dem Sentiero delle Glare, zuerst durch Wald, dann durch das Geröllfeld, zum Schluss entlang der ruhigen Bachs Tresenga, bis zum Parkplatz beim Gasthof Al Capriolo.
Diese leichte Wanderung auf dem Sentiero delle Glare können wir jedem empfehlen, der den Besuch des Sees mit einem abwechslungsreichen – und was den Pfad betrifft: überraschend vielseitigen – Zustieg verbinden möchte.
Karte mit GPS-Download der Tovel-Wanderung
Akt. Position: -km, -m
↓ download GPX
Eckdaten der Tour
Über den Sentiero delle Glare zum Tovelsee
- Dauer: 4:30 h
- Distanz: 14,7 km
- Bergauf: 429 m
- Bergab: 427 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- 3s* Chalet Tovel (Hotel)Höhe: 1.193 m ü. d. M.GPS: 46.263964, 10.9527903s* Chalet Tovel (Hotel) Località Lago di Tovel 38019, Ville d'Anaunia, Provincia di Trento, ITA +39 348 0627003
- Al Capriolo (Hotel)Höhe: 800 m ü. d. M.GPS: 46.294348, 10.974398Al Capriolo (Hotel) Ville d'Anaunia, Provincia di Trento, ITA
- Albergo Lago Rosso (Hotel)Höhe: 1.198 m ü. d. M.GPS: 46.260231, 10.944035Albergo Lago Rosso (Hotel) Località Lago di Tovel 38019, Ville d'Anaunia, Provincia di Trento, ITA +39 0463 451242
- AussichtspunktHöhe: 989 m ü. d. M.GPS: 46.281559, 10.964098
- Casa del Parco Lago RossoHöhe: 1.190 m ü. d. M.GPS: 46.260359, 10.945280
- Information OfficeHöhe: 1.167 m ü. d. M.GPS: 46.264994, 10.954635
- Laghetti Effimeri (See, Teich)Höhe: 827 m ü. d. M.GPS: 46.291301, 10.976307
- Laghetti Effimeri (See, Teich)1Höhe: 846 m ü. d. M.GPS: 46.287568, 10.972939Laghetti Effimeri (See, Teich)
- Lago di Tovel (See, Teich)Höhe: 1.177 m ü. d. M.GPS: 46.260488, 10.949507
- Parcheggio Capriolo (Parken)Höhe: 799 m ü. d. M.GPS: 46.294971, 10.974376
- Picnic Orso Bruno (Café)Höhe: 1.191 m ü. d. M.GPS: 46.263986, 10.950623Picnic Orso Bruno (Café) Ville d'Anaunia, Provincia di Trento, ITA
- StrandHöhe: 1.178 m ü. d. M.GPS: 46.259552, 10.950263