Zuerst über den Kreuzgang hinauf auf den Kastelaz Hügel zur „Vigna Kastelaz“ der Elena Walch den Gewürztraminer Kastelaz verkosten, dann hinüber zum Schloss Rechtenthal die Gewürztraminer der Kellerei Ritterhof / Roner probieren, anschließend über den Schleichweg „Drei-Häuser“-Kolbenhof auf die Reitwiese zum Hofstätter hinauf, natürlich wiederum den goldgelben „Weißn“ verkosten, weiter zum Nussbaumerhof den Gewürztraminer „Nussbaumer“ genießen und über den Plattenhof und dem Naturerlebnisweg zurück nach Tramin wandern um den Fotorucksack abstellen zu können und ohne Fotostress die Gewürztraminer Weinwanderung gemütlich – so wie es auch jeder normale Weinwandertag Besucher machen würde – ausklingen lassen. So der Plan.
Nun geht es an die Umsetzung. Da Wein und Kleinkind nicht unbedingt ideal harmonieren, begleiten mich nicht meine Mädels, sondern der Andreas. Irgend jemand muss schlussendlich das Glas ins Licht halten, wenn ich es fotografieren will.
Weingut Elena Walch
10.15 Uhr. Wir stehen vor dem toskanisch anmutendem Wirtschaftsgebäude auf dem Kastelaz Hügel. Der Blick streift über den gegen Süden ausgerichteten Weinberghang ins Dorf Tramin hinunter, bleibt kurz am imposanten Kirchturm mit seinem glitzernden Tramin-Wappen hängen um dann über die Traminer „Leitn“ zur Fraktion Rungg hinaus zu schweifen.
Gleichzeitig klärt uns Stefan Weissensteiner über die besondere Lage des Weinbergs Kastelaz und die Gewürztraminer Weine der Privatkellerei Elena Walch auf. Wir wagen es nicht alle drei angebotenen Weinlinien zu probieren. Wir haben nämlich noch viel vor. Darum nippen wir nur an der Top Linie, dem Gewürztraminer Vigna Kastelaz. Der trägt das gesetzlich definierte Prädikat „Vigna“ bzw. „Weingarten“. Das mag auf Deutsch zwar etwas billig klingen (die Franzosen sagen „Cru“), tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Laut Dekret des Landesrates für Landwirtschaft vom 11. September 2014 gilt:
„Die Bezeichnung ›Weingarten‹ oder seiner Synonyme gefolgt von der Ortsbezeichnung oder traditionellen Namen darf nur für zusammenhängende, eindeutig identifizierbare und in einem genau abgegrenzten Gebiet liegende Rebflächen angewendet werden. Die Rebflächen werden als zusammenhängend betrachtet, sofern sie nicht mehr als 100 m voneinander entfernt sind. Bezeichnungen von Großlagen, wie sie im Grundbuch als ›Riede‹ definiert sind, dürfen nicht als ›Weingarten‹ eingetragen werden.“
Aromen von Rosen, Litschi, Trockenfrüchten, würzigen Noten von Zimt und Gewürznelken sowie etwas Honig entfalten sich in meiner Nase. Ich bin ein Nasenmensch, mein Gaumen ist leider ziemlich taub, so bekomme ich den laut Weinbrief runden und dichten, cremigen mit harmonischer Frische und Struktur versetzten, aromatischem Abgang nicht so recht mit. Zum Glück weht jetzt in der Früh noch nicht der normalerweise hier relativ kräftige, für die Durchlüftung des Weinberg ideale, aber für mich Nasenmensch ungünstige, starke Wind. So kann ich den herrlichen Duft der Rosen und Litschi noch in der Nase riechen, während das Glas schon am Tisch abgesetzt und der Fotoapparat in der Hand ist.
Homepage: www.elenawalch.com
Weingut Ritterhof
Die Kellerei Ritterhof/Roner hat ihre Zelte im Park von Schloss Rechtenthal aufgeschlagen. Daneben präsentiert das Sport- und Bekleidungsgeschäft „Sport Sigi“ seine Wanderbekleidung und Wanderausrüstung. Das unterstreicht das Zweithema des Tages: „Wandern„. Außerdem verleihen die vier „Mädels“ vom Sport Sigi dem Ganzen eine sportlich-weibliche, sehr ansehnliche Note. Und das sage ich jetzt nicht nur, weil ich ein Trinkflaschen-Werbegeschenk abstaube! Mein kleines Mädl wird sich über die Flasche, die hervorragend zu ihrem Rucksack passt, sicherlich freuen.
Der Andreas lässt sich bereits vom Lederhosen bekleideten Macher der Kellerei Ritterhof, vom Ludwig Kaneppele, ein Glas Gewürztraminer einschenken. Fürs Foto muss natürlich noch ein zweites dazu. Klar.
Die Kellerei Ritterhof ist mit der Brennerei Roner verbandelt und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Darum wundert es nicht, dass auch Schnäpse zur Verkostung angeboten werden. „Freiwillige Spende“ steht auf einem Schild. Sehr fair!
Der Ludwig bring meinen Zeitplan etwas durcheinander. Warum? Er ist kein schlechter Redner und gleichzeitig jemand der Vieles – sehr Vieles – weiß. Und so verquatschen wir uns. Zeitplan ade…
Homepage: www.ritterhof.it
Weingut J. Hofstätter
Als Einheimischer bin ich nicht auf die toll designte Gewürztraminer-Weinwanderung-Beschilderung angewiesen. Und weil ich als fast Nachbar den Schleichweg zwischen den „Drei-Häusern“ und den Kolbenhof kenne, sind wir in Nullkommanichts oben auf der „Reitwiese“ beim Kolbenhof. Hier präsentiert die renommierte Privatkellerei Hofstätter ihre Gewürztraminer Weine. Sehr bekannt ist der Hofstätter für seinen Blauburgunder aus Manzon, dem Barthenau Vigna S. Urbano. Aber heute steht der Gewürztraminer im Mittelpunkt. Auch sein Gewürztraminer Kolbenhof trägt das Prädikat Vigna bzw. „Cru“, wird er doch ausschließlich aus den Trauben der Reben des Ansitz Kolbenhofes vinifiziert.
Beim Blick nach Süden zum St. Jakob Kirchlein und Richtung Norden nach Söll verkoste ich ein Glas dieses herrlichen Weißweines.
Homepage: www.hofstatter.com
Kellerei Tramin
Es wird Zeit aufzubrechen. Der Tag ist kurz, noch so einige Weinstationen warten auf uns. Durch die Weinberge des Kolbenhofes geht es leicht absteigend zur Söller Straße hinunter und dann entlang derselben hinauf zum Nussbaumerhof.
Der Nussbaumerhof ist die Kernlage des mehrfach prämierten Top Gewürztraminers „Nussbaumer“ der Kellerei Tramin. Von diesem intensiven goldgelbe Gewürztraminer hat die Kellerei Tramin kürzlich einige wenige Flaschen aus dem Bergwerkstollen von Ridnaun am Schneeberg (2.000 m ü. d. M.) geholt, nachdem sie dort im Dunkeln sieben Jahre bei konstanter Feuchtigkeit und Temperatur gereift sind. „Epokale“ nennt die Kellerei Tramin diese Spielerei des Gewürztraminers. Im Handel wird man ihn wahrscheinlich nich bekommen, zu limitiert ist die Auflage.
Wir begnügen uns mit zwei Gläsern des „normalen“ Nussbaumers, essen eine Kleinigkeit und bewundern die Rosenbracht die der Nussbaumer Rebanlage tolle rote Farbtupfer verleiht.
Homepage: www.cantinatramin.it
Plattenhof
Dann wandern wir zum Plattenhof hinunter. Der Wirt, Werner Dissertori, zeigt uns seinen Keller und stellt mir eine Leiter zurecht damit ich den Hl. St. Urban, den Schutzpatron der Winzer und des Weinbaus, abfotografieren kann. Selbstverständlich gibt es beim Plattenhof auch ein Glas „Gwürzer“.
Homepage: www.plattenhof.it
Über den Naturerlebnisweg – über den ich schon mehrmals berichtet habe z.B. hier und hier – geht es vom Söller Gewürztraminer Plateau hinunter nach Tramin. Das Wetter ist herrlich, für einen Wandertag fast schon zu heiß. Meine beiden Mädels waren darum im Traminer Freischwimmbad. Jetzt ruft die beste Mami von allen an. „Wou seid’s es?“ „Foscht ban Winzerhof!“ „Ok, nor treffn mir ins, i hon es Auto beim Gänsplätzen geparkt.“ Ich nutzte die Gelegenheit und lasse den Fotorucksack im Auto.
Privatkellerei A. von Elzenbaum
Zu viert spazieren wir durch die Hans-Feur-Straße zu einer der ältesten Privatkellereien Südtirols, zur Kellerei A. von Elzenbaum hinein.
Der Sepp von Elzenbaum führt uns durch seine urigen und kühlen Weinkeller und hat dabei allerhand zu erzählen. Z. B. warum bei ihm so viele große Holzfässer stehen (Neugierig? Selbst vorbei schauen), wie das früher mit der Weinproduktion war, aber auch dass Kellerarbeit während der Gärung, aufgrund von Gärgasseen, welche sich am Boden ablagern, sehr gefährlich gewesen sei und ist…
Schwägerin und Schwager mit Kind und Kegel als auch der Ludwig Kaneppele von der Kellerei Ritterhof stoßt zu uns. Gemeinsam schauen wir uns den tollsten Weinkeller der Kellerei Elzenbaum an. Der tiefe Keller ist schön kühl. Sepp achtet darauf, dass das auch so bleibt. Er schließt fleißig die isolierten Kellertüren.
Der tiefe Keller hat einen interessanten Zweitausgang, der nachträglich, zu Kriegszeiten, als Fluchtausgang ergänzt wurde. Der Ludwig bewundert die perfekt instand gehaltenen großen Holzfässer. Es sind mittlerweile nur noch Schaufässer. Wein wird heutzutage in solchen Riesenfässern keiner mehr vinifiziert. Umso verwunderlicher mit wie viel Fleiß und Liebe die Fässer instand gehalten werden.
Homepage: www.vonelzenbaum.it
Durch den Garten der von Elzenbaum’s geht es hinaus auf die Mindelheimer Straße, hinunter zum Bürgerhaus und hinter dem Kindergarten zur Josef-von-Zallinger-Straße hinüber.
Hofkellerei Willi und Gerlinde Walch
Wir kehren bei der Hofkellerei Willi und Gerlinde Walch ein und verkosten das „Rotkehlchen“. Das „Rotkehlchen“ ist auch ein Gewürztraminer und zwar ein Rosè-Gewürztraminer. Die rot-rosa Farbe verdankt er einer kurzen Maischegärung. Mir gefällt die Farbe. Sie harmonierte bestens mit dem Hintergrund der wunderschönen Fassade des Ansitzes der Hofkellerei.
Homepage: www.hofkellerei.it
Ansitz Rynnhof
Nach einem kurzen Plausch mit Ingun Walch geht es hinauf zum Rynnhof, einem Mitgliedsbetrieb der Vereinigung der Freien Weinbauern Südtirols. Leider reicht die Zeit nicht zur Einkehr. Der Anhang will noch auf den Kastelaz Hügel hinauf. Ein kurzer Blick muss genügen, dann marschieren wir die gepflasterte Schneckenthaler Straße bis zum Fuße des Kastelaz Weinberges hinauf.
Homepage: www.rynnhof.com
Ausnahmsweise dürfen wir heute durch den Kastelaz Weinberg hindurch wandern – normalerweise führt der Wanderweg links herum (siehe Kastelazweg).
Die Kleinen marschieren recht langsam. Das verschafft uns Erwachsene die Gelegenheit die Landschaft und den Ausblick auf Tramins Weinberge so richtig zu genießen. Drei Habichte kreisen über uns während wir die letzten Meter absolvieren.
Der Stefan Weissensteiner ist selbstverständlich immer noch da. Dieses Mal verkosten wir alle drei angebotenen Gewürztraminer Qualitätslinien. Von der Basislinie aus Trauben der Zulieferer der Kellerei Walch über die Mittellinie aus eigenen Trauben verschiedener Lagen bis hin zum Vigna Kastelaz, der ausschlich aus Trauben der eingetragenen Lage Kastelaz besteht. Herrlich!
Toll ist auch, dass wir jetzt das waschechte Mikroklima so richtig miterleben dürfen. Der für den Kastelaz Hügel so typische Wind pfeift uns gehörig um die Ohren. Stefan hat nicht umsonst alle seine Zettel festgetackert. Wir haben sogar Sorge um die leeren Gläser, so gehörig pfeift das Lüftchen.
Inzwischen sind die Frauen mit den Kindern nach Hause gegangen. Wir drei Männer packen die Gelegenheit beim Schopf und marschieren nochmals zum Schloss Rechtenthal zur Kellerei Ritterhof hinüber.
Schön geschützt von den hohen Mauern des Schlosses lassen wir den Abend bei ein zwei weiteren Gläschen Gewürztraminer, aber auch bei einem Gewürztraminer Cocktail, ausklingen.
Italienische Besucher aus Arco fassen die Gewürztraminer Weinwanderung so zusammen: „Molto bello, non troppo affollato, ideale per degustare il vino. Molto vivibile!“
„Molto vivibile!„, ein schönes Wort, das soll das Schlusswort sein.
GPS-Track der Gewürztraminer Weinwanderung
GPX-Track , Position: -km, -m GPX
Eckdaten der Tour
Gewürztraminer Weinwanderung
- Dauer: 3:30 h
- Distanz: 9,7 km
- Bergauf: 409 m
- Bergab: 402 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.