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Auf dem Weg zum Monte Lema – Luganer See und Lago Maggiore

Der Monte Lema befindet sich an der Grenze zwischen Schweiz (Tessin) und Italien (Lombardai) zwischen dem Lago Maggiore (Langensee) und dem Luganersee. Da wir uns gerade (Mitte August 2008) einen 3 Tages Urlaub im wunderschönen Tessin, in der italienischen Schweiz, gönnen und einen tollen Aussichtsberg besteigen möchten und da das Wanderprospekt: „Ein Berg, zwei Seen und vieles mehr“ verspricht, haben wir uns für den Monte Lema (1.600 m ü. d. M.) entschieden. Das „Vieles mehr“ werden wir noch erleben! Ich will hier aber nun nicht vorgreifen.

Wir fahren von unserem Hotel (Hotel Ascona) in Ascona bei Locarno am nördlichen Ende des Lago Maggiore nach Lugano, dann bei Bioggio rechts abbiegend in Richtung Cademaro und weiter nach Miglieglia (747 m ü. d. M.). Die Straße führt uns bergauf, bergab, über zwei Hügel bis zur Talstation der Kabinenseilbahn Monte Lema.


Straße nach Monte Lema: Ausblick nach Lugano und Luganer See

Die meisten Ausflügler fahren mit der Kabinenseilbahn hoch um dann ganz entspannt den Berg vom Gipfel zum Tale zu „entzwingen“ 😉 . Wir wollen das natürlich umgekehrt machen. Hochwandern und dann entspannt knieschonend mit der Kabinenseilbahn nach unten fahren.

Die schlechte Wetterprognose hat sich nicht eingestellt, es präsentiert sich ein blauer Himmel mit viel Sonnenschein. Der Weg ist mit 2 Stunden 30 Minuten angeschrieben, super beschildert und führt uns zuerst über eine asphaltierte Straße unter der 3-Kabinen Seilbahn hoch, sodass man neidisch nach oben blicken kann, wie die Anderen mühelos dem Gipfel des Monte Lema entgegengezogen werden. „Der Weg ist das Ziel“ hat schon Konfuzius gesagt, oder war es jemand anderes? Wir wandern also neidlos weiter.

Nun teilt sich der Weg: Monte Lema Straße, Monte Lema Sentiero. Wir nehmen natürlich den Sentiero (=Steig). Als Südtiroler fühlt man sich hier im Tessin wie zu Hause, man spricht Deutsch und Italienisch. Ausgeschildert ist aber alles in Italienisch auf zweisprachige Tafeln legt man hier keinen Wert…

Nun wird es etwas strenger aber der D-Zug mit einer FS (Frauenstärke) und einer MS (Mannstärke) bringt und schnell hoch. Kurze Erklärung für den verwirten Leser: wenn die besten Freundin von allen und ich zufällig mal richtig fit sind, dann fragt der eine den anderen: „Nehmen wir den D-Zug?“ Wenn die Antwort ja lautet, dann bedeut das, dass wir ein, zwei Gänge hoch schalten und so schnell gehen wir ich es mit der vollen Ausrüstung schaffe. Nach einer Stunde Gehzeit haben wir so eine halbe Stunde auf die veranschlagte Zeit gut gemacht. Wir sind so schnell unterwegs, dass wir uns auf 2,5 Stunden eine ganze Stunde ersparen werden, vorausgesetzt wir können das Tempo halten. In der Zwischenzeit hat uns die Sonne leider verlassen. Wir gehen weiter immer noch mit dem „D-Zug“.

Nach einer weiteren halben Stunde, wird es hinter uns bedrohlich. Ocha, die Wetterprognose war scheinbar doch nicht so daneben. Das könnte sich unter Umständen nicht ausgehen.

Weiter geht es über Stock und Stein, es beginnt leicht zu nieseln, macht ja nichts. Nach weiteren 15 Minuten regnet es, gleichzeitig erreichen wir die baumfreie Zone. Die Gipfelstation der Seilbahn und das Berggasthaus liegen in greifbarer Nähe, ich kann sie sogar schon sehen. Und da passiert es – der dunkel bewölkte Himmel erstrahlt hell auf und Sekunden später kracht ein lauter Donnerknall durch das Himmelsgewölbe. Wir befinden uns neben einer Stromleitung und unter den Trag- und Zugseilen der Seilbahn. Die Stromleitungen zischen und funken, die beste Freundin von allen wird bleich, Sie bekommt es mit der Angst zu tun. Umkehren oder weitergehen lautet die Frage. Wir schützen uns vor dem mittlerweile starken Regen unter einem Felsvorsprung. Die beste Freundin von allen ist fürs Umkehren, ich fürs Hochgehen. Da wir beide einen Dickschädel haben bedeutet das Streit. Wertvolle 10 Minuten vergehen bei einem Wortgefecht der etwas „strengeren“ Art.

Ich war mir anfangs ganz sicher rauf ist die rational bessere Entscheidung, vor allem weil uns nur noch 15 Minuten fehlen. Sie hat Angst und beschuldigt mich nur rauf zu wollen um den Gipfel zu erreichen und nicht weil das die bessere Entscheidung wäre. Ich bin verärgert und gebe nach, wir gehen in strömenden Regen 50 m abwärts. Ein Fast-Ausrutscher schaltet bei mir wieder von gefühlsbestimmten Denken auf rationales Entscheiden um (zumindest empfinde ich das so) und ich bestimme hart und stur: wir kehren um und gehen nach oben.

Wir haben circa 10 bis 15 min „verseppelt“ (=verloren). Sie ist nun still geworden und folgt mir einfach, auch weil es dauernd blitzt und donnert und Sie eine heillose Angst aushalten muss. Ich sehe es ihr an, spüre es sogar, mir ist auch etwas mulmig. Mir würde das Gewitter zwar nicht so viel ausmachen, aber ich muss zugeben, Angst ist etwas ansteckend. Wir gehen so schnell ich kann hoch, Sie könnte sogar laufen, aber ich schaffe es nicht schneller, der 12 kg Rucksack und Teile der Kleidung saugen sich trotz wasserabweisender Schicht mit Wasser voll und werden schwerer und schwerer. Kein Wunder, der Wind peitscht uns den strömenden Regen regelrecht entgegen! Ich wette, dass ich nun 15 kg, gefühlte 20 kg trage.

Nach 5 min strömenden Regen, die Bergstation in Sichtweite, plötzlich Dunkelheit – keine Bergstation mehr in Sicht, immer noch strömender Regen, Blitze und Donner und – jemand pickt mich am Kopf. Kleine weiße „Steinchen“ am Boden, oje es hagelt! Der Hagel wird richtig stark, es hagelt mir in die Bergschuhe. Der Steig wird zum Bach, mir ist stark mulmig und frage immer wieder nach hinten: „bist du da, geh es?“. „Ja“, höre ich von hinten, ab und zu bei einem gewaltigen Donnerschlag spüre ich Ihre Hand meine suchend.

Plötzlich ist es vorbei, es regnet zwar immer noch in Strömen aber der Hagel ist so entschwunden so wie er gekommen ist, es lichtet sich, die Bergstation blickt uns aus circa 80 m Entfernung entgegen. Ufa, geschafft, überlebt!!!!! Wir treten ins Berggasthaus Monte Lema ein und werden von der Wirtin begrüßt: „Anche la grandine“ (=auch noch Hagel). Sie lacht.

Tropfnass ist unser erster Gang ins WC, wo wir so gut es geht, wie früher die Waschweiber, unser Kleidung ausquetschen um zumindest zwei drei Liter Wasser los zu werden. Wir haben zum Glück – zumindest für oben rum – was Trockenes zum Wechseln mit. Wir bestellen natürlich heißen Tee und sind froh in Sicherheit zu sein. Doch dann ein Geistesblitz: wird die Seilbahn bei diesem Wetter noch fahren können? Ich frage die Wirtin. Sie sagt die Seilbahn startet gerade, wir sollen lieber mit, wenn wir nicht da bleiben wollen.

Überstürzt packen wir unsere Sachen und rennen zur Seilbahn. Voll besetzt! Wir müssen draußen bleiben, es schüttet immer noch wie aus Eimern und ein eiskalter Wind pfeift uns um die Ohren. Die Seilbahn Monte Lema braucht normalerweise 7,2 Minuten für eine Fahrt. Ok, rein in die Gipfelstation, warten und hoffen, dass die 3 aneinandergekoppelten Kabinen nochmals hochkommen. Wir zittern, im zweifachen Sinn, zusammen mit drei Schweizer Jungs. Nach einer halben Stunde sind die drei Kabinen der Seilbahn wieder da und wir steigen ein. „Non usare la cabina in mezzo“ (die Kabine in der Mitte nicht benutzen) ertönt es aus dem Lautsprecher! Warum auch immer, wir steigen in die letzte Kabine und warten sehnsüchtig bis sich die Türen schließen, es ist saukalt!

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Endlich startet die Seilbahn. Die Fahrt entwickelt sich zu einem Erlebnis der besonderen Art. Normalerweise braucht die Seilbahn 7,2 min für die Strecke, wir sind 30 min unterwegs. Kurz vor Schluss – eine Windböe, ein Stöhnen geht durch die Reihen – es passiert – nichts! Wir kommen durchnässt aber heil in der Talstation an, bezahlen gerne die 37 Schweizer Franken für die Rückfahrt, werfen unsere Sachen in das Auto und schalten die Heizung auf Maximum ein. Ich muss noch 2 Minuten warten bis ich aufhöre zu zittern und dann treten wir die Rückfahrt zu unserem Hotel an.

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Im Nachhinein für mich ein Erlebnis obwohl wir vom Luganer See und vom Lago Maggiore (nächste Wanderung!) nicht viel gesehen haben. Ein Panoramablick auf die beiden Seen war nämlich usner Ziel. Für die beste Freundin von allen wieder eine Eintrag in die Liste unter der Kategorie: nie nie wieder! Sie meint natürlich nie wieder bei schlechter Wetterprognose auf die Berge, auch wenn beim Start der schönste Sonnenschein herrscht!

Wanderung Monte Lema

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Monte Lema

Seilbahn Monte Lema

CH-6986 Miglieglia
Tel. +41 (0)91 609 11 68
Fax +41 (0)91 609 10 03
Homepage: www.montelema.ch

Berggasthaus Gipfel:

Tel. +41 (0)91 967 13 53
Fax +41 (0)91 967 15 53
Öffnungszeiten: April bis Oktober

Hoteltipps für Ihren Wanderurlaub in Südtirol

5 Kommentare über “Auf dem Weg zum Monte Lema – Luganer See und Lago Maggiore”

  1. Irene says:

    Habe diesen interessanten Bericht soeben gelesen und ihn in meinen Favoriten gespeichert, damit mein Mann ihn dann auch noch lesen kann. Tja, manchmal stimmen die Wetterprognosen hier im Tessin sogar. Ich hoffe sehr, dass ich ein solches Erlebnis nie, nie haben werde. Übrigens meine Zehen sahen schon wesentlich schlimmer aus, blau und blutig, nachdem wir uns am Monte Tamaro verfranst hatten (wegen meinem Sturkopf) und den BikeTrail nahmen, zu Fuss versteht sich, von ganz oben nach ganz unten in Rivera. Tja, ein bisschen Strafe muss halt sein 🙂

  2. Dietmar says:

    Hallo Irene,

    ja solange es nicht schlimmer ausgeht kann das bisschen Strafe schon verkraften… Trotzdem sollte man daraus lernen. Wir haben das leider nicht: sie Wanderung Spronser Seen.

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